Der Anker der Hoffnung

(Hinweis: Dieser Beitrag unterbricht kurz meine Erklärung
vom breiten und schmalen Weg)

Hoffnung!

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Welt scheinbar aus den Fugen
gerät, brauchen wir sie um so mehr. Inflation, Wirtschaftskrise, politische Ohnmacht, Umweltkatastrophen und Kriege beunruhigen die Menschen. Dazu kommen noch die zerbrochenen Familien und Identitätskrisen. Kein Wunder, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen immer mehr zunehmen. Besonders seit der Corona-Pandemie ist eine Zunahme der an Depression Erkrankten zu beobachten.

Es scheint, als sei kaum noch Hoffnung in dieser Welt zu sehen. Keiner weiß, wie sich die politische und wirtschaftliche Lage weiter entwickelt. Es ist schwer geworden, die nächsten Jahre zu planen. Alles scheint unsicher. Die Zukunftsaussichten sind düster.
Das ist das Stimmungsbild, was ich im Gespräch mit meinen Patienten tagtäglich mitbekomme. Besonders die älteren Leute sind froh, dass sie schon so alt sind. Sie machen sich Sorgen um ihre Enkel, was sie in Zukunft erwarten wird.

Auch ich bin schon die ein oder andere Krisenzeite in meinem Leben erlebt .Es gab Momente, bei denen ich kurz davor war, die Hoffnung aufzugeben. Doch es gab etwas, was mir Kraft gab, weiter zu machen. Es gab eine Hoffnung, die mich durchhalten ließ.

Wir können von ihr in der Bibel, in Hebräer 6,19 lesen:

Diese [Hoffnung ] halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere, hinter den Vorhang.

Die Entstehung des Bildes

In den letzten Wochen habe ich vermehrt auf meinem iPad mit Procreate herum gekritzelt. Das ist eine super Sache, denn man kann dabei bequem auf der Couch liegen und trotzdem an einem Kunstwerk arbeiten. Da ich in den letzten Wochen etwas erschöpft war, war das perfekt für mich. Schon seit einiger Zeit arbeite ich an einem digitalen Bild. Doch in dieser Woche hatte mein älterer Bruder und auch eine meiner liebsten Freundinnen Geburtstag. Ich hatte überlegt, wie ich ihnen die Geburtstagsgrüße zukommen lassen kann. Mein Bruder wohnt in Tschechien und meine Freundin in Bayern. Mein Bruder und ich schicken uns jedes Jahr digitale Karten. So entschied ich mich, für ihn eine zu malen. Schnell war das Motiv gefunden: ein Anker. Ich fand eine schöne Referenz auf pinterest. Der passende Bibeltext schwirrte auch sofort in meinem Kopf umher. So machte ich mich ans Werk. Drei oder vier Abende saß ich an dem Bild, doch direkt ein Tag vor dem Geburtstag meines Bruders wurde es fertig. So konnte er es pünktlich erhalten.

Meine Freundin hatte zwei Tage später Geburtstag. Ich nahm das gleiche Motiv und änderte den Text auf „Gottes Segen zum Geburtstag“. Wir schicken uns immer noch, herrlich altmodisch, echte Karten zu. Daher druckte ich das Bild aus und machte daraus eine schöne Karte. Wie immer etwas zu spät, ging sie dann mit der Post auf ihre weite Reise in den Süden Deutschlands.

Das Malen dieser Karte war wie Therapie für mich. Der Bibeltext erinnerte mich daran, dass ich den Herausforderungen des Lebens keine Macht über mich geben muss, denn meine Kraftquelle ist im Himmel verankert.

Der Anker

So ein Anker ist schon eine tolle Sache. Bei meinen Segelreisen melde ich mich gerne freiwillig für die Ankerwache. Das finde ich sehr spannend. Man prüft aller halber Stunde, ob der Anker noch hält und in der richtigen Position liegt. Man peilt auch den Standort, an dem man sich befindet, um die Schiffsdrehungen zu beobachten. Das alles wird genau in einem dafür vorgesehenen Buch notiert.

Wenn der Anker richtig hält, dann ist das Schiff sicher. Keiner braucht Angst haben, dass das Schiff abgetrieben wird und dann vielleicht Schiffbruch erleidet.

Auch für unsere Seele gibt es einen solchen Anker. Ich habe den Eindruck, dass viele Seelen wie ein Schiff einfach von den Wellen und der Strömung ziellos hin und her getrieben werden. Sie haben keinen Halt und Ziel im Leben. Irgendwann werden sie an den Klippen der Hoffnungslosigkeit zerschellen. Doch Gott bietet unserer Seele einen festen Halt an. Gerade in diesen Zeit können wir diesen Halt besonders gebrauchen, damit wir nicht entmutigt aufgeben.

Der Anker der Seele ist die Hoffnung.

Enttäuschte Hoffnungen

Doch auf was kann unsere Seele hoffen? Viele Hoffnungen zerschellen an den schroffen Felsen der Realität dieser Welt. So hoffen viele auf eine glückliche Beziehung und darauf, endlich den Traumpartner zu finden. Doch oft entpuppt sich die Hoffnung als Trugschluss. Viele hoffen auf eine gut bezahlte Arbeitsstelle. Doch wie schnell kann diese weg sein oder das verdiente Geld verliert an Wert. Andere hoffen durch eine Beziehung oder durch ihre Familie glücklich gemacht zu werden. Doch leider bekommen sie nicht von ihren Lieben, was sie sich von ihnen wünschen, egal wie viel sie in sie hinein investieren.

Viele Menschen wurden in ihren Hoffnungen schon so oft enttäuscht, dass sie schon gar nicht mehr zu hoffen wagen, aus Angst, wieder enttäuscht zu werden.
Welche Hoffnung kann nicht enttäuscht werden? Was ist das für eine Hoffnung, die Gott uns anbietet?

Wir finden die Antwort in dem Vers, den wir gerade gelesen haben. Dort steht, dass der Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang hinein reicht. Das klingt ein wenig komisch, oder?

Lasst uns herausfinden, was mit dem “Inneren“ gemeint ist. Dazu hilft es, wenn man den nachfolgenden Vers (Hebräer 6,20) noch liest:

wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist, der Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist nach der Weise Melchisedeks.

Hier lesen wir, dass Jesus hinter den Vorhang, in das Innere, eingegangen ist. Also Jesus ist an diesem Ort, dem Inneren. Weiter erfahren wir, dass er der Hohepriester in Ewigkeit geworden ist. Das hilft uns etwas weiter. Der Hohepriester hat was mit dem Tempel und dem Dienst für Gott zu tun.

Das Heiligtum

Schauen wir uns das kurz etwas genauer an!

Gott hatte Mose einen Spezialauftrag gegeben. Nach dem er das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreit und in die Wüste geführt hatte, sollte er dort in der Wüste für Gott ein Heiligtum bauen. Gott wollte mitten unter seinem Volk wohnen. Dabei gab er Mose ganz detaillierte Anweisungen wie das aussehen sollte. Denn dieses Heiligtum sollte nach dem Vorbild des himmlischen Heiligtums gebaut werden. Ja, es sollte sogar ein Abbild, also wie ein Modell für das Original im Himmel sein (s. 2.Mose 25,8+9).

Das Heiligtum bestand aus drei Teilen. Es hatte einen Vorhof, in dem sich ein Brandopferaltar und ein großes Waschbecken befanden. Danach ging es in ein Zelt, dass noch einmal in zwei Abteilungen eingeteilt war. Der vordere Teil des Zeltes wurde als das „Heilige“ bezeichnet. Hier befanden sich ein siebenarmiger Leuchter, ein Schaubrottisch mit frischem Brot und ein Rauchopferaltar. Letzterer stand direkt vor einem Vorhang, der das „Heilige“ von dem „Allerheiligsten“ abtrennte. Das „Heilige“ durften nur Priester betreten. In das „Allerheiligste“ durfte nur einmal im Jahr der Hohepriester. Dort befand sich die Bundeslade. In ihr wurden die zehn Gebote sowie ein blühender Stab von Aaron aufbewahrt. Über der Bundeslade befand sich der Gnadenstuhl, der von zwei Engeln überschattet wurde.

 

Die Reinigung des Heiligtums

Hier lüftet sich jetzt unser Geheimnis, was mit dem Inneren, hinter dem Vorhang gemeint ist. Das „Allerheiligste“ ist ein Symbol für den Thronsaal Gottes. Die Bundeslade mit dem Gnadenstuhl ist das Symbol für den Thron Gottes. Die zehn Gebote, die sich in der Bundeslade befinden, sind die Grundlage der Regierung Gottes. Hier ist Gott. Von hier aus reagiert er das Universum. In dem Text in Hebräer haben wir gelesen, dass Jesus als unser Hohepriester dort hinein gegangen ist. Der Hohepriester war der Stellvertreter des Volkes Gottes. Einmal im Jahr fand der Große Versöhnungstag statt. An diesem Tag wurde das Heiligtum von den Sünden des Volkes gereinigt. Tagtäglich brachten nämlich die Menschen ihre Sünden in das Heiligtum, indem sie ein Opfertier darbrachten. Damit wurde symbolisch die Schuld von dem Sünder auf das Heiligtum übertragen. Im Laufe des Jahres häuften sich dort also bildlich gesprochen die ganzen Sünden des Volkes an. Das Heiligtum bedurfte damit auch der Reinigung. Zu diesem alljährlichen Anlass ging der Hohepriester mit dem Blut eines Opfertieres in das „Allerheiligste“ und besprengte den Vorhang und die Bundeslade mit dem Blut. Dies reinigte das Heiligtum von den Sünden des Volkes. Diese Sünden wurden dann auf einen vorher ausgelosten Bock übertragen, der wortwörtlich in die Wüste geschickt wurde (daher kommt übrigens auch das Sprichwort, jemanden in die Wüste zu schicken).

All diese Symbole und Dienste im Heiligtum sind aber nur ein Typus, also ein Modell, für den Dienst Jesu. Das alles zu erklären, würde hier mehr als nur den Rahmen sprengen.

Der Dienst Jesu hinter dem Vorhang

Jesus kam auf diese Welt, um als Opferlamm für unsere Sünden zu sterben. Er ist also das Opfer, das tagtäglich im Tempel dargebracht wurde. Wir als Sünden, können durch unser Sündenbekenntnis unsere Schuld auf Jesus übertragen, der sie bereits für uns bezahlt hat. Durch sein Blut reinigt Jesus uns von unserer Schuld. Dafür wird sie zunächst auf das wahre Heiligtum, was im Himmel ist, übertragen. Dort häufen sich schon mehr als 6000 Jahre die Sünden der gesamten Menschheit an. Doch wir haben gelesen, dass unser Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang, also in das Allerheiligste, reicht. Dort finden wir die einzig wahre Hoffnung.

Einmal im Jahr fand der Große Versöhungstag statt.Der Hohepriester ging mit dem Blut des Opfertieres hinter den Vorhang in das Allerheiligste, um es von den Sünden zu reinigen.

Jesus ist für uns zum Hohepriester geworden. Er braucht aber kein fremdes Blut von einem unschuldigen Tier. Denn er ist selbst ist das Opfertier. Er ist Opfer und Hohepriester zugleich. Mit seinem eigenen Blut betritt er also den himmlischen Thronsaal und tritt vor den Vater. Dort macht er zwei Dinge. Einmal ist er unser Stellvertreter und Anwalt. Er vertritt uns und unsere Anliegen vor Gott. Als Zweites reinigt er das Heiligtum von unseren Sünden und wird dafür sorgen, dass sie auf Satan zurückfallen werden, der diese verursacht hat. Hier sind wir bei unserem Hoffnungsanker angekommen.

Der Anker der Hoffnung

Unsere Hoffnung besteht darin, dass Jesus selbst unsere Schuld auf sich nahm, indem er sein Blut für uns vergoß. Durch sein Blut kann er uns von unseren Sünden reinigen und vor Gott für uns Vergebung und ein neues Leben erwirken. Doch unsere Sünde, wenn auch vergeben, existiert noch. Sie lagert im himmlischen Heiligtum. Es kann sogar sein, dass sie wieder auf uns zurückfällt, wenn wir uns von Gott abwenden. Deswegen besteht unsere einzige Hoffnung in unserem Hohepriester. Wir als Adventisten glauben, dass Jesus im Jahr 1844 hinter den Vorhang, in das Allerheiligste, hineingegangen ist. Seit diesem Jahr findet der Große Versöhungstag statt. D.h. jeder einzelne Mensch, der jemals gelebt hat, wird noch einmal vor Gott geprüft. Es wird geschaut, ob er Jesu Opfertod für sich in Anspruch genommen hat und sich von seinen Sünden hat reinigen lassen. Ist das der Fall, dann wird er ewig leben. All seine Sünden sind aus dem Lebensbuch gestrichen. Es ist so, als hätte er sie nie begangen. Wenn ein Mensch das Angebot nicht annehmen wollte, dann wird er ewig tot sein. Jeder Fall wird entweder für Leben oder Tod entschieden. Irgendwann werden all die Toten gerichtet sein. Dann kommen wir Lebenden an die Reihe. Auch unsere Schicksale werden entschieden werden. Doch jeder wird vorher genug Möglichkeiten bekommen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn sich jeder Mensch für oder gegen Gott entschieden hat, dann ist der Reinigungsprozess beendet. Entweder tragen die Menschen ihre eigene Schuld oder sie wird Satan, dem Sündenbock, auferlegt werden. Wenn das alles vorbei ist, dann kommt Jesus wieder und wird uns nach Hause nehmen.

Willkommen zu Hause!

Jesus kommt um uns nach Hause, in das Allerheiligste, zu holen! In Hebräer 6,20 haben wir gelesen, dass Jesus als unser Vorläufer hinter den Vorhang gegangen ist. Er hat für uns den Weg bereitet, damit wir dort sein können, wo er ist. Dieser Ort ist unser zu Hause. Es ist ein Ort an dem Gerechtigkeit, Liebe, Sanftmut und Geselligkeit herrscht. Es ist der Ort, nach dem sich jeder hier auf dieser Erde sehnt, aber hier nie finden wird. Dort wird es keine Existenzängste, keine Schmerzen, kein gebrochenes Herz, keinen Krieg und keinen Tod mehr geben. Wir dürfen Erben Gottes sein und damit werden wir selbst auf dem Thron sitzen und zusammen mit Jesus regieren.

Das schönste wird sein, dass unsere ganzen Fehler und Sünden verschwunden sind. Keiner wird mehr an meine Schwächen und an mein Versagen denken. Auch ich selbst werde das alles vergessen haben. Wie oft leide ich hier auf dieser Erde unter meinen eigenen Unzulänglichkeiten. Doch dort im Himmel wird das alles der Vergangenheit anhören. Es wird ein Ort der reinsten Freude und des höchsten Glückes sein.

Mein persönlicher Hoffnungsanker

Das ist mein fester und sicherer Anker. Weil ich weiß, dass Jesus diesen Weg vor mir gegangen ist und ihn für mich vorbereitet hat, kann ich ihm getrost folgen. Hier auf dieser Welt ist der Weg oft mit Entbehrung, Schmerz und Tod verbunden. Doch all das ist nichts im Vergleich zu den wunderbaren Dingen, die Jesus jetzt gerade für mich vorbereitet!

Jesus hat unendliche Qualen gelitten und sich tief gedemütigt, um mir ewige Freude und Frieden zu ermöglichen. Seine grenzenlose Liebe und Hingabe für mich ist mein Anker.

Wenn ich daran denke, wie viel er für mich aufgegeben hat, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen, dann fällt es mir leichter, diese Welt hier loszulassen, um das zu gewinnen, was er mir anbietet. Ich muss in dieser Welt nicht mehr alles erleben, denn ich weiß, dass mir diese Welt nichts bieten kann, was mich wirklich glücklich macht.

Meine Hoffnung auf ein Leben ohne Schuld und Sünde als eine Königstochter gibt mir bereits in diesem Leben Ruhe und Frieden. Je mehr ich mich mit Gott und seinem herrlichen Wesen beschäftige, desto mehr verliebe ich mich in ihn. Und desto wertloser erscheinen mir all die Dinge, die diese Welt mir hier bieten möchte. Mein Herz sehnt sich dort anzukommen, wo meine Hoffnung bereits ankert: an der Seite meines wunderbaren Gottes und Erlösers Jesus Christus! Er ist den Weg vor mir gegangen, damit ich ihn auch finden und gehen kann.

Es gibt eine Hoffnung über dieses Leben und diese Welt hinaus. Lasst diese Welt wie ein Kartenhaus zusammen fallen! Ich weiß, dass mein Anker im Allerheiligsten hält, wo jemand für mich eintritt, der alles gegeben hat, damit ich bald bei ihm sein kann.

Wo ist deine Hoffnung verankert? Wird dein Anker halten, auch wenn die Welt über dir zusammenbricht?

13. Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

In meinen frühen Zwanzigern,
als ich noch jung im Glauben war,
besuchte ich viele Jugendkongresse meiner Gemeinde. Das waren immer besondere Wochenenden. Auf meinem ersten „Youth in Mission-Congress“ im Jahr 2010 hatte ich mich für die Taufe entschieden. Auch reifte seit diesem Kongress in mir der Wunsch, eine Missionsschule zu besuchen. Solche Kongresse sind Orte, an denen man kleine und große Entscheidungen trifft. Die Ansprachen sind motivierend. Man bekommt Hoffnung, dass man seine Lieblingssünden überwinden kann und dass man ein neuer Mensch werden kann. Oft bin ich begeistert nach Hause gefahren und war mir sicher, dass sich in meinem Leben etwas verändert hat. Mein Glaube war gestärkt und ich war mit Jesus fester denn je verbunden.

Doch es dauerte nie lange bis der Alltagstrott zurückkehrte. Schneller als einem lieb war, befand man sich in dem selben Hamsterrad und auch wieder in den alten Sünden, die man eigentlich auf dem Kongress hinter sich gelassen hatte. Diese Erfahrungen entmutigten mich. Ich war frustriert. Auf dem Kongress erlebte ich eine intensive Zeit mit Gott. Ich lernte so viel über ihn, traf begeisterte junge Menschen in meinem Alter, betete mit ihnen um Veränderung in unseren Leben, traf Entscheidungen noch ernster mit Gott zu machen und hörte Ansprachen, die mir sagten, dass ich verändert von diesem Kongress nach Hause fahren werde. Diese Kongresse waren geistliche Tankstellen für mich. Doch als ich merkte, dass sich zu Hause nicht viel verändert hatte, zog es mich nur um so weiter nach unten.

So ist es oft im Leben: nach einem (geistlichen) Höhepunkt folgt danach ein umso tieferes Tief. Dieselbe Erfahrung hatte ich übrigens nach meiner Taufe. Bei mir führte das soweit, dass ich aufhörte auf solche Jugendkongresse zu fahren, denn ich wollte keine geistlichen Achterbahnfahrten mehr erleben.

Geistliche Höhepunkte

So wie mir und vielleicht dem ein oder anderen Leser erging es auch dem Wanderer. Wie im letzten Beitrag zu lesen war, hatte er einen geistlichen Höhepunkt erlebt. Zuerst war er an der Quelle des Lebens gewesen, dann ging er mit Jesus über das Meer der Sorgen, um im Anschluss einen ganzen Tag in intensivster Gemeinschaft mit Jesus zu verbringen. Das waren viele starke Erlebnisse innerhalb kürzester Zeit. Der Wanderer verbrachte viele wunderschöne Stunden unter den herrlich blühenden Kirschbäumen im intensiven Gespräch mit Jesus. Sein Herz war gestärkt, ermutigt und bereit für die weitere Reise. Er war überglücklich. Die Gemeinschaft mit Jesus erfüllte ihn mit der tiefsten Freude, die er bisher in seinem Leben erfahren durfte.

Die Reise geht weiter

Doch nun war die Zeit für den Wanderer gekommen, seine Wanderung auf dem schmalen Weg fortzusetzen. Der Pfad, auf dem der Wanderer jetzt geht, ist hell. Er ist von saftig grünen Wiesen mit bunten Blumen begrenzt. In der Ferne hört er das Rauschen eines mächtigen Wasserfalles. Durch das Wasser ist die Luft angenehm und der Weg ist leicht zu gehen.

Auf einmal endet der Weg scheinbar abrupt. Der Wanderer steht vor einer riesigen Felswand. Als er genauer hinschaut, sieht er einen Spalt in der Felswand, der bis zum Boden ragt. Er erinnert sich daran, dass Jesus ihm von der Schlucht der geistlichen Finsternis erzählt hatte. Das musste sie sein! Auf der Felswand ist eine Tafel angebracht auf welcher steht: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte!“. Als der Wanderer diese Inschrift liest, fällt ihm wieder die Lampe ein, die Jesus ihm mitgegeben hatte. Er holt sie hervor und bringt sie zum Leuchten. Vorsichtig leuchtet er in die dunkle Schlucht hinein. Der Weg führte tatsächlich durch die Felswand hindurch. Mutig macht der Wanderer einen Schritt in die Schlucht. Auf einmal umgibt ihn absolute Dunkelheit. Feuchte, kalte Luft schlägt ihm entgegen. Sofort fühlt sich seine Kleidung klamm an. Er beginnt zu frösteln. Das Rauschen des Wasserfalls ist nicht mehr zu hören. Es herrscht absolute Stille. Bis auf ein gelegentliches leises „Platsch“, wenn ein Tropfen von den triefend nassen Wänden auf den Boden fällt.

Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

Der Weg ist glitschig und geht steil bergauf. Der Pfad ist sehr schmal. Trotz der Lampe stößt sich der Wanderer immer wieder an den scharfen Felswänden. Manchmal wird der Weg so eng, dass sich der Wanderer zwischen die Wände durch quetschen muss. An anderen Stellen kann er nur hindurch krabbeln.

Wie anders hier doch alles ist! Die Zeit mit Jesus unter den blühenden Kirschbäumen, wo alles hell, warm und freundlich war, schien eine Ewigkeit zurück zu liegen. Dem Wanderer kommt das wie ein schöner Traum vor. Doch jetzt steckte er mitten in einem Albtraum fest, aus dem er nicht aufwachen konnte! Und er steckt wortwörtlich fest! Der Weg war so schmal, dass er nur noch eine Röhre in der Wand war. Der Wanderer musste sein Gepäck abnehmen und es vor sich her schieben. Nur so konnte er vorwärts kommen. Stück für Stück schiebt er sich weiter. Dabei schneiden ihn die scharfkantigen Felsen. Jede Vorwärtsbewegung ist schmerzhaft. Dazu kommt die Dunkelheit, die Stille und die feuchte Kälte. Schnell kann man in so einer Situation verzweifeln. Wie lang ist der Weg noch? Gibt es überhaupt einen Ausgang? Oder steckte man hier auf ewig fest? Die Dunkelheit kann einen fast den Verstand rauben. Was wäre, wenn der Sauerstoff ausgeht? Zu ersticken ist kein schöner Tod. Wieder um zu kehren und sich den ganzen Weg zurück zu kämpfen ist auch keine Option.


Das Licht

Doch der Wanderer hat seine Lampe dabei. Munter flackert das Licht vor sich hin und erleuchtet die Umrisse des Weges. „Weg“ war allerdings etwas zu viel gesagt. Es war wirklich nur eine Art ganz schmaler Gang. Doch das Licht hilft dem Wanderer nicht aufzugeben. Es erinnerte ihn an den, der ihm dieses Licht gegeben hatte. Er hatte ihn auf die Schlucht vorbereitet und ihm ein paar Tipps mitgegeben. So hatte ihm Jesus versprochen, dass auch wenn die Schlucht endlos schien, sie doch ein Ende haben würde. Der Wanderer solle sich immer das Ziel vor Augen halten. Außerdem solle er nicht so viel über seine aktuelle Situation nachdenken. Würde er über die Herausforderungen in der Schlucht denken, würde er sie in seinem Denken noch vergrößern und ihm würde der Mut sinken. Vielmehr sollte er an die vor ihm liegende Freude denken. Dabei kann ihm die letzte Erfahrung eine Hilfe sein. Er durfte einen kleinen Vorgeschmack des Himmels mit Jesus erleben. Wie viel herrlicher würde es sein, wenn er endlich am Ziel angekommen wäre. Auf keinem Fall durfte er sich gedanklich um sich selber drehen. Doch genau das versucht der Widersacher. Er führt dem Wanderer seine Schwachheiten vor Augen. Er zeigt, wie oft er schon versagt hatte und dass er jetzt wieder Jesus enttäuschen würde. Er lenkt die Gedanken auf all die Wunden, die der Wanderer in der Schlucht erlitten hat. Auf einmal spürt er die Schmerzen am ganzen Körper. Er spürt, wie ihm seine Kräfte schwinden. Dazu noch die Enge und die drückende Finsternis. Würde er hier überhaupt lebend hinaus kommen? Panik breitet sich wie ein Nebel in dem Wanderer auf. Doch dieser schaut auf die Lampe. Sie leuchtet noch genauso stark wie am Eingang zu der Schlucht. Ja, mehr noch! Der Wanderer meint, dass sie sogar noch heller leuchten würde als zuvor! Je dunkler es ist, umso heller scheint das Licht.


Der Glaube siegt!

Dieses Licht ist eine Erinnerung an den, der es ihm gegeben hat. Er hat versprochen, bei ihm zu sein und ihm die Kraft zu geben, die er bräuchte. Kraft war jetzt genau das, was der Wanderer brauchte! So betet er zu Gott und nimmt im Glauben seine Verheißungen in Anspruch. Nach dem er Gott gedankt hat, dass dieser seine Gebete beantwortet hat, setzt der Wanderer seinen mühsamen Weg fort. Je mehr er sich vorwärts kämpft, umso mehr durchströmt ihn neue Kraft.

Nach einigen Metern stellt der Wanderer fest, dass der Weg zunehmend wieder breiter wird. Er muss nicht mehr auf dem Bauch kriechen, sondern kann auf allen Vieren vorankommen. Irgendwann wird der Weg so breit, dass er gebückt gehen kann. Schließlich kann er sich wieder aufrichten. Jetzt bemerkt der Wanderer auch, dass ein angenehm warmer Luftzug ihm entgegen kommt. Und ist da vorne nicht sogar ein Lichtschimmer zu sehen? Das letzte Stück in der Schlucht geht zwar noch einmal steil bergauf. Doch dies kümmert den Wanderer nicht. Er will nur noch aus dieser Dunkelheit hinaus! Neue Energie durchströmt ihn. Zügig, aber dennoch vorsichtig klettert der Wanderer den steilen Pfad hinauf. Manchmal rutscht er auf den nassen Felsen ab. Doch er kann sich immer wieder auffangen. Und plötzlich steht er im Freien! Warme Sonnenstrahlen begrüßen ihn. Er hört das fröhliche Zwitschern der Vögel und spürt das Streichen einer sanften Brise über sein Gesicht. Er hat es geschafft! Durch die Lampe hatte er bis auf ein paar Schrammen und Kratzer wohlbehalten aus der Schlucht der geistlichen Finsternis herausgefunden! Der Wanderer preist und dankt Gott für diese herrliche Lampe, die er ihm zur Verfügung gestellt hatte!

Die Anwendung

Der Wanderer konnte die geistliche Finsternis besiegen, weil er sich auf das Licht fokussiert hat. Auch wenn er Jesus nicht mehr sehen konnte und scheinbar alles gegen den Glauben sprach, hielt er sich das Ziel vor Augen. Das half ihm, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern die Finsternis zu besiegen.

Genauso können wir in entmutigenden Situationen siegreich sein. Manchmal scheint es so, als hätte sich Gott von uns zurück gezogen. Alles scheint schief zu gehen, als wären wir des Segens Gottes beraubt. Doch Gott hat uns Licht gegeben, damit wir in jeder Situation treu bleiben können. Dieses Licht ist sein Wort, die Bibel. In ihr finden wir viele Geschichten von Menschen, die ähnliche Probleme hatten wie wir. Wir können aus ihrem Versagen und ihren Siegen lernen. Außerdem finden sich in der Bibel viele Mut machende Verheißungen, aber auch Ermahnungen, die uns korrigieren wollen und uns so helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben. .

Wir müssen sie nur benutzen. Es bringt nichts, wenn die Bibel dekorativ im Schrank steht, sie will gelesen werden. Aber es bringt auch nichts, die Bibel zu lesen und theoretisch verstanden zu haben, was Gott mir sagen will.

Die Bibel muss ins praktische Leben integriert werden! Daran scheitern viele. Wir wissen, dass Gott uns sagt: „Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!“ (Jesaja 41,10). Doch glauben wir, dass das wirklich wahr ist? Glauben wir, dass Jesus in diesem Moment bei mir ist und bereit ist, mir mit meinem Problem hier und jetzt zu helfen? Glauben wir, dass er MIR helfen KANN und helfen WILL? Kann ich meine Sorgen und Probleme im Gebet bei Jesus wirklich ablegen oder nehme ich sie nach dem „Amen“ wieder mit?

Wir können gut in der Theorie über all das reden, aber praktizieren wir es auch?
Ich lade dich, lieber Leser ein, nimm deine Lampe und benutze sie! Studiere nicht nur die Bedienungsanleitung, wie man sie anwendet, sondern setze es in die Praxis um! Ich garantiere dir, dann wird dir ein Licht aufgehen und die Finsternis, die Satan ständig um uns webt, hat keine Macht mehr!

Nach all den Herausforderungen kommt als Nächstes die wohlverdiente Sabbatruhe!

14. Sabbatruhe

Endlich Ruhe!
Wer kennt das nicht?
Gerade in dem hektischen Treiben dieser hochtechnisierten Zeit ist Ruhe Mangelware geworden. Wie sehr freuen wir uns auf das Wochenende oder den langersehnten Urlaub, wo wir uns endlich mal ausruhen können. Manchmal freut man sich nach einem harten Arbeitstag nur darauf, einfach ins Bett zu fallen und zu schlafen. Ruhe ist eines unserer Grundbedürfnisse und ein sehr wichtiger Heilfaktor für unsere Gesundheit.

All das wusste unser Schöpfer als er uns geschaffen hatte. Aus diesem Grund hat er sich etwas überaus geniales einfallen lassen. Er hat die Woche so aufgebaut, dass wir jede Woche einen ganzen Tag ruhen können. Wir lesen in 1. Mose 2,1-3:

„So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Werk, das Gott schuf, als er es machte.“ 

Der Sabbat und die Ehe sind die beiden Vermächtnisse, die unsere Menschenfamilie aus dem Garten Eden mitnehmen durfte. Wenn schon Gott und unsere sündlosen Ureltern ruhen sollten, wie viel mehr trifft das heute auf uns zu!

Dieses besondere Geschenk aus Eden durfte auch unser Wanderer genießen.

Der Studel der Zeit

Der Wanderer ist bereits sehr lange auf dem schmalen Weg unterwegs. Und es war wahrlich kein Spaziergang bisher! Der Wanderer musste viele Entbehrungen, Prüfungen und Schwierigkeiten überwinden. Mehrmals hat er dem Tod direkt ins Auge geblickt. Oft hatten ihn seine Kräfte verlassen und er konnte sich nur auf Gott verlassen. Dies alles hinterlässt Spuren. Das weiß Gott.

Daher hat er auf dem Weg immer wieder verschiedene Orte zur Erholung und zum Kraftschöpfen eingebaut. So konnte der Wanderer in der Gemeinschaft mit Gleichgläubigen und an der Quelle des Lebens auftanken. Er durfte sogar mit der Lebensquelle selbst, Jesus, Gemeinschaft haben und mit ihm reden.

Doch Gott weiß wie wir Menschen ticken. Schnell verlieren wir im Trubel und den Herausforderungen des Alltags den Blick für das Wesentliche. Wir nehmen uns wenig Zeit für Gott. Vielmehr lassen wir uns vom Strudel der Geschäftigkeit mitreisen. Vielleicht machen wir früh eine kurze Andacht und bitten um den Segen Gottes für den Tag. Aber halten wir wirklich inne, um ECHTE Gemeinschaft mit Gott zu pflegen? Was ist das für eine Beziehung, wenn der Partner jeden Morgen nur kurz sagt, dass er mich liebt und dann alles aufzählt, was er wünscht, was ich heute für ihn tun soll? Den Rest des Tages lebt man dann getrennte Leben. Nur wenn der Partner etwas benötigt kommt er und bittet darum. So eine Beziehung möchte doch keiner haben, oder? Gott möchte auch nicht so eine Beziehung mit uns.

Er möchte gerne Anteil an unserem Leben haben. Er möchte wissen, was uns beschäftigt, was uns Sorgen macht, worüber wir uns freuen. Er hört uns gerne zu, wenn wir die innigsten Herzensanliegen mit ihm teilen. Doch was ist das für eine Beziehung, wenn nur einer redet und der andere nur zu hört? Gott möchte sich auch mitteilen. Er möchte seinen Plan für unser Leben offenbaren. Er möchte unsere Gedanken in die richtige Richtung lenken. Er möchte uns zeigen, was er in unserem Leben verändern möchten. Er hat so viele Ideen, wie er uns helfen möchte. Doch wir nehmen uns nicht die Zeit, ihm zu zu hören. Wir bestürmen Gott mit unseren Bitten und stürzen ohne auf eine Antwort zu warten gleich wieder in unseren Alltag.

Der Tag zur Entschleunigung

Gott weiß, wie wir ticken und wie schnell wir uns in dem Alltagsstress verfangen lassen. Daher hat er uns einmal in der Woche einen Tag gegeben, um uns daraus zu holen. Einen Tag zur Entschleunigung. Einen Tag, an dem wir nicht unserem Alltag nachgehen müssen. Wir müssen uns nicht Gedanken über das Einkaufen, Kochen, Putzen und Arbeiten machen. Das alles kann man an diesem Tag getrost zur Seite legen. Dafür können wir uns an diesem Tag Zeit für das nehmen, was wirklich zählt: intensive Zeit mit Gott, Zeit ihn (in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen) anzubeten, sein Wort zu studieren. Es ist auch ein Tag, um in die Natur zu gehen und dort mit Gott Gemeinschaft zu pflegen, weit weg vom Trubel und der Hektik der Städte. Aber der Sabbat ist auch Zeit für Familie und Glaubensgeschwister. Es ist eine Zeit, um sich auszutauschen, Anteil zu nehmen und sich gegenseitig zu ermahnen und zu ermutigen. Ein Aspekt, der gerne vernachlässigt wird, ist folgender: Der Sabbat ist auch ein Tag, an dem man sich um die Bedürfnisse der Mitmenschen kümmern kann. Dieser Tag sollte zum Segen für alle werden, also auch für die Hilfsbedürftigen und Kranken.

Oft wird der Sabbat als ein Tag gesehen, an dem man sich erholt und viel schläft. Doch das ist nicht die eigentliche Bedeutung des Sabbats. Lasst uns kurz einen Blick in das Sabbatgebot werfen (2. Mose 20,8-11):

„Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und geheiligt.“

Die wöchentliche Verabredung mit Gott

Gott weiß, wie vergesslich wir Menschen sind. Deswegen fordert er uns auf, des Sabbats zu GEDENKEN! Wir sollen ihn nicht vergessen. Aber wir sollen nicht nur daran denken, sondern ihn auch heilig halten. Es würde jetzt zu weit führen, das alles im Detail zu erläutern. Aber Prinzip bedeutet das Heilighalten alles Irdische, z.B. die Arbeit, ruhen zu lassen und sich ganz auf Gott zu fokussieren. Das muss nicht bedeuten, dass wir den ganzen Sabbat in der Bibel lesen und beten. Nein, wie bereits erwähnt, bedeutet es auch Zeit in der Natur oder mit der Familie und den Dienst am Mitmenschen. Das schließt mit ein, dass wir am Sabbat noch genug Energie für dafür übrig haben. Gott möchte nicht, dass wir uns unter der Woche so zu Tode arbeiten, dass wir am Sabbat zu nichts mehr in der Lage sind und nur noch schlafen. Das ist NICHT der Sinn des Sabbats!

Gott ist es übrigens nicht egal, welchen Tag wir als Sabbat feiern. Er hat auf den 7. Tag der Woche, also den Samstag seinen Segen gelegt und ihn geheiligt. D.h. Gott hat den Sabbat auf ein besonderes Podest erhoben. Er hat sich diesen Tag ausgesucht, um mit uns eine ganz besondere Gemeinschaft zu haben. Da können wir nicht sagen, dass wir an einem anderen Tag kommen wollen.

Das ist so wie wenn wir einen Termin bei einer wichtigen Persönlichkeit bekommen würden. Diese Person gibt den Termin und den Ort des Treffens vor. Werde ich aber einen Tag vorher oder später an diesem Ort erscheinen, wird die Person nicht dort sein. So ist es mit dem Sabbat auch. Gott hat gesagt: „Ich möchte mich mit dir jeden 7. Tag der Woche treffen. Ich freue mich, dich zu sehen und mit dir eine besondere Zeit zu verbringen!“ Kommen wir an einem anderen Tag, werden wir Gott verpassen. Sind wir aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wird das ein großer Segen werden und wir werden mit neuer Kraft für die kommende Woche ausgerüstet.

Es gibt noch so viel mehr über den Sabbat sagen. Wie über die Bedeutung der gemeinsamen Anbetung oder das Prinzip der Sabbatruhe. Der Sabbat ist nämlich ein Symbol dafür, dass wir in Gott ruhen und mit unseren eigenen Werken aufhören, so wie wir am Sabbat unsere alltägliche Arbeiten nieder legen. Der Sabbat ist also ein wichtiges Symbol für die absolute Übergabe und Vertrauen in Gott. Wer darüber mehr erfahren möchte, kann mich gerne kontaktieren!


Die zweite Wegkreuzung

Lasst uns jetzt zu unserem Wanderer zurückkehren und sehen, wie er die Sabbatruhe erlebt.

Als der Wanderer die Schlucht der geistlichen Finsternis verlassen hat, bemerkt er, wie müde und erschöpft er ist. Er sehnt sich einfach nur nach Ruhe. Als er seinen Weg müden Schrittes fortsetzt, kommt er an eine Weggabelung. Zu seiner Rechten befindet sich ein schönes Wäldchen, was zur Erholung einlädt. Als der Wanderer nach links schaut, sieht es weniger beschaulich aus. Er sieht eine wackelige Hängebrücke, die über eine tiefe Schlucht gespannt ist. Der Wanderer nähert sich der Schlucht und wagt einen Blick nach unten. Als er hinunter sieht wird ihm ganz schwindelig. Die Schlucht ist dunkel und kalt. Sie ist so tief, dass er den Boden nicht sehen kann. Nebelschwaden schweben durch die Schlucht. Es ist ein überaus angsteinflößender und ungemütlicher Ort.

Als er sich die alte Brücke näher anschaut, sieht er, dass jemand gerade auf dieser die Schlucht überquert. Bei genauerem Hinschauen erkennt er eine Frau. Sie hält sich verzweifelt an den morschen Geländern der Brücke fest. Bei jedem ihrer Schritte wankt die Brücke gefährlich. Es sind furchtbare Knack- und Knarrgeräusche zu hören, so als würde die Brücke jeder Zeit drohen einzustürzen. Die Frau beschleunigt ihre Schritte. Dabei schwankt die Brücke noch bedrohlicher.

Der Wanderer eilt zur Brücke und versucht sie ein wenig zu stabilisieren. Das kostet ihm all seine verbleibenden Kräfte. Er ruft der Frau ermutigende Worte zu.

Schließlich hat sie sicher das Ende der Schlucht erreicht. Erleichtert bedankt sie sich bei dem Wanderer für seine Unterstützung. Beim genaueren Betrachten der Frau erschrickt der Wanderer. Er kann sich nicht erinnern, in seinem Leben schon einmal so eine auslaugte und ausgezehrte Frau gesehen zu haben. Es scheint, als wäre nahezu jegliches Leben aus ihr entwichen. Ihn wundert es, wie sie es überhaupt über diese Brücke geschafft hatte.

Erfahrungsaustausch – ein wichtiger Teil des Sabbats

Der Wanderer schlägt vor, dass sie den Weg gemeinsam bis zum dem Wäldchen weiter gehen. Doch die Frau ist so entkräftet, dass sie kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. So stützt der Wanderer die Frau. Langsam erreichen die beiden das angenehm kühle Wäldchen.

Hier wurde eine Rastort für müde Wanderer eingerichtet. Frisches Brot und kühles Wasser stehen zur Stärkung der Pilger bereit. Die beiden nehmen dankbar die einfache Speise zu sich.

Innerhalb kürzester Zeit geht in der Frau eine erstaunliche Veränderung vor. Ihr fahles, eingefallenes Gesicht nimmt wieder eine gesunde Farbe an. Die müden Augen beginnen zu leuchten und die Gesichtszüge werden fröhlicher. Sie beginnt Gott für ihre wundersame Rettung zu loben. Erstaunt über die schnelle Veränderung der Frau, fragt der Wanderer, woher sie kommt und was sie erlebt hat. Voller Dankbarkeit ihrem Erlöser gegenüber erzählt sie ihre Geschichte: wie sie sehr lange auf dem breiten Weg gegangen ist, wie oft sie die Einladungen Gottes ausgeschlagen hatte, wie er sie aber immer wieder gerufen hatte und wie sie schließlich erkannte, dass der breite Weg sie ins Verderben führte. Sie erzählt, wie schwierig es war, den Pfad zum schmalen Weg zu finden, wie viel Kraft und Entbehrungen es sie gekostet hatte, sich von dem alten Leben zu lösen. Doch schließlich kam sie, so wie der Wanderer selbst, an das Kreuz, wo sie all ihre Lasten ablegen durfte. Aber selbst dann war es noch schwierig die Schlucht zu überwinden, um auf den schmalen Weg zu gelangen. Doch Gott half ihr, nicht zuletzt durch den Wanderer.

Der Wanderer staunt, in wie vielen Aspekten ihre Geschichte der seinen ähnelt. Auch er erzählt ihr, was er alles bisher erlebt hat. Die Frau hat viele Fragen. Sie weiß noch nicht so viel über Gott und den schmalen Weg. Geduldig erklärt ihr der Wanderer alles. Am Meisten erzählt er ihr von seinen Begegnungen mit ihrem liebevollen Gott und Erlöser.

„Komm, ruh ein wenig!“

Nach dem Austausch fühlen sich beide gestärkt und ermutigt. Doch dann hören sie die wohlvertraute sanfte Stimme, die sie jeweils zu einer persönlichen Zeit mit ihrem Schöpfer einlädt. Hier trennen sich der beiden Pilger Wege. Gott hat für jeden von ihnen einen speziellen Weg vorbereitet.

Der Wanderer setzt sich unter einen Baum. Bei sich hat er seine Bibel. Nun beginnt Gott zu ihm zu sprechen. Durch sein Wort und durch die Natur, die den Wanderer umgibt, erklärt dieser ihm seine Geheimnisse. Er zeigt dem Wanderer, wo er ihn in seinem Leben noch verändern möchte. Gott warnt ihn auch vor den Gefahren des weiteren Weges. Besonders wird der Wanderer zur Wachsamkeit ermahnt, denn die Versuchung lauere alsbald auf seinem Weg.

So verbringt der Wanderer einen Tag intensivster Gemeinschaft mit Gott und in der Natur. Langsam färbt sich der Himmel in ein warmes Rot als die Sonne untergeht. Damit geht ein besonderer Sabbat zu Ende und eine neue Woche beginnt. Der Wanderer schläft noch eine Nacht in dem stillen Wäldchen bevor er am nächsten Morgen gestärkt seine Reise fortsetzt.

12. Die Freude am Herrn

Willkommen in einer fröhlichsten und farbenfrohesten Szene im Bild!

Die rosa Blüten der Bäume sollen die Freude und das Lebendige ausdrücken, was die typischen Begleiterscheinungen einer persönlichen Begegnung mit Gott sind.

Ein Tag mit Jesus!

Stell dir vor, du könntest einen Tag mit Jesus verbringen. Was würdest du mit ihm machen wollen? Was würdest du ihn fragen?

Ich glaube, ich würde ihm einfach eine ganze Weile zu hören, dem Klang seiner Stimme lauschen und ihm beim Lehren beobachten – seine Mimik, seine Gestik. Wahrscheinlich würde es mir genügen Jesus durch seinen Alltag zu begleiten und ihn dabei zu beobachten. Wie geht er mit Menschen um? Wie schaut er sie an? Wie verhält er sich? Was sagt er ihnen? Wie sagt er was? Außerdem würde ich gerne mit Jesus einen Spaziergang durch die Natur machen. Dabei soll er mir all die Bilder und Gleichnisse erklären, die ich so schnell übersehe. Oder eine Anatomiestunde bei Jesus! Als Therapeut beschäftige ich mich gerne mit der Funktionsweise des menschlichen Körpers. Immer wenn ich diesbezüglich etwas lese, gerade ich ins Staunen, wie genial und hochkomplex alles aufgebaut ist. Man verliert sich so schnell in den kleinsten Details. Es nimmt kein Ende, was man alles entdecken kann! Und wenn man dann vom Schöpfer dieses Meisterwerkes selbst unterrichtet werden würde, wie viele neue Erkenntnisse würden wir da gewinnen. Wahrscheinlich würden wir nach einer Anatomiestunde mit Jesus das Gefühl haben, noch weniger zu wissen als vorher, weil uns bewusst geworden ist, wie wenig wir bis jetzt doch verstanden haben.

Das Gleichnis der Blume

Unser Wanderer darf nun auch ein wenig Zeit mit dem großen Gott des Universums verbringen. Als die beiden das Meer der Sorgen verlassen haben, nutzt Jesus die Gelegenheit, um dem Wanderer ein paar Lektionen aus der Natur mitzugeben. Er deutet auf die wunderschöne Vielfalt an Blumen, die auf der Wiese wachsen, an der sie gerade entlang gehen. Jesus weist auf ihre einfache Schönheit hin. Oft gehen wir Menschen achtlos an ihnen vorüber oder zertreten sie sogar unbemerkt. Doch wie viel können wir von dieses kleinen Blümchen lernen! Manche Gräser und Blumen sind sehr hartnäckig. Sie kämpfen sich durch harten Boden oder gar Asphalt hin zum Licht. Keine Widerstände können sie entmutigen oder aufhalten. Wie leicht kann doch so eine Blume zerdrückt werden. Aber wenn sie wächst, durchbricht sie die härtesten Materialien. Das kann sie nicht von sich heraus. Das ist nur durch die Kraft Gottes möglich. So dürfen wir uns nicht von widrigen Umständen ermutigen lassen. Die Blume denkt nicht an den harten Boden, ihr Ziel und ihr Fokus liegt nur auf dem Licht. Das gibt ihr die Kraft, durchzubrechen. Ihre Blüte richtet sie auch zur Sonne aus. So bleibt sie immer dem Licht zugewandt. Genauso müssen wir uns immer auf Jesus ausrichten und ihm folgen, so wie die Blume dem Licht folgt und dahin wächst.

Eine Blume lebt auch nicht nur für sich selbst. Ihr Nektar versorgt die Insekten und ist so ein kleiner Bestandteil eines viel größeren Kreislaufes. Genauso hat jeder Mensch, egal wie klein und unbedeutend er sich fühlen mag, seine Aufgabe im großen Getriebe des Werkes Gottes. Würden sich die Blumen für zu unbedeutend und schwach halten und traurig ihre Köpfe hängen lassen, würde das ganze System Gottes zusammen brechen. Daher soll jeder das tun, was Gott ihm vor die Füße gelegt hat, egal wie unbedeutend es in seinen Augen scheinen mag.

Es gibt noch so viel mehr über die Blumen zu sagen, aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen.

Was wir von der Lilie lernen können

Jesus pflückt eine Lilie und reicht sie dem Wanderer: „Erinnerst du dich an den Bibeltext aus meiner Bergpredigt im Matthäusevangelium? Dort habe ich über das Sorgen geredet. Du hattest ja gerade auch ein wenig Schwierigkeiten mit den Sorgen. Schau dir diese Lilie mal etwas genauer an. Siehst du ihre schwungvoll, harmonisch geformten Blätter? Siehst du den Blütenkelch mit seinen Stempeln? Sie sind perfekt symmetrisch geformt. Schau den wunderschönen Farbverlauf im Inneren der Blüte an? Diese Blume ist einfach, dennoch elegant und auf ihre Art beeindruckend. Ich habe Salomo in seinen herrlichsten Gewändern gesehen. Wie du weißt, war er der reichste und weiseste König, der je auf Erden gelebt hatte. Ich selbst habe den Webern und Nähern ihre Gaben gegeben, um die prächtigsten Gewänder für ihn zu nähen. Aber all diese menschlichen Werke können es nicht mit der Harmonie und Schönheit meiner Schöpfung auf sich nehmen. Diese Blumen machen sich keine Gedanken darüber, ob sie hübsch sind oder nicht. Sie leben nicht dafür, Reichtum, Schönheit, Anerkennung, Macht und Liebe zu empfangen. Ihr Dasein dient der Ehre ihres Schöpfers und dem Fortbestand seiner geschaffenen Welt. Sie leben nicht für sich selbst. Sie leben, um zu geben. Dadurch, dass sie ihren Nektar mit den Insekten teilen und damit einen Teil von sich selbst weggeben, läuft der Kreislauf in der Natur weiter. Aber durch die Insekten, die von Blüte zu Blüte fliegen, wird durch die Bestäubung auch der Fortbestand ihrer eigenen Art gesichert. Doch das ist nicht das primäre Ziel der Lilie.

Du kannst also viel von dieser Lilie lernen. So wie sie brauchst du dir keine Gedanken um dein Aussehen zu machen. Ich habe dich so geschaffen, wie du sein solltest. Manchmal hinterlässt die Sünde Spuren, aber diese werden auf der neuen Erde ausgelöscht werden. Du bist mein Meisterstück! Ich habe dir einen einzigartigen Charakter mit vielen Gaben und Talenten mitgegeben. In dir steckt so viel Potential, das ich in dir entfalten möchte! Wie die Lilie sich zur Sonne wendet, so brauchst du dich nur immer zu mir auszurichten und ich werde dich zu dem machen, wozu ich dich geschaffen habe. Vertraue mir! Du musst dich nicht sorgen, um deine Nahrung, um deine Kleidung oder um deine Arbeit. Richte deinen Fokus auf mein Werk. Um alles andere kümmere ich mich. Sorgen kommen immer dann auf, wenn du versuchst das zu tun, worum ich mich eigentlich kümmern möchte. Ich habe meinen Teil der Arbeit und du hast deinen Teil der Arbeit. Nutze deine Gaben und Talente treu in meinem Dienst, dann werde ich für den Rest sorgen. Dazu brauchst natürlich etwas Vertrauen. Aber das können wir gemeinsam üben. Ich werde dir bei dem Training helfen!“

Das Gleichnis von dem blühenden Baum

Jesus und der Wanderer kommen nun zu einer Bank unter den blühenden Kirschbäumen. Dort erzählt ihm Jesus weitere Gleichnisse von der Nichtigkeit der Schönheit. Die Bäume blühen nur für einen kurzen Moment und dann sind die Blühten für den Rest des Jahres verschwunden. Genauso vergänglich ist die Schönheit der Menschen. Jesus verweist den Wanderer auf die starken Wurzeln des Baumes. Sie graben sich tief in die Erde, um Wasser und Nährstoffe zu beziehen. Um viel Frucht zu tragen, muss der Glaube tief in der Erde, also in Jesus, verwurzelt sein. Ohne Nährstoffe und Wasser, d.h. Bibelstudium, Gebet und Heiliger Geist, ist kein geistliches Leben und Wachstum möglich.

Jesus erzählt dem Wanderer noch viel mehr solcher Gleichnisse. Der Wanderer hört aufmerksam zu.

Fragen und Zweifel

Nach einer Weile beginnt Jesus von der weiteren Reise zu erzählen. Er erklärt dem Wanderer, was alles noch auf ihn zukommen würde und wie er sich darauf vorzubereiten habe. Er gibt ihm viele nützliche Hinweise. Der Wanderer möchte wissen, wie lange seine Reise noch sei. Jesus lächelt ihn aufmunternd an: „Es kommt auf die Perspektive drauf an. Wenn ich vom Himmel auf den schmalen Weg schaue, dann ist der Weg kaum zu erkennen, so kurz ist er. Aus deiner Perspektive wirkt er natürlich viel länger. Aber wenn dir der Weg das nächste Mal unendlich lang vorkommt, dann versuch ihn aus der Perspektive der Ewigkeit zu betrachten. Dann wird es dir helfen, gut voran zu kommen. Gerade der Pfad der Heiligung kommt vielen endlos vor. Manche fragen sich, ob sie überhaupt voran kommen. Gerade da ist es wichtig, sich das Ziel und die himmlische Perspektive vor Augen zu halten. So zu denken ist ein gutes Mittel gegen Entmutigung.“

Der Wanderer hat auch noch einige Fragen an Jesus. So vieles versteht er noch nicht. Wenn er an die Gefahren zurückdenkt und wie oft er beinah ums Leben gekommen war, kommen in ihm Zweifel an der Fürsorge und Allmacht Gottes auf. Geduldig geht Jesus auf die Fragen des Wanderers ein und erklärt sie ihm aus seiner Perspektive.

Dieser geniale Gott!

Erstaunt muss der Wanderer feststellen, dass Jesus mit allem recht hat. Nie hatte Gott ihn verlassen. Vielmehr war es stets sein eigener Unglaube gewesen, der ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte. Gott wollte ihn vor vielem bewahren. Doch er war oft so stur, so dass er seinen eigenen Weg ging. Gott ging die Umwege mit und verhinderte sogar noch die schlimmsten Folgen. Der Wanderer staunt über Gottes Geduld, Güte und herzliches Erbarmen, das er mit ihm als irrenden Sünder bisher gehabt hatte. Er sieht den Charakter Gottes mit neuen Augen! Was für ein liebenswürdiges und geniales Wesen dieser Gott doch ist! Liebe zu seinem Schöpfer und Erlöser durchströmt das Herz des Wanderers. Von nun an möchte er all die Wohltaten Gottes fest in seinem Gedächtnis verankern, damit er sie nie vergessen würde!

Noch lange reden die beiden miteinander. Das Herz des Wanderer brennt in ihm. Je länger er mit Jesus redet, desto inniger wird ihre Beziehung. Der Wanderer fragt sich, wie er je an etwas anderem Gefallen finden konnte. All die Dinge dieser Welt kommen ihm jetzt so hohl und wertlos vor. Er hat nur ein wenig von der Größe und der Schönheit Gottes gesehen. Doch das allein reicht schon, um sein Herz mit Liebe, Glück und Frieden überlaufen zu lassen. Er hatte so viel in dieser Welt ausprobiert, um das hier zu finden. Immer war er danach leerer gewesen als zuvor. Doch hier bei Jesus nimmt die Freude und der Frieden immer mehr zu, je näher er ihm kommt.

 

Am liebsten hätte sich der Wanderer nie von Jesus getrennt. Doch dieser schickt ihn weiter: „Du wirst mich von jetzt an nicht mehr sehen können. Aber ich werde immer an deiner Seite sein. Du wohnst in meinem Herzen und ich in deinem. Damit sind wir enger verbunden als wenn wir nebeneinander auf einer Bank sitzen. Weil ich in dir wohne, steht dir alle Macht im Himmel und auf Erden zur Verfügung. Bitte den Vater in meinem Namen um das, was du benötigst und ich verspreche dir, du wirst es erhalten! Es dauert nicht mehr lang, dann erreichst du die himmlische Stadt und dann wird uns nichts mehr trennen können!“

Mit diesen Worten verabschieden sich die beiden voneinander. Es ist schwer zu sagen, für wen der Abschied schmerzvoller ist. Jesus blickt dem Wanderer noch lange nach als dieser seinen Weg fortsetzt.

Hier geht’s weiter!

11. Das Meer der Sorgen & der Umgang mit Sorgen (Teil 2)

 

 

Hier ist Teil 2 der Geschichte über das Meer der Sorgen. In diesem Beitrag findet ihr eine ausführliche Interpretation dieser Szene. Meine Gedanken zu dem Thema Sorgen sind sehr umfangreich, da ich selbst oft in diese Falle tappe. Gerade als ich diese zwei Blogeinträge geschrieben hatte, hat das Sorgenmeer versucht mich zu ertränken. Da es so viel zu dem Thema zu sagen gibt, habe ich es in zwei Beiträge aufgeteilt.

Als erstes folgt nun die Fortsetzung unserer Geschichte. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, kann das hier gerne noch nachholen.

Die Rettung

Egal wie laut die Wellen toben, der Hilfeschrei einer untergehenden Seele bleibt nie ungehört. Selbst wenn es nur ein stiller Herzensschrei ist, Gott hört ihn immer und überall!

Auf einmal taucht Jesus vor dem Wanderer auf. Er steht nach wie vor sicher auf dem tobenden Wasser. Die Wellen können ihm nichts anhaben. Sein Blick ist voller Sorge und herzlichen Erbarmen. Er streckt seine starke Hand dem Wanderer entgegen. Mit letzter Kraft ergreift dieser den Arm des Allmächtigen. Mit Leichtigkeit zieht Jesus den Wanderer aus dem Wasser und stellt seine Füße wieder auf die Wasseroberfläche. Dann hebt Jesus seinen Arm und mit der Autorität als Schöpfer des Meeres gebietet er den Wellen ruhig zu werden. Sofort beruhigt sich die aufgewühlte See. Die großen Wellen ebben ab und das Meer wird spiegelglatt.

Die ernsten, aber mit unendlich viel Mitgefühl gefüllten Augen sehen den Wanderer direkt an. Mit sanfter Stimme, in der ein Hauch von Traurigkeit zu hören ist, sagt Jesus: „Oh, du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?“

Der Wanderer schweigt. Es gab einfach keine Ausrede. Er schämt sich für seinen Hochmut und Egoismus. Durch seinen Unglauben hat er Jesus traurig gemacht. Das schmerzt ihm am meisten.

Jetzt war das Festland nicht mehr weit. Das Ufer war schon deutlich sichtbar zu erkennen. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen haben, fällt der Wanderer vor Jesus nieder: „Du bist wahrhaft Gott! Weiche von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“ Ihm ist seine absolute Unwürdigkeit bewusst. Vor ihm steht der Schöpfer des Universums! Ihm sind alle Naturgesetze unterworfen. Ihm gehorchen Wind und Wellen. Was für ein kleines Würmchen war er dagegen? Wie konnte nur Stolz in seinem Herzen aufkommen? Wie konnte er seinen Blick von Jesus abwenden? Wieso misstraute er immer und immer wieder dieser unendlichen Liebe? Schon so oft hatte der Wanderer die Fürsorge und den Segen Jesu erfahren. Dennoch zweifelte er so schnell daran. So schnell werden die Probleme in seinen Augen stärker als die allmächtige Macht seines Gottes. Dem Wanderer stand seine Unzulänglichkeit kristallklar vor Augen. Gefüllt mit Scham wagt er es nicht, Jesus in die Augen zu schauen.

Daher bückt sich Jesus zu ihm und spricht: „Komm, steh auf! Lass uns ein wenig zusammen gehen. Dahinten kommen ein paar Bänke. Da können wir uns setzen und uns ausführlich über alles austauschen. Ich möchte so gerne hören, was dich bewegt und die weitere Reise mit dir besprechen.“

Über Jesu Lippen kommen keine weiteren Worte des Tadels. Er lädt den Wanderer ein, das Meer der Sorgen hinter sich zu lassen. Er sollte sich nicht länger von seinen Fehlern quälen lassen, sondern nach vorne schauen.
So lassen die beiden das Meer der Sorgen hinter sich. Erleichtert genießt der Wanderer den festen Boden unter seinen Füßen als er mit Jesus gemeinsam seinen Weg fortsetzt.

Was wir daraus lernen können

In dieser Welt sind wir von Problemen und Herausforderungen umgeben. Das ist einfach eine natürliche Folge der Sünde. Diese Probleme bereiten uns Sorgen. Es gibt so vieles, über das wir uns Sorgen machen können. Ja, unser ganzes Leben ist mit Sorgen vollgestopft. Es gibt Leute, die Meister darin sind, überall immer das Schlimmste zu erwarten und dadurch (unnötige) Sorgen entstehen zu lassen.

Sorgen können bei der Wahl des richtigen Partners entstehen. Singles sorgen sich darum, ob sie alleine bleiben und vielleicht vereinsamen. Es gibt die Sorge, dass man nicht gut genug ist, dass man ständig alles falsch macht und den Erwartungen anderer nicht gerecht wird. Manche haben Sorgen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Familie ernähren sollen, wo sie ihre nächste Mahlzeit herbekommen können oder weil sie nichts zum Anziehen haben. Andere wiederum machen sich über die Weltpolitik und all das Böse in dieser Welt Sorgen. Den ganzen Tag kann man sich mit den Plänen des Bösen beschäftigen und sich die düstersten Szenarien für die Zukunft dieser Welt ausmalen. Das raubt einem jegliche Hoffnung.

Doch was die meisten Sorgen gemeinsam haben, ist, dass sie sich meist um sich selbst drehen. Das ICH steht im Mittelpunkt. Wobei sich viele Eltern und Großeltern auch Sorgen um ihre Kinder und Enkel machen. Aber auch hier liegt der Fokus auf den Umständen und auf dem, was alles sein könnte. Die meisten unserer Sorgen sind unnötig. In unserer Fantasie malen wir sie uns oft viel intensiver aus als es dann in der Realität eintrifft.

Wie so oft ist auch hier der Fokus entscheidend. Womit beschäftige ich mich? Worüber denke ich nach? Male ich mir in meinem Kopf die Horrorszenarien aus, was alles passieren könnte? Manche haben ja auch reale Sorgen, wie Hunger oder ein anderes ernsthaftes Problem, wie eine Krankheit. Doch kreisen sich meine Gedanken um dieses Problem? Gebe ich meinen Ängsten den Raum, den sie fordern?

Wenn das der Fall ist, dann sind wir wie der Wanderer, der seinen Blick von Jesus auf das Wasser lenkt. Auf einmal sieht er, wie gefährlich das Wasser sein kann. Jeden Moment kann es ihn in die Tiefe ziehen.

Doch wie der Wanderer verlieren wir so schnell den Schöpfer des Wassers aus den Augen. Gott ist allmächtig. Er hat die Macht, den Wellen zu gebieten. Er hat auch die Macht über unsere Sorgen. Gott hat 1000 Wege für uns zu sorgen, wobei wir selbst keinen einzigen Ausweg sehen! Gott hat den großen Überblick. Wir stecken in den dichten Wolken unserer Sorgen fest und können nicht einmal die Hand vor unseren Augen sehen. Doch Gott ist über den Wolken und sieht das Gesamtbild. Er weiß, wie er unsere Bedürfnissen am besten stillen kann. Er ist ein liebender Vater, der für seine Kinder sorgt.

Hast du schon einmal ein Kleinkind gesehen, das den ganzen Tag weint, weil es Angst hat, dass seine Eltern ihn verlassen könnten? Und das, obwohl die Eltern ihm bisher immer genug zu Essen gegeben und ihn liebevoll versorgt haben. Es gibt für das Kind keinen Grund an der Liebe und Fürsorge seiner Eltern zu zweifeln. Kinder haben absolutes Urvertrauen in ihre Eltern, dass sie für sie sorgen und dass ihre Eltern alles können.

Genauso soll unser Vertrauen auf unseren himmlischen Vater sein. Wir dürfen fest darauf vertrauen, dass er für all unsere Bedürfnisse sorgen wird und dass ihm alles möglich ist.

Sorgen sind im Prinzip ein Misstrauen an der Liebe, Fürsorge und Allmacht Gottes.

Heilmittel Natur gegen Sorgen

Wenn du dich das nächste Mal sorgst, dann mach einen Spaziergang in der Natur. Sieh die Sonne, die jeden Morgen wieder neu aufgeht. Sie ist ein Beweis für Gottes Treue. Schau dir den unendlichen blauen Himmel an. Er zeigt, wie unbegrenzt Gottes Möglichkeiten sind, für uns zu sorgen.

Bewundere die erhabenen Bäume. Sie sorgen sich nicht, ob sie genug Wasser und Nährstoffe bekommen, um zu wachsen. Sie strecken einfach ihre Wurzeln tief in die Erde und nehmen dankbar das auf, was ihnen Gott zuteilt. Lausche dem fröhlichen Gesang der Vögel. Sie machen sich keine Sorgen, ob sie genug Futter finden, um ihre Jungen zu versorgen. Sie denken nicht daran, dass an jeder Ecke ein Feind lauern könnte, der ihnen ihr Leben nehmen will. Ihr Fokus liegt darauf, die Nahrung, die ihr Schöpfer für sie in die Natur gelegt hat, mit dankbaren Herzen einzusammeln und an ihre Jungen weiter zu geben. Sie fliegen emsig umher und singen dabei Loblieder zu Gottes Ehre.

Lasst uns wie die Vögel werden! Ja, Gefahren und Schwierigkeiten lauern an jeder Ecke. Das Leben in dieser Welt ist hart und kann auch Entbehrungen mit sich bringen. Doch die Vögel denken an all das nicht. Sie zwitschern fröhlich ihre Lieder und vertrauen der liebevollen Fürsorge Gottes.

Wir wissen nicht, was morgen kommt. Doch Jesus sagte einmal (Matthäus 6,26-34):

„Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Jesus sagt uns hier, worauf unser Fokus liegen sollte. Wir brauchen uns keine Sorgen um das Morgen zu machen, denn Gott sorgt für uns. Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere Nahrung und unsere Kleidung zu machen, denn Gott hat schon längst dafür Vorsorge getroffen. Doch dieses Versprechen Gottes ist an eine Bedingung geknüpft.

Worauf liegt dein Fokus?

Gott möchte, dass wir ihn und sein Reich an die erste Stelle setzen. Dies sollte unser Hauptaugenmerk sein. All unsere Gedanken, unsere Kraft und Energie sollten darauf verwendet werden, Gottes Werk voran zu treiben. Wir sollen uns mit Gott, seinem Wort und dem Dienst für Menschen beschäftigen. Lasst uns das tun, was Gott wichtig ist. Dann wird Gott für das sorgen, was uns wichtig ist.

Wenn unser Fokus auf Gott und den Dienst für ihn liegt, dann haben wir keine Zeit uns Sorgen zu machen. Wir nehmen die tobenden Wellen um uns nicht mehr wahr. Dann haben sie auch keine Macht über uns. Als der Wanderer den Blick weg von Jesus auf die Wellen richtete, wurden diese immer gewaltiger und angsteinflössender. Je mehr Macht er den Wellen gab, umso mehr begann er zu sinken. Wenn der Fokus auf Jesus liegt, dann gewinnt er an Macht in unserem Leben und die Sorgen verlieren den Einfluss auf uns.

Wir können selbst entscheiden, was Macht über uns haben darf. Leider geben wir den Sorgen und Problemen allzu oft zu viel Macht. Das schwächt unseren Glauben und lähmt uns in der Nützlichkeit in unserem Leben. Wer konnte durch Sorgen schon etwas zu seiner Lebensspanne hinzufügen? Das Gegenteil ist der Fall! Es ist wissenschaftlich belegt, dass selbst kleine Sorgen und Ängste unsere Lebensdauer verkürzen. Man kann also wirklich im Meer der Sorgen ertrinken.

Also warum länger an den Sorgen festhalten?

Lasst uns doch viel mehr auf Jesus schauen und unsere Energie in sein Werk stecken! Dann werden wir feststellen, dass die Probleme sich vor uns in Luft auflösen. Wir werden immer weiter an Kraft, Freude und Hoffnung zunehmen. Und wir werden ein nützliches und erfülltes Leben führen. Denn wir kreisen uns nicht mehr um uns selbst und unsere Unvollkommenheiten oder um die Probleme in dieser Welt, sondern das Ziel unseres Lebens ist es, so viel Licht und Freude zu verbreiten, wie es nur geht.

Möge Gott uns helfen, den Blick von den Sorgen auf ihn zu lenken. Dies ist möglich, indem wir in der Bibel, in der Natur und in unserem Alltag nach Beweisen der Fürsorge und Allmacht Gottes suchen. Ich kann dir versprechen, wir sind umgeben davon! Halt mal bewusst die Augen danach offen und schreibe deine Entdeckungen auf!

Falls du gerade kurz vor dem Ertrinken in deinen Sorgen sein solltest, dann gib nicht auf! Rufe Gott zur Hilfe! Er wird sofort auf dieses Gebet reagieren und dich aus dem Meer der Sorgen herausziehen und den Sturm in deinem Leben beruhigen. Kämpfe solange auf deinen Knien, klammere dich so lange an die Verheißungen Gottes bis du den Sieg erlangt hast und der Friede Gottes Einzug in dein Herz hält. Wie wenige wissen heute noch, was es bedeutet, mit Gott zu ringen. Doch wie Jakob können wir auch heute noch Gott in unserer Schwachheit besiegen. Mögen wir die Sorgen mit Gott zusammen besiegen!

Hier geht die Geschichte weiter!

10. Das Meer der Sorgen (Teil 1)

Man hört es schon von fern – das Rauschen der Wellen, wie sie sich am Strand brechen. Für mich ist das eines der schönsten Momente, wenn man am Strand steht, die Füße stecken im nassen Sand und werden vom Wasser umspült. Dabei schweift der Blick über den endlosen Horizont. Manchmal beobachte ich die Wellen und verfolge ihren Weg bis sie am Strand brechen und für immer verschwinden. Es sind Momente puren Glückes, die mir leider als Landratte nur selten vergönnt sind.

Die Szene mit dem Meer der Sorgen ist für mich besonders. Irgendwie ist sie meine Lieblingsszene in dem ganzen Bild.

Der Grund dafür ist vielleicht, weil Jesus und das Meer die beiden größten Lieben in meinem Leben sind. Hier in dieser Szene sind beide vereint. Was kann es also besseres geben…? 🙂 (Vielleicht fehlt noch ein Segelschiff…).

Inzwischen haben mir auch ein paar andere gesagt, dass sie diese Szene besonders mögen.

Irgendwie sticht sie auch aus all den anderen heraus. Das liegt wahrscheinlich an den Farben. Der Rest des Bildes ist eher in Grün- und Brauntönen gehalten. Da fällt das blaue Meer etwas aus dem Raster. Aber ich glaube, dass die Abwechslung dem Bild ganz gut tut.

Worüber ich auch sehr dankbar in dieser Szene bin, ist die Darstellung von Jesus. Ich tue mich schwer im Malen von Menschen. Auch Kleidung zu malen finde ich schwierig. Aber hier in dieser Szene bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Ich liebe zwar das Meer und Wasser, doch bei jedem Bild ist es ein Kampf, es zu malen. Auch bei diesem Bild habe ich mit den Wellen gekämpft. Was ich bisher noch nie zufriedenstellend hinbekommen habe, ist der Übergang vom Wasser zum Strand. Auch für diese Szene habe ich mir wieder ein paar Youtube- Tutorials angeschaut. Ich musste den Strand nur einmal übermalen und erneuern bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. (Manchmal übermale ich misslungene Stellen viel öfter. Zum Beispiel habe ich den Wald der Angst bestimmt drei Mal neu gemalt.)

Lasst uns jetzt der Geschichte zuwenden:

Sorgen über Sorgen

Der Wanderer hat die Quelle des Lebens erholt und gestärkt verlassen. Seine Proviantbeutel sind gut gefüllt. Guten Mutes setzt er seinen Weg fort. Doch auf einmal stutzt er. Scheinbar endet sein Weg am Strand. Als er genauer hinsieht, stellt er fest, dass der Weg durch das Meer führt.

Wie sollte er da sicher durch kommen? Wie weit ist es bis zum anderen Ufer? Konnte er soweit schwimmen? Was wäre, wenn die großen Wellen ihn überrollen würden oder die Strömung ihn fortreißen würde? Im Wasser würde auch sein gesamter Proviant nass und damit ungenießbar werden. Sorgen über Sorgen überkommen ihn.

Der Wanderer steht eine Weile grübelnd am Wasser. Er beobachtet die mächtigen Wellen, die sich am Strand brechen. Als er noch so da steht und nach einer Lösung sucht, sieht er eine weiße Gestalt auf dem Wasser. Der Wanderer erschrickt. Wer oder was ist das?

Er versucht genauer hinzusehen. Das Wesen trägt eine weiße Kapuze. Von weiten sieht es wie ein Gespenst aus. Die Nackenhaare des Wanderers stellen sich auf. Schnell kommt es näher. Der Wanderer sieht, dass es auf den Wellen geht. So etwas hatte er noch nie gesehen!

Wie angewurzelt steht er da und beobachtet das Wesen, das direkt auf ihn zu kommt.

Dann wird er angesprochen: „Fürchte dich nicht!“ Wie wohl bekannt war diese melodiöse, sanfte und doch alles durchdringende Stimme dem Wanderer! Er fällt wie tot zu Boden. Es ist der Schöpfer des Universums selbst, der ihm hier begegnet!

Sanft berührt eine Hand die Schulter des Wanderers. Als dieser aufblickt sieht er direkt in die freundlichen Augen seines Herren. Mit einem Lächeln fragt Jesus: „Hast du Lust auf ein kleines Abenteuer mit mir?“ Vor lauter Überwältigung seiner Sprache beraubt nickt der Wanderer. Er kann seinen Blick nicht von Jesus wenden. Er war hier, hier bei ihm, dem unwürdigsten aller Pilger! Und er lädt IHN ein, mit ihm ein Abenteuer zu bestehen. Der Wanderer steht, mit neuer Energie gestärkt, auf.

Jesus zeigt mit ausgestrecktem Arm auf das Meer mit seinen hohen Wellen. „Dein Weg führt durch dieses Meer. Heute ist es etwas stürmischer als üblich. Die Wellen sind deine Sorgen. Sie können sehr gefährlich werden und dich in die Tiefe hinabziehen. Aber keine Sorge! Ich bin an deiner Seite und möchte dich sicher auf die andere Seite des Meeres geleiten. Du hast gesehen, wie ich auf dem Wasser gelaufen bin. Das kannst du auch! Ich möchte dir die Kraft dazu geben. Du kannst auf deinen Sorgen gehen. Aber das kann dir nur gelingen, wenn dein Blick fest auf mich gerichtet ist. Ich werde dir voran gehen und den Weg geleiten. Du folgst mir einfach. Aber Achtung! Schaue nicht auf die Wellen! Sobald du den Blick von mir abwendest und auf die Wellen schaust, wirst du untergehen! Solange du auf mich schaust, wird das ein ganz normaler Spaziergang werden. Bist du bereit?“

Auf dem Wasser gehen

Jesus lächelt den Wanderer ermutigend zu und geht dabei ein paar Schritte auf das Meer hinaus. Jesus steht ruhig und gelassen auf dem Wasser, so als würde er auf festem Boden stehen. Die Wellen reißen ihn nicht in Tiefe. Dem Wanderer klopft das Herz bis zum Hals. Er sieht die mächtigen Wellen, die Jesus aber nichts anhaben können. Er sieht, wie entspannt Jesus auf dem Wasser steht. Jesus wirkt stark wie ein Fels in der Brandung. Seinen Blick fest auf Jesus gerichtet, aber mit klopfenden Herzen betritt der Wanderer das Meer. Doch anstatt in dem weichen Sand einzusinken hält das Wasser seinem Gewicht stand!

Es fühlt sich so an, als würde er auf festem Boden gehen. Gut, es schaukelt ein wenig, aber das Wasser lässt ihn nicht einsinken. Die ersten Schritte sind noch sehr unsicher und wackelig. Es kostet dem Wanderer alle seine Kraft nicht nach unten auf das Wasser zu schauen, sondern auf Jesus. Die Versuchung war unendlich groß, sich auf die Wellen zu konzentrieren. Doch da der Wanderer sehr unsicher ist, hält er seinen Blick fest auf Jesus gerichtet. Dieser lächelte ihm ermutigend zu. War da ein gewisser väterlicher Stolz und Freude in seinen Augen zu sehen? Es ist derselbe väterliche Stolz eines Vaters, wenn seinem Kind die ersten Schritte auf seinen wackeligen Beinen gelingen.

Im Laufe der Zeit gewöhnt sich der Wanderer etwas an seinen neuen Untergrund. Die Schritte werden etwas sicherer und schneller. Die beiden kommen gut voran.

Hochmut kommt vor dem Fall

Irgendwann hat sich der Wanderer an diese neue Situation gewöhnt. Hinter Jesus herlaufend wandern die beiden über das Wasser, so als würden sie eine Wanderung in den Bergen machen. Langsam realisiert er, was hier gerade geschieht! Er läuft auf dem Wasser! Er ist bei Jesus! Wenn ihn jetzt seine Freunde sehen könnten! So etwas hatten sie bestimmt noch nicht gesehen! Sie würden bestimmt Augen machen, wenn sie ihn so sehen könnten!

Noch während der Wanderer darüber nachdenkt, wie er diese Geschichte in den schillerndsten Farben erzählen könnte, wandert sein Blick langsam von Jesus weg auf das Wasser. Voller Stolz sieht er sich selbst festen Schrittes auf dem Wasser gehen. Doch dann schaut er sich um. Auf einmal fällt ihm auf, dass er nur von tobendem Wasser umgeben ist. Er kann nichts anderes als Wasser und Wellen sehen. Egal in welche Richtung er schaut, er kann kein Festland erkennen. Er ist inmitten einer tödlichen Wasserwüste gefangen!

Nackte Panik ergreift den Wanderer. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wie hatte er sich nur einbilden können, für diese Herausforderung bereit zu sein? Die Strömung konnte ihn kinderleicht in die Tiefe ziehen. Er sieht keinen Ausweg aus seiner Situation. Das feste Land konnte sonst wie weit entfernt sein. Er schaut auf die unruhige See und die mächtigen Wellen, die auf ihn zurollen. Es ist von gewaltigen Wassermassen umgeben. Wie kann er als kleiner, schwacher Mensch gegen sie bestehen? Sie würden ihn sicher in die Tiefe ziehen und ertränken.

Noch ehe er diesen Gedanken ganz zu Ende denken konnte, spürt er, wie er Realität wurde. Auf einmal fühlt er, wie sich seine Hose mit Wasser voll saugt. Ehe er sich versieht, steckt er bis zur Hüfte im Wasser und er sinkt immer weiter! Die Wellen wirken aus dieser Perspektive jetzt noch bedrohlicher. Gleich würden sie über ihn hereinbrechen und dann wäre es Aus mit ihm! Verzweifelt beginnt der Wanderer zu schwimmen. Mit all seiner Kraft versucht er über dem Wasser zu bleiben. Doch die See wird immer unruhiger. Wellen krachen schäumend über ihm zusammen. Immer häufiger wird der Wanderer unter Wasser gedrückt. Es kostet all seine Kraft sich stets wieder nach oben zu kämpfen.

Die Wellen schleudern ihn hin und her. Er ist den Gewalten des Wassers hilflos ausgeliefert. Lange versucht der Wanderer gegen die Wellen anzukämpfen. Doch seine Kräfte schwinden zusehends. Bald müsste er den Kampf aufgeben und zum Meeresboden hinabsinken.

Gab es denn gar keine Hilfe?

Wo war eigentlich Jesus die ganze Zeit? Hatte er ihn einfach im Stich gelassen? Hatte er ihn hieraus geführt, um ihn elendlich sterben zu lassen? Nein, das konnte nicht sein! Er erinnerte sich an Jesu liebevolles, warmherziges Lächeln. Da war keine Spur von bösen Hintergedanken bemerkbar gewesen. Er konnte nur reine Liebe und zartes Mitgefühl in Jesus erkennen.

Doch warum ließ Jesus ihn im Stich? Jetzt, wo er ihn doch am dringendsten bräuchte? Der Wanderer schaut sich um. Er sieht nur die tosenden Wellen um sich herum. Von Jesus war weit und breit keine Spur. Verzweiflung packt ihn. Wie konnte er nur für einen Moment seinen Blick von Jesus abwenden? Und hatte ihn Jesus nicht sogar gewarnt, dass er auf gar keinen Fall auf die Wellen schauen sollte? Wie töricht er doch gewesen war! Er war stolz auf seine „Leistung“. Er konnte auf dem Wasser gehen! Wenn er das seinen Freunden erzählt hätte, wären sie neidig auf sein Abenteuer geworden. Er hätte vor ihnen gut dagestanden.

Doch erst jetzt beginnt der Wanderer zu begreifen, dass Jesus ihn genau davor gewarnt hatte. Wer seinen Blick weg von Jesus wendet, verlässt sich auf seine eigene Kraft. Man ist auf etwas stolz, was man nur durch Gottes Hilfe erreichen konnte. Doch dies lenkt den Blick von Jesus weg auf sich selbst. Wenn der Blick auf sich selbst gerichtet ist, dann folgt als nächstes der Blick auf die Sorgen und Probleme. Man erkennt, wie hilflos man eigentlich ist. Auf einmal wirken die Sorgen und Probleme wie unüberwindbare Hindernisse. Sie brechen über einen herein wie große Wellen und wollen uns ertränken.

Dem Wanderer wird klar, dass nur Jesus ihn aus dieser Situation retten kann. Bis jetzt hatte ihn Jesus noch nie seinem hilflosen Schicksal überlassen. Er war sich sicher, dass er ihn auch jetzt nicht umkommen lassen würde! Dies war seine einzige Hoffnung an die er sich klammern konnte.

Das Tosen der Wellen ist laut. Doch der Wanderer sammelt all seine letzten Kräfte zusammen und ruft mit letzter Kraft: „Jesus, rette mich!“

Wie es weitergeht erfährst du hier! 🙂

9. Die Quelle des Lebens

Komm doch zur Quelle des Lebens,
durstig und müde und matt.
Komm, denn es ist nicht vergebens;
hier wirst du ruhig und satt.

Komm zu dem Born, dich zu laben,
tauch dich im Glauben hinein.
Hier wird die Sünde begraben,
hier wirst du selig und rein.

Komm zu der heilenden Quelle,
dir wird Genesung zuteil.
Sieh, wie sie sprudelt so helle,
trinke zum ewigen Heil.

Eile dahin! Warum verziehn?
Ew’ger Gewinn stehet hier auf dem Spiel.
Hier ist die Quelle des Lebens,
hier ist dein einziges Ziel.

– Text: Wihelm Appel (1890), Günter Balders (1983)

Mit dieser schönen alten Hymne möchte ich in diesen Blogeintrag starten. Sie ist die Inspiration für die Szene an der Quelle des Lebens.

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wie viel in der Bibel in Bildern und Gleichnissen geredet wird? Ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Lehren in Gleichnissen. Es war Jesu Lieblingsmethode, seine Lehren für das Volk verständlich zu machen. Das Geniale an Gleichnissen und Bildreden ist, dass sie jeder, egal welchen Bildungsstand er hat, verstehen kann. Der einfache Mensch versteht das Bild, so wie es erzählt wird. Der Denker hingegen findet in einem Bild unendlich viele Aspekte, die ihn die dahinter steckende geistliche Lehre viel besser begreifen lassen. Ein weiterer Vorteil eines Gleichnisses ist, dass die darin enthaltenen Bilder im Gedächtnis erhalten bleiben. Begegnet man ihnen im Alltag, wird man an die geistliche Lehre erinnert, die mit diesem Bild verknüpft wurde.

Inzwischen bin ich zu einem absoluten Fan von Bildreden und Gleichnissen geworden. Ich glaube, dass Gott uns den ganzen Tag mit den alltäglichen Erfahrungen geistliche Lehren weitergeben möchte, damit wir ihn besser kennen und lieben lernen. Die Wolken, die am Himmel vorüberziehen erzählen uns etwas von Gottes Gnade und Treue. Jeder Sonnenaufgang erinnert uns an den Weg, den wir als Christen gehen. Er beginnt mit einem kleinen Lichtstrahl an Erkenntnis und wird immer heller bis Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, vollständig in unseren Herzen aufgegangen ist. Jede Mahlzeit erinnert uns daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht. In jedem freundliche Wort, in jedem Lächeln dürfen wir einen winzigen Teil des herrlichen Wesens Gottes erkennen. Es gibt so viel mehr davon in jeder kleinen Alltagshandlung, in der Natur, auf Arbeit und auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zu entdecken. Über all können wir etwas mehr von dem wunderbaren Charakter unseres genialen Gottes lernen!

Mir macht es richtig Spaß, die Augen danach offen zu halten. Leider ist man oft mit den Gedanken woanders oder zu sehr in der Hektik des Lebens gefangen, dass man die meisten Perlen gar nicht entdeckt.

Aber das sollte eigentlich nicht das Hauptthema dieses Beitrags werden. Lasst uns zu unserer Geschichte zurückkehren! 🙂

Endlich mal Pause!

Der Wanderer und sein neuer Freund gelangen schließlich zur Quelle des Lebens. Schon von fern hören sie das Plätschern der Quelle. Seit dem der Wanderer den Wald verlassen hatte, befand sich sein gesamter Weg in der prallen Sonne. Seine Wasserflasche hatte er schon vor einer Weile ausgetrunken. Auch sein Kamerad hatte seit dem er an der Quelle der ewigen Jugend das verdorbene Wasser probiert hatte, nichts mehr getrunken. Beide verspürten daher einen mächtigen Durst, wie nach einer stundenlangen Wanderung an einem heißen Sommertag, an dem das Wasser ausgegangen ist. Wie wohltuend und erfrischend ist da eine Quelle mit ihrem kühlen Nass!

So kommen nun die beiden zu der Quelle. Neben der Quelle steht ein Tisch mit einem Krug und Bechern. Begierig schöpfen die beiden das Wasser aus der Quelle und trinken in großen Zügen dieses köstliche Wasser! Sie trinken solange bis ihr brennender Durst gestillt ist. Dann beginnt der Pilger vom breiten Weg sich seiner Kleidung zu entledigen. Er hüpft in das Quellwasser und badet ergiebig darin. Als er wieder aus dem Wasser heraussteigt fühlt er sich wie neugeboren!

Der Wanderer selbst zieht seine Schuhe aus und wäscht seine Füße in dem Quellwasser. Durch die lange Reise sind sie ganz schön schmutzig geworden. Das Wasser wirkt kühlend und heilend für seine wundgescheuerten Füße.

Der zweite Pilger entdeckt zwischenzeitlich eine einladende Strandliege. Auf einmal spürt er, wie müde er eigentlich ist. Er legt sich auf die Liege. Da die Sonne immer noch sehr sticht, ist über der Liege ein schützender Sonnenschirm aufgestellt. So ruht der müde Pilger nun unter dem Schirm des Höchsten. Endlich, nach langer Suche, ist er zur Ruhe eingegangen. Sein Herz ist voller Dankbarkeit für das wunderbare Gnadengeschenk, das er so unverdient erhalten hat.

Hier endet die Geschichte dieses Pilgers. In späteren Blogbeiträgen werden wir noch ein bisschen mehr über ihn erfahren. Auch wenn hier seine Geschichte auf dem Bild endet, so kann ich euch versichern, dass er sicher die himmlische Stadt erreicht hat. Sein weiterer Weg sah etwas anders aus als der unseres Wanderers, aber diese noch zu erzählen, würde den Rahmen etwas sprengen.

Wie ergeht es unserem Wanderer?

Rast bei der Quelle

Neben der Quelle steht eine Bank. Der Wanderer setzt sich darauf. Er schaut sich seine Umgebung etwas genauer an. Das Wasser kommt aus einem Fels. Dieser sieht schon sehr alt aus und trotzdem scheint das Leben nur aus ihm herauszusprudeln! Das Wasser ist immer frisch und klar. Nichts, kein Dreck dieser Welt, kann die Quelle verunreinigen. Sie wird immer sauberes, reinigendes, belebendes Wasser hervor bringen.

Die Quelle wird von einer großen Weide überschattet. Sie spendet dem müden Wanderern wohltuenden Schatten nach dem langen Weg in der Hitze. In den Ästen der Weide zwitschert es lebhaft. Der Wanderer beobachtet eine Vielzahl herrlicher Vögel, die um die Quelle herum fliegen. Insgesamt scheint dieser Ort von Leben nur so zu vibrieren. Duftende Blumen wachsen auf der Wiese neben der Quelle. Beim genaueren Hinsehen kann der Wanderer ganz viele Insekten ausmachen, die munter von Blüte zu Blüte hin- und herschwirren. Hier war wirklich Leben!

Neben der Bank steht ein Tisch. Auf ihm befinden sich die bereits erwähnten Becher und ein Wasserkrug. Es liegt auch ein köstlich duftender Laib Brot auf dem Tisch. Als der Wanderer den herrlichen Duft einsog, meldet sich auf einmal lautstark sein Magen zu Wort. Voll Dankbarkeit für die wunderbare Fürsorge seines Meisters bedient er sich reichlich an dem Brot. Es war das gleiche Brot, das er bereits im Wald der Angst von dem Engel erhalten hatte. Der Wanderer stellt fest, dass es das Brot des Lebens ist. Als er den Laib bricht, um davon zu essen, erinnert sich der Wanderer auf einmal wieder an die Szene am Kreuz. Jesu Leib wurde am Kreuz für ihn gebrochen, damit er leben kann. Dieses Brot und das Wasser sind ein Symbol für Jesu Opfer.

Der Wanderer denkt lange über die Bedeutung nach. Noch eine ganze Weile genießt er die Ruhe und den Frieden dieses herrlichen Ortes. Er lauscht dem fröhlichen Zwitschern der Vögel, welches im Hintergrund von dem munteren Sprudeln der Quelle begleitet wird. Er genießt den sanften Windhauch, der die Luft erfrischt. Der süße Duft der Blumen rundet das Ganze wunderbar ab.

Eigentlich möchte der Wanderer noch viel länger an dem Ort bleiben. Doch er weiß, dass die Reise noch lang und beschwerlich ist. Er erinnert sich an die Ermahnung des Engels, sich an der Quelle mit ausreichend Wasser und Brot zu versorgen. So packt er so viel von beiden ein, wie er nur wegbekommen kann. Ihm fällt auf, dass das Brot nie weniger wird, egal, wie viel er davon isst oder einpackt. Ein letztes Mal nimmt er die herrlichen Eindrücke dieses schönes Ortes in sich auf bevor er, gut gestärkt, seine Reise fortsetzt.

Die Symbolik hinter der Quelle des Lebens

Wenn ich so über dieses Szene nachdenke, dann bemerke ich, wie viel in diesem Bild steckt. Bestimmt kann man noch so viel mehr entdecken, als was mir eingefallen ist. (Falls ihr noch weitere Erkenntnisse habt, lasst es mich gerne wissen!)

Der Fels, aus dem das lebendige Wasser kommt, ist Jesus. Er ist der Eckstein und das Fundament seiner Gemeinde und des Lebens. Im Alten Testament lesen wir von dem Volk Israel, das Gott aus der ägyptischen Knechtschaft befreit hat. Sie mussten durch die Wüste wandern, um in ihre neue Heimat zu gelangen. In der Wüste ist es bekanntlich heiß und trocken. Wasser ist dort Mangelware. So dauerte es nicht lange, bis das Volk zu murren anfing. Gott gab Mose, der das Volk in Gottes Auftrag führte, den Befehl, einmal auf einen Felsen zu schlagen. Plötzlich wurde dieser Felsen zur Quelle und versorgte das ganze Volk samt ihren Tieren mit Wasser. Die Geschichte kann hier nachgelesen werden.

Es ist unmöglich, dass aus einem toten Stein auf einmal Wasser kommt. Gott hat hier für sein Volk ein großes Wunder gewirkt. Der Fels steht für Jesus. Wie der Wanderer bereits erkannt hatte, wurde Jesus einmal für unsere Sünde geschlagen. Durch den Schlag konnte er für uns zur Quelle des Lebens werden. Mose war der Stellvertreter des Volkes. Er und sein ganzes Volk waren Sünder. Es sind also unsere Sünden und wir Sünder, die Jesus ans Kreuz gebracht haben. Wir haben ihn geschlagen, doch er hat sich schlagen lassen. Seine Qualen und den Tod erlitt er an unserer Stelle, damit wir sein Leben erhalten könnten. Wie der Schlag auf den Felsen eine riesige Quelle aufsprudeln ließ, so ließ Jesu Tod am Kreuz ewiges Leben hervorsprudeln. Wir dürfen zu ihm kommen und reichlich von ihm trinken. Er lädt jeden dazu ein:

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

– Offenbarung 22, 17

Jesus bietet uns sein ewiges Leben umsonst an! Was für ein einmaliges Angebot! Wir müssen nichts weiter dafür tun, als unser altes Leben loszulassen und mit Gott von vorne anzufangen.

In der Taufe wird das symbolisiert. Der alte, sündige Mensch wird durch das Untertauchen begraben und kommt als neuer, wiedergeborener Mensch aus dem Wassergrab hervor. Durch die Taufe wird die Reinigung von all unseren Sünden symbolisiert. Alles, was uns verunreinigt, wird von uns gewaschen. Der zweite Pilger, der vom breiten Weg kam, erlebte dies an der Quelle des Lebens. Er hatte seinen Weg mit Gott gerade begonnen und musste vollständig von seinen Sünden gereinigt werden. Der Wanderer hingegen ist bereits durch die schmale Pforte gegangen. Dies war seine Taufe. Um durch die schmale Pforte durchgehen zu können, musste er auch sein altes Leben ablegen und das neue Leben von Jesus annehmen. Aber der Weg bis zur Quelle war lang. Auf diesem langen Weg hatte der Wanderer immer wieder versagt und gesündigt. D.h. er zwar immer noch generell rein, aber der Schmutz der Sünde hatte seine Füße verunreinigt. Diese müssen daher immer mal wieder gewaschen werden.

Hier seht ihr ein Bild von meiner Taufe im Jahr 2010 bei uns zu Hause im Pool:

Diese Waschung wird im Abendmahl symbolisiert. Dort waschen wir einander die Füße als Zeichen dafür, dass Gott uns von unseren alltäglichen Sünden reinigt. Erst danach sind wir würdig, das Abendmahl zu empfangen. Das Abendmahl besteht aus Traubensaft und Brot. Diese symbolisieren das Blut und den Leib Jesus, also sein Opfertod, den wir für uns in Anspruch nehmen. Durch die Einnahme des Abendmahls nehmen wir Jesu Leben in uns auf und erneuern unseren Bund mit ihm, den wir bei der Taufe geschlossen haben.

Diese ganzen Symbole finden sich hier bei der Quelle des Lebens wieder. Auch wenn nicht jedes Detail genau passt, können wir die Grundsätze hier ableiten.

Jesus ist überall!

Ich weiß nicht, ob es euch bisher aufgefallen ist, aber Jesus befindet sich über all entlang des schmalen Weges. Zu Beginn der Planung des Bildes hatte ich Angst, dass Jesus nur so am Rand erscheint. Sieht man aber genauer hin, so durchzieht Jesus das gesamte Bild.

Er lädt uns auf den schmalen Weg ein. Er ermöglicht uns durch sein Opfer am Kreuz den Zugang zum ewigen Leben. Er ist der gute Hirte, der uns zum Leben und zur Quelle des Lebens führt. Er selbst ist die schmale Pforte – niemand kommt zum Vater, außer durch ihn! Er ist der Weg zu Gott. Der gesamte Weg zur himmlischen Stadt ist Jesus. Er ist auch den gesamten Weg bereits vor uns gegangen und hat ihn uns geebnet, damit wir es leichter haben.

Auf dem gesamten Weg bis zur himmlischen Stadt stehen überall Verheißungen. Das ist das Wort Gottes. Es ermahnt und ermutigt die Pilger und gibt ihnen lebensspendende Kraft. Jesus ist das lebendig gewordene Wort.

Jesus ist auch Herr seiner Gemeinde. Er ist immer anwesend, wenn sich Gläubige zum Gottesdienst treffen. Er ist der Mittelpunkt ihrer Anbetung und Verehrung.

Jesus ist, wie wir es heute gesehen haben, die Quelle des Lebens. Er ist das Wasser und das Brot des Lebens. Er reinigt uns von unseren Sünden und gibt uns sein Leben.

Im Endeffekt IST Jesus der schmale Weg! Ohne ihn würde es diesen Weg und damit die Möglichkeit, zu Gott und zu ewiger Freude zurückzukehren, nicht geben.

Lob und Dank sei unserem Herrn Jesus Christus, dass er sich soweit erniedrigt hat, unendliche Schmerzen und den schlimmsten Tod erduldete, um uns das zu ermöglichen!

Nicht nur das. Jesus begleitet uns die ganze Zeit auf diesen Weg. Er hört unser Klagen und Jammern, sieht unseren Unglauben und unser Versagen, bereit sofort zu helfen, wenn wir ihn nur darum bitten würden.

Mit ihm haben wir die größte Energie- und Kraftquelle des Universums beständig an unserer Seite!

Ich wünschte mir, dass ich mir das viel öfter vor Augen halte! Wenn wir wirklich von ganzen Herzen glauben würden, dass Gott es gut mit uns meint, dann gäbe es keine Hindernisse, die wir nicht überwinden könnten und keine Versuchungen, denen wir nicht widerstehen könnten.

Leider beschränken wir uns selbst und vor allem Gott in seinem Handeln durch unseren schwachen Glauben. Deswegen befinden sich auf dem Weg zur himmlischen Stadt immer wieder Herausforderungen und Schwierigkeiten. Diese könnten wir leicht bewältigen, würden wir Jesus um seine Hilfe bitten und im Glauben voran gehen.

Auch unser Wanderer muss als Nächstes wieder durch eine Prüfung. Auch diesmal geht es erneut um Leben und Tod. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag!

8. Die erste Weggabelung

Der Weg führt nahe an einer tiefen Schlucht entlang. Doch neben dem Weg befinden sich saftige Wiesen, die mit vereinzelten wohlduftenden Blumen verziert sind. Was für ein Kontrast zu dem dunklen Wald, aus dem der Wanderer so eben entronnen ist!

Voller Dankbarkeit nimmt der Wanderer die Wärme der Sonne, den Duft der Blumen und das herrliche junge Grün der Wiese in sich auf. In der Ferne kann er sogar das Rauschen eines Meeres hören. Es klingt nach Erholung und Urlaub!

Der Wanderer setzt seinen Weg fort. Der Weg ist jetzt ein wenig flacher und ebener. Nach einer Weile kommt er an eine Weggabelung. Vor der Gabelung steht ein Wegweiser mit mehreren Schildern. Aufmerksam liest der Wanderer die Informationen, die darauf stehen.

Das oberste Schild weist nach rechts. Dieser Weg führt zur Quelle des Lebens. Es ist der richtige Weg, dem man folgen sollte, möchte man das himmlische Jerusalem erreichen. Von der Quelle des Lebens hatte der Wanderer schon einmal gehört. Hatte ihm nicht der Engel davon erzählt…? Ja, genau! Er sollte dort seine Wasserflasche auffüllen, damit er sicher an sein Ziel gelangen kann, ohne auf der langen Reise zu verdursten.

Über Schwierigkeiten grübeln

Als er über den Engel nachdenkt, kommen ihm wieder die Schrecknisse des Waldes in den Sinn. Dieser Wald der Angst war für ihn schlimmer als der Sumpf des Zweifels gewesen. In dem Wald war er jeglicher Hoffnung beraubt. Er konnte das Licht nicht mehr sehen. Jeder Hoffnungsschimmer war verblasst. Diese Gefühle der abgrundtiefsten Angst jagten ihm selbst jetzt noch Schauer über den Rücken. Unwillkürlich kam in ihm die Frage auf, was ihn noch alles auf dem Weg erwarten würde? Wie weit war es überhaupt bis zum Neuen Jerusalem? Welche Gefahren würden ihn noch drohen? Gab es vielleicht noch viel schlimmere Herausforderungen zu meistern als den Wald der Angst?

Dem Wanderer sank der Mut. War es eine gute Entscheidung gewesen, diesen Weg zu wählen? Bis jetzt lief es nicht so, wie er es erwartet hatte. Klar, die Erfahrung in der Gemeinde war sehr schön gewesen. Auch über die Befreiung von seiner erdrückenden Last, die er am Kreuz erfahren durfte, war er sehr dankbar. Aber er hatte nicht mit solch mächtigen Herausforderungen auf der Reise gerechnet. Gab es denn keinen leichteren Weg?

Die Abkürzung

Der Blick des Wanderers fällt auf das mittlere Schild vor ihm, welches nach links weist. Darauf steht: „Ist der Weg zu anstrengend? Abkürzung!“ Ja, das war genau das, was er suchte! Konnte da jemand etwa seine Gedanken lesen? Es musste doch noch einen leichteren Weg zur himmlischen Stadt geben! Konnte Gott wirklich wollen, dass seine Kinder solch große Schwierigkeiten zu überwinden haben? Will Gott nicht, dass es seinen Kindern gut geht und sie ein schönes Leben haben?

Nun liest der Wanderer das unterste Schild: „Spaß und Erholung“. Oh, da werden in dem Wanderer schöne Erinnerungen geweckt! Er denkt an all die schönen Freizeitaktivitäten, die er in seinem alten Leben genoss. Nach einem anstrengenden Tag war es so schön, sich einfach auf der Couch zu lümmeln und sich von einem Film berieseln zu lassen. Er denkt an die tolle Musik, das leckere Essen und die lustigen Freunde, mit denen er zusammen feierte. Wäre es nicht schön, sich einfach mal wieder so ein bisschen fallen zu lassen und das Leben zu genießen?

Die Schlucht

Der Wanderer schaut nach links. Er geht ein paar Schritte auf die Schlucht zu. Die Schlucht ist dunkel. Man kann den Boden nicht erkennen. Es ist unmöglich zu sagen, wie tief es da nach unten geht. Irgendwie wirkt sie sehr beängstigend.

Über der Schlucht befindet sich eine hölzerne Brücke. Sie ist solide gebaut und sorgt für eine sichere Überquerung der Schlucht. Man kann sie von beiden Seiten aus überqueren.

Der Wanderer steht da und überlegt. Die Schlucht weckt in ihm all die Sorgen und Ängste, die er am Kreuz losgeworden ist. Ihm wird klar, wenn er die Schlucht überquert, kann er für kurze Zeit die Unbeschwertheit des Lebens genießen. All die schönen Dinge, die das Leben zu bieten hat, würden ihm dort zur Verfügung stehen. Aber aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, dass dieser Schein trügt. Er hatte all das bereits ausprobiert und was war das Ergebnis gewesen?

Am Ende hatte er alles verloren. Er stand mit nichts mehr da. Alles, was er noch besaß war seine zerschlissene Kleidung und seine überwältigende Last, die ihm die letzte Kraft raubte. Der Wanderer erinnert sich daran, wie er unter seiner Sündenlast zerbrochen ist. Er denkt auch daran, wie Jesus ihm diese Last genommen hatte.

Mein Retter

Jesus! Wie viel er ihm doch zu verdanken hatte! Der Wanderer erinnert sich an die sanften Augen, die ihn erbarmungsvoll anblickten, als er schwach und hilflos zu ihm kam. Er denkt an die Stimme, die wie keine andere Stimme war, die er jemals vernommen hat. Diese Stimme war melodiös, weich und dennoch steckte eine Autorität in ihr, der sich keiner zu widersetzen vermag. Seine Hände waren stark und dennoch sanft. Der Wanderer erinnert sich nur zu gut daran, wie er vorsichtig mit seinen Fingern die Narben in Jesu Händen berührte. Diese sanften Hände, die nur Gutes gewirkt hatten, waren um seinetwegen durchgraben worden. Seine eigenen Hände dagegen waren Werkzeuge zum Bösen gewesen. Sie waren ständig damit beschäftigt gewesen, seine eigenen Leidenschaften und Bedürfnisse zu befriedigen, egal zu welchem Preis. Wie oft hatte er anderen geschadet, nur um sich einen Vorteil zu verschaffen. Seine Hände hätten es verdient, von Nägeln durchgraben zu werden, aber nicht die Hände Jesu!

Der Wanderer erinnert sich an das Kreuz. Er denkt an dem Moment als er Jesus dort hängen sah. Er sieht das erhabene, königliche Angesicht Jesu. Doch es ist von Schmerzen gezeichnet und mit seinem eigenen Blut verschmiert. Auf seinem Kopf ruht eine Dornenkrone, die seine edle Stirn verletzt. Wie konnte der König des Universums nur so von seinen eigenen Untertanen, ja von denen, die ihm nächsten waren, so entstellt werden?

Traurigkeit überkommt den Wanderer als er daran denkt, dass er einer von denen war, die Jesus ans Kreuz brachten. Und trotz alledem, ja gerade deswegen, liebte ihn Jesus umso mehr! Wie viel hatte Jesus für IHN geopfert und gegeben!

Plötzlich schmäht sich der Wanderer, dass er sich nach dem alten Leben zurückgesehnt hatte. Er wusste ja nur allzu gut, dass all die scheinbaren Vergnügungen des breiten Weges falsche Versprechungen Satans waren, um ihn zu binden und von Jesus zu trennen.

Gott ist Liebe und Gnade! Es hat ihn alles gekostet, um den Menschen erneut den Weg zur himmlischen Heimat zu eröffnen. Wieso jammern und klagen die Menschen dann, wenn der Weg mal etwas schwieriger wird?

Der Wanderer bittet Gott traurig um Vergebung, dass er sich selbst entmutigt hat und dass er seiner Liebe so oft misstraut hat. Durch Gottes Kraft möchte er nun den rechten Weg weitergehen, wohlwissend, dass ihn ein liebender allmächtiger Gott auf diesem Weg begleitet. Gottes tiefster Wunsch ist es, dass so viele wie möglich die himmlische Stadt erreichen. Daher wird er den Weg auch so leicht wie möglich gemacht haben. Daran besteht absolut kein Zweifel! Und für all die Herausforderungen des Weges hatte Gott bereits Vorsorge getroffen.

Der zweite Pilger

Der Wanderer wollte sich gerade auf den Weg in Richtung Quelle des Lebens begeben, als er einen Mann über die Brücke kommen sieht. Als er näher kommt, sieht der Wanderer wie abgeschlagen und müde er aussieht. Seine ganze Körperhaltung zeigt Kraftlosigkeit und Ermattung. So muss er selbst ausgesehen haben als er zu dem Kreuz kam.

Der Mann sieht den Wanderer. Sofort spricht er ihn an: „Bin ich hier richtig? Man sagte mir, dass ich hier die wahre Quelle des Lebens finden würde und dass dieser Weg zur himmlischen Stadt führen würde. Ich bin unglaublich müde und sehne mich einfach nur nach Ruhe und Frieden.“

Der Wanderer nickt eifrig. Er weist den müden Pilger nach rechts, zum rechten Weg und zur Quelle des Lebens. Er sagt, dass er auch auf den Weg zur Quelle ist und schlägt vor, den Weg gemeinsam zu gehen. Ein erleichterndes Lächeln zeigt sich auf dem müden Gesicht des anderen.

Gemeinsam gehen sie weiter. Auf dem Weg zur Quelle erzählen sich die beiden Männer ihre Geschichten. Sie berichten, was sie auf den Wegen erlebt haben und warum sie jetzt auf diesem Weg unterwegs waren.

Der Wanderer erzählt seinem Mitreisenden von den Erfahrungen, die er bereits mit ihrem Gott machen durfte und wie ihm bisher in jeder Notlage geholfen werden konnte. Der Austausch ermutigt die beiden Pilger. Ihre Herzen werden noch tiefer mit Liebe zu ihrem Gott erfüllt. Tief ins Gespräch verwickelt erreichen die beiden die Quelle.

Was wir daraus lernen können

Der Weg mit Gott ist nicht immer leicht und sanft. Im Gegenteil erwarten uns oft Herausforderungen und Prüfungen. Auch wenn wir diese mit Gottes Hilfe meistern, gelingt es Satan oft, dass alte Leben mit all den scheinbar schönen und bequemen Dingen wieder schmackhaft zu machen. Gerade, wenn es mit Gott etwas schwierig wird, lockt der Gegenspieler mit ein paar „harmlosen“ Ablenkungen zur Erholung und Entspannung. Doch das dient nur dazu, uns von Gott zu trennen und uns unserer Kraftquelle zu rauben. Aber allzu oft hat er damit Erfolg. Oft schauen wir nur auf all die Herausforderungen auf dem Weg mit Gott und vergessen zu schnell, wie viel uns Gott geholfen hat. Dann braucht es nicht mehr viel, dass wir uns mit den Vergnügungen des breiten Weges eine wohlverdiente Pause gönnen, da ja der Weg mit Gott so anstrengend ist.

Doch wie der Wanderer müssen auch wir wieder den Fokus auf Gott setzen. Wir sollten uns immer vor Augen halten, was er alles für uns getan hat, um uns zu retten. Sein liebevolles, sanftes Wesen sollte der Hauptgegenstand unseres Nachdenkens sein. Wenn wir seinen Charakter verstehen und sehen zu welchen Taten ihn seine tiefe Liebe getrieben hat, dann können wir nicht anders und Liebe keimt in unserem Herzen auf.

Gott schickt uns oft Menschen vorbei, die auch von dem Leben in dieser Welt entmutigt und entkräftet sind. Wie wir sehnen sie sich nach Erholung an der Quelle des Lebens. Unsere Aufgabe ist es, ihnen von unseren Erfahrungen mit Gott zu erzählen. Wir können erzählen, wie er unser Leben verändert hat und wie er uns in schwierigen Situationen geholfen hat. Dies ermutigt den anderen und stärkt unseren eigenen Glauben. Es ist also ein doppelter Segen. Gemeinsam ist der Weg zu Gott auch leichter zu gehen. Man kann sich gegenseitig ermutigen. Daher ist eine christliche Gemeinschaft essentiell auf dem Glaubensweg.

Wir Menschen neigen gerne dazu, dass wir uns in unserer Vergangenheit mehr an die negativen Erfahrungen erinnern. Das Positive vergessen wir oft. Daher ist es wichtig, die Erfahrungen aufzuschreiben, die wir mit Gott gemacht haben. Ein wahrer Christ hat Herausforderungen mit Gott zusammen gemeistert, Prüfungen durch seine Hilfe bestanden, Versuchungen im Glauben widerstanden und Kraft in hoffnungslosen Zeiten erhalten. All diese Dinge müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen. Am besten ist das möglich, wenn wir anderen davon erzählen. Es ist ein Zeugnis für den Zuhörer, aber auch für uns selbst. Der Segen kommt ins eigene Herz zurück.

Hier ist eine kleine Hausaufgabe für dich:

Bete darum, dass Gott dir Möglichkeiten gibt, mit jemanden eine Erfahrung zu teilen, die du mit Gott gemacht hast. Wenn du nicht weißt, wie man sein Zeugnis erzählt, kann ich dir dieses Video empfehlen!

Du hast noch keine Erfahrung mit Gott gemacht?

Wenn du bisher Gott noch nicht in deinem Leben erlebt hast, dann darfst du Gott darum im Gebet bitten! Bitte ihn, dass er sich dir offenbart! Wenn du ein konkretes Problem hast, dann bitte Gott, dass er dir dabei hilft. Ich bin mir sehr sicher, dass Gott darauf antworten wird! Weißt du warum?

Weil er es versprochen hat! In der Bibel, in Matthäus 7,7 verspricht er uns:

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

Ich lade dich ein, teste Gott, ob er zu seinem Versprechen steht! Und wenn du ihn dann erleben durftest, erzähl gleich jemand anderem davon, egal wie scheinbar klein oder groß die Sache ist!

Hier geht es zum nächsten Kapitel: Die Quelle des Lebens!

7. Durch den Wald der Angst

Je näher der Wanderer dem Wald der Angst kommt, desto dunkler wird sein Pfad. Vor der Gemeinde ist der Pfad deutlich heller. Doch am Eingang zum Wald wird er zunehmend dunkler.

So gibt es im Christenleben helle Momente, wie ermutigende Sabbate mit einem gesegneten Gottesdienst und einer schönen Gemeinschaft. Doch oft verfliegt dieser herrliche Sabbatsegen nur allzu schnell. So auch auf diesem Bild.

Sei stark und mutig!

Der Wanderer bemerkt, dass es immer düsterer wird. Er spürt, wie die Temperaturen sinken. Es fröstelt ihn leicht. Bevor er den Wald betritt, liest er das linke Schild: „Sei stark und mutig! Ich bin mit dir!“

Dies ist eine Verheißung aus der Bibel. Sie ist in Psalm 27,14 (Neues Leben) zu finden.

Vertraue auf den HERRN! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den HERRN! 

Dieser Vers hat für mich persönlich eine besondere Bedeutung. Ich habe diesen Text einmal gemalt und einem lieben Bruder geschenkt, der dem Tode nahe war. Dieser Vers hat ihm in der letzten Phase seines Lebens sehr viel Kraft und Hoffnung geschenkt.

Ich stand selber noch nie am Rande des Todes, aber ich kann mir vorstellen, dass das wirklich beängstigend sein kann. Es ist ein Schritt ins Ungewisse, auch wenn wir als Christen die Hoffnung der Auferstehung haben. Aber ich glaube, im Sterben wird ein letztes Mal der Glaube geprüft. Dabei helfen uns die Verheißungen Gottes. Auch im Angesicht des Todes dürfen wir tapfer und geduldig auf Gott vertrauen. Dies hat der Bruder getan. Sein Leben war in Gott geborgen. Er klammerte sich an diese Verheißung und ging als Sieger hervor!

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wählte ich diesen Text als Ermutigung für den Wanderer im Wald der Angst aus.

Im Wald der Angst

Unser Wanderer betritt nun den Wald. Vom Kreuz bis zu dem Eingang des Waldes hatte stets das Licht vom himmlischen Jerusalem geschienen. Dies ermutigte den Wanderer und erwärmte das Herz. Doch durch die dichten Bäume dringt kein einziger Sonnenstrahl hindurch hinunter auf den Weg. Der Wanderer wurde jedes Hoffnungsschimmers beraubt. Seine Sicht ist eingeschränkt. Er befindet sich in einer dunklen grünen Hölle. Der Weg ist nur schwach zu erkennen.

Es dauert eine Weile bis sich die Augen des Wanderers an die Dunkelheit gewöhnt haben. Allmählich kann er ein bisschen mehr erkennen. Er schaut sich um. Er war umgeben von hohen Nadelbäumen. Diese standen dicht aneinander gedrängt. Das, was der Wanderer in der Dunkelheit vom Waldboden erkennen kann, sieht wenig ermutigend aus. Tote Bäume und Äste liegen verstreut herum. Einmal glaubte der Wanderer, so etwas wie das Skelett eines Menschen zu erblicken. In dieser Dunkelheit ist wahrlich kein Leben möglich! Der Boden ist karg und leer. Nicht einmal Moos wächst hier.

Als der Wanderer sich seinen Weg durch den Wald bahnt, knirschen die trocknen Nadeln unter seinen Füßen. Nebelschwaden schweben über den Boden und erschweren es noch zusätzlich, den Weg zu erkennen. Der Wald ist kalt und feucht. Die Kälte fährt dem Wanderer in die Knochen. Er beginnt zu frieren. Es herrscht eine gespenstige Atmosphäre. Der Wind irgendwo außerhalb des Waldes bewegt die Äste der Bäume, so dass diese knacken und knarren. Es klingt so als würde der Wald sich langsam wie ein alter Riese bewegen.

Auf einmal ertönt ein Heulen wie von Wölfen. Erschrocken zuckt der Wanderer zusammen. Er versucht herauszufinden, woher das Heulen kommt. Doch dann ist es schon wieder vorbei. Langsam und vorsichtig tastet sich der Wanderer voran. Der Weg ist uneben, voller Wurzeln der großen Bäume. Oft stolpert er über die Wurzeln. Einmal fällt er so hart, dass er sich seine Hände und Knie aufschürft. Er spürt wie warmes Blut seine Beine hinunterläuft.

Und da war es wieder! Wieder heulten die Wölfe. Diesmal klingt es deutlich näher als beim ersten Mal. Ein Kälteschauer läuft dem Wanderer über den Rücken. Seine Hände und Füße beginnen zu zittern. Er möchte nur noch aus dem Wald hinaus! Er versucht noch schneller voran zu kommen. Doch seine wackeligen Beine gehorchen ihm nicht mehr. Dadurch stolpert er immer wieder über die groben Wurzeln. Alle seine Knochen schmerzen bereits. Jeder Sturz bremst ihn aus. Jeder Schritt fällt ihm zunehmend schwerer. Dann noch diese alles umfassende Dunkelheit! Sie drückt schwer auf das Gemüt und erschwert das Vorankommen erheblich. Das Heulen der Wölfe kommt immer näher. Würde er denn jemals aus diesem Wald heraus kommen? Wie lang war der Weg noch? Was sollte er tun, wenn die Wölfe ihn eingeholt hätten?

Er hat keine Waffen bei sich – nichts, was seiner Verteidigung hätte dienen können. In der Dunkelheit sucht der Wanderer nach einem stärkeren Ast, der ihm als Wanderstock und eventuell auch als Verteidigungswaffe hätte dienen können. Doch alle Äste, die auf dem Boden liegen, sind so spröde, dass sie bei der kleinsten Belastung zerbrechen.

Je tiefer der Wanderer in den Wald hineinläuft, desto dunkler wird es. Der Weg ist sehr kurvenreich und geht stetig bergauf. Im Laufe der Zeit wird es immer schwieriger, ihn überhaupt zu erkennen. Durch die großen Wurzeln der Bäume wird der Weg unkenntlich. Nach einem scheinbar endlosen Marsch durch den Wald wird der Weg des Wanderers durch einen großen umgefallenen Baum versperrt. Der Wanderer stutzt. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Er betrachtet den Baum etwas genauer. Das konnte nicht wahr sein! Genau diesen Baum hatte er schon vor einer ganzen Weile passiert! Langsam dämmert es ihm: er war im Kreis gelaufen. Er war vom Weg abgekommen. Hoffnungslosigkeit und noch größere Angst überkommen ihn.

Todesangst

Damit nicht genug! Der Wanderer fährt plötzlich zusammen als er direkt neben sich ein Rascheln hört. Er schaut in die Richtung, aus der das Rascheln kam und blickt direkt in zwei gelbe Augen! Die Wölfe haben ihn gefunden! Nun war es vorbei. Er war mutterseelenallein in diesem Wald. Er war durch die vielen Stürze verwundet und geschwächt. Ohne Waffe war er den Wölfen hoffnungslos ausgeliefert. Die Wölfe rochen bestimmt sein Blut und spürten seine Angst. Nackte Panik ergriff den Wanderer. Gab es denn keinen Ausweg?

Am Ende seiner Kräfte angekommen schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. Das neue Jerusalem schien jetzt Lichtjahre weit weg zu sein. Auch die ermutigende Erfahrung in der Gemeinde fühlte sich wie ein lang vergessener Traum an. Doch dann erinnert sich der Wanderer an den Text in Psalm 27,14.

Gott wusste, dass er in Schwierigkeiten geraten würde. Doch Gott hatte versprochen, bei ihm zu sein. Er konnte Gott nicht sehen und spüren. Alle seine Sinne sagten ihm, dass er in diesem Wald verloren war. Es wahr in der Tat ein gottverlassener Ort! Konnte Gott wirklich diese Dunkelheit durchdringen und ihm hier helfen? Der Wanderer dachte an seine Wunden, an seine Schwachheit und seinen Unglauben. Er hatte Gottes Hilfe gar nicht verdient. Wieso sollte Gott ihm helfen? Hatte Gott ihn vielleicht verlassen? Er war Gottes Schutz und Fürsorge nicht wert. Würde Gott ihn hier dem Tod überlassen?

Der Wanderer wiederholte den Vers: „Sei tapfer und mutig! Hoffe geduldig auf den Herrn!“

Entkräftet und vollkommen hilflos fällt der Wanderer auf seine Knie und bittet Gott um Rettung. Er bekennt Gott seine absolute Hilflosigkeit und seinen schwachen Glauben. In seiner großen Not klammert er sich an Gott. Solche Gebete erhört Gott sofort. Er würde eher den ganzen Himmel in Bewegung setzen, als eines seiner Kinder dem Feind zu überlassen.

Die Rettung

Als der Wanderer sein Gebet beendet und Gott für seine Rettung gedankt hat, blickt er auf. Inzwischen sind viele gelbe Augenpaare auf ihn gerichtet. Er hört das Knurren der Wölfe. Ja, er kann sogar fast den heißen Atem der Tiere spüren. Die Wölfe setzten zum Sprung an. Der Wanderer senkt seinen Blick in der Erwartung des nahen Todes.Sein Herz pocht ihm bis zum Hals. Wie würde es sich wohl sein zu sterben? Doch genau in dem Moment als er den Tod erwartet, bricht das helle Licht der Mittagssonne durch die dicht stehenden Bäume. Hell gleißendes Licht erleuchtet den Wanderer. Die Wölfe ziehen sich erschrocken zurück. Als der Wanderer aufblickt ist er von dem hellen Licht zunächst geblendet. Doch dann erkennt er in dem Licht einen Engel mit einem Schwert in der Hand. Beim Anblick dieses mächtigen Engels überkommt dem Wanderer wiederum die Furcht und er sackt hilflos zusammen. Seine restlichen Kräfte verlassen ihn. Der Engel beugt sich über die hilflose, schwache Gestalt.

„Fürchte dich nicht!“ sagt der Engel in den wohlklingendsten Tönen, die der Wanderer je vernommen hat. Sanft berührt der Engel ihn. Sofort spürt der Wanderer wie Kraft in seine schlappen Glieder zurückkehrt. Er setzt sich auf. Der Engel reicht ihm etwas, das wie Brot aussieht.

„Das ist Manna, Himmelsbrot. Die Nahrung der Engel. Iss davon. Es wird dich für den Rest des Weges stärken.“ Der Wanderer nimmt es und beißt hinein. Das Brot schmeckt herrlich saftig und süß. Es isz das wunderbarste, was er jemals gegessen hat. Der Engel reicht ihm dazu eine Flasche mit Wasser. „Dies ist das Wasser des Lebens. Trinke reichlich davon. Spare nicht. Du wirst bald zur Quelle des Lebens kommen. Fülle dort die Flasche wieder auf, damit du bis zum Ende deiner Reise genug zu trinken hast.“ Dankbar nimmt der Wanderer die Flasche entgegen. Erst jetzt bemerkt er, wie durstig er ist. So nimmt er einige kräftige Schlücke von diesem herrlichen Labsal. Er stellt fest, dass nur ein paar Schluck genügen und der brennende Durst ist gestillt. Der Wanderer bedankt sich bei dem Engel.

Doch der Engel hat noch etwas anderes für ihn. Er gibt dem Wanderer eine Taschenlampe. „Sie wird dir helfen, nicht noch einmal vom Weg abzukommen. Du hast bereits den größten Teil des Weges durch den Wald geschafft. Achte sorgfältig auf den Weg und lass dich durch nichts ablenken und erschrecken. Dieser Wald ist gefährlich und hat schon so manch unvorsichtigem Pilger das Leben gekostet.“ Mit diesen Worten verschwand der Engel wieder und der Wanderer blieb in der Dunkelheit allein zurück. Er steht auf. Als er steht, bemerkt er, dass die Schmerzen verschwunden sind. Er tastet seine Knie und Hände ab. Doch da ist kein Blut und keine Wunde mehr zu spüren. Der Engel hatte ihn geheilt!

Der Wanderer isst noch ein wenig von dem Brot und trinkt von dem Wasser. Dann setzt er seinen Weg durch den Wald fort. Die Taschenlampe hilft ihm, die Baumwurzeln zu erkennen. Nun stolpert er nicht mehr. Er kann auch den Weg viel besser erkennen. So kommt er deutlich schneller voran. Er hört noch immer die Wölfe heulen, sodass ihm Schauer über den Rücken laufen. Doch er denkt an die Ermannung des Engels und geht eilends auf seinem Weg voran. Dabei singt er Loblieder. Diese wenden den Fokus weg von seinen Ängsten, hin zu Gott, der ein mächtiger Retter ist.

Das Irrlicht

Nach einer Weile taucht ein Licht vor ihm auf. Dieses Licht erleuchtet einen Weg, der viel ebener und bequemer aussieht. Als der Wanderer genauer hinsieht, bemerkt er, dass er vor einer Weggabelung steht. Der Weg, auf dem er geht, sieht gefährlicher und dunkler aus. Er führt steil bergauf, während der andere Weg hell und gerade aussieht.

Für einen Moment ist der Wanderer versucht, den scheinbar leichteren Weg zu wählen. Doch dann erinnert er sich an die Ermahnung des Engels, dass er sich auf gar keinen Fall vom richtigen Weg abbringen lassen sollte!

Das, was er da vor sich sieht, ist ein Irrlicht! Dieses Licht und dieser Weg führen ganz gewiss in den Tod.

So stampft der Wanderer weiter auf seinem steilen, wurzelübersähten Weg.

Licht!

Der Weg geht noch eine ganze Weile bergauf. Das kostet dem Wanderer viel Kraft. Er ist außer Atem. Doch er traut sich nicht stehen zu bleiben und Luft zu holen. Tapfer geht er weiter.

Auf einmal wird der Weg vor ihm heller. Die Steigung lässt nach. Die Bäume werden immer lichter. Sonnenlicht dringt nun durch die Kronen. Kälte und Nebel verschwinden.

Und dann hat der Wanderer es geschafft! Er hat den Wald verlassen! Auf einmal steht er in der Sonne. Nach der langen Finsternis in dem Wald müssen sich die Augen erst einmal an das Licht gewöhnen.

Der Wanderer fällt auf seine Knie und dankt Gott, dass er ihn lebend aus dem Wald der Angst geführt hat. Es hatte nicht mehr viel gefehlt und der Wanderer hätte sein Leben verloren. Doch Gott sandte seinen Engel genau im richtigen Moment!

Was wir daraus lernen können

Der Wanderer hätte deutlich leichter durch den Wald der Angst kommen können. In der Gemeinde hatte er in der Bibel studiert, wie er den Herausforderungen des Weges begegnen konnte. Die Theorie war ihm klar. Doch er setzte es nicht in die Praxis um.

Er ging unvorbereitet in den Wald hinein. Vielleicht dachte er auch, dass er aus eigener Kraft durch den Wald kommen würde. Doch er versagte. Lange versuchte er selbst auf dem richtigen Weg zu bleiben. Doch er war den Herausforderungen nicht gewachsen. Er fokussierte sich auf die Probleme. Er sah nur noch die Gefahren. Erst als er selber nicht mehr weiter wusste, suchte er Hilfe bei Gott.

Hätte er bereits vor dem Wald um Gottes Beistand gebeten, dann hätte ihn der Engel schon von Anfang an mit dem Essen, Trinken und Licht ausgestattet. Er wäre viel schneller und sicherer durch den Wald hindurch gekommen, ohne so viele Ängste ausstehen zu müssen.

Genauso sind wir oft. Wir kennen uns gut in der Theorie aus. Doch was passiert, wenn unser Glaube geprüft wird? Was passiert, wenn wir in Situationen kommen, in denen wir die Kontrolle verlieren und wir Angst bekommen?

Oft versuchen wir selbst gegen die Probleme zu kämpfen. Doch dabei verlieren wir uns immer mehr in der Angst und machen alles nur noch schlimmer. Der Fokus auf die Ängste und Sorgen raubt uns unseren Glauben. Sie können uns fest im Griff haben, so dass es scheint, dass man nicht mehr davon frei werden kann.

Es ist nicht so leicht, von den Ängsten den Blick abzuwenden. Wir sind von ihnen hypnotisiert wie von einer Schlange. Doch Gottes Verheißungen brechen die Macht der Angst.

Egal ob Versagensängste, die Angst, nicht gut genug zu sein, Verlustängste oder Zukunftsängste. All diese Dinge wenden den Blick von Gott auf uns selbst und die Umstände. Es ist im Grundprinzip egoistisch. Diese Ängste halten uns gefangen und wir finden aus uns selbst keinen Weg heraus.

Doch Gott kann uns befreien. Beanspruchen wir seine Verheißungen, studieren wir sein Wort und denken über ihn nach, dann können wir die Ängste besiegen.

Denk nicht über die Ängste nach! Sobald Ängste aufkommen, halte dir einen ermutigenden Bibeltext vor Augen. Die Bibel ist voll davon! In der Lutherbibel spricht Gott 73 Mal: „Fürchte dich nicht!“ Das gilt auch für dich! Wenn Gott etwas sagt, dann geschieht es auch, denn sein Wort ist lebendig. Wenn Gott sagt: „Hab keine Angst!“ dann verschwindet genau in diesem Moment die Angst, wenn wir sie loslassen. Das erfordert aber ein bisschen Vertrauen und Glauben, dass dem wirklich so ist.

Ein wunderbares Sofortheilmittel gegen Angst ist auch das Singen von Lobliedern. Das mag sich am Anfang komisch anfühlen, doch nach einer Weile füllen sie das Herz mit Hoffnung und Zuversicht.

Es gibt auch gar keinen Grund zur Angst. Wenn Gott an unserer Seite und für uns ist, wer kann wider uns sein?

Angst bekommen wir immer dann, wenn wir Gott aus den Augen verlieren, unserer eigenen Kraft vertrauen und Gott misstrauen.

Aber ist dir bewusst, dass wir durch unseren Unglauben, Gott traurig machen?

Ängste sind ein Zeichen des Misstrauens gegenüber Gott. Wir zweifeln daran, dass er es wirklich gut mit uns meint und für alle unsere Bedürfnisse sorgen möchte und kann.

Es ist nicht leicht, Ängste zu überwinden. Aber im Endeffekt halten sie uns gefangen. Sie beschränken uns selbst und unsere Nützlichkeit für Gott.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man Ängste überwinden kann. Man kann eine Entscheidung treffen, sich nicht länger von ihnen beherrschen zu lassen. Um wahre Befreiung zu erleben, muss man sich aber Gott vollständig übergeben. Das ganze Leben muss 100% ihm geweiht werden. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass man überhaupt nichts aus sich selbst tun kann, sondern in allen Dingen vollständig von Gott abhängig ist.

Im Endeffekt übergeben wir Gott die Verantwortung für unser Leben. Damit ist er für die Konsequenzen verantwortlich. Wenn wir stets an seiner Seite bleiben, dann wird er für alles weitere sorgen. Ängste sind damit überflüssig.

Mein Wunsch und Gebet ist, dass wir alle diese vollständige Hingabe und das damit verbundene Ruhen in Gott erleben. Dann kann uns selbst der Tod keine Angst mehr machen!

Hier geht es weiter: Die erste Weggabelung!

6. Die Gemeinde

Nach dem der Wanderer durch den Sumpf des Zweifels gewankt ist, hat er nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Nun kann er wieder aufatmen! Er schickt ein Dankgebet gen Himmel und lobt Gott für die Zuverlässigkeit seiner Verheißungen.

Als er sich umsieht, bemerkt er, dass er auf einer Lichtung, umgeben von einem dichten Wald, steht. Der Wald wirkt dunkel und düster. Doch die Lichtung ist hell und freundlich. Auf der Lichtung erblickt der Wanderer eine kleine Waldkirche. Sie ist aus alten Felssteinen gebaut worden. Sie wirkt nicht so imposant wie so manche Kathedralen, die er in großen Städten gesehen hat. Dennoch strahlt sie etwas warmes und einladendes aus.

Das Gemeindegebäude

Gottes Gemeinde soll nicht luftig, stolz und beeindruckend wirken, wie es die alten gotischen oder barocken Kirchen tun. Jesus ging als einfacher Zimmermann durch das Leben. Seine Gemeinde repräsentiert seine Einfachheit. Obwohl die Gemeinde einfach gebaut ist, hat sie ein solides Fundament. Ihre massiven Mauern trotzen allen Stürmen und Angriffen.

Auf der Kirche ist das Logo der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu sehen. Es soll also eine Adventgemeinde darstellen.

In der Gemeinde

Am Eingang zur Gemeinde steht ein freundlicher Mann, der die Wanderer zum Gottesdienst einlädt und ihn herzlich Willkommen heißt. Bisher hatte der Wanderer noch keine weiteren Mitpilger kennen gelernt. Neugierig und voller freudiger Erwartungen betritt er die Gemeinde. Gemeinsam mit seinen Mitwanderern betet er Gott an. Sie erforschen zusammen die Bibel, um sich besser auf den noch vor sich liegenden Weg mit dessen Herausforderungen vorzubereiten. Mit den Verheißungen Gottes ermutigen sie sich gegenseitig.

Ganz besonders faszinierend findet der Wanderer die Geschichten der anderen Pilger. Er erfährt, wie die anderen auf diesen Weg gekommen sind und was sie bisher auf ihrer Reise erlebt haben. Der Austausch ermutigt ihn und bestätigt ihm, dass er auf dem richtigen Weg.

Aber er hört auch traurige Geschichten. So erfährt er von einem Mann, der zwar am Kreuz seine Lasten losgeworden und durch die schmale Pforte gegangen ist. Doch als er zu dem Sumpf des Zweifels kam, hatte er seinen sicheren Halt auf den Verheißungen Gottes verloren. Er rutschte von einem Stein ab und versank im Sumpf des Zweifels. Zwar war sofort ein Helfer da, aber der Mann schaute nur auf den Schlamm, der ihn immer weiter nach unten zog. Er meinte, dass ihn selbst der Helfer nicht mehr aus den Schlamm ziehen könnte und gab die Hoffnung auf. So starb dieser bemitleidenswerte Mann dort im Sumpf der Zweifel.

Der Wanderer hörte von einigen ähnlicher Schicksale. Aber er hörte auch von Menschen, die zwar ihren festen Halt auf den Verheißungen verloren hatten, aber von ihren Zweifeln weg, hin auf ihren Helfer schauten. Im Glauben ergriffen sie die Hand ihres Retters, der sie wieder auf festen Boden stellte.

Voller Erstaunen lobte der Wanderer Gott, dass er ihn so sicher durch den Sumpf des Zweifels geführt hatte. Er begriff jetzt viel besser wie stark die Verheißungen Gottes sind und welche große Rolle der Glaube spielt.

Was dem Wanderer neben dem gemeinsamen Bibelstudium und dem Erfahrungsaustausch eben so sehr ermutigte, war der gemeinsame Gesang zum Lobe Gottes. Alle Pilger stimmten fröhlich und mit dankbaren Herzen in den Lob ihres wunderbaren Erlösers ein! Durch den Gesang wuchs die tiefe Liebe zu Gott. Oder anders ausgedrückt:

Auf den Flügeln des Lobpreises schwingt sich die Seele näher hinauf zu Gott.

-Ellen G. White, Schritte zu Jesus, S. 107

Mission

Ein weiterer Aspekt in der Gemeinde ist eine Art Ausbildung oder Training. Der Wanderer erfährt, dass er auf seinem Weg früher oder später immer wieder mit dem breiten Weg und den Menschen, die darauf wandeln, in Berührung kommen wird. Jeder Pilger hat die Aufgabe den Menschen, die auf dem breiten Weg gehen, von dem schmalen Weg und ihrem Ziel, dem himmlischen Jerusalem, zu erzählen. Ganz besonders sollten sie von dem genialen König in dieser Stadt erzählen, damit die Menschen eine gute Entscheidung treffen könnten- am besten natürlich für den schmalen Weg!

Manche Pilger werden sogar direkt auf den breiten Weg gesendet, um dort den Leuten zu helfen, den schmalen Weg zu finden. Das ist eine sehr herausfordernde Arbeit. Man erfährt viel Ablehnung, Spott und Verachtung. Manche dieser Missionare werden sogar ins Gefängnis geworden oder gar getötet.

Der Wanderer hört von vielen Geschichten tapferer Männer und Frauen, die alles – sogar ihr Leben – für Gott geopfert haben. All diese Geschichten inspirieren ihn, ihrem Beispiel zu folgen. Er möchte, wenn es Gottes Wille ist, sein ganzes Leben zur Verkündigung des herrlichen Namens seines Gottes einsetzen!

Ermutigt geht es weiter

Der Wanderer hätte noch ewig in der Gemeinde bleiben können. Er genoss sehr die Gemeinschaft mit den Mitpilgern. Es war ein kleiner Vorgeschmack wie es einmal im himmlischen Jerusalem sein würde. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Der Wanderer weiß, dass die Zeit langsam knapp wird und dass Gottes Gnade bald ein Ende haben würde. Bis dahin musste er sein Ziel erreicht haben!

Als er seinen Weg fortsetzt ist sein Herz voller Dankbarkeit und Freude. Nun hat er ein tieferes Verständnis von der Gnade und Allmacht Gottes. Die Zeugnisse seiner Mitpilger haben ihm Mut gemacht. Er hat gesehen, dass auch sie nicht perfekt waren, dennoch trotzdem auf dem Weg blieben und sich nicht entmutigen ließen.

Noch tief in Gedanken versunken und ein Dankeslied pfeifend, führt ihn sein Weg immer mehr dem finsteren Wald entgegen.

Hier geht es zum nächsten Kapitel: Durch den Wald der Angst