Vor der schmalen Pforte befindet sich eine Wiese. Dort grasen ein paar Schafe. Der Wanderer sieht einen Hirten, der auf das Kreuz zu geht Auf seinen Schultern trägt der Hirte ein Schaf. Als der Wanderer genauer hinsieht, sieht er, dass dieses Schaf verletzt ist. Es sieht abgemagert und müde aus, kurz davor zu sterben. Als er wenig darüber nachdenkt, wird ihm etwas bewusst: er selbst war wie dieses Schaf! Er war müde, verletzt und von dieser Welt aufgezehrt. Jegliche Hoffnung war verloren. Doch genau wie dieser Hirte das verlorene Schaf seiner Herde suchte und es zurück brachte, so hatte Jesus ihn gesucht. Wie oft hatte er sein Rufen gehört und war doch stur auf seinem eigenen Weg geblieben. Doch die liebevolle Stimme des Hirten gab nicht auf. Erst als das Schaf in den Abgrund gefallen und sich in Disteln und Dornen verfangen hatte, war es bereit, die Hilfe des Hirten anzunehmen. Ohne ein scharfes, rügendes Wort befreite der Hirte das Schaf aus dem Dornengestrüpp und lud es sanft auf seine Schultern, um es nach Hause zu bringen.
Der Wanderer verstand jetzt noch tiefer, was Jesus für ihn getan hatte. Dadurch wurde sein Glaube gestärkt.
Nun näherte er sich der schmalen Pforte. Diese war in der Tat viel kleiner und sah schäbiger als der breite Weg. Wer sie passieren möchte, darf kein Gepäck mitnehmen. Es passt kein Rucksack durch. Selbst eine Handtasche würde den Durchgang durch die schmale Pforte verhindern. Doch der Wanderer hatte all seinen Besitz am Kreuz gelassen. Er verließ sich ganz auf die Versprechen Gottes, dass er für ihn sorgen würde. Nur die Kraft Gottes konnte ihn sicher in das Neue Jerusalem bringen.
Vollständige Übergabe
Die schmale Pforte steht für die vollständige Übergabe und Abhängigkeit von Gott. Nichts menschliches – weder Geld, noch Weisheit noch Einfluss – können uns den Weg ins ewige Leben ermöglichen. Wir können nichts zu unserer Rettung beitragen als uns Gott vollständig auszuliefern und ganz auf seine Verdienste zu vertrauen. Das ist etwas, was uns sehr schwer fällt. Wir klammern uns an die kleinsten Strohhalme, um doch noch ein Plan B in der Hinterhand zu haben, falls etwas bei Gott schief läuft.
Dabei sind es eben diese unsere eigenen Ideen, die uns scheitern lassen und die Gottes Pläne durchkreuzen. Oft schieben wir dann Gott die Schuld in die Schuhe. Wir machen ihn für das verantwortlich, was durch unseren Unglauben schiefgelaufen ist.
Das Sterben des Egos
Daher muss unser eigenes ICH, unser alter, egoistischer Mensch, sterben. Wir bestimmen nicht mehr selbst über unser Leben. Als wir Jesus am Kreuz unsere Last übergeben haben, haben wir ihm auch die Führung über unser Leben übergeben. Alles, was wir sind und haben, gehört ihm. Er hat uns gebeten, sein Kreuz und sein Joch auf uns zu nehmen. Dies bedeutet Gehorsam ihm gegenüber. Er ist nun der Herr in unserem Leben. Alles, was wir tun, was wir essen, wie wir arbeiten oder unsere Freizeit gestalten, alles soll zu seiner Ehre sein.
Wir haben uns selbst aus den Augen verloren. Unser höchstes Bestreben ist es, Gott glücklich zu machen, der sich selbst für uns vollständig aufgegeben hat. Sein Opfer und seine absolute Selbstverleugnung um unsertwillen sollen dazu führen, dass wir seinem Beispiel nachfolgen und uns nichts so wertvoll ist, wie er.
Dies geschieht nicht über Nacht. Es ist viel mehr ein Prozess. Selbst nach unserer Bekehrung gibt es viele Götzen, von denen Gott uns noch reinigen möchte. Irgendwie gelingt es uns, selbst durch die schmale Pforte noch ein, zwei Dinge aus dem alten Leben hinein zu schmuggeln. Doch Gott weiß das und wird geduldig daran arbeiten, dass wir auch diese Dinge ihm eines Tages freiwillig übergeben.
Die schmale Pforte – eine tägliche Entscheidung
Eigentlich müssen wir uns jeden Tag aufs Neue dafür entscheiden durch die schmale Pforte zu gehen. Jeden Tag müssen wir uns für den Weg mit Gott entscheiden. Es sollte das erste sein, was wir am morgen tun. Ich finde dazu dieses Gebet sehr schön:
“Nimm mich, o Herr, ganz als dein Eigentum. All meine Pläne lege ich in deine Hand. Laß mich wissen, was ich heute für dich tun kann. Bleibe in mir und gib mir die Kraft, die ich an diesem Tag brauche. Laß alles, was ich tue, Bestand haben vor dir.”
-Ellen G. White, Der bessere Weg, S. 75
Außerdem ist es notwendig jeden Tag Zeit dem Studium des Wortes Gottes zu widmen. In der Bibel können wir Gott besser kennen lernen. Wir verstehen ihn und sein Handeln besser. Wir erhalten Rat für unsere Fragen und werden zudem ermahnt und ermutigt. Die Bibel ist Nahrung für unsere Seele, so wie Brot unseren Körper ernährt und mit Nährstoffen versorgt.
Nur so können wir durch die schmale Pforte gehen. Auf dem Weg in den Himmel werden uns viele Gefahren und Prüfungen begegnen. Wir können sie nur dann erfolgreich bestehen, wenn wir uns durch Gebet und Bibelstudium stärken. Wenn Gott so an unserer Seite ist, dann ist keine Prüfung zu schwer und nichts kann uns überwältigen.
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