18. Der Spätregen

Nach der kühlen und äußerst gefährlichen Schlucht,
die der Wanderer auf dem Pfad der Heiligung erklommen
hatte, kommt ihm jetzt die friedvolle Anhöhe wie ein Vorgeschmack
des Himmels vor. Wohltuend wärmt die Sonne die müden Glieder des Wanderers. Der süße Duft verschiedenster Blumen steigt dem Wanderer in die Nase. So eine Vielzahl und Schönheit an Blumen hat er noch nie gesehen! Das Gras wiegt gold und silbern glänzend leicht im Wind. Insekten und prächtige Schmetterlinge fliegen fröhlich von Blüte zu Blüte. Eine ganze Weile beobachtet der Wanderer das bunte Treiben auf dieser Wiese. Es lässt ihn über den Schöpfer staunen. Welche Liebe zum Detail, welche Fröhlichkeit und Kreativität stecken in diesem großen Wesen! Sehr bald würde er endlich vor ihm stehen und ihn noch so viel besser kennen lernen können!

Apropos! Es ist Zeit, den Weg fortzusetzen. Der Wanderer erinnert sich an die Worte Jesu, die er ihm auf dem Pfad der Heiligung mitgegeben hatte. Auf ihn wartet noch eine große letzte Prüfung. Diese Prüfung würde alles andere, was er bis jetzt erlebt hatte, weit in den Schatten stellen. Um hier bestehen zu können, erfordert es eine noch gründlichere Vorbereitung als je zuvor. Die kommende Prüfung war in gewisser Weise die Abschlussprüfung, um zu schauen, ob alle nötigen Qualifikationen für eine Bürgerschaft im Himmel angeeignet wurden.

Doch Gott weiß, dass diese Prüfung kein Mensch von sich aus bestehen kann. Das ist absolut unmöglich. Würde er seine Kraft nicht dazugeben, dann würde kein Mensch die Prüfung bestehen und alle würden auf ewig verloren gehen.

Dem Wanderer ist das mehr als bewusst. Auf seiner langen Reise hat er immer wieder aufs Neue Gottes Fürsorge und Treue erlebt. Er musste auch auf schmerzvolle Weise lernen, was es bedeutet, aus eigener Kraft durch die Trainingseinheiten gehen zu wollen. Beinahe hätte ihm das sogar mindestens zwei Mal das Leben gekostet (im Wald der Angst und auf dem Meer der Sorgen). Ihm ist völlig klar, dass er Gottes Beistand jetzt mehr denn je benötigte. Er erinnerte sich daran, wie er den Drachen nur aus Gottes Kraft besiegen konnte. Genau diese Kraftquelle möchte er nun erneut anzapfen.

Sorgfältige Herzensprüfung

Der Wanderer fällt auf seine Knie. Sein Gebet beginnt mit einem Rückblick auf seine Pilgerreise. Er bedankt sich bei Gott, dass er ihn durch sein Opfer von seiner schweren Last befreit und ihm das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt ermöglicht hat. Er lobt Gott für die Hoffnung, die Liebe, die Kraft und den Frieden, den er durch seine Gegenwart erleben darf. Dankbar bringt er all die Gefahren und Freuden seines Weges vor Gott und preist dessen allmächtigen Arm, der ihn stets sicher geleitet hat. Danach bittet der Wanderer den Heiligen Geist, sein Herz auf Sünden zu durchforschen. Sorgfältig prüft er sein Herz, ob es noch irgendeine Schuld gibt, die noch nicht vor Gott bereinigt wäre. Traurig blickt er auf seine vielen Fehltritte und seinen Unglauben zurück. Wie oft hatte er an der Güte Gottes gezweifelt und sich dadurch unnötig Gefahren ausgesetzt oder seinen Weg erschwert!

Der Wanderer ist sich seiner Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit bewusst. Er findet nichts in seinem Herzen, wofür er sich selber rühmen könnte. All die positiven Veränderungen in seinem Leben, alle Siege und Fortschritte hat Gott in ihm bewirkt. Tief in sich selbst sieht er nur Egoismus und Stolz. Unter Tränen bittet er Gott, sein Herz nach seiner Verheißung in Hesekiel 36,26+27 zu erneuern und ihn von all seinen Sünden zu reinigen:

„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“

In seiner Ohnmacht klammert er sich an die göttliche Verheißung. Er vertraut auf das reinigende Blut Jesu und nimmt die Vergebung im Glauben an.

Ringen mit Gott

Doch er braucht noch mehr! Er benötigt die himmlische Kraft, um Gott treu zu bleiben. Zu den Tränen mischen sich Schweißperlen. Seine Hilflosigkeit übermannt ihn. Wie Jakob einst mit dem mysteriösen Fremden rang, so ringt auch jetzt der Wanderer mit Gott. Es geht um Leben und Tod. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Vor ihm steht nun der alles entscheidende Kampf. Würde er versagen, wäre er auf ewig von Gott getrennt. Würde er siegen, dann erhält er den Zutritt zum himmlischen Jerusalem und damit das ewige Leben. Der Wanderer möchte keinen weiteren Schritt ohne die Gewissheit der Nähe Gottes tun. Hilflos hält er sich an seinem Gott fest und ruft mit Jakob aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Mit diesem Gebet vertraut der Wanderer sein irdisches und sein ewiges Leben ganz Gott an. Alle seine Sünden sind ihm vergeben. Er hat den Prozess der Heiligung abgeschlossen. Obwohl es ihm nicht bewusst ist, ist sein Leben ein Abbild seines himmlischen Vaters. Doch wie sein großes Vorbild, Jesus, sagte, dass er nichts aus sich selbst tue, sondern Gott seine Werke durch ihn tue, so lässt der Wanderer Gott seine Werke durch ihn bewirken. Sein Ego und der Drang nach Selbstdarstellung ist nun vollständig verschwunden. Alles, wonach sich der Wanderer sehnt, ist es, seinen Gott zu ehren und seinen Namen groß zu machen. Und wenn es selbst sein Leben kosten würde, so wäre er bereit, dankbar diesen Preis zu zahlen.

So besiegt der Wanderer nun Gott. Im vollen Bewusstsein seiner eigenen Unwürdigkeit hat er sich vollständig auf die Treue seines Gottes verlassen. Seine Bitte um besondere Kraft wurde erhört.

Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist

Als der Wanderer noch kniet und betet, öffnet sich auf einmal der Himmel über ihn. Licht vom Thronsaal Gottes umgibt den Wanderer. Wie einst Stephanus, als er von seinem eigenen Volk gesteinigt wurde, sieht er den Thron Gottes. Er sieht, wie Jesus, sein Stellvertreter vor Gott steht und für ihn eintritt. Tiefer Friede kehrt ein als die Gewissheit des Friedens mit Gott sein Herz erfüllt. Nichts steht mehr zwischen ihm und Gott. Keine Sünde, kein Stolz steht mehr zwischen ihm und der Gemeinschaft mit der Quelle ewiger Freude!

In diesem Moment kommt eine weiße Taube vom Thron Gottes geflogen. Es ist der Heilige Geist, den Jesus als Beistand sendet, um den Wanderer durch die letzte Prüfung zu führen.

Der Heilige Geist war die ganze Zeit schon der stille Begleiter auf dem gesamten Weg gewesen. Er war es, der dem Wanderer den Mut und Kraft gab, voran zu gehen. Nur durch den Heiligen Geist hatte er es bis hierher geschafft. Die erste Ausgießung des Heiligen Geistes, den Frühregen, erhielt der Wanderer als er durch die schmale Pforte ging. Dies war die Taufe, durch die der Heilige Geist die Führung im Herzen eines Menschen übernimmt. Doch der Heilige Geist kann nur so viel im Herzen eines Menschen wirken, wie er dafür die Erlaubnis bekommt. Der Mensch entscheidet selbst, wie viel Raum er ihm gibt. Auch hier geht es wieder um das Vertrauen. Am Anfang des Glaubenslebens muss das Vertrauen in Gott erst gelernt werden. Je mehr ein Mensch Gott vertrauen lernt, desto mehr Kontrolle übergibt er ihm in seinem Leben. Doch wir Menschen neigen gern dazu, die Kontrolle selbst zu behalten. Deswegen ist so eine lange Pilgerreise nötig, um Gott immer mehr vertrauen zu lernen. Am Ende des Weges muss jeder gelernt haben, was es bedeutet, Gott ganz zu vertrauen und sich ihm vollständig auszuliefern. Wer sein Vertrauen 100% in Gott setzt, kann auch zu 100% vom Heiligen Geist erfüllt sein. So ein Mensch wird den Spätregen empfangen.

Der Spätregen

Der Spätregen hat mehrere Aufgaben. Hier in unserer Geschichte liegt der Hauptfokus auf der Vorbereitung auf die letzte Prüfung, die in der Bibel auch als „die Zeit der Angst in Jakob“ bezeichnet wird. Aber auf dem Bild ist auch ein reifes Getreidefeld zu sehen. Im alten Orient fiel der Frühregen im Frühjahr. Dadurch konnte die gesäte Saat aufgehen. So erhalten wir den Heiligen Geist bei der Taufe, damit Gottes Wort in uns lebendig wird und Frucht zum ewigen Leben hervorbringt. Im Herbst fiel dann der Spätregen. Er sorgte dafür, dass die Ernte ausreifte und eingeholt werden konnte. So dient der geistliche Spätregen dazu, die Ernte der Welt ausreifen zu lassen. Gottes Wirken wird noch einmal sehr deutlich in der Welt zu sehen sein. Jeder Mensch wird Gott richtig erkennen können. Mit diesem Wissen über Gottes wahres Wesen kann und muss er eine Entscheidung treffen, auf welcher Seite er im großen Kampf stehen möchte. Auf der Seite des Lammes oder des Drachens!

Damit jeder Mensch auch wirklich diese Wahl hat, müssen die Nachfolger Jesu, vollständig mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, damit Gott mächtig durch sie wirken kann und sie mit Vollmacht die letzte Warnung einer untergehenden Welt verkündigen können. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Menschen heute so wenig über den wahren Gott wissen, liegt daran, dass sein bekennendes Volk ihn zu wenig in ihren Herzen hat. Sie folgen lieber ihren eigenen Wünschen und geben dem Heiligen Geist nur einen begrenzten Raum zum Wirken. Aber Gott möchte das ganze Herz! Erst wenn wir, wie der Wanderer lernen, dass Gott jedes Bedürfnis in uns stillen kann und wir uns ihm ganz ausliefern, dann kann Gott anfangen mächtig zu wirken.

Wer hat die Kontrolle über dein Leben?

Die Ursache unserer Unzufriedenheit, Sorgen, Probleme und Nöte liegt daran, dass wir selbst die Kontrolle behalten wollen. Wir versuchen das zu tun, was Gott eigentlich für uns tun möchte. Warum fällt es uns nur so schwer, Gott alles hinzugeben? Vielleicht haben wir Angst, dass Gott uns etwas, was wir lieben, wegnimmt. Aber warum nimmt er es uns weg? Nicht weil er uns ärgern möchte, sondern weil er weiß, dass er etwas besseres für uns hat. Hier kommt wieder unser Gottesbild ins Spiel. Wenn wir wirklich von ganzem Herzen glauben würden, dass es Gott gut mit uns meint, dann würden wir nicht zögern, ihm auch das Liebste zu geben. Doch indem wir selbst die Kontrolle behalten wollen, stellen wir Gott als lieblos und kaltherzig dar. Aber wie wir bereits gesehen haben, ist Vertrauen ein Prozess, den wir lernen dürfen. Gott geht sehr geduldig mit uns mit. Wenn wir Fehler machen, schimpft er nicht mit uns. Wie ein liebevoller Vater, der seinem kleinen Baby hilft, laufen zu lernen, stellt er uns immer wieder auf die Füße, wenn wir fallen. Wenn wir wegen unserer Schwachheit weinen, nimmt er uns in seine liebevollen Arme und tröstet uns. Er macht uns Mut, es noch einmal zu probieren. Auch wenn wir oft fallen, wenn wir immer wieder aufstehen, kommt doch irgendwann der Sieg!

Damit wir schneller voran kommen, ist uns der Heilige Geist als Helfer gesandt. Er tröstet, gibt Mut und Kraft und sichert uns die ewige Treue Gottes zu. Wir müssen seiner Führung nur vertrauen und mutig voran gehen. Dann werden wir, wie der Wanderer, den Punkt erreichen, an dem unser eigenes Ego vollständig gestorben ist und Gott uns durch seinen Geist vollkommen ausfüllt. Dann sind auch wir bereit, die letzte Prüfung zu bestehen!

Also gib nicht auf, die Heimat des ewigen Friedens ist nahe! Halte deinen Blick fest auf dieses Ziel gerichtet! Schau auf die unendliche Liebe unseres Gottes, der alles für dich gegeben hat! Bald wird er kommen, um die zu sich zu holen, in denen er sich vollständig widergespiegelt sehen kann! Gott hat versprochen, das in dir zu bewirken! Vertraue seinem Versprechen und du wirst es erleben, wenn du darum im Glauben bittest!

17. Der Pfad der Heiligung

Es herrscht Stille.
Kein Zwitschern von Vögeln ist zu hören.
Man hört nur das leise Summen des Windes, wenn er sich in den rauen Felskanten verfängt. Als der Wanderer sich umsieht, sieht er zu seiner Rechten eine hohe, massive Felswand, deren Ende er nicht erkennen kann. Zu seiner Linken klafft ein endloser, dunkler Abgrund. Er ist so schwarz, dass man seine Tiefe nicht erahnen kann. Nebelschwaden steigen aus dem Abgrund empor und lassen eine nahezu gespenstige Stimmung aufkommen. Entlang der schroffen Felswand ist ein schmaler Pfad eingehauen, der steil nach oben führt. Die Treppe ist so schmal, dass nur eine Person entlang gehen kann. Zur linken Seite befindet sich kein Geländer. Wer also ausrutscht oder sein Gleichgewicht verliert, fällt in die unendliche schwarze Tiefe.

Doch all dies beunruhigt den Wanderer in keinster Weise. Soeben hatte er mit Gottes Hilfe den Drachen besiegt. Was konnte jetzt noch schlimmeres auf ihn zukommen?

Was ist eigentlich Heiligung?

Mutig und festen Schrittes setzt er seinen Weg fort. Ein Wegweiser lässt ihn wissen, wo er sich aktuell befindet. Vor ihm liegt der schmale Pfad der Heiligung. Der Wanderer denkt ein wenig über das Wort „Heiligung“ nach. Er hat schon einmal von „Heiligen“ gehört. Das sind aber keine frommen Menschen, die irgendwelche Wunder bewirken und bei Gott eine besondere Stellung innehabe. Nein, laut seiner Bibel sind Heilige all jene, die Jesus nachfolgen. Dies bedeutet, dem Vorbild Jesu nachzueifern und sich vom Heiligen Geist den Charakter verändern zu lassen. „Heiligung“ muss also der Prozess sein, indem das eigene unvollkommene Wesen in das vollkommene Abbild Gottes verwandelt wird. Gott hat den Menschen in seinem Bilde geschaffen. Die Sünde hat dieses wunderschöne Bild in dem Menschen zerstört. Gott möchte es wieder in jedem Menschen herstellen. D.h. er möchte das Ego, den Stolz, Neid, Hass, Bitterkeit, Sorgen, Ängste, schlechte Gewohnheiten und Süchte aus dem Leben der Menschen entfernen. Stattdessen möchte er seine Wesensmerkmale einsetzen. Diese sind die Früchte des Geistes, die wir in Galater 5,22+23a: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“

Diese Veränderung möchte der Heilige Geist in jedem Menschen bewirken. Niemand kann sein Herz wirklich von Grund auf ändern. Wir können äußerlich ein paar schlechte Gewohnheiten ablegen und uns ein gutes Benehmen aneignen. Doch das Herz bleibt verdorben. Das kann nur Gott erneuern. Bei der Heiligung geht es nicht um eine Veränderung der Gewohnheiten, sondern um eine Veränderung des Herzens.

Auf und Ab

Hochmotiviert erklimmt der Wanderer die ersten unebenen Felsstufen des Pfades der Heiligung. Er möchte nichts sehnlicher als seinem geliebten Jesus noch ähnlicher zu werden. Ja, dieser Weg erfordert einige Anstrengung und Selbstverleugnung. Doch der Wanderer ist sich sicher, dass er es mit Gottes Hilfe schaffen kann. Der Pfad führt ihn steil nach oben. Er drängt sich dicht an die Felswand, um nicht in den Abgrund der Sünde abzurutschen. Er weiß, dass ein kleiner Fehltritt ihm das Leben kosten könnte.

Doch auf einmal geschieht etwas merkwürdiges. Der Pfad sollte immer steil nach oben führen. Aber jetzt macht er genau das Gegenteil: er nach unten ab – es geht bergab. Nach einer Weile geht es wieder steil bergauf. Doch es dauert nicht lange, dann geht es wieder umso steiler bergab in ein dunkles Tief. Dies wiederholt sich noch einige Male.

Nach einer Weile ist der Wanderer frustriert. Zu Beginn hatte der Pfad gar nicht so lang ausgesehen, doch jetzt fühlt er sich endlos an. Dieses ständige bergab und das darauffolgende bergauf kostet unglaublich viel Kraft und Zeit.

Der Wanderer beginnt darüber nachzudenken. Sein Wunsch und sein Ziel ist die Stadt im Himmel zu erreichen. D.h. sein Weg muss nach oben, in Richtung Himmel, führen. Unten, im Abgrund der Sünde, war er vor Beginn seiner Reise gewesen. Viele Jahre war er dort gefangen gewesen. Auf seiner Pilgerreise hatte er bereits viele Höhenmeter zurückgelegt, denn der Abgrund der Sünde scheint weit unter sich zu liegen. Dorthin wollte er keinesfalls zurück! Aber warum geschah es immer wieder, dass der Weg ihn ein Stückchen in diese Richtung führte?

Während er sich wieder langsam den schmalen Pfad hinauf kämpft, denkt er ein wenig über die Bedeutung des Aufs und Abs nach. Bergauf bedeutet, dass er richtig unterwegs ist. Bergauf führt ihm seinen Ziel, dem himmlischen Jerusalem, immer näher. Um ein Anrecht auf das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt zu haben, muss der Charakter dem Charakter des Gesetztes der himmlischen Regierung entsprechen. Nur wer während seiner Pilgerreise sich diesen Charakter aneignet, dem wird der Zutritt in die himmlische Stadt gewährt. Der Pfad der Heiligung dient dazu, diesen Charakter zu entwickeln.

Der Weg ist schmal und steil. Es erfordert beständiges Wachen und Beten, dass man nicht hinunterfällt und wieder im alten sündigen Leben und damit im ewigen Tod landet. Man muss sich zudem nahe an der Felswand halten, welche einem Halt und Schutz bietet. Dieser Fels ist Jesus. Wer in seiner Nähe bleibt und sich an ihn klammert, wird voran kommen.

Doch leider ist keines Christen Weg eine gerade Linie nach oben. Das sündige Herz lässt sich nicht so schnell verändern. Da wir alle in einer kaputten Welt aufgewachsen sind, haben wir nicht gelernt, was es bedeutet zu vertrauen. Besonders Gott vertrauen wir am wenigsten. Wie schnell zweifeln wir an seiner Liebe für uns und dass er für jedes Problem schon längst eine Lösung parat hat. So passiert es, dass man alte Gewohnheiten aus dem alten Leben nicht so schnell aufgeben kann bzw. man immer wieder rückfällig wird. Immer wieder stolpert man über seinen eigenen Stolz oder sein kaltes Herz. Immer wieder verletzt man geliebte Menschen mit einem ungeduldigen Wort. Man tut all dies und mehr, obwohl man es eigentlich gar nicht will. Man möchte ganz bei Gott sein, ihm alles übergeben. Jeden Morgen bittet man im Gebet darum, doch irgendwann im Laufe des Tages kommt wieder eine Situation in der man versagt. Wieder einmal konnte man sich beim Essen nicht beherrschen, wieder hat man sich beim Autofahren über die anderen Verkehrsteilnehmer aufgeregt. Wieder wurde man von einer anstrengenden Person genervt. Von einer anderen Person wurde man verletzend behandelt oder nicht gewürdigt. Wieder einmal hat man sich aufgeopfert und was ist der Dank? Schon wieder ist einem ein falsches Wort heraus gerutscht, obwohl man es nicht wollte.

Das kann manchmal sehr frustrierend sein. Immer und immer wieder bringt man seine Schwachpunkte vor Gott und immer wieder versagt man.

Meine eigene Erfahrung

So erging es mir viele Jahre. Zu Beginn meines Glaubenslebens hatte ich das Konzept der Rechtfertigung und Heiligung noch nicht verstanden. Mir war es sehr wichtig, mich taufen zulassen, denn meine Hoffnung war, dass nach der Taufe all diese sündigen Gewohnheiten und Sehnsüchte in meinem Herzen verschwunden wären. Doch das war leider nicht der Fall. Nach meiner Taufe kämpfte ich genauso gegen die Esslust, gegen okkulte Filme und Musik wie davor. Ich fragte mich, was sich überhaupt geändert hatte? Nach einer Weile wurde ich immer frustrierter. Ich flehte Gott unter Tränen an, mich von diesen Dingen frei zumachen. Aber es geschah nichts. Langsam begann ich mich zu fragen, ob Gott nicht stark genug sei, mir zu helfen. Oder war mein Glaube nicht stark genug? Meine Verzweiflung wuchs zunehmend. Ich kam an den Punkt, an dem ich zu Gott sagte: „Entweder du hilfst mir jetzt oder ich werde meinen Glauben wieder aufgeben!“

Kurz bevor ich verzweifelt aufgab, schickte Gott mich auf die Josia-Missionsschule im Allgäu. Ich wollte dort nicht hin. Aber da ich so verzweifelt war, bewarb ich mich im letzten Moment und wurde genommen. Dort lernte ich einen ganz anderen Gott kennen. Ich lernte, was Rechtfertigung bedeutet. Bis dahin glaubte ich, dass wenn ich sündigte, ich wieder komplett verloren sei und ganz von vorne anfangen müsste. In unserem Bild gesprochen hatte ich es so verstanden, dass ich bei jeder sündigen Tat in den dunklen Abgrund der Sünde zurückfallen würde und wieder den ganzen Weg von vorne beginnen müsste. So kam man natürlich nie wirklich vorwärts. Auf der Missionsschule verstand ich, dass ich durch die Rechtfertigung in Gottes Augen von der Sünde befreit war. Meine Schuld war mir vergeben und Gott hatte mir das ewige Leben geschenkt. Ich war gerettet. In den dunklen Abgrund der Sünde konnte ich nur zurückfallen, wenn ich mich vollständig von Gott abwenden würde.

Von der Ursache und den Symptomen

Trotzdem tauchen immer wieder Sünden im Leben auf. Es war für mich ein langer Prozess zu verstehen, dass diese Sünden nur die Symptome einer viel tiefer liegenden Krankheit sind. Es bringt also gar nichts, die Symptome zu bekämpfen, wenn die Ursache nicht gelöst wird. Ganz im Gegenteil: Je mehr man die Symptome bekämpft, um so hartnäckiger werden sie. Erst vor Kurzem begriff ich, dass unser Herz von der Sünde gebrochen ist. Jeder von uns hat diese schwarzen Flecken im Herzen, die durch diese böse Welt verursacht worden. Oft gerade von unserer eigenen Familie. Diese schwarzen Flecken versuchen wir mit allen möglichen Dingen selbst zu heilen. Das kann die Suche nach Liebe, gutes Essen, Geld, Musik, Filme und vieles mehr sein. Doch wir können die Wunden unseres Herzens damit nicht heilen. Leider passiert oft das Gegenteil. Je mehr wir diesen Dingen nachjagen, umso größer werden diese Wunden im Herzen. Selbst wenn wir uns entschieden haben, mit Jesus unseren Weg zu gehen und ihm die Führung unseres Lebens anvertrauen, nimmt er nicht sofort alle Sünden weg. Von sehr schädlichen Sünden wie Süchten macht er sofort frei. Aber viele andere Dinge lässt er noch in unserem Herzen, damit wir daran wachsen können. Hier beginnt der Prozess der Heiligung. In Gottes Augen sind wir bereits gerecht und vollkommen, weil Jesus unsere Stelle einnimmt. Gott akzeptiert seine Gerechtigkeit als die unsrige. Das ist das unglaubliche Geschenk, das wir von Gott erhalten. Doch wie bereits erwähnt, möchte Gott seinen Charakter in uns wiederherstellen. Er weiß, dass nur sein Leben und Wesen in uns wahres Glück und Frieden bringen kann. So beginnt er Stück für Stück unser sündiges Herz zu heilen. Um auf dem Pfad der Heiligung wirklich voran zukommen, müssen wir uns täglich mit dem Heiligen Geist erfüllen lassen. Unser Leben muss vollständig Gott geweiht und übergeben werden. Dazu gehört eine intensive Zeit des Gebets, in dem wir unsere Herzen prüfen, von Gott reinigen lassen und uns ihm hingeben sowie Zeit im Wort Gottes. Durch das Bibelstudium lernen wir Gott noch besser kennen. Dadurch erkennen wir unsere eigene Unvollkommenheit. Die Bibel wirkt wie ein Spiegel, der uns unsere Flecken aufzeigt. Das kann oft entmutigend sein.

Der innere Drache

Lasst uns an dieser Stelle noch einmal kurz zu unserem Wanderer zurückkehren: Voller Siegesgewissheit hatte er die Höhle des Drachens hinter sich gelassen und begonnen den Pfad der Heiligung zu beschreiten. Doch er musste eine schreckliche Feststellung machen! Obwohl er jetzt schon so lange mit Gott unterwegs war, fiel er immer wieder in alte Gewohnheiten zurück von denen er dachte, er habe sie schon längst hinter sich gelassen. Beim Drachen konnte er der Esslust in Form eines Schweinsbratens widerstehen. Doch als es darum ging, nicht zu viel vom Guten zu genießen, versagte er. Immer wieder konnte er beim köstlichen Potluck in der Gemeinde all dem guten Essen nicht widerstehen und aß zu viel an Menge und alles durcheinander. Die Folge war Unwohlsein und überreizte Nerven. Dies schwächte ihn in seinem Dienst für Gott. Es gab noch so viele andere Dinge, bei denen der Wanderer immer wieder versagte. Langsam dämmerte es ihm: Der Kampf mit Drachen in der Höhle war nichts im Vergleich mit dem Kampf gegen seinen inneren Drachen.


Der Drache in ihm ist noch immer sehr lebendig und stets bereit, für seine Rechte zu kämpfen, seine Bedürfnisse zu befriedigen und den eigenen Vorteil zu suchen. Traurig erkennt der Wanderer, dass er selbst der Drache ist! Dabei möchte er doch so gerne wie das Lamm sein, dem er nachfolgt. Traurig und tief verzweifelt fällt er auf seine Knie und weint bitterlich über sein von Sünde beflecktes Herz. Alles, was er sehen kann, ist ein unvollkommenes, fehlerhaftes Wesen, was mehr Schaden anrichtet als Segen. Entmutigung macht sich in ihm breit. Wie kann er jemals für die Gemeinschaft mit himmlischen Wesen bereit sein, geschweige denn für einen heiligen Gott, der die Sünde verabscheut?

Auf einmal dringt eine leise, sanfte, wohlvertraute Stimme an das Ohr des Wanderer, die sagt: „Schau auf mich, nicht auf deine Sünden!“ Oder wie es meine Lieblingsautorin Ellen G. White ausdrückt: „Wenn ich auf mich selbst schaue, dann frage ich mich, wie ich gerettet werden kann. Wenn ich aber auf Jesus schaue, dann frage ich mich, wie ich verloren gehen kann.“
Oh, wunderbare Liebe! In Jesus ist die Hoffnung für jeden entmutigten Pilger!

Der Wanderer blickt auf und sieht auf der Treppe seinen Erlöser sich zu ihm herunterbeugen. Sein Arm ist dem Wanderer entgegen gestreckt. Mit zitternder Hand ergreift er die starke Hand seines Erlösers. Dabei sieht er die Nägelmale. Diese erinnern den Wanderer an den hohen Preis, den Jesus für ihn höchstpersönlich gezahlt hatte. Er erkennt, dass Gott alles ihm mögliche getan hat, um ihn zu retten. Alles, was der Wanderer tun muss, ist dieser unendlichen Liebe zu vertrauen und sich ihm ganz hinzugeben. Jesus stellt den Wanderer wieder auf seine Füße. Sofort durchströmt diesen neue Kraft und Mut. Jesus spricht zu ihm: „Sei nicht entmutigt, wenn du auf diesem Pfad immer wieder versagst. Der Pfad dient dazu, dir die Dinge in deinem Herzen aufzuzeigen, die ich noch verändern und heilen möchte. Es gibt noch einige Löcher, die du versuchst mit irdischen Dingen zu stopfen. Du weißt schon selber, dass diese Dinge dir schaden, aber du hast noch nicht gelernt, mir zu vertrauen, dass ich diese Bedürfnisse viel besser stillen kann. Werde deswegen nicht mutlos, wenn du erkennst, dass deine Liebe und dein Vertrauen so unvollkommen ist. Du bist auf diesem Pfad, um das zu trainieren. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber obwohl du immer wieder etwas nach unten gegangen bist, ging dein Weg doch konstant bergauf. Es waren immer mindestens drei Schritte nach oben und nur maximal zwei nach unten. Also ging es insgesamt immer einen Schritt vorwärts. Die Verwandlung vom Drachen in ein Lamm geschieht nicht über Nacht. Das ist ein langer, schmerzhafter Prozess. Doch der Fokus ist entscheidend! Wenn du mehr auf den Drachen in dir schaust und dich darüber ärgerst, gewinnt er an Macht und wird stärker. So wirst du ihn nie überwinden. Wenn du stattdessen auf mich schaust, wirst du ganz automatisch in das Lamm verwandelt. Denn du wirst den Dingen ähnlicher mit denen du dich beschäftigst. Also halte den Blick fest auf mich gerichtet, stütze dich auf den mächtigen Felsen! Geh im Glauben voran, auch wenn alles dagegen spricht! Handle so, als würde der Sieg dir gehören, auch wenn die Gefühle etwas anderes sagen! Dann wird der Drache in dir besiegt werden!“

Das Ende des Pfades ist in Sicht!

So setzen die beiden den Weg fort. Der Wanderer klammert sich fest an Jesus, hält seinen Blick fest auf ihn gerichtet. Selbst so passiert es, dass der Weg ihn abermals ein Stück nach unten führt. Aber jetzt lässt sich der Wanderer nicht mehr von seinen Schwächen entmutigen. Vielmehr treibt ihn seine Schwachheit noch näher zu Jesus. Ohne dass er es selber merkt, macht er schnelle Fortschritte auf dem Pfad der Heiligung. Immer mehr sündige Flecken verschwinden von seinem Herzen und sein Charakter wird dem seines Herren immer ähnlicher.

Auf einmal kommen die beiden an einen Wegweiser, der zum himmlischen Jerusalem weist. Beim Anblick dieses Schildes macht des Herz des Wanderers einen Freudensprung. Das Ziel seiner langen Reise scheint nicht mehr all zu weit zu sein! Jesus lächelt ihm ermutigend zu: „Ja, du hast es bald geschafft! Nun ist es nicht mehr weit, bis du zur ewigen Ruhe eingehen kannst. Doch eine letzte Prüfung steht noch an. Auf all den Herausforderungen deines bisherigen Weges wurde dein Vertrauen in mich auf die Probe gestellt und trainiert. Du hast sehr viel gelernt. Jetzt kommt die Zeit für die letzte Trainingseinheit. Nun heißt es auch die letzten irdischen Dinge, auf die du dich verlassen hast, loszulassen und dein ganzes Vertrauen auf mich allein zu setzen. Aber keine Sorge! Ich lass dich nicht allein durch diese Prüfung gehen. Du wirst durch den Heiligen Geist ganz besondere Kraft erhalten. Er wird dir helfen, alles in dieser Welt loszulassen – selbst dein Leben. Bestehst du diese Prüfung, wirst du das gewinnen, was du nie mehr verlieren kannst!“

Mit einem ermutigenden Lächeln entschwindet Jesus den Blicken des Wanderers. Dieser erklimmt die letzten Stufen auf dem Pfad der Heiligung während er über die Bedeutung der Worte nachdenkt.

Hier geht es zur Fortsetzung der Geschichte! 

16. Der Kampf mit dem Drachen

In dem heutigen Beitrag geht es um den Kampf mit dem Drachen. 
Diese Szene habe ich genau vor einem Jahr zu Weihnachten gemalt.
Es war wahrlich ein echter Kampf, diesen Drachen zu malen. Ganze vier Stunden habe ich nur an dem Drachen gesessen. Danach musste ich erst einmal einen Spaziergang machen. Ich war so frustriert und kurz davor, das Bild aufzugeben. Doch ich bin dran geblieben.

Lasst uns jetzt wieder in die Geschichte einsteigen. Es wird spannend, versprochen! 🙂

Die Schlucht der Versuchung

Mit seiner leicht knarrenden und klirrenden Waffenrüstung nähert sich der Wanderer der Schlucht der Versuchung. Er ist sich nicht so sicher, ob seine Kurzatmigkeit durch den unelastischen Brustpanzer ausgelöst wird oder ob es Angst ist, die ihm die Luft abschnürt. Auf jeden Fall wird die Luft zunehmend kühler. Die Felsen entlang des Pfades werden immer mächtiger und wirken zusätzlich bedrückend auf die armen Pilger, die hier entlang kommen. Die Gefahr in der Luft ist fast greifbar. Der Wanderer hat den Eingang der Schlucht erreicht. Alles ist vollkommen ruhig. Leise hört er die Stimme des Heiligen Geistes, die ihn mahnt, auf der Hut zu sein. Vorsorglich zieht der Wanderer sein Schwert aus der Scheide. Das metallische Geräusch durchschneidet die Stille wie ein greller Blitz in finsterer Nacht. Unwillkürlich zuckt der Wanderer zusammen und lauscht. Doch außer seinem eigenen Atem ist nichts zu hören. Bevor er in die Schlucht eintritt, fällt er noch einmal auf seine Knie und fleht den großen Gott des Himmels um Kraft und Schutz an. Dem Wanderer ist wohl bewusst, dass er trotz seiner starken Rüstung gegenüber dem Erzfeind Gottes vollkommen hilflos ist. Im Gebet nimmt der Wanderer die Verheißungen Gottes für sich in Anspruch. Der Heilige Geist legt dem Wanderer die Gewissheit aufs Herz, die er bereits auch vor Urzeiten Mose und dem Volk Israel gegeben hat: „Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber werdet still sein.“

Mit dem Frieden Gottes im Herzen erhebt sich der Wanderer. Er weiß, dass er einen unsichtbaren Begleiter an der Seite hat, gegen den die Mächte der Finsternis nichts ausrichten können.

Mit dem festen Schritt des Glaubens betritt er die Schlucht. Behutsam und möglichst leise folgt der Wanderer dem schmalen Pfad durch die felsige Schlucht.

In dem fahlen Licht der Schlucht erkennt der Wanderer schwarze, verkohlte Stellen an den rauen Felswänden, so als hätte es hier gebrannt. Dem Wanderer wird ganz mulmig zu Mute. Doch er möchte sich nicht von seinem Weg ablenken lassen und so konzentriert er sich auf den schmalen Pfad vor ihm. Entlang des Weges liegen ab und zu Skelette und Totenschädel. Doch der Wanderer entscheidet sich, sie nicht weiter zu beachten, sondern einfach nur so schnell wie möglich aus dieser Schlucht herauszukommen.

Die Begegnung mit dem Drachen

Er muss sich auch sehr gut auf den Weg konzentrieren. Denn dieser ist uneben und felsig. Und da passiert es! Der Wanderer stolpert über eine Felskante. Klirrend und scheppernd stürzt er zu Boden. Das Schwert des Geistes landet hell schallend einige Meter vom Wanderer entfernt auf dem kalten Boden der Schlucht. Die kahlen Felswände lassen das Echo doppelt so laut widerhallen. Der Wanderer erstarrt. Jetzt konnte seine Anwesenheit nicht länger unbemerkt geblieben sein! Und tatsächlich! Auf einmal nimmt er eine große Bewegung im Schatten der Felswände wahr. Schnell springt er auf seine Füße und streckt sich nach dem Schwert aus. Das war keine Sekunde zu früh. Der Schatten an den Felswänden wird immer größer. Er wird begleitet von schweren, die ganze Schlucht erbeben lassenden Tritten. Was muss das für ein gigantisches Wesen sein, dass so mächtige Schritte machen kann? Mit einem dröhnenden Lachen, das ein Erdbeben auslösen könnte, baut sich der Drache vor dem Wanderer auf. Er setzt sich mitten auf den Weg des Wanderers, sodass dieser nicht weitergehen kann. Ein teuflisches Grinsen breitet sich im Gesicht des Drachens aus.

Als der Wanderer den ersten Schock überwunden hat, betrachtet er den Drachen etwas genauer. Es war ein furchteinflößender Anblick. Doch der Wanderer konnte auch etwas von der Majestät und Schönheit des Wesens erkennen, die der Drache einst besaß als er von Gott geschaffen wurde. Auf gewisse Weise hat er noch immer etwas anziehendes und faszinierendes an sich. Doch als der Wanderer in die Augen des Tieres schaut, sieht er dort nur Kälte und Hass. Der hämische Blick des Drachens lässt ihn das Blut in den Adern gefrieren. So stellt sich der Wanderer aufrecht hin und wappnet sich innerlich für den Kampf.

Die erste Versuchung

Doch anstatt anzugreifen, beginnt der Drache zu sprechen. Der Wanderer ist überrascht. Er hatte eine harte, kalte Stimme erwartet. Doch ganz im Gegenteil: die Stimme war lieblich, sanft und überaus melodiös. Selten hatte er so etwas Schönes gehört wie die Worte des Drachens. Wie gebannt lauscht er dessen Worten: „Sei gegrüßt, edler Wanderer! Endlich begegnen wir uns persönlich! Ich habe deine bisherige Reise mit Spannung verfolgt. Wirklich Respekt, dass du es bis hier her geschafft hast! Viele scheitern bereits viel eher entlang des Weges. Doch du hast nicht aufgegeben. Das ist schon eine Leistung auf die du stolz sein kannst! Doch nach dieser weiten Reise bist du sicherlich hungrig und müde. Überhaupt konntest du wenige Freuden auf deinem Weg genießen. Ich denke, du hast dir eine Auszeit mehr als verdient! Was hältst du denn von einem leckeren Schweinsbraten mit einem schönen frischen Bier dazu? Soweit ich weiß, hast du das ganz gern vor dem Antritt deiner Reise gegessen. Seit dem bestand deine Nahrung ja eher aus Brot, Wasser, Obst und Gemüse. Hängt dir das nicht langsam zum Halse heraus? Ich kann dir versprechen, dass du bei mir den saftigsten Braten bekommst, den du je gegessen hast! Und das Bier…! Ach, was soll ich sagen.., es ist einfach himmlisch!“ Der Drache seufzt versonnen. „Du müsstest nur dein Schwert und den Helm ablegen, damit du es dir gemütlich machen kannst. Vielleicht solltest du außerdem dem Brustpanzer ausziehen. Ich kann mir vorstellen, dass er sehr beengend wirkt.“

Bei diesen Worten läuft dem Wanderer das Wasser im Mund zusammen. Er erinnert sich an den überaus vorzüglichen Geschmack eines saftigen Schweinebratens. Ihm ist als könne er den herrlichen Duft in seiner Nase riechen. In ihm kommt ein wohliges Gefühl auf. Das stimmt, was der Drache sagt. Die Nahrung auf dem Weg war bisher nicht so üppig gewesen. Es war immer das einfachste Essen. Als er genauer darüber nachdenkt, war er dieses gesunde Essen auch ein wenig überdrüssig. Eigentlich hätte er sich nach seiner entbehrlichen Reise wirklich mal eine anständige Mahlzeit mit einem erfrischenden Bier dazu verdient! Überhaupt scheint seine letzte Mahlzeit Ewigkeiten zurückzuliegen. Als würde sein Magen dies bestätigen wollen, beginnt dieser lautstark zu knurren.

Als er so über die Worte des Drachens nachsinnt, bahnt sich eine ganz leise Stimme den Weg durch seinen Kopf. „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!“ (1.Korinther 10:31) Gott hat seinen Kindern verboten, Schweinefleisch zu essen. Auch der Alkohol war den Priestern verboten. Seit dem der Wanderer sich auf den Weg zur himmlischen Stadt begeben hat, ist er zugleich in den Stand eines Priesters erhoben worden. Außerdem trübt der Alkohol den Verstand und betäubt die leise Stimme Gottes.

Aber ein wenig Ruhe und ein leckeres, anständiges Essen wären doch auch im Sinne Gottes, oder etwa nicht? Wollte nicht Gott, dass sich auch seine Pilger ausruhten und mit Essen für die weitere Reise stärken?
Doch Erholung und ein wahrhaft stärkendes Mahl erlangt man in Gottes Augen nicht durch ein Sauf- und Fressgelage.

Inzwischen ist der Hunger des Wanderers übermächtig. Dienerinnen des Drachens, wunderschöne Frauen in etwas knapper Bekleidung, öffnen eine Tür in der Felswand und es kommt ein wunderschön gedeckter Tisch zum Vorschein. Begleitet wird der einladende Anblick des Festmahls mit sanften Melodien, die zum Entspannen und Abschalten einladen. Der herrliche Geruch eines vielversprechenden Bratens umweht die Nase des Wanderers. Dies alles hat eine nahezu überwältigende Wirkung auf den Wanderer. Er muss eigentlich nur sein Schwert zur Seite legen, den Helm und den Brustpanzer ablegen, damit er bequem essen und in der Gesellschaft der hübschen Damen entspannen könnte. Was war schon groß dabei?

Da erinnert sich der Wanderer an die Gebrauchsanleitung zur Waffenrüstung. Er denkt daran, wie er gelesen hatte, dass er auf gar keinen Fall, auch nur EINEN Teil der Rüstung ablegen dürfte. Würde er das tun, dann wäre er verwundbar und ein leichtes Opfer für den Drachen.

Das Verlangen nach diesem leckeren Essen und nach den Armen einer Frau wird übermächtig. Doch leise spricht der Heilige Geist zu dem Wanderer. Er erinnert ihn daran, wie Gott ihn in der Vergangenheit versorgt hatte, wie er nie Mangel gelitten hatte. Gott war immer für ihn da. Der Wanderer weiß genau, wenn er jetzt seinem Verlangen nachgibt, fällt er dem Drachen zum Opfer. Auch wenn sich alles in ihm danach sehnt, dass Angebot des Drachens anzunehmen, so betet er dennoch um Kraft, dieser Versuchung zu widerstehen. Nun richtet der Heilige Geist die Gedanken auf Jesus. Welch hohe Selbstverleugnung hatte er in der Wüste nach 40 Tagen Fasten bewiesen als der Teufel ihn versuchte? Jesus errang in der Wüste den Sieg, damit auch er hier und jetzt den Sieg davon tragen konnte. In dem Wanderer reift ein Entschluss. Ganz auf die Kraft Jesu vertrauend entgegnet der Wanderer dem Drachen: „Ich danke dir für ein freundliches Angebot. Aber es steht geschrieben: Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes! Mit deiner Nahrung und deinem Trank kann ich Gott nicht ehren.“

Der Drache lächelte, aber in seinen Augen blitzt Hass auf. „Nun gut. Du hast schon recht. Eine gesunde Ernährung ist durchaus sinnvoll. Aber ich finde ab und zu darf man sich auch mal was gönnen.“ Ein Seufzen entrinnt dem Drachen. Er legt sich bequem hin und lässt seinen imposanten Kopf auf seine noch eindrucksvolleren Vorderpranken ruhen. Mit seinem halb geschlossenen Augen scheint er tief in Gedanken versunken zu sein. Angespannt beobachtet der Wanderer den Drachen. Er hat den Eindruck, dass der Drachen, obwohl er liegt, die ganze Schlucht ausfüllt. Es schien ein unüberwindliches Hindernis zu sein. Wie sollte ihm seine Waffenrüstung helfen, an dem Drachen vorbeizukommen?

Die zweite Versuchung

Langsam hebt der Drache seinen Kopf. Ein sanftes Lächeln entblößt ein paar bedrohlich wirkende gewaltige Zähne. „Hmm… Du scheinst deinem Gott gegenüber sehr loyal zu sein. Das bewundere ich! Ernsthaft! Heutzutage trifft man selten Leute mit festen Überzeugungen. Die meisten richten ihr Fähnchen nach dem Wind. Doch eins frage ich mich: Übertreibst du es nicht mit deinen festen Grundsätzen ein wenig? Im Wort Gottes steht geschrieben: ‚Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!‘ (Galater 5,1). Wenn ich dich so ansehe und deinen bisherigen Weg bedenke, sehe ich nicht viel von Freiheit. Du hast deine Familie, deine Freunde und deine Arbeit aufgegeben, um deinen Prinzipien treu zu bleiben. Du hast deiner Familie große Schmerzen bereitet. Das kann doch nicht Gottes Wille sein. Deine Arbeit hat dir viel Freude gemacht und du warst echt sehr gut in deinem Job. Hat Gott dir wirklich geboten, das alles für ihn aufzugeben? Doch du bist da noch nicht einmal stehen geblieben! Du hast sogar deine Hobbies, dein Haus und deinen ganzen Besitz aufgegeben. Alles, was du dir über viele Jahre aufgebaut hast, hast du mit einem Mal weggeworfen. Und wofür? Was hat dir der Weg bisher eingebracht? Du littest Hunger, Entbehrungen, Schmerzen, Todesängste und hättest dein Leben beinahe verloren – und das mehr als nur einmal. Sieh dich doch einmal an! Du bist ein wandelndes Skelett! Ich habe den Eindruck, dass dich nur noch diese rostige Rüstung zusammen hält – ohne sie würdest du wohl zusammenklappen.“ Der Drache beginnt aus vollem Herzen zu lachen. Diese Lachen erschüttert die ganze Schlucht. Es fährt dem armen Wanderer durch Mark und Bein. Er fühlt sich in der Tat wie ein kleines Häufchen Elend.

Der Drache fährt fort: „All diese Entbehrungen und Opfer! Nur um Jesus zu gefallen!“ Den Namen Jesu spricht der Drache mit tiefster Verachtung aus. „Weißt du, es gibt so viele Christen, die ein viel entspannteres Leben führen als du. Sie verehren auch Gott, doch ihr Leben ist viel freier als deines. Sie machen sich nicht so viele Gedanken darüber, was sie essen, wie sie sich Anziehen, was sie arbeiten oder wie sie ihre Freizeit gestalten sollen. Sie machen einfach das, wonach ihnen ist und bitten Gott um seinen Segen. Damit sind sie sehr glücklich. Sie genießen das Leben hier und freuen sich auf ein noch besseres Leben in der Ewigkeit. Nur du kasteist dich selbst, legst dir all diese Regeln auf und gehst diesen einsamen Weg. Meinst du wirklich, dass du richtig liegst und all die anderen Christen falsch liegen? Ich meine, bildest du dir allen Ernstes ein, nur du hast die alleinige Wahrheit?“ Der Drache verfällt in ein Schweigen. Aber seine Worte hallen in den Gedanken des Wanderers nach.

Die Gedanken rasen im Kopf des Wanderers hin und her. Was wäre, wenn der Drache recht hätte und er sich da in was verrannt hätte? Woher wollte er wissen, dass er auf dem rechten Weg war, wenn doch die meisten anderen einen anderen Weg gingen und damit auch glücklich schienen? Nur er trug diese einengende Rüstung, die ihm das Leben schwer machte. Nur er war in dieser Höhle mit dem Drachen gefangen, während der Rest der Welt das Leben genoss. So viel hatte er für seine Reise zur himmlischen Stadt aufgegeben. War es das wirklich wert? Was wäre, wenn das alles nur eine große Lüge wäre und es gar keine himmlische Stadt gebe, in der man Ruhe und Frieden finden könnte?
Durch diese ganzen Gedanken bahnt sich die Stimme Gottes den Weg zum Bewusstsein des Wanderers. Diese erinnert ihn an eine Bibelstelle: „Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“ (Markus 10,29+30) Und noch eine zweite Bibelstelle kommt ihn in den Sinn: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15)

Ja, er hatte Entbehrungen und Schmerzen erlitten. Ja, er musste alles aufgeben, um Jesus nachzufolgen. Der Preis für die Nachfolge ist immens. Doch was hatte er stattdessen empfangen? Je länger der Wanderer auf dem schmalen Weg ging, desto größer wurde der Friede in seinem Herz. Je mehr Erfahrungen er mit Jesus machte, ihn besser kennen lernte, desto größer wurde seine Bewunderung und Liebe für diesen genialen Gott. Je mehr er Gott lieben lernte, desto mehr verloren all die anderen Dinge an Bedeutung. Sie waren nichts im Vergleich zu dem Schatz, den er in Jesus gefunden hatte! Nein, nichts in dieser Welt konnte den süßen Frieden und das tiefe Glück seiner Seele aufwiegen! So lange hatte er vergeblich danach gesucht. Um nichts in der Welt wollte er auch nur einen Schritt zurück gehen. Seine Opfer und die Selbstverleugnung waren nichts im Vergleich zu dem, was Jesus aufgeben hatte und wie tief er sich selbst verleugnet hatte. Dem Wanderer ist es egal, wie die anderen Christen ihren Glauben leben. Sein Vorbild ist und bleibt Jesus! Jesus hatte sich zu den tiefsten Tiefen erniedrigt, er hatte alles aufgegeben, um ihn, der verloren war, zu retten. Wie kann er sich einer solchen Liebe verschließen?

Der Kampf

Der Wanderer fällt in der Schlucht auf seine Knie. Im vollen Bewusstsein seiner vielen Schwächen, Fehler und seiner völligen Hilflosigkeit fleht er den Schöpfer des Universums um Hilfe an! Durch die unendliche Erniedrigung am Kreuz hat Jesus den Drachen besiegt. Genauso beugt sich der Wanderer nun unter Gottes Hand. Er weiß nicht, wie er dieser Situation entrinnen soll. Erneut übergibt er sich vollständig, samt Leib und Leben, in die Hände seines barmherzigen Gottes.

Als der Drachen das sieht, wird er unruhig. Er stellt sich aufrecht hin, jede Faser seiner mächtigen Muskeln angespannt. Er weiß genau, wenn Jesus für den Wanderer eintritt, hat er keine Chance.

Der Wanderer erhebt sich von seinem Gebet. Er ist kaum wieder zu erkennen. Vor dem Drachen steht kein kleines Häufchen Elend mehr, sondern ein Soldat, bereit für den Kampf. Von dem Wanderer strahlt eine Ruhe, Kraft und ein Licht aus, das der Drachen nur allzu gut kennt. Er beginnt vor Angst und Wut zu zittern. Im wahrsten Sinne des Wortes beginnt er zu glühen.

Der Wanderer sieht das Feuer in dem Drachen auflodern. Doch er ist bereit! Mutig erhebt er das Schild des Glaubens, mit dem alle feurigen Pfeile des Bösen abgefangen werden können. Mit der anderen Hand hält er das Schwert des Geistes. Sein Stand ist fest. Er steht auf den Verheißungen Gottes. Mit einer Autorität, die nur von Gott kommen kann, spricht er: „Weiche Satan! Denn es steht geschrieben: ‚Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.‘ (5.Mose 5,4+5) Im Namen meines Herrn Jesus Christus befehle ich dir, mir den Weg frei zumachen!“

Bei diesen Worten bricht der volle Zorn des Drachen los. Eine grelle Stichflamme schießt aus seinem Mund direkt auf den Wanderer zu. Doch dieser hebt sein Schild des Glaubens empor. So prallt das Feuer an dem Schild ab. Im nächsten Augenblick springt der Wanderer mit einem Satz auf den Drachen zu, das Schwert fest in seiner Hand. Das Schwert beginnt heller als die Sonne zu leuchten. Beim Anblick des hellen Lichtes, das von diesem Schwert ausgeht, taumelt der Drache zurück. Wie ein verwundetes Tier kauert er sich in die Ecke und wimmert. Nun ist der Weg des Wanderers endlich frei. Eilends lässt er den Drachen hinter sich und läuft so schnell er nur kann aus der düsteren Schlucht hinaus. Endlich wieder im Freien – und damit in der Sicherheit – angekommen, fällt der Wanderer zitternd auf seine Knie. Dank und Lob steigt von seinen bebenden Lippen in den Himmel. Denn es war allein Gottes Kraft, die den Drachen bezwang.

Als der Wanderer ein wenig später sich von den Schrecken erholt hat und über die Begegnung mit dem Drachen nachdenkt, wird ihm bewusst, wie klein und hilflos er wirklich ist. Der Drache war viel größer und mächtiger als er ihn sich je hätte vorstellen können. Doch beim Anblick des Schwertes des Geistes, des Wortes Gottes, welches Jesus ist, bekommt der Drache es mit der Angst zu tun. Dagegen kann er nichts ausrichten. Egal wie schwach ein Mensch auch sein mag, er kann die alte Schlange mit der Waffenrüstung und im demütigen Vertrauen auf Gott besiegen.

Der Wanderer ist nun noch begeisterter von seinem Gott. Mit diesem starken Gott an der Seite fühlt er sich unbesiegbar!

Hochmut kommt vor dem Fall, oder? 😉  Hier geht es weiter!

15. Die Waffenrüstung Gottes

Das sanfte Rauschen des Windes in den Bäumen und der fröhliche
Morgengesang der Vögel lässt den Wanderer aus seinem Schlaf erwachen.
Als er die Augen öffnet, sieht er über sich die Blätter und kleinen Ästchen
der Bäume leicht in der Brise wippen. Ein Eichhörnchen klammert sich an
den Baumstamm und begutachtet neugierig den Gast. Der Wanderer atmet tief die herrlich klare Luft des Wäldchens ein. Ihm ist mehr als bewusst, dass die Zeit des Abschieds von dem friedlichen Ort gekommen ist.

Nach dem er sich mit einem nahrhaften Frühstück gestärkt hat, setzt er seine Reise fort. Er verlässt den friedlichen Wald. Während er dem schmalen Pfad weiter folgt, bemerkt er, wie die Bäume zunehmend verschwinden und deren Platz stattdessen von Felsen eingenommen wird. Diese nehmen an Größe und Menge zu je weiter sich der Wanderer von dem Wäldchen entfernt. Hinter den Felsen ist eine massive Felswand zu erkennen. Es wirkt alles andere als einladend. Die Ruhe und der Frieden, der in dem kleinen Wäldchen der Sabbatruhe zu spüren war, weicht einem kalten harten Gefühl. Unbehagen beschleicht den Wanderer. Was würde ihn als Nächstes erwarten? Wie gerne würde er einfach umkehren und weiter an dem Ort der Ruhe verweilen. Doch dann erinnert er sich selbst wieder an das Ziel der Reise! Er möchte das himmlische Jerusalem erreichen! Die Zeit drängt! Jesus hatte ihn gewarnt, dass er sich keine Verzögerung erlauben durfte, denn der Feind würde nur darauf lauern, wenn der Wanderer einen Moment unachtsam oder zu träge wäre. Außerdem hatte Jesus ihm versprochen, dass der Wanderer den Weg sicher meistern könne, solange er ihm vertraute. Gott würde für alles sorgen, was die Pilger auf dem Weg zum Neuen Jerusalem benötigen würden.

Die Waffenrüstung

So auch jetzt. Als der Wanderer seinen Weg fortsetzt, kommt er an eine Tafel. Darauf ist folgendes zu lesen: „Zieh die ganze Waffenrüstung Gottes an!“ Verstuzt bleibt der Wanderer stehen. Er denkt eine Weile über die Bedeutung dieses Satzes nach. Wozu bräuchte Gott eine Waffenrüstung? Wozu bräuchte  er selbst eine Waffenrüstung? So eine Rüstung verheißt nichts Gutes. Es klingt nach Krieg.

Der Wanderer wird leicht nervös. Er ist ein friedliebender Mensch. Gegen jemanden zu kämpfen oder jemanden gar umzubringen geht wider seine Natur. Sagt nicht Gott selbst: „Du sollst nicht töten!“? Als er so über die Bedeutung nachdenkt fällt sein Blick auf eine Kiste. Er öffnet sie. In der Kiste befindet sich zu seiner Überraschung eine Waffenrüstung! Diese sieht nicht mehr ganz so neu aus. Sie hat an einigen Stellen Beulen und Kratzer. Aber es ist auch zu erkennen, dass sie gut gepflegt wird. Als der Wanderer sich die Rüstung näher ansieht, entdeckt er in der Kiste ein kleines Büchlein. Auch dieses zeigt schon deutliche Gebrauchsspuren. Scheinbar sind hier schon viele Pilger entlanggekommen, die diese Gebrauchsanleitung gründlich studiert haben und die Waffenrüstung getragen haben.

Der Wanderer beginnt in der Gebrauchsanleitung zu lesen:

„Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt! So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, bekleidet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens! Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt! Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!“

– Epheser 6,11-17

Vorbereitung auf den Kampf gegen die Mächte der Finsternis

Langsam versteht der Wanderer welchen Zweck die Waffenrüstung hat. Er liest die Anleitung noch einmal durch. Sie beginnt mit einer Einleitung über den Verwendungszweck dieser Rüstung. Es muss die ganze Waffenrüstung angezogen werden, um den Listen des Teufels widerstehen zu können. Das lässt darauf schließen, was den Wanderer als nächstes auf seinem Weg begegnen würde. Er würde Satan selbst entgegen treten müssen. Ein kalter Schauer durchläuft den Wanderer. Er sollte dem Fürsten der Finsternis höchstpersönlich begegnen? Er ist doch nur ein kleiner schwacher Wanderer, der schon so oft versagt hatte. Was könnte er gegen den mächtigsten Widersacher Gottes ausrichten?

Noch einmal liest er die Einleitung der Gebrauchsanleitung:

„Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt!“

Der Wanderer beginnt zu verstehen, dass das, was jetzt auf ihn zukommen würde, viel größer war als alles, was er bisher erlebt hatte. Hier musste er nicht einem Menschen gegenüberstehen, sondern dem Bösen höchstpersönlich. All seine menschlichen Kräfte könnten dagegen nichts ausrichten. Doch das müssen sie auch nicht. Deshalb schreibt Gott hier in seiner Bedienungsanleitung gleich zwei Mal, dass diese Waffenrüstung angezogen werden muss. Es nützt nichts, wenn sie in der Kiste liegen bleibt oder vielleicht als Dekoration im Raum steht. Die Waffenrüstung muss angezogen und benutzt werden.

In dieser Einleitung erkennt der Wanderer die tiefe Liebe seines Gottes. Gott weiß, dass seine Pilger von Satan und seinen bösen Geistern auf dem Weg zur himmlischen Stadt angegriffen werden. Er weiß nur allzu gut, dass Satan alles daran setzen wird, um Gottes Kinder zu Fall zu bringen. Gott ist außerdem bewusst, dass es nichts hilfloseres und schwächeres in diesem Universum gibt als der Mensch. Sie sind ihm schutzlos ausgeliefert. Daher hat Gott einen guten Verteidigungsplan ausgearbeitet. Er hat eine geniale Waffenrüstung konzipiert, die den hilflosen Menschen vollständig schützt. Gott hat sie nicht nur selbst entwickelt, sondern auch selbst getestet. Er wurde ein hilfloses Baby, lebte als normaler Mensch auf dieser Erde. Damit war er allen Versuchungen und Attacken Satans genauso ausgesetzt wie wir. Jesus benötigte genau wie jeder Pilger diese Waffenrüstung, um den schmalen Pfad sicher bis zu Ende gehen zu können. Jesus unterzog die Waffenrüstung einen wahren Härtetest. So schwer wie er von Satan angegriffen wurde, wird kein Mensch von ihm versucht. Und die Waffenrüstung hielt stand! Satan konnte Jesus nicht zu Sturz bringen. Das gibt jedem Pilger die Gewissheit, dass er auch sicher Satans Anfechtungen widerstehen kann. Allerdings muss die Waffenrüstung dafür sachgemäß verwendet werden.

Als der Wanderer über die einleitenden Worte nachdenkt, bemerkt er, dass zwei Mal erwähnt wird, die GANZE Waffenrüstung anzulegen. Er beginnt zu begreifen, wie viel hier auf dem Spiel steht. Es geht um sein Leben! Ist ein Teil seines Körpers ungeschützt oder sitzt ein Teil der Waffenrüstung nicht richtig, verschafft das seinem Feind einen Vorteil. Ja, im schlimmsten Fall würde es ihn sein Leben kosten.

Der letzte Satz der Einleitung gibt dem Wanderer Hoffnung: „…damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt!“ Der Sieg war also möglich. Es ist möglich, Satan zu widerstehen und standhaft zu bleiben. Satan könnte besiegt werden! Was für eine gewaltige Hoffnung! Etwas ermutigter studiert der Wanderer die Gebrauchsanleitung der Waffenrüstung weiter.

Der Gürtel der Wahrheit

Als nächstes liest er: „So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit“. Der Wanderer stöbert in der Kiste nach dem Gürtel. Schließlich findet er ihn. Sofort legt er ihn sich um. 

Zur Zeit der Römer trugen auch die Männer lange Gewänder, ähnlich wie Kleider. Wenn man sich aber schnell fortbewegen musste, konnte so ein Gewand hinderlich sein. Daher diente der Gürtel dazu, das Gewand hochzubinden, um Beinfreiheit herzustellen. Dies sorgte für die nötige Wendigkeit im Kampf. Ansonsten bestand die Gefahr, mit seinem Gewand irgendwo hängen zu bleiben und gar selbst darüber zu stolpern. So dient die Wahrheit als Vorbereitung auf den Kampf. 

Die Wahrheit lässt den Gläubigen sicher gehen. Er hat ein sicheres Fundament, das ihn vor dem Stolpern bewahrt. Ohne eine klare Wahrheit gibt es keine Sicherheit. Außerdem dient ein Gürtel dazu, alles zusammen zu halten. Man konnte daran auch die Scheide für das Schwert, ein Messer oder seine Trinkflasche befestigen. Die Wahrheit hält also alles zusammen und macht einsatzbereit für den Kampf.

Der Brustpanzer der Gerechtigkeit

Als Nächstes liest der Wanderer über den Brustpanzer der Gerechtigkeit. Der ist nicht schwer in der Kiste zu finden. Obwohl er einige Kampfspuren aufweist, ist er voll intakt. Der Wanderer zieht sich den Brustpanzer über und stellt erstaunt fest, dass er ihm haargenau passt. Es passt wie angegossen, so als wäre er nur für ihn gemacht worden. Mit diesem Brustpanzer fühlt sich der Wanderer schon viel sicherer. Er spürt, wie ihn eine gewisse Geborgenheit und Ruhe überkommt. Der Brustpanzer steht für die Gerechtigkeit Jesu. Nur wer gerecht ist, kann gegen Satan gewinnen. Sünde macht einen Menschen zum Sklaven Satans. Nur die Gerechtigkeit Jesu kann einen Menschen von der Sünde reinigen. Jesus gibt seinen Kindern seine Gerechtigkeit. Damit stehen wir vor Gott und dem Weltall so da als hätten wir niemals gesündigt. Das entzieht uns der Macht Satans. Er kann uns nichts anhaben, solange wir in Jesu Gerechtigkeit geborgen sind. Diese Gerechtigkeit ist nicht unsere eigene. Sie ist kein Teil unserer Körpers. Sie muss uns von außen gegeben werden. So wie der Soldat den Brustpanzer anzieht, müssen wir Jesu Gerechtigkeit annehmen. Das bedeutet wir müssen uns allein auf Jesu Dienste verlassen. Wir können selbst nichts tun, um uns vor Gott besser darzustellen. All das ist ein Geschenk von Jesus.

Die Schuhe der Verkündigung der Botschaft der Hoffnung

Nach dem der Wanderer den Brustpanzer angezogen hat, entdeckt er die Schuhe. Er schlägt in der Gebrauchsanleitung nach, welchen Nutzen diese haben. Dort erfährt er, dass sie für die Bereitschaft zur Verkündigung der Botschaft des Friedens stehen. Verwundert fragt sich der Wanderer, wie ihm das helfen soll, Satan zu besiegen? Er denkt unter Gebet ein wenig darüber nach.

Schuhe dienen als Schutz für die Füße. Sie beschützen die Füße, damit sie dort hingehen können, wohin sie der Befehl auch führen mag. Interessant ist, dass Gott seinen Kindern nicht befiehlt gegen Satan in den Krieg zu ziehen. Nein, der Auftrag lautet, die Botschaft des Friedens zu verkündigen. Gott will keinen Krieg, sein tiefstes Herzensanliegen ist Frieden! Er hat den Frieden für die Menschheit erwirkt. Diese frohe Botschaft muss von seinen Boten in die ganze Welt hinausgetragen werden. Der Feind möchte nur nicht, dass die Menschen von dieser Botschaft erfahren, denn dann verliert er seine Untertanen. Daher setzt er alles daran, die Boten an der Verkündigung zu hindern.

Aber Gott fordert uns nicht dazu auf, dass wir gegen Satan kämpfen. Unser Fokus soll auf der Verkündigung der Botschaft der Hoffnung sein. Unser Leben soll ein lebendiges Zeugnis für die Wahrheit dieser wunderbaren Neuigkeiten sein. Wenn wir bereit sind, diese Botschaft zu leben und weiterzusagen, dann wird automatisch der Widerstand kommen. Wir müssen nicht überall nach Satan und seinen schlauen Taktiken Ausschau halten und sie studieren. Wir sollten uns auf die Menschen konzentrieren, die keine Hoffnung haben und ihnen von unserer Hoffnung erzählen. Das wird für genug Widerstand sorgen. Das ist garantiert!

Die Botschaft der Hoffnung weiterzugeben ist aber auch ein Schutz gegen die Versuchung. Unsere Worte haben immer Rückwirkung auf uns selbst. Wenn wir von unserer Hoffnung und unseren Erfahrungen mit Gott erzählen, dann wirkt das wie ein doppelter Segen auf uns zurück. Dadurch wird nicht nur das Herz unseres Zuhörers ermutigt, sondern wir selbst werden näher zu Gott gezogen. Somit verlieren Satans Illusionen ihren Einfluss auf uns. Wenn man sich hingegeben aber auf das Negative fokussiert, dann werden andere und ich selbst entmutigt. Das verschafft Satan wiederum einen Vorteil. Das wollen wir doch nicht, oder?

Der Wanderer schlüpft in die Schuhe und stellt fest, dass sie sehr bequem und leicht sind. Es läuft sich wie auf Wolken in diesen Schuhen.

Das Schild des Glaubens

Dann nimmt er wieder die Gebrauchsanleitung in die Hand. Dort steht als Nächstes: „Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt!“

Das Schild liegt ganz unten in der Kiste. Der Wanderer hat etwas Mühe, das Schild herauszuheben. Es hat ein hohes Eigengewicht. Die Handhabung muss er ein wenig üben. Doch in der Gebrauchsanleitung sind einige Übungen und praktische Beispiele enthalten. So liest der Wanderer von einigen der Glaubenshelden, wie Abraham, Jakob, Josef, David, Paulus und vielen mehr, wie sie den Schild des Glaubens gegen Satans feurige Pfeile eingesetzt haben.

Satan attackiert die Gläubigen ständig mit verschiedensten feurigen Pfeilen. Er weiß mit welcher Sorte Pfeile er den Einzelnen am meisten verwunden kann. Bei dem einen klappt Entmutigung ganz gut, den anderen kann er mit Überarbeiten zu Fall bringen. Ein anderer kämpft gegen die Unmäßigkeit im Essen. Wieder ein anderer hat ein sehr großes Ego. Diese Liste könnte unendlich fortgesetzt werden. Satan hat die Menschheit genauestens studiert. Er weiß, wie er jeden von uns anzugreifen hat, damit er uns stürzen kann. Und wie oft hat er damit schon Erfolg gehabt! Doch das muss nicht sein! Gott hat uns den Schild des Glaubens gegeben. Aber Glaube muss trainiert werden. Er ist nicht sofort da. Er wächst langsam, durch Training. Er ist wie ein Muskel, der durch kontinuierliches Krafttraining aufgebaut werden muss. Das erfordert Ausdauer und das Einstecken von Rückschlägen. Doch durch regelmäßiges Training kann der Glaube groß und stark werden. Jeden Tag gibt uns Gott genug Möglichkeiten, unser Vertrauen in ihn zu trainieren. Es beginnt bei den kleinen Herausforderungen des täglichen Lebens und geht bis zu großen Lebenskrisen. Alles, was wir tun müssen, um diesen Glaubensmuskel zu trainieren, ist unseren Willen den Willen Gottes in jeder Situation unterzuordnen. Es ist leichter gesagt als getan. Aber im Endeffekt ist das alles. Wenn wir in jeder Situation nach dem Willen Gottes handeln, stirbt unser Ego und Satan hat keine Angriffsfläche mehr. Gib nicht auf, wenn dein Wille noch sehr stark ist und sich immer wieder durchsetzt. Probiere es immer wieder neu und bitte Gott um die nötige Kraft! Er wird dich nicht im Stich lassen!

Der Helm des Heils

Jetzt befinden sich nur noch zwei Gegenstände in der Kiste. Der Wanderer nimmt den Helm des Heils heraus und setzt ihn sich auf. Es fühlt sich zunächst etwas ungewohnt an. Aber dem Wanderer ist bewusst, dass dieser Metallhelm seinen Kopf vor Schäden bewahrt. Im Kopf befindet sich unser Gehirn. Das ist die Steuerzentrale für unseren gesamten Körper. Ist hier ein Fehler, gibt es Probleme im Körper. Hinter der Stirn befindet sich unser Frontalhirn. Dort sitzt unser Denken und unser Gewissen. Durch diesen Teil unserer Gehirns kommuniziert Gott mit uns. Unser Gehirn arbeitet mit Frequenzen. Satan kennt sich da richtig gut aus und hat sich ganz viel einfallen lassen, um die feinen und höchst sensiblen Nerven zu schädigen. Er tut dies durch ungesunde Nahrung, Schlaf- und Bewegungsmangel, Musik, Filme, Reizmittel wie Kaffee, Alkohol, Zucker und Unmäßigkeit in allen Lebensbereichen. Dadurch werden unsere feinen Hirnnerven beschädigt und wir können Gottes leise Stimme nicht mehr hören, die zu uns sprechen möchte. Gott sei Dank hat er unserem Gehirn eine gewisse Regenerationsfähigkeit gegeben. Wenn auch nicht aller Schaden rückgängig gemacht werden kann, so kann die Leistung soweit wieder hergestellt werden, dass eine Verbindung zu Gott wieder möglich ist.

Daher ist es absolut wichtig, dass wir unser Gehirn schützen. Dazu hat Gott uns den Helm des Heils gegeben. Das Heil ist die Erlösung durch Jesus. Dies sollte der Gegenstand unseres Nachdenkens sein. Über Gott und seinen Erlösungsplan nachzudenken hat eine heilende Wirkung auf unser Gehirn. Man wird ganz automatisch den Geschmack an den anderen Dingen verlieren, weil man in Jesus etwas viel besseres gefunden hat. Doch dies ist ein beständiger Kampf, die Gedanken in die richtige Richtung zu lenken.

Das Schwert des Geistes

Als letztes liegt nur noch ein Gegenstand in der Kiste. Ehrfürchtig hebt der Wanderer das Schwert des Geistes hoch. Er zieht es aus der Scheide. Zum Vorschein kommt ein glänzendes, scharfes zweischneidiges Schwert. Dem Wanderer fällt auf, dass dies die erste und einzige Waffe ist. Die anderen Dinge dienen der Verteidigung. Das Schwert ist das einzige, was auch zum Angriff genutzt werden kann. Vorsichtig schwingt der Wanderer das Schwert. Auch hier stellt er fest, dass die Handhabung gar nicht so leicht ist. In der Anleitung studiert er, wie das Schwert zu gebrauchen ist. Er liest von Jesus, wie er in der Wüste von Satan versucht wurde. Jesus begegnete Satan stets mit einem „Es steht geschrieben!“ Dagegen konnte sein Gegner nichts ausrichten. Durch das Wort Gottes konnte Jesus Satan besiegen. In dem Wort Gottes steckt selbst die Kraft. Wenn Gott spricht, dann geschieht es. Das kann nichts auf dieser Welt ändern!

Gott hat uns in seinem Wort viele Verheißungen gegeben, die wir anwenden können. In ihnen ist die Kraft bereits enthalten. Wir müssen sie nur im Glauben in Anspruch nehmen und die Bedingungen erfüllen. Wir sind oft so kraftlos gegen Satan, weil wir Gottes Wort nicht kennen und seine Kraft noch nicht wirklich erlebt haben. Die Kraftquelle ist uns frei zugänglich, doch wie wenig machen wir davon Gebrauch! Wir klagen und jammern, wie schwer unsere Lasten sind. Dadurch erlangt Satan einen Vorteil. Wir können vielleicht den Rest der Waffenrüstung tragen, aber ohne das Wort Gottes, können wir nicht standhaft bleiben. Vielmehr hat das Wort die Kraft, Satan tödliche Hiebe zu versetzen. Wir können ihn durch die Verheißungen in Gottes Wort zurückdrängen und überwinden. Aber auch das erfordert ein wenig Übung und Glauben.

Die Ausgewogenheit der Waffenrüstung

Überhaupt kann man keinen Teil der Waffenrüstung ohne das andere verwenden. Nur im Gesamtpaket macht es Sinn. Wenn ein Teil fehlt oder ein anderes überbetont wird, wird es unausgeglichen. Zum Beispiel kann jemand die Gerechtigkeit aus Glauben sehr stark betonen, dass wir nur durch den Glauben an Jesus gerettet werden können. Das ist richtig. Aber bei dem Schwert des Geistes sehen wir, dass wir auch selbst aktiv werden müssen. Wir müssen Gottes Wort anwenden und ihm gehorchen, um wirklich siegreich zu sein. Keines der Teile darf überbetont oder in seiner Wichtigkeit heruntergesetzt werden. Ansonsten wird man wieder ein leichtes Opfer für Satan. Um den Umgang mit der Waffenrüstung zu üben, braucht es beständiges Gebet, Wachsamkeit und ein gründliches Studium des Wortes Gottes. Doch all das bringt nichts, wenn man das Erkannte nicht auslebt und weitergibt. Dann bleibt es nutzlose Theorie. Das ist dann wie eine historische, fein restaurierte Ritterrüstung im Museum.

Der Wanderer hat nun die gesamte Waffenrüsten angezogen. Er probiert einige Schritte darin zu gehen. Etwas ungeschickt schwingt er das Schwert. Er merkt, dass er noch einiges an Übung benötigt, um die Handhabung der Waffenrüstung sicher zu erlernen. Doch er hat einen guten Lehrmeister, Jesus, der mit ihm geduldig übt, bis er bereit für den Kampf ist.

Nach einiger Zeit des Trainings wird es nun Zeit, den Weg fortzusetzen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl, aber völlig der Waffenrüstung vertrauend, begibt sich der Wanderer in Richtung Schlucht der Versuchung.

Was den Wanderer als Nächstes erwartet, kann hier im nächsten Beitrag nachgelesen werden.

13. Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

In meinen frühen Zwanzigern,
als ich noch jung im Glauben war,
besuchte ich viele Jugendkongresse meiner Gemeinde. Das waren immer besondere Wochenenden. Auf meinem ersten „Youth in Mission-Congress“ im Jahr 2010 hatte ich mich für die Taufe entschieden. Auch reifte seit diesem Kongress in mir der Wunsch, eine Missionsschule zu besuchen. Solche Kongresse sind Orte, an denen man kleine und große Entscheidungen trifft. Die Ansprachen sind motivierend. Man bekommt Hoffnung, dass man seine Lieblingssünden überwinden kann und dass man ein neuer Mensch werden kann. Oft bin ich begeistert nach Hause gefahren und war mir sicher, dass sich in meinem Leben etwas verändert hat. Mein Glaube war gestärkt und ich war mit Jesus fester denn je verbunden.

Doch es dauerte nie lange bis der Alltagstrott zurückkehrte. Schneller als einem lieb war, befand man sich in dem selben Hamsterrad und auch wieder in den alten Sünden, die man eigentlich auf dem Kongress hinter sich gelassen hatte. Diese Erfahrungen entmutigten mich. Ich war frustriert. Auf dem Kongress erlebte ich eine intensive Zeit mit Gott. Ich lernte so viel über ihn, traf begeisterte junge Menschen in meinem Alter, betete mit ihnen um Veränderung in unseren Leben, traf Entscheidungen noch ernster mit Gott zu machen und hörte Ansprachen, die mir sagten, dass ich verändert von diesem Kongress nach Hause fahren werde. Diese Kongresse waren geistliche Tankstellen für mich. Doch als ich merkte, dass sich zu Hause nicht viel verändert hatte, zog es mich nur um so weiter nach unten.

So ist es oft im Leben: nach einem (geistlichen) Höhepunkt folgt danach ein umso tieferes Tief. Dieselbe Erfahrung hatte ich übrigens nach meiner Taufe. Bei mir führte das soweit, dass ich aufhörte auf solche Jugendkongresse zu fahren, denn ich wollte keine geistlichen Achterbahnfahrten mehr erleben.

Geistliche Höhepunkte

So wie mir und vielleicht dem ein oder anderen Leser erging es auch dem Wanderer. Wie im letzten Beitrag zu lesen war, hatte er einen geistlichen Höhepunkt erlebt. Zuerst war er an der Quelle des Lebens gewesen, dann ging er mit Jesus über das Meer der Sorgen, um im Anschluss einen ganzen Tag in intensivster Gemeinschaft mit Jesus zu verbringen. Das waren viele starke Erlebnisse innerhalb kürzester Zeit. Der Wanderer verbrachte viele wunderschöne Stunden unter den herrlich blühenden Kirschbäumen im intensiven Gespräch mit Jesus. Sein Herz war gestärkt, ermutigt und bereit für die weitere Reise. Er war überglücklich. Die Gemeinschaft mit Jesus erfüllte ihn mit der tiefsten Freude, die er bisher in seinem Leben erfahren durfte.

Die Reise geht weiter

Doch nun war die Zeit für den Wanderer gekommen, seine Wanderung auf dem schmalen Weg fortzusetzen. Der Pfad, auf dem der Wanderer jetzt geht, ist hell. Er ist von saftig grünen Wiesen mit bunten Blumen begrenzt. In der Ferne hört er das Rauschen eines mächtigen Wasserfalles. Durch das Wasser ist die Luft angenehm und der Weg ist leicht zu gehen.

Auf einmal endet der Weg scheinbar abrupt. Der Wanderer steht vor einer riesigen Felswand. Als er genauer hinschaut, sieht er einen Spalt in der Felswand, der bis zum Boden ragt. Er erinnert sich daran, dass Jesus ihm von der Schlucht der geistlichen Finsternis erzählt hatte. Das musste sie sein! Auf der Felswand ist eine Tafel angebracht auf welcher steht: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte!“. Als der Wanderer diese Inschrift liest, fällt ihm wieder die Lampe ein, die Jesus ihm mitgegeben hatte. Er holt sie hervor und bringt sie zum Leuchten. Vorsichtig leuchtet er in die dunkle Schlucht hinein. Der Weg führte tatsächlich durch die Felswand hindurch. Mutig macht der Wanderer einen Schritt in die Schlucht. Auf einmal umgibt ihn absolute Dunkelheit. Feuchte, kalte Luft schlägt ihm entgegen. Sofort fühlt sich seine Kleidung klamm an. Er beginnt zu frösteln. Das Rauschen des Wasserfalls ist nicht mehr zu hören. Es herrscht absolute Stille. Bis auf ein gelegentliches leises „Platsch“, wenn ein Tropfen von den triefend nassen Wänden auf den Boden fällt.

Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

Der Weg ist glitschig und geht steil bergauf. Der Pfad ist sehr schmal. Trotz der Lampe stößt sich der Wanderer immer wieder an den scharfen Felswänden. Manchmal wird der Weg so eng, dass sich der Wanderer zwischen die Wände durch quetschen muss. An anderen Stellen kann er nur hindurch krabbeln.

Wie anders hier doch alles ist! Die Zeit mit Jesus unter den blühenden Kirschbäumen, wo alles hell, warm und freundlich war, schien eine Ewigkeit zurück zu liegen. Dem Wanderer kommt das wie ein schöner Traum vor. Doch jetzt steckte er mitten in einem Albtraum fest, aus dem er nicht aufwachen konnte! Und er steckt wortwörtlich fest! Der Weg war so schmal, dass er nur noch eine Röhre in der Wand war. Der Wanderer musste sein Gepäck abnehmen und es vor sich her schieben. Nur so konnte er vorwärts kommen. Stück für Stück schiebt er sich weiter. Dabei schneiden ihn die scharfkantigen Felsen. Jede Vorwärtsbewegung ist schmerzhaft. Dazu kommt die Dunkelheit, die Stille und die feuchte Kälte. Schnell kann man in so einer Situation verzweifeln. Wie lang ist der Weg noch? Gibt es überhaupt einen Ausgang? Oder steckte man hier auf ewig fest? Die Dunkelheit kann einen fast den Verstand rauben. Was wäre, wenn der Sauerstoff ausgeht? Zu ersticken ist kein schöner Tod. Wieder um zu kehren und sich den ganzen Weg zurück zu kämpfen ist auch keine Option.


Das Licht

Doch der Wanderer hat seine Lampe dabei. Munter flackert das Licht vor sich hin und erleuchtet die Umrisse des Weges. „Weg“ war allerdings etwas zu viel gesagt. Es war wirklich nur eine Art ganz schmaler Gang. Doch das Licht hilft dem Wanderer nicht aufzugeben. Es erinnerte ihn an den, der ihm dieses Licht gegeben hatte. Er hatte ihn auf die Schlucht vorbereitet und ihm ein paar Tipps mitgegeben. So hatte ihm Jesus versprochen, dass auch wenn die Schlucht endlos schien, sie doch ein Ende haben würde. Der Wanderer solle sich immer das Ziel vor Augen halten. Außerdem solle er nicht so viel über seine aktuelle Situation nachdenken. Würde er über die Herausforderungen in der Schlucht denken, würde er sie in seinem Denken noch vergrößern und ihm würde der Mut sinken. Vielmehr sollte er an die vor ihm liegende Freude denken. Dabei kann ihm die letzte Erfahrung eine Hilfe sein. Er durfte einen kleinen Vorgeschmack des Himmels mit Jesus erleben. Wie viel herrlicher würde es sein, wenn er endlich am Ziel angekommen wäre. Auf keinem Fall durfte er sich gedanklich um sich selber drehen. Doch genau das versucht der Widersacher. Er führt dem Wanderer seine Schwachheiten vor Augen. Er zeigt, wie oft er schon versagt hatte und dass er jetzt wieder Jesus enttäuschen würde. Er lenkt die Gedanken auf all die Wunden, die der Wanderer in der Schlucht erlitten hat. Auf einmal spürt er die Schmerzen am ganzen Körper. Er spürt, wie ihm seine Kräfte schwinden. Dazu noch die Enge und die drückende Finsternis. Würde er hier überhaupt lebend hinaus kommen? Panik breitet sich wie ein Nebel in dem Wanderer auf. Doch dieser schaut auf die Lampe. Sie leuchtet noch genauso stark wie am Eingang zu der Schlucht. Ja, mehr noch! Der Wanderer meint, dass sie sogar noch heller leuchten würde als zuvor! Je dunkler es ist, umso heller scheint das Licht.


Der Glaube siegt!

Dieses Licht ist eine Erinnerung an den, der es ihm gegeben hat. Er hat versprochen, bei ihm zu sein und ihm die Kraft zu geben, die er bräuchte. Kraft war jetzt genau das, was der Wanderer brauchte! So betet er zu Gott und nimmt im Glauben seine Verheißungen in Anspruch. Nach dem er Gott gedankt hat, dass dieser seine Gebete beantwortet hat, setzt der Wanderer seinen mühsamen Weg fort. Je mehr er sich vorwärts kämpft, umso mehr durchströmt ihn neue Kraft.

Nach einigen Metern stellt der Wanderer fest, dass der Weg zunehmend wieder breiter wird. Er muss nicht mehr auf dem Bauch kriechen, sondern kann auf allen Vieren vorankommen. Irgendwann wird der Weg so breit, dass er gebückt gehen kann. Schließlich kann er sich wieder aufrichten. Jetzt bemerkt der Wanderer auch, dass ein angenehm warmer Luftzug ihm entgegen kommt. Und ist da vorne nicht sogar ein Lichtschimmer zu sehen? Das letzte Stück in der Schlucht geht zwar noch einmal steil bergauf. Doch dies kümmert den Wanderer nicht. Er will nur noch aus dieser Dunkelheit hinaus! Neue Energie durchströmt ihn. Zügig, aber dennoch vorsichtig klettert der Wanderer den steilen Pfad hinauf. Manchmal rutscht er auf den nassen Felsen ab. Doch er kann sich immer wieder auffangen. Und plötzlich steht er im Freien! Warme Sonnenstrahlen begrüßen ihn. Er hört das fröhliche Zwitschern der Vögel und spürt das Streichen einer sanften Brise über sein Gesicht. Er hat es geschafft! Durch die Lampe hatte er bis auf ein paar Schrammen und Kratzer wohlbehalten aus der Schlucht der geistlichen Finsternis herausgefunden! Der Wanderer preist und dankt Gott für diese herrliche Lampe, die er ihm zur Verfügung gestellt hatte!

Die Anwendung

Der Wanderer konnte die geistliche Finsternis besiegen, weil er sich auf das Licht fokussiert hat. Auch wenn er Jesus nicht mehr sehen konnte und scheinbar alles gegen den Glauben sprach, hielt er sich das Ziel vor Augen. Das half ihm, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern die Finsternis zu besiegen.

Genauso können wir in entmutigenden Situationen siegreich sein. Manchmal scheint es so, als hätte sich Gott von uns zurück gezogen. Alles scheint schief zu gehen, als wären wir des Segens Gottes beraubt. Doch Gott hat uns Licht gegeben, damit wir in jeder Situation treu bleiben können. Dieses Licht ist sein Wort, die Bibel. In ihr finden wir viele Geschichten von Menschen, die ähnliche Probleme hatten wie wir. Wir können aus ihrem Versagen und ihren Siegen lernen. Außerdem finden sich in der Bibel viele Mut machende Verheißungen, aber auch Ermahnungen, die uns korrigieren wollen und uns so helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben. .

Wir müssen sie nur benutzen. Es bringt nichts, wenn die Bibel dekorativ im Schrank steht, sie will gelesen werden. Aber es bringt auch nichts, die Bibel zu lesen und theoretisch verstanden zu haben, was Gott mir sagen will.

Die Bibel muss ins praktische Leben integriert werden! Daran scheitern viele. Wir wissen, dass Gott uns sagt: „Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!“ (Jesaja 41,10). Doch glauben wir, dass das wirklich wahr ist? Glauben wir, dass Jesus in diesem Moment bei mir ist und bereit ist, mir mit meinem Problem hier und jetzt zu helfen? Glauben wir, dass er MIR helfen KANN und helfen WILL? Kann ich meine Sorgen und Probleme im Gebet bei Jesus wirklich ablegen oder nehme ich sie nach dem „Amen“ wieder mit?

Wir können gut in der Theorie über all das reden, aber praktizieren wir es auch?
Ich lade dich, lieber Leser ein, nimm deine Lampe und benutze sie! Studiere nicht nur die Bedienungsanleitung, wie man sie anwendet, sondern setze es in die Praxis um! Ich garantiere dir, dann wird dir ein Licht aufgehen und die Finsternis, die Satan ständig um uns webt, hat keine Macht mehr!

Nach all den Herausforderungen kommt als Nächstes die wohlverdiente Sabbatruhe!

14. Sabbatruhe

Endlich Ruhe!
Wer kennt das nicht?
Gerade in dem hektischen Treiben dieser hochtechnisierten Zeit ist Ruhe Mangelware geworden. Wie sehr freuen wir uns auf das Wochenende oder den langersehnten Urlaub, wo wir uns endlich mal ausruhen können. Manchmal freut man sich nach einem harten Arbeitstag nur darauf, einfach ins Bett zu fallen und zu schlafen. Ruhe ist eines unserer Grundbedürfnisse und ein sehr wichtiger Heilfaktor für unsere Gesundheit.

All das wusste unser Schöpfer als er uns geschaffen hatte. Aus diesem Grund hat er sich etwas überaus geniales einfallen lassen. Er hat die Woche so aufgebaut, dass wir jede Woche einen ganzen Tag ruhen können. Wir lesen in 1. Mose 2,1-3:

„So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Werk, das Gott schuf, als er es machte.“ 

Der Sabbat und die Ehe sind die beiden Vermächtnisse, die unsere Menschenfamilie aus dem Garten Eden mitnehmen durfte. Wenn schon Gott und unsere sündlosen Ureltern ruhen sollten, wie viel mehr trifft das heute auf uns zu!

Dieses besondere Geschenk aus Eden durfte auch unser Wanderer genießen.

Der Studel der Zeit

Der Wanderer ist bereits sehr lange auf dem schmalen Weg unterwegs. Und es war wahrlich kein Spaziergang bisher! Der Wanderer musste viele Entbehrungen, Prüfungen und Schwierigkeiten überwinden. Mehrmals hat er dem Tod direkt ins Auge geblickt. Oft hatten ihn seine Kräfte verlassen und er konnte sich nur auf Gott verlassen. Dies alles hinterlässt Spuren. Das weiß Gott.

Daher hat er auf dem Weg immer wieder verschiedene Orte zur Erholung und zum Kraftschöpfen eingebaut. So konnte der Wanderer in der Gemeinschaft mit Gleichgläubigen und an der Quelle des Lebens auftanken. Er durfte sogar mit der Lebensquelle selbst, Jesus, Gemeinschaft haben und mit ihm reden.

Doch Gott weiß wie wir Menschen ticken. Schnell verlieren wir im Trubel und den Herausforderungen des Alltags den Blick für das Wesentliche. Wir nehmen uns wenig Zeit für Gott. Vielmehr lassen wir uns vom Strudel der Geschäftigkeit mitreisen. Vielleicht machen wir früh eine kurze Andacht und bitten um den Segen Gottes für den Tag. Aber halten wir wirklich inne, um ECHTE Gemeinschaft mit Gott zu pflegen? Was ist das für eine Beziehung, wenn der Partner jeden Morgen nur kurz sagt, dass er mich liebt und dann alles aufzählt, was er wünscht, was ich heute für ihn tun soll? Den Rest des Tages lebt man dann getrennte Leben. Nur wenn der Partner etwas benötigt kommt er und bittet darum. So eine Beziehung möchte doch keiner haben, oder? Gott möchte auch nicht so eine Beziehung mit uns.

Er möchte gerne Anteil an unserem Leben haben. Er möchte wissen, was uns beschäftigt, was uns Sorgen macht, worüber wir uns freuen. Er hört uns gerne zu, wenn wir die innigsten Herzensanliegen mit ihm teilen. Doch was ist das für eine Beziehung, wenn nur einer redet und der andere nur zu hört? Gott möchte sich auch mitteilen. Er möchte seinen Plan für unser Leben offenbaren. Er möchte unsere Gedanken in die richtige Richtung lenken. Er möchte uns zeigen, was er in unserem Leben verändern möchten. Er hat so viele Ideen, wie er uns helfen möchte. Doch wir nehmen uns nicht die Zeit, ihm zu zu hören. Wir bestürmen Gott mit unseren Bitten und stürzen ohne auf eine Antwort zu warten gleich wieder in unseren Alltag.

Der Tag zur Entschleunigung

Gott weiß, wie wir ticken und wie schnell wir uns in dem Alltagsstress verfangen lassen. Daher hat er uns einmal in der Woche einen Tag gegeben, um uns daraus zu holen. Einen Tag zur Entschleunigung. Einen Tag, an dem wir nicht unserem Alltag nachgehen müssen. Wir müssen uns nicht Gedanken über das Einkaufen, Kochen, Putzen und Arbeiten machen. Das alles kann man an diesem Tag getrost zur Seite legen. Dafür können wir uns an diesem Tag Zeit für das nehmen, was wirklich zählt: intensive Zeit mit Gott, Zeit ihn (in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen) anzubeten, sein Wort zu studieren. Es ist auch ein Tag, um in die Natur zu gehen und dort mit Gott Gemeinschaft zu pflegen, weit weg vom Trubel und der Hektik der Städte. Aber der Sabbat ist auch Zeit für Familie und Glaubensgeschwister. Es ist eine Zeit, um sich auszutauschen, Anteil zu nehmen und sich gegenseitig zu ermahnen und zu ermutigen. Ein Aspekt, der gerne vernachlässigt wird, ist folgender: Der Sabbat ist auch ein Tag, an dem man sich um die Bedürfnisse der Mitmenschen kümmern kann. Dieser Tag sollte zum Segen für alle werden, also auch für die Hilfsbedürftigen und Kranken.

Oft wird der Sabbat als ein Tag gesehen, an dem man sich erholt und viel schläft. Doch das ist nicht die eigentliche Bedeutung des Sabbats. Lasst uns kurz einen Blick in das Sabbatgebot werfen (2. Mose 20,8-11):

„Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und geheiligt.“

Die wöchentliche Verabredung mit Gott

Gott weiß, wie vergesslich wir Menschen sind. Deswegen fordert er uns auf, des Sabbats zu GEDENKEN! Wir sollen ihn nicht vergessen. Aber wir sollen nicht nur daran denken, sondern ihn auch heilig halten. Es würde jetzt zu weit führen, das alles im Detail zu erläutern. Aber Prinzip bedeutet das Heilighalten alles Irdische, z.B. die Arbeit, ruhen zu lassen und sich ganz auf Gott zu fokussieren. Das muss nicht bedeuten, dass wir den ganzen Sabbat in der Bibel lesen und beten. Nein, wie bereits erwähnt, bedeutet es auch Zeit in der Natur oder mit der Familie und den Dienst am Mitmenschen. Das schließt mit ein, dass wir am Sabbat noch genug Energie für dafür übrig haben. Gott möchte nicht, dass wir uns unter der Woche so zu Tode arbeiten, dass wir am Sabbat zu nichts mehr in der Lage sind und nur noch schlafen. Das ist NICHT der Sinn des Sabbats!

Gott ist es übrigens nicht egal, welchen Tag wir als Sabbat feiern. Er hat auf den 7. Tag der Woche, also den Samstag seinen Segen gelegt und ihn geheiligt. D.h. Gott hat den Sabbat auf ein besonderes Podest erhoben. Er hat sich diesen Tag ausgesucht, um mit uns eine ganz besondere Gemeinschaft zu haben. Da können wir nicht sagen, dass wir an einem anderen Tag kommen wollen.

Das ist so wie wenn wir einen Termin bei einer wichtigen Persönlichkeit bekommen würden. Diese Person gibt den Termin und den Ort des Treffens vor. Werde ich aber einen Tag vorher oder später an diesem Ort erscheinen, wird die Person nicht dort sein. So ist es mit dem Sabbat auch. Gott hat gesagt: „Ich möchte mich mit dir jeden 7. Tag der Woche treffen. Ich freue mich, dich zu sehen und mit dir eine besondere Zeit zu verbringen!“ Kommen wir an einem anderen Tag, werden wir Gott verpassen. Sind wir aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wird das ein großer Segen werden und wir werden mit neuer Kraft für die kommende Woche ausgerüstet.

Es gibt noch so viel mehr über den Sabbat sagen. Wie über die Bedeutung der gemeinsamen Anbetung oder das Prinzip der Sabbatruhe. Der Sabbat ist nämlich ein Symbol dafür, dass wir in Gott ruhen und mit unseren eigenen Werken aufhören, so wie wir am Sabbat unsere alltägliche Arbeiten nieder legen. Durch das Niederlegen der Arbeit und unserer Alltagssorgen am Sabbat drücken wir unser Vertrauen aus, dass Gott für all unsere Bedürfnisse sorgt. Wir sind vollständig abhängig von ihm. Der Sabbat ist also ein wichtiges Symbol für die absolute Übergabe und Vertrauen in Gott.  Dieses Symbol der Sabbatruhe zeigt sich auch im Sieg über unsere Sünden, welcher von dem süßen Frieden Gottes begleitet ist. Wir kommen also in Gott zur Ruhe. Wer darüber mehr erfahren möchte, kann mich gerne kontaktieren!

Die zweite Wegkreuzung

Lasst uns jetzt zu unserem Wanderer zurückkehren und sehen, wie er die Sabbatruhe erlebt.

Als der Wanderer die Schlucht der geistlichen Finsternis verlassen hat, bemerkt er, wie müde und erschöpft er ist. Er sehnt sich einfach nur nach Ruhe. Als er seinen Weg müden Schrittes fortsetzt, kommt er an eine Weggabelung. Zu seiner Rechten befindet sich ein schönes Wäldchen, was zur Erholung einlädt. Als der Wanderer nach links schaut, sieht es weniger beschaulich aus. Er sieht eine wackelige Hängebrücke, die über eine tiefe Schlucht gespannt ist. Der Wanderer nähert sich der Schlucht und wagt einen Blick nach unten. Als er hinunter sieht wird ihm ganz schwindelig. Die Schlucht ist dunkel und kalt. Sie ist so tief, dass er den Boden nicht sehen kann. Nebelschwaden schweben durch die Schlucht. Es ist ein überaus angsteinflößender und ungemütlicher Ort.

Als er sich die alte Brücke näher anschaut, sieht er, dass jemand gerade auf dieser die Schlucht überquert. Bei genauerem Hinschauen erkennt er eine Frau. Sie hält sich verzweifelt an den morschen Geländern der Brücke fest. Bei jedem ihrer Schritte wankt die Brücke gefährlich. Es sind furchtbare Knack- und Knarrgeräusche zu hören, so als würde die Brücke jeder Zeit drohen einzustürzen. Die Frau beschleunigt ihre Schritte. Dabei schwankt die Brücke noch bedrohlicher.

Der Wanderer eilt zur Brücke und versucht sie ein wenig zu stabilisieren. Das kostet ihm all seine verbleibenden Kräfte. Er ruft der Frau ermutigende Worte zu.

Schließlich hat sie sicher das Ende der Schlucht erreicht. Erleichtert bedankt sie sich bei dem Wanderer für seine Unterstützung. Beim genaueren Betrachten der Frau erschrickt der Wanderer. Er kann sich nicht erinnern, in seinem Leben schon einmal so eine auslaugte und ausgezehrte Frau gesehen zu haben. Es scheint, als wäre nahezu jegliches Leben aus ihr entwichen. Ihn wundert es, wie sie es überhaupt über diese Brücke geschafft hatte.

Erfahrungsaustausch – ein wichtiger Teil des Sabbats

Der Wanderer schlägt vor, dass sie den Weg gemeinsam bis zum dem Wäldchen weiter gehen. Doch die Frau ist so entkräftet, dass sie kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. So stützt der Wanderer die Frau. Langsam erreichen die beiden das angenehm kühle Wäldchen.

Hier wurde eine Rastort für müde Wanderer eingerichtet. Frisches Brot und kühles Wasser stehen zur Stärkung der Pilger bereit. Die beiden nehmen dankbar die einfache Speise zu sich.

Innerhalb kürzester Zeit geht in der Frau eine erstaunliche Veränderung vor. Ihr fahles, eingefallenes Gesicht nimmt wieder eine gesunde Farbe an. Die müden Augen beginnen zu leuchten und die Gesichtszüge werden fröhlicher. Sie beginnt Gott für ihre wundersame Rettung zu loben. Erstaunt über die schnelle Veränderung der Frau, fragt der Wanderer, woher sie kommt und was sie erlebt hat. Voller Dankbarkeit ihrem Erlöser gegenüber erzählt sie ihre Geschichte: wie sie sehr lange auf dem breiten Weg gegangen ist, wie oft sie die Einladungen Gottes ausgeschlagen hatte, wie er sie aber immer wieder gerufen hatte und wie sie schließlich erkannte, dass der breite Weg sie ins Verderben führte. Sie erzählt, wie schwierig es war, den Pfad zum schmalen Weg zu finden, wie viel Kraft und Entbehrungen es sie gekostet hatte, sich von dem alten Leben zu lösen. Doch schließlich kam sie, so wie der Wanderer selbst, an das Kreuz, wo sie all ihre Lasten ablegen durfte. Aber selbst dann war es noch schwierig die Schlucht zu überwinden, um auf den schmalen Weg zu gelangen. Doch Gott half ihr, nicht zuletzt durch den Wanderer.

Der Wanderer staunt, in wie vielen Aspekten ihre Geschichte der seinen ähnelt. Auch er erzählt ihr, was er alles bisher erlebt hat. Die Frau hat viele Fragen. Sie weiß noch nicht so viel über Gott und den schmalen Weg. Geduldig erklärt ihr der Wanderer alles. Am Meisten erzählt er ihr von seinen Begegnungen mit ihrem liebevollen Gott und Erlöser.

„Komm, ruh ein wenig!“

Nach dem Austausch fühlen sich beide gestärkt und ermutigt. Doch dann hören sie die wohlvertraute sanfte Stimme, die sie jeweils zu einer persönlichen Zeit mit ihrem Schöpfer einlädt. Hier trennen sich der beiden Pilger Wege. Gott hat für jeden von ihnen einen speziellen Weg vorbereitet.

Der Wanderer setzt sich unter einen Baum. Bei sich hat er seine Bibel. Nun beginnt Gott zu ihm zu sprechen. Durch sein Wort und durch die Natur, die den Wanderer umgibt, erklärt dieser ihm seine Geheimnisse. Er zeigt dem Wanderer, wo er ihn in seinem Leben noch verändern möchte. Gott warnt ihn auch vor den Gefahren des weiteren Weges. Besonders wird der Wanderer zur Wachsamkeit ermahnt, denn die Versuchung lauere alsbald auf seinem Weg.

So verbringt der Wanderer einen Tag intensivster Gemeinschaft mit Gott und in der Natur. Langsam färbt sich der Himmel in ein warmes Rot als die Sonne untergeht. Damit geht ein besonderer Sabbat zu Ende und eine neue Woche beginnt. Der Wanderer schläft noch eine Nacht in dem stillen Wäldchen bevor er am nächsten Morgen gestärkt seine Reise fortsetzt.

Hier geht es zur Fortsetzung!

12. Die Freude am Herrn

Willkommen in einer fröhlichsten und farbenfrohesten Szene im Bild!

Die rosa Blüten der Bäume sollen die Freude und das Lebendige ausdrücken, was die typischen Begleiterscheinungen einer persönlichen Begegnung mit Gott sind.

Ein Tag mit Jesus!

Stell dir vor, du könntest einen Tag mit Jesus verbringen. Was würdest du mit ihm machen wollen? Was würdest du ihn fragen?

Ich glaube, ich würde ihm einfach eine ganze Weile zu hören, dem Klang seiner Stimme lauschen und ihm beim Lehren beobachten – seine Mimik, seine Gestik. Wahrscheinlich würde es mir genügen Jesus durch seinen Alltag zu begleiten und ihn dabei zu beobachten. Wie geht er mit Menschen um? Wie schaut er sie an? Wie verhält er sich? Was sagt er ihnen? Wie sagt er was? Außerdem würde ich gerne mit Jesus einen Spaziergang durch die Natur machen. Dabei soll er mir all die Bilder und Gleichnisse erklären, die ich so schnell übersehe. Oder eine Anatomiestunde bei Jesus! Als Therapeut beschäftige ich mich gerne mit der Funktionsweise des menschlichen Körpers. Immer wenn ich diesbezüglich etwas lese, gerade ich ins Staunen, wie genial und hochkomplex alles aufgebaut ist. Man verliert sich so schnell in den kleinsten Details. Es nimmt kein Ende, was man alles entdecken kann! Und wenn man dann vom Schöpfer dieses Meisterwerkes selbst unterrichtet werden würde, wie viele neue Erkenntnisse würden wir da gewinnen. Wahrscheinlich würden wir nach einer Anatomiestunde mit Jesus das Gefühl haben, noch weniger zu wissen als vorher, weil uns bewusst geworden ist, wie wenig wir bis jetzt doch verstanden haben.

Das Gleichnis der Blume

Unser Wanderer darf nun auch ein wenig Zeit mit dem großen Gott des Universums verbringen. Als die beiden das Meer der Sorgen verlassen haben, nutzt Jesus die Gelegenheit, um dem Wanderer ein paar Lektionen aus der Natur mitzugeben. Er deutet auf die wunderschöne Vielfalt an Blumen, die auf der Wiese wachsen, an der sie gerade entlang gehen. Jesus weist auf ihre einfache Schönheit hin. Oft gehen wir Menschen achtlos an ihnen vorüber oder zertreten sie sogar unbemerkt. Doch wie viel können wir von dieses kleinen Blümchen lernen! Manche Gräser und Blumen sind sehr hartnäckig. Sie kämpfen sich durch harten Boden oder gar Asphalt hin zum Licht. Keine Widerstände können sie entmutigen oder aufhalten. Wie leicht kann doch so eine Blume zerdrückt werden. Aber wenn sie wächst, durchbricht sie die härtesten Materialien. Das kann sie nicht von sich heraus. Das ist nur durch die Kraft Gottes möglich. So dürfen wir uns nicht von widrigen Umständen ermutigen lassen. Die Blume denkt nicht an den harten Boden, ihr Ziel und ihr Fokus liegt nur auf dem Licht. Das gibt ihr die Kraft, durchzubrechen. Ihre Blüte richtet sie auch zur Sonne aus. So bleibt sie immer dem Licht zugewandt. Genauso müssen wir uns immer auf Jesus ausrichten und ihm folgen, so wie die Blume dem Licht folgt und dahin wächst.

Eine Blume lebt auch nicht nur für sich selbst. Ihr Nektar versorgt die Insekten und ist so ein kleiner Bestandteil eines viel größeren Kreislaufes. Genauso hat jeder Mensch, egal wie klein und unbedeutend er sich fühlen mag, seine Aufgabe im großen Getriebe des Werkes Gottes. Würden sich die Blumen für zu unbedeutend und schwach halten und traurig ihre Köpfe hängen lassen, würde das ganze System Gottes zusammen brechen. Daher soll jeder das tun, was Gott ihm vor die Füße gelegt hat, egal wie unbedeutend es in seinen Augen scheinen mag.

Es gibt noch so viel mehr über die Blumen zu sagen, aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen.

Was wir von der Lilie lernen können

Jesus pflückt eine Lilie und reicht sie dem Wanderer: „Erinnerst du dich an den Bibeltext aus meiner Bergpredigt im Matthäusevangelium? Dort habe ich über das Sorgen geredet. Du hattest ja gerade auch ein wenig Schwierigkeiten mit den Sorgen. Schau dir diese Lilie mal etwas genauer an. Siehst du ihre schwungvoll, harmonisch geformten Blätter? Siehst du den Blütenkelch mit seinen Stempeln? Sie sind perfekt symmetrisch geformt. Schau den wunderschönen Farbverlauf im Inneren der Blüte an? Diese Blume ist einfach, dennoch elegant und auf ihre Art beeindruckend. Ich habe Salomo in seinen herrlichsten Gewändern gesehen. Wie du weißt, war er der reichste und weiseste König, der je auf Erden gelebt hatte. Ich selbst habe den Webern und Nähern ihre Gaben gegeben, um die prächtigsten Gewänder für ihn zu nähen. Aber all diese menschlichen Werke können es nicht mit der Harmonie und Schönheit meiner Schöpfung auf sich nehmen. Diese Blumen machen sich keine Gedanken darüber, ob sie hübsch sind oder nicht. Sie leben nicht dafür, Reichtum, Schönheit, Anerkennung, Macht und Liebe zu empfangen. Ihr Dasein dient der Ehre ihres Schöpfers und dem Fortbestand seiner geschaffenen Welt. Sie leben nicht für sich selbst. Sie leben, um zu geben. Dadurch, dass sie ihren Nektar mit den Insekten teilen und damit einen Teil von sich selbst weggeben, läuft der Kreislauf in der Natur weiter. Aber durch die Insekten, die von Blüte zu Blüte fliegen, wird durch die Bestäubung auch der Fortbestand ihrer eigenen Art gesichert. Doch das ist nicht das primäre Ziel der Lilie.

Du kannst also viel von dieser Lilie lernen. So wie sie brauchst du dir keine Gedanken um dein Aussehen zu machen. Ich habe dich so geschaffen, wie du sein solltest. Manchmal hinterlässt die Sünde Spuren, aber diese werden auf der neuen Erde ausgelöscht werden. Du bist mein Meisterstück! Ich habe dir einen einzigartigen Charakter mit vielen Gaben und Talenten mitgegeben. In dir steckt so viel Potential, das ich in dir entfalten möchte! Wie die Lilie sich zur Sonne wendet, so brauchst du dich nur immer zu mir auszurichten und ich werde dich zu dem machen, wozu ich dich geschaffen habe. Vertraue mir! Du musst dich nicht sorgen, um deine Nahrung, um deine Kleidung oder um deine Arbeit. Richte deinen Fokus auf mein Werk. Um alles andere kümmere ich mich. Sorgen kommen immer dann auf, wenn du versuchst das zu tun, worum ich mich eigentlich kümmern möchte. Ich habe meinen Teil der Arbeit und du hast deinen Teil der Arbeit. Nutze deine Gaben und Talente treu in meinem Dienst, dann werde ich für den Rest sorgen. Dazu brauchst natürlich etwas Vertrauen. Aber das können wir gemeinsam üben. Ich werde dir bei dem Training helfen!“

Das Gleichnis von dem blühenden Baum

Jesus und der Wanderer kommen nun zu einer Bank unter den blühenden Kirschbäumen. Dort erzählt ihm Jesus weitere Gleichnisse von der Nichtigkeit der Schönheit. Die Bäume blühen nur für einen kurzen Moment und dann sind die Blühten für den Rest des Jahres verschwunden. Genauso vergänglich ist die Schönheit der Menschen. Jesus verweist den Wanderer auf die starken Wurzeln des Baumes. Sie graben sich tief in die Erde, um Wasser und Nährstoffe zu beziehen. Um viel Frucht zu tragen, muss der Glaube tief in der Erde, also in Jesus, verwurzelt sein. Ohne Nährstoffe und Wasser, d.h. Bibelstudium, Gebet und Heiliger Geist, ist kein geistliches Leben und Wachstum möglich.

Jesus erzählt dem Wanderer noch viel mehr solcher Gleichnisse. Der Wanderer hört aufmerksam zu.

Fragen und Zweifel

Nach einer Weile beginnt Jesus von der weiteren Reise zu erzählen. Er erklärt dem Wanderer, was alles noch auf ihn zukommen würde und wie er sich darauf vorzubereiten habe. Er gibt ihm viele nützliche Hinweise. Der Wanderer möchte wissen, wie lange seine Reise noch sei. Jesus lächelt ihn aufmunternd an: „Es kommt auf die Perspektive drauf an. Wenn ich vom Himmel auf den schmalen Weg schaue, dann ist der Weg kaum zu erkennen, so kurz ist er. Aus deiner Perspektive wirkt er natürlich viel länger. Aber wenn dir der Weg das nächste Mal unendlich lang vorkommt, dann versuch ihn aus der Perspektive der Ewigkeit zu betrachten. Dann wird es dir helfen, gut voran zu kommen. Gerade der Pfad der Heiligung kommt vielen endlos vor. Manche fragen sich, ob sie überhaupt voran kommen. Gerade da ist es wichtig, sich das Ziel und die himmlische Perspektive vor Augen zu halten. So zu denken ist ein gutes Mittel gegen Entmutigung.“

Der Wanderer hat auch noch einige Fragen an Jesus. So vieles versteht er noch nicht. Wenn er an die Gefahren zurückdenkt und wie oft er beinah ums Leben gekommen war, kommen in ihm Zweifel an der Fürsorge und Allmacht Gottes auf. Geduldig geht Jesus auf die Fragen des Wanderers ein und erklärt sie ihm aus seiner Perspektive.

Dieser geniale Gott!

Erstaunt muss der Wanderer feststellen, dass Jesus mit allem recht hat. Nie hatte Gott ihn verlassen. Vielmehr war es stets sein eigener Unglaube gewesen, der ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte. Gott wollte ihn vor vielem bewahren. Doch er war oft so stur, so dass er seinen eigenen Weg ging. Gott ging die Umwege mit und verhinderte sogar noch die schlimmsten Folgen. Der Wanderer staunt über Gottes Geduld, Güte und herzliches Erbarmen, das er mit ihm als irrenden Sünder bisher gehabt hatte. Er sieht den Charakter Gottes mit neuen Augen! Was für ein liebenswürdiges und geniales Wesen dieser Gott doch ist! Liebe zu seinem Schöpfer und Erlöser durchströmt das Herz des Wanderers. Von nun an möchte er all die Wohltaten Gottes fest in seinem Gedächtnis verankern, damit er sie nie vergessen würde!

Noch lange reden die beiden miteinander. Das Herz des Wanderer brennt in ihm. Je länger er mit Jesus redet, desto inniger wird ihre Beziehung. Der Wanderer fragt sich, wie er je an etwas anderem Gefallen finden konnte. All die Dinge dieser Welt kommen ihm jetzt so hohl und wertlos vor. Er hat nur ein wenig von der Größe und der Schönheit Gottes gesehen. Doch das allein reicht schon, um sein Herz mit Liebe, Glück und Frieden überlaufen zu lassen. Er hatte so viel in dieser Welt ausprobiert, um das hier zu finden. Immer war er danach leerer gewesen als zuvor. Doch hier bei Jesus nimmt die Freude und der Frieden immer mehr zu, je näher er ihm kommt.

 

Am liebsten hätte sich der Wanderer nie von Jesus getrennt. Doch dieser schickt ihn weiter: „Du wirst mich von jetzt an nicht mehr sehen können. Aber ich werde immer an deiner Seite sein. Du wohnst in meinem Herzen und ich in deinem. Damit sind wir enger verbunden als wenn wir nebeneinander auf einer Bank sitzen. Weil ich in dir wohne, steht dir alle Macht im Himmel und auf Erden zur Verfügung. Bitte den Vater in meinem Namen um das, was du benötigst und ich verspreche dir, du wirst es erhalten! Es dauert nicht mehr lang, dann erreichst du die himmlische Stadt und dann wird uns nichts mehr trennen können!“

Mit diesen Worten verabschieden sich die beiden voneinander. Es ist schwer zu sagen, für wen der Abschied schmerzvoller ist. Jesus blickt dem Wanderer noch lange nach als dieser seinen Weg fortsetzt.

Hier geht’s weiter!

11. Das Meer der Sorgen & der Umgang mit Sorgen (Teil 2)

 

 

Hier ist Teil 2 der Geschichte über das Meer der Sorgen. In diesem Beitrag findet ihr eine ausführliche Interpretation dieser Szene. Meine Gedanken zu dem Thema Sorgen sind sehr umfangreich, da ich selbst oft in diese Falle tappe. Gerade als ich diese zwei Blogeinträge geschrieben hatte, hat das Sorgenmeer versucht mich zu ertränken. Da es so viel zu dem Thema zu sagen gibt, habe ich es in zwei Beiträge aufgeteilt.

Als erstes folgt nun die Fortsetzung unserer Geschichte. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, kann das hier gerne noch nachholen.

Die Rettung

Egal wie laut die Wellen toben, der Hilfeschrei einer untergehenden Seele bleibt nie ungehört. Selbst wenn es nur ein stiller Herzensschrei ist, Gott hört ihn immer und überall!

Auf einmal taucht Jesus vor dem Wanderer auf. Er steht nach wie vor sicher auf dem tobenden Wasser. Die Wellen können ihm nichts anhaben. Sein Blick ist voller Sorge und herzlichen Erbarmen. Er streckt seine starke Hand dem Wanderer entgegen. Mit letzter Kraft ergreift dieser den Arm des Allmächtigen. Mit Leichtigkeit zieht Jesus den Wanderer aus dem Wasser und stellt seine Füße wieder auf die Wasseroberfläche. Dann hebt Jesus seinen Arm und mit der Autorität als Schöpfer des Meeres gebietet er den Wellen ruhig zu werden. Sofort beruhigt sich die aufgewühlte See. Die großen Wellen ebben ab und das Meer wird spiegelglatt.

Die ernsten, aber mit unendlich viel Mitgefühl gefüllten Augen sehen den Wanderer direkt an. Mit sanfter Stimme, in der ein Hauch von Traurigkeit zu hören ist, sagt Jesus: „Oh, du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?“

Der Wanderer schweigt. Es gab einfach keine Ausrede. Er schämt sich für seinen Hochmut und Egoismus. Durch seinen Unglauben hat er Jesus traurig gemacht. Das schmerzt ihm am meisten.

Jetzt war das Festland nicht mehr weit. Das Ufer war schon deutlich sichtbar zu erkennen. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen haben, fällt der Wanderer vor Jesus nieder: „Du bist wahrhaft Gott! Weiche von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“ Ihm ist seine absolute Unwürdigkeit bewusst. Vor ihm steht der Schöpfer des Universums! Ihm sind alle Naturgesetze unterworfen. Ihm gehorchen Wind und Wellen. Was für ein kleines Würmchen war er dagegen? Wie konnte nur Stolz in seinem Herzen aufkommen? Wie konnte er seinen Blick von Jesus abwenden? Wieso misstraute er immer und immer wieder dieser unendlichen Liebe? Schon so oft hatte der Wanderer die Fürsorge und den Segen Jesu erfahren. Dennoch zweifelte er so schnell daran. So schnell werden die Probleme in seinen Augen stärker als die allmächtige Macht seines Gottes. Dem Wanderer stand seine Unzulänglichkeit kristallklar vor Augen. Gefüllt mit Scham wagt er es nicht, Jesus in die Augen zu schauen.

Daher bückt sich Jesus zu ihm und spricht: „Komm, steh auf! Lass uns ein wenig zusammen gehen. Dahinten kommen ein paar Bänke. Da können wir uns setzen und uns ausführlich über alles austauschen. Ich möchte so gerne hören, was dich bewegt und die weitere Reise mit dir besprechen.“

Über Jesu Lippen kommen keine weiteren Worte des Tadels. Er lädt den Wanderer ein, das Meer der Sorgen hinter sich zu lassen. Er sollte sich nicht länger von seinen Fehlern quälen lassen, sondern nach vorne schauen.
So lassen die beiden das Meer der Sorgen hinter sich. Erleichtert genießt der Wanderer den festen Boden unter seinen Füßen als er mit Jesus gemeinsam seinen Weg fortsetzt.

Was wir daraus lernen können

In dieser Welt sind wir von Problemen und Herausforderungen umgeben. Das ist einfach eine natürliche Folge der Sünde. Diese Probleme bereiten uns Sorgen. Es gibt so vieles, über das wir uns Sorgen machen können. Ja, unser ganzes Leben ist mit Sorgen vollgestopft. Es gibt Leute, die Meister darin sind, überall immer das Schlimmste zu erwarten und dadurch (unnötige) Sorgen entstehen zu lassen.

Sorgen können bei der Wahl des richtigen Partners entstehen. Singles sorgen sich darum, ob sie alleine bleiben und vielleicht vereinsamen. Es gibt die Sorge, dass man nicht gut genug ist, dass man ständig alles falsch macht und den Erwartungen anderer nicht gerecht wird. Manche haben Sorgen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Familie ernähren sollen, wo sie ihre nächste Mahlzeit herbekommen können oder weil sie nichts zum Anziehen haben. Andere wiederum machen sich über die Weltpolitik und all das Böse in dieser Welt Sorgen. Den ganzen Tag kann man sich mit den Plänen des Bösen beschäftigen und sich die düstersten Szenarien für die Zukunft dieser Welt ausmalen. Das raubt einem jegliche Hoffnung.

Doch was die meisten Sorgen gemeinsam haben, ist, dass sie sich meist um sich selbst drehen. Das ICH steht im Mittelpunkt. Wobei sich viele Eltern und Großeltern auch Sorgen um ihre Kinder und Enkel machen. Aber auch hier liegt der Fokus auf den Umständen und auf dem, was alles sein könnte. Die meisten unserer Sorgen sind unnötig. In unserer Fantasie malen wir sie uns oft viel intensiver aus als es dann in der Realität eintrifft.

Wie so oft ist auch hier der Fokus entscheidend. Womit beschäftige ich mich? Worüber denke ich nach? Male ich mir in meinem Kopf die Horrorszenarien aus, was alles passieren könnte? Manche haben ja auch reale Sorgen, wie Hunger oder ein anderes ernsthaftes Problem, wie eine Krankheit. Doch kreisen sich meine Gedanken um dieses Problem? Gebe ich meinen Ängsten den Raum, den sie fordern?

Wenn das der Fall ist, dann sind wir wie der Wanderer, der seinen Blick von Jesus auf das Wasser lenkt. Auf einmal sieht er, wie gefährlich das Wasser sein kann. Jeden Moment kann es ihn in die Tiefe ziehen.

Doch wie der Wanderer verlieren wir so schnell den Schöpfer des Wassers aus den Augen. Gott ist allmächtig. Er hat die Macht, den Wellen zu gebieten. Er hat auch die Macht über unsere Sorgen. Gott hat 1000 Wege für uns zu sorgen, wobei wir selbst keinen einzigen Ausweg sehen! Gott hat den großen Überblick. Wir stecken in den dichten Wolken unserer Sorgen fest und können nicht einmal die Hand vor unseren Augen sehen. Doch Gott ist über den Wolken und sieht das Gesamtbild. Er weiß, wie er unsere Bedürfnissen am besten stillen kann. Er ist ein liebender Vater, der für seine Kinder sorgt.

Hast du schon einmal ein Kleinkind gesehen, das den ganzen Tag weint, weil es Angst hat, dass seine Eltern ihn verlassen könnten? Und das, obwohl die Eltern ihm bisher immer genug zu Essen gegeben und ihn liebevoll versorgt haben. Es gibt für das Kind keinen Grund an der Liebe und Fürsorge seiner Eltern zu zweifeln. Kinder haben absolutes Urvertrauen in ihre Eltern, dass sie für sie sorgen und dass ihre Eltern alles können.

Genauso soll unser Vertrauen auf unseren himmlischen Vater sein. Wir dürfen fest darauf vertrauen, dass er für all unsere Bedürfnisse sorgen wird und dass ihm alles möglich ist.

Sorgen sind im Prinzip ein Misstrauen an der Liebe, Fürsorge und Allmacht Gottes.

Heilmittel Natur gegen Sorgen

Wenn du dich das nächste Mal sorgst, dann mach einen Spaziergang in der Natur. Sieh die Sonne, die jeden Morgen wieder neu aufgeht. Sie ist ein Beweis für Gottes Treue. Schau dir den unendlichen blauen Himmel an. Er zeigt, wie unbegrenzt Gottes Möglichkeiten sind, für uns zu sorgen.

Bewundere die erhabenen Bäume. Sie sorgen sich nicht, ob sie genug Wasser und Nährstoffe bekommen, um zu wachsen. Sie strecken einfach ihre Wurzeln tief in die Erde und nehmen dankbar das auf, was ihnen Gott zuteilt. Lausche dem fröhlichen Gesang der Vögel. Sie machen sich keine Sorgen, ob sie genug Futter finden, um ihre Jungen zu versorgen. Sie denken nicht daran, dass an jeder Ecke ein Feind lauern könnte, der ihnen ihr Leben nehmen will. Ihr Fokus liegt darauf, die Nahrung, die ihr Schöpfer für sie in die Natur gelegt hat, mit dankbaren Herzen einzusammeln und an ihre Jungen weiter zu geben. Sie fliegen emsig umher und singen dabei Loblieder zu Gottes Ehre.

Lasst uns wie die Vögel werden! Ja, Gefahren und Schwierigkeiten lauern an jeder Ecke. Das Leben in dieser Welt ist hart und kann auch Entbehrungen mit sich bringen. Doch die Vögel denken an all das nicht. Sie zwitschern fröhlich ihre Lieder und vertrauen der liebevollen Fürsorge Gottes.

Wir wissen nicht, was morgen kommt. Doch Jesus sagte einmal (Matthäus 6,26-34):

„Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Jesus sagt uns hier, worauf unser Fokus liegen sollte. Wir brauchen uns keine Sorgen um das Morgen zu machen, denn Gott sorgt für uns. Wir brauchen uns keine Sorgen um unsere Nahrung und unsere Kleidung zu machen, denn Gott hat schon längst dafür Vorsorge getroffen. Doch dieses Versprechen Gottes ist an eine Bedingung geknüpft.

Worauf liegt dein Fokus?

Gott möchte, dass wir ihn und sein Reich an die erste Stelle setzen. Dies sollte unser Hauptaugenmerk sein. All unsere Gedanken, unsere Kraft und Energie sollten darauf verwendet werden, Gottes Werk voran zu treiben. Wir sollen uns mit Gott, seinem Wort und dem Dienst für Menschen beschäftigen. Lasst uns das tun, was Gott wichtig ist. Dann wird Gott für das sorgen, was uns wichtig ist.

Wenn unser Fokus auf Gott und den Dienst für ihn liegt, dann haben wir keine Zeit uns Sorgen zu machen. Wir nehmen die tobenden Wellen um uns nicht mehr wahr. Dann haben sie auch keine Macht über uns. Als der Wanderer den Blick weg von Jesus auf die Wellen richtete, wurden diese immer gewaltiger und angsteinflössender. Je mehr Macht er den Wellen gab, umso mehr begann er zu sinken. Wenn der Fokus auf Jesus liegt, dann gewinnt er an Macht in unserem Leben und die Sorgen verlieren den Einfluss auf uns.

Wir können selbst entscheiden, was Macht über uns haben darf. Leider geben wir den Sorgen und Problemen allzu oft zu viel Macht. Das schwächt unseren Glauben und lähmt uns in der Nützlichkeit in unserem Leben. Wer konnte durch Sorgen schon etwas zu seiner Lebensspanne hinzufügen? Das Gegenteil ist der Fall! Es ist wissenschaftlich belegt, dass selbst kleine Sorgen und Ängste unsere Lebensdauer verkürzen. Man kann also wirklich im Meer der Sorgen ertrinken.

Also warum länger an den Sorgen festhalten?

Lasst uns doch viel mehr auf Jesus schauen und unsere Energie in sein Werk stecken! Dann werden wir feststellen, dass die Probleme sich vor uns in Luft auflösen. Wir werden immer weiter an Kraft, Freude und Hoffnung zunehmen. Und wir werden ein nützliches und erfülltes Leben führen. Denn wir kreisen uns nicht mehr um uns selbst und unsere Unvollkommenheiten oder um die Probleme in dieser Welt, sondern das Ziel unseres Lebens ist es, so viel Licht und Freude zu verbreiten, wie es nur geht.

Möge Gott uns helfen, den Blick von den Sorgen auf ihn zu lenken. Dies ist möglich, indem wir in der Bibel, in der Natur und in unserem Alltag nach Beweisen der Fürsorge und Allmacht Gottes suchen. Ich kann dir versprechen, wir sind umgeben davon! Halt mal bewusst die Augen danach offen und schreibe deine Entdeckungen auf!

Falls du gerade kurz vor dem Ertrinken in deinen Sorgen sein solltest, dann gib nicht auf! Rufe Gott zur Hilfe! Er wird sofort auf dieses Gebet reagieren und dich aus dem Meer der Sorgen herausziehen und den Sturm in deinem Leben beruhigen. Kämpfe solange auf deinen Knien, klammere dich so lange an die Verheißungen Gottes bis du den Sieg erlangt hast und der Friede Gottes Einzug in dein Herz hält. Wie wenige wissen heute noch, was es bedeutet, mit Gott zu ringen. Doch wie Jakob können wir auch heute noch Gott in unserer Schwachheit besiegen. Mögen wir die Sorgen mit Gott zusammen besiegen!

Hier geht die Geschichte weiter!

10. Das Meer der Sorgen (Teil 1)

Man hört es schon von fern – das Rauschen der Wellen, wie sie sich am Strand brechen. Für mich ist das eines der schönsten Momente, wenn man am Strand steht, die Füße stecken im nassen Sand und werden vom Wasser umspült. Dabei schweift der Blick über den endlosen Horizont. Manchmal beobachte ich die Wellen und verfolge ihren Weg bis sie am Strand brechen und für immer verschwinden. Es sind Momente puren Glückes, die mir leider als Landratte nur selten vergönnt sind.

Die Szene mit dem Meer der Sorgen ist für mich besonders. Irgendwie ist sie meine Lieblingsszene in dem ganzen Bild.

Der Grund dafür ist vielleicht, weil Jesus und das Meer die beiden größten Lieben in meinem Leben sind. Hier in dieser Szene sind beide vereint. Was kann es also besseres geben…? 🙂 (Vielleicht fehlt noch ein Segelschiff…).

Inzwischen haben mir auch ein paar andere gesagt, dass sie diese Szene besonders mögen.

Irgendwie sticht sie auch aus all den anderen heraus. Das liegt wahrscheinlich an den Farben. Der Rest des Bildes ist eher in Grün- und Brauntönen gehalten. Da fällt das blaue Meer etwas aus dem Raster. Aber ich glaube, dass die Abwechslung dem Bild ganz gut tut.

Worüber ich auch sehr dankbar in dieser Szene bin, ist die Darstellung von Jesus. Ich tue mich schwer im Malen von Menschen. Auch Kleidung zu malen finde ich schwierig. Aber hier in dieser Szene bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Ich liebe zwar das Meer und Wasser, doch bei jedem Bild ist es ein Kampf, es zu malen. Auch bei diesem Bild habe ich mit den Wellen gekämpft. Was ich bisher noch nie zufriedenstellend hinbekommen habe, ist der Übergang vom Wasser zum Strand. Auch für diese Szene habe ich mir wieder ein paar Youtube- Tutorials angeschaut. Ich musste den Strand nur einmal übermalen und erneuern bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. (Manchmal übermale ich misslungene Stellen viel öfter. Zum Beispiel habe ich den Wald der Angst bestimmt drei Mal neu gemalt.)

Lasst uns jetzt der Geschichte zuwenden:

Sorgen über Sorgen

Der Wanderer hat die Quelle des Lebens erholt und gestärkt verlassen. Seine Proviantbeutel sind gut gefüllt. Guten Mutes setzt er seinen Weg fort. Doch auf einmal stutzt er. Scheinbar endet sein Weg am Strand. Als er genauer hinsieht, stellt er fest, dass der Weg durch das Meer führt.

Wie sollte er da sicher durch kommen? Wie weit ist es bis zum anderen Ufer? Konnte er soweit schwimmen? Was wäre, wenn die großen Wellen ihn überrollen würden oder die Strömung ihn fortreißen würde? Im Wasser würde auch sein gesamter Proviant nass und damit ungenießbar werden. Sorgen über Sorgen überkommen ihn.

Der Wanderer steht eine Weile grübelnd am Wasser. Er beobachtet die mächtigen Wellen, die sich am Strand brechen. Als er noch so da steht und nach einer Lösung sucht, sieht er eine weiße Gestalt auf dem Wasser. Der Wanderer erschrickt. Wer oder was ist das?

Er versucht genauer hinzusehen. Das Wesen trägt eine weiße Kapuze. Von weiten sieht es wie ein Gespenst aus. Die Nackenhaare des Wanderers stellen sich auf. Schnell kommt es näher. Der Wanderer sieht, dass es auf den Wellen geht. So etwas hatte er noch nie gesehen!

Wie angewurzelt steht er da und beobachtet das Wesen, das direkt auf ihn zu kommt.

Dann wird er angesprochen: „Fürchte dich nicht!“ Wie wohl bekannt war diese melodiöse, sanfte und doch alles durchdringende Stimme dem Wanderer! Er fällt wie tot zu Boden. Es ist der Schöpfer des Universums selbst, der ihm hier begegnet!

Sanft berührt eine Hand die Schulter des Wanderers. Als dieser aufblickt sieht er direkt in die freundlichen Augen seines Herren. Mit einem Lächeln fragt Jesus: „Hast du Lust auf ein kleines Abenteuer mit mir?“ Vor lauter Überwältigung seiner Sprache beraubt nickt der Wanderer. Er kann seinen Blick nicht von Jesus wenden. Er war hier, hier bei ihm, dem unwürdigsten aller Pilger! Und er lädt IHN ein, mit ihm ein Abenteuer zu bestehen. Der Wanderer steht, mit neuer Energie gestärkt, auf.

Jesus zeigt mit ausgestrecktem Arm auf das Meer mit seinen hohen Wellen. „Dein Weg führt durch dieses Meer. Heute ist es etwas stürmischer als üblich. Die Wellen sind deine Sorgen. Sie können sehr gefährlich werden und dich in die Tiefe hinabziehen. Aber keine Sorge! Ich bin an deiner Seite und möchte dich sicher auf die andere Seite des Meeres geleiten. Du hast gesehen, wie ich auf dem Wasser gelaufen bin. Das kannst du auch! Ich möchte dir die Kraft dazu geben. Du kannst auf deinen Sorgen gehen. Aber das kann dir nur gelingen, wenn dein Blick fest auf mich gerichtet ist. Ich werde dir voran gehen und den Weg geleiten. Du folgst mir einfach. Aber Achtung! Schaue nicht auf die Wellen! Sobald du den Blick von mir abwendest und auf die Wellen schaust, wirst du untergehen! Solange du auf mich schaust, wird das ein ganz normaler Spaziergang werden. Bist du bereit?“

Auf dem Wasser gehen

Jesus lächelt den Wanderer ermutigend zu und geht dabei ein paar Schritte auf das Meer hinaus. Jesus steht ruhig und gelassen auf dem Wasser, so als würde er auf festem Boden stehen. Die Wellen reißen ihn nicht in Tiefe. Dem Wanderer klopft das Herz bis zum Hals. Er sieht die mächtigen Wellen, die Jesus aber nichts anhaben können. Er sieht, wie entspannt Jesus auf dem Wasser steht. Jesus wirkt stark wie ein Fels in der Brandung. Seinen Blick fest auf Jesus gerichtet, aber mit klopfenden Herzen betritt der Wanderer das Meer. Doch anstatt in dem weichen Sand einzusinken hält das Wasser seinem Gewicht stand!

Es fühlt sich so an, als würde er auf festem Boden gehen. Gut, es schaukelt ein wenig, aber das Wasser lässt ihn nicht einsinken. Die ersten Schritte sind noch sehr unsicher und wackelig. Es kostet dem Wanderer alle seine Kraft nicht nach unten auf das Wasser zu schauen, sondern auf Jesus. Die Versuchung war unendlich groß, sich auf die Wellen zu konzentrieren. Doch da der Wanderer sehr unsicher ist, hält er seinen Blick fest auf Jesus gerichtet. Dieser lächelte ihm ermutigend zu. War da ein gewisser väterlicher Stolz und Freude in seinen Augen zu sehen? Es ist derselbe väterliche Stolz eines Vaters, wenn seinem Kind die ersten Schritte auf seinen wackeligen Beinen gelingen.

Im Laufe der Zeit gewöhnt sich der Wanderer etwas an seinen neuen Untergrund. Die Schritte werden etwas sicherer und schneller. Die beiden kommen gut voran.

Hochmut kommt vor dem Fall

Irgendwann hat sich der Wanderer an diese neue Situation gewöhnt. Hinter Jesus herlaufend wandern die beiden über das Wasser, so als würden sie eine Wanderung in den Bergen machen. Langsam realisiert er, was hier gerade geschieht! Er läuft auf dem Wasser! Er ist bei Jesus! Wenn ihn jetzt seine Freunde sehen könnten! So etwas hatten sie bestimmt noch nicht gesehen! Sie würden bestimmt Augen machen, wenn sie ihn so sehen könnten!

Noch während der Wanderer darüber nachdenkt, wie er diese Geschichte in den schillerndsten Farben erzählen könnte, wandert sein Blick langsam von Jesus weg auf das Wasser. Voller Stolz sieht er sich selbst festen Schrittes auf dem Wasser gehen. Doch dann schaut er sich um. Auf einmal fällt ihm auf, dass er nur von tobendem Wasser umgeben ist. Er kann nichts anderes als Wasser und Wellen sehen. Egal in welche Richtung er schaut, er kann kein Festland erkennen. Er ist inmitten einer tödlichen Wasserwüste gefangen!

Nackte Panik ergreift den Wanderer. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wie hatte er sich nur einbilden können, für diese Herausforderung bereit zu sein? Die Strömung konnte ihn kinderleicht in die Tiefe ziehen. Er sieht keinen Ausweg aus seiner Situation. Das feste Land konnte sonst wie weit entfernt sein. Er schaut auf die unruhige See und die mächtigen Wellen, die auf ihn zurollen. Es ist von gewaltigen Wassermassen umgeben. Wie kann er als kleiner, schwacher Mensch gegen sie bestehen? Sie würden ihn sicher in die Tiefe ziehen und ertränken.

Noch ehe er diesen Gedanken ganz zu Ende denken konnte, spürt er, wie er Realität wurde. Auf einmal fühlt er, wie sich seine Hose mit Wasser voll saugt. Ehe er sich versieht, steckt er bis zur Hüfte im Wasser und er sinkt immer weiter! Die Wellen wirken aus dieser Perspektive jetzt noch bedrohlicher. Gleich würden sie über ihn hereinbrechen und dann wäre es Aus mit ihm! Verzweifelt beginnt der Wanderer zu schwimmen. Mit all seiner Kraft versucht er über dem Wasser zu bleiben. Doch die See wird immer unruhiger. Wellen krachen schäumend über ihm zusammen. Immer häufiger wird der Wanderer unter Wasser gedrückt. Es kostet all seine Kraft sich stets wieder nach oben zu kämpfen.

Die Wellen schleudern ihn hin und her. Er ist den Gewalten des Wassers hilflos ausgeliefert. Lange versucht der Wanderer gegen die Wellen anzukämpfen. Doch seine Kräfte schwinden zusehends. Bald müsste er den Kampf aufgeben und zum Meeresboden hinabsinken.

Gab es denn gar keine Hilfe?

Wo war eigentlich Jesus die ganze Zeit? Hatte er ihn einfach im Stich gelassen? Hatte er ihn hieraus geführt, um ihn elendlich sterben zu lassen? Nein, das konnte nicht sein! Er erinnerte sich an Jesu liebevolles, warmherziges Lächeln. Da war keine Spur von bösen Hintergedanken bemerkbar gewesen. Er konnte nur reine Liebe und zartes Mitgefühl in Jesus erkennen.

Doch warum ließ Jesus ihn im Stich? Jetzt, wo er ihn doch am dringendsten bräuchte? Der Wanderer schaut sich um. Er sieht nur die tosenden Wellen um sich herum. Von Jesus war weit und breit keine Spur. Verzweiflung packt ihn. Wie konnte er nur für einen Moment seinen Blick von Jesus abwenden? Und hatte ihn Jesus nicht sogar gewarnt, dass er auf gar keinen Fall auf die Wellen schauen sollte? Wie töricht er doch gewesen war! Er war stolz auf seine „Leistung“. Er konnte auf dem Wasser gehen! Wenn er das seinen Freunden erzählt hätte, wären sie neidig auf sein Abenteuer geworden. Er hätte vor ihnen gut dagestanden.

Doch erst jetzt beginnt der Wanderer zu begreifen, dass Jesus ihn genau davor gewarnt hatte. Wer seinen Blick weg von Jesus wendet, verlässt sich auf seine eigene Kraft. Man ist auf etwas stolz, was man nur durch Gottes Hilfe erreichen konnte. Doch dies lenkt den Blick von Jesus weg auf sich selbst. Wenn der Blick auf sich selbst gerichtet ist, dann folgt als nächstes der Blick auf die Sorgen und Probleme. Man erkennt, wie hilflos man eigentlich ist. Auf einmal wirken die Sorgen und Probleme wie unüberwindbare Hindernisse. Sie brechen über einen herein wie große Wellen und wollen uns ertränken.

Dem Wanderer wird klar, dass nur Jesus ihn aus dieser Situation retten kann. Bis jetzt hatte ihn Jesus noch nie seinem hilflosen Schicksal überlassen. Er war sich sicher, dass er ihn auch jetzt nicht umkommen lassen würde! Dies war seine einzige Hoffnung an die er sich klammern konnte.

Das Tosen der Wellen ist laut. Doch der Wanderer sammelt all seine letzten Kräfte zusammen und ruft mit letzter Kraft: „Jesus, rette mich!“

Wie es weitergeht erfährst du hier! 🙂

9. Die Quelle des Lebens

Komm doch zur Quelle des Lebens,
durstig und müde und matt.
Komm, denn es ist nicht vergebens;
hier wirst du ruhig und satt.

Komm zu dem Born, dich zu laben,
tauch dich im Glauben hinein.
Hier wird die Sünde begraben,
hier wirst du selig und rein.

Komm zu der heilenden Quelle,
dir wird Genesung zuteil.
Sieh, wie sie sprudelt so helle,
trinke zum ewigen Heil.

Eile dahin! Warum verziehn?
Ew’ger Gewinn stehet hier auf dem Spiel.
Hier ist die Quelle des Lebens,
hier ist dein einziges Ziel.

– Text: Wihelm Appel (1890), Günter Balders (1983)

Mit dieser schönen alten Hymne möchte ich in diesen Blogeintrag starten. Sie ist die Inspiration für die Szene an der Quelle des Lebens.

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wie viel in der Bibel in Bildern und Gleichnissen geredet wird? Ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Lehren in Gleichnissen. Es war Jesu Lieblingsmethode, seine Lehren für das Volk verständlich zu machen. Das Geniale an Gleichnissen und Bildreden ist, dass sie jeder, egal welchen Bildungsstand er hat, verstehen kann. Der einfache Mensch versteht das Bild, so wie es erzählt wird. Der Denker hingegen findet in einem Bild unendlich viele Aspekte, die ihn die dahinter steckende geistliche Lehre viel besser begreifen lassen. Ein weiterer Vorteil eines Gleichnisses ist, dass die darin enthaltenen Bilder im Gedächtnis erhalten bleiben. Begegnet man ihnen im Alltag, wird man an die geistliche Lehre erinnert, die mit diesem Bild verknüpft wurde.

Inzwischen bin ich zu einem absoluten Fan von Bildreden und Gleichnissen geworden. Ich glaube, dass Gott uns den ganzen Tag mit den alltäglichen Erfahrungen geistliche Lehren weitergeben möchte, damit wir ihn besser kennen und lieben lernen. Die Wolken, die am Himmel vorüberziehen erzählen uns etwas von Gottes Gnade und Treue. Jeder Sonnenaufgang erinnert uns an den Weg, den wir als Christen gehen. Er beginnt mit einem kleinen Lichtstrahl an Erkenntnis und wird immer heller bis Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, vollständig in unseren Herzen aufgegangen ist. Jede Mahlzeit erinnert uns daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht. In jedem freundliche Wort, in jedem Lächeln dürfen wir einen winzigen Teil des herrlichen Wesens Gottes erkennen. Es gibt so viel mehr davon in jeder kleinen Alltagshandlung, in der Natur, auf Arbeit und auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zu entdecken. Über all können wir etwas mehr von dem wunderbaren Charakter unseres genialen Gottes lernen!

Mir macht es richtig Spaß, die Augen danach offen zu halten. Leider ist man oft mit den Gedanken woanders oder zu sehr in der Hektik des Lebens gefangen, dass man die meisten Perlen gar nicht entdeckt.

Aber das sollte eigentlich nicht das Hauptthema dieses Beitrags werden. Lasst uns zu unserer Geschichte zurückkehren! 🙂

Endlich mal Pause!

Der Wanderer und sein neuer Freund gelangen schließlich zur Quelle des Lebens. Schon von fern hören sie das Plätschern der Quelle. Seit dem der Wanderer den Wald verlassen hatte, befand sich sein gesamter Weg in der prallen Sonne. Seine Wasserflasche hatte er schon vor einer Weile ausgetrunken. Auch sein Kamerad hatte seit dem er an der Quelle der ewigen Jugend das verdorbene Wasser probiert hatte, nichts mehr getrunken. Beide verspürten daher einen mächtigen Durst, wie nach einer stundenlangen Wanderung an einem heißen Sommertag, an dem das Wasser ausgegangen ist. Wie wohltuend und erfrischend ist da eine Quelle mit ihrem kühlen Nass!

So kommen nun die beiden zu der Quelle. Neben der Quelle steht ein Tisch mit einem Krug und Bechern. Begierig schöpfen die beiden das Wasser aus der Quelle und trinken in großen Zügen dieses köstliche Wasser! Sie trinken solange bis ihr brennender Durst gestillt ist. Dann beginnt der Pilger vom breiten Weg sich seiner Kleidung zu entledigen. Er hüpft in das Quellwasser und badet ergiebig darin. Als er wieder aus dem Wasser heraussteigt fühlt er sich wie neugeboren!

Der Wanderer selbst zieht seine Schuhe aus und wäscht seine Füße in dem Quellwasser. Durch die lange Reise sind sie ganz schön schmutzig geworden. Das Wasser wirkt kühlend und heilend für seine wundgescheuerten Füße.

Der zweite Pilger entdeckt zwischenzeitlich eine einladende Strandliege. Auf einmal spürt er, wie müde er eigentlich ist. Er legt sich auf die Liege. Da die Sonne immer noch sehr sticht, ist über der Liege ein schützender Sonnenschirm aufgestellt. So ruht der müde Pilger nun unter dem Schirm des Höchsten. Endlich, nach langer Suche, ist er zur Ruhe eingegangen. Sein Herz ist voller Dankbarkeit für das wunderbare Gnadengeschenk, das er so unverdient erhalten hat.

Hier endet die Geschichte dieses Pilgers. In späteren Blogbeiträgen werden wir noch ein bisschen mehr über ihn erfahren. Auch wenn hier seine Geschichte auf dem Bild endet, so kann ich euch versichern, dass er sicher die himmlische Stadt erreicht hat. Sein weiterer Weg sah etwas anders aus als der unseres Wanderers, aber diese noch zu erzählen, würde den Rahmen etwas sprengen.

Wie ergeht es unserem Wanderer?

Rast bei der Quelle

Neben der Quelle steht eine Bank. Der Wanderer setzt sich darauf. Er schaut sich seine Umgebung etwas genauer an. Das Wasser kommt aus einem Fels. Dieser sieht schon sehr alt aus und trotzdem scheint das Leben nur aus ihm herauszusprudeln! Das Wasser ist immer frisch und klar. Nichts, kein Dreck dieser Welt, kann die Quelle verunreinigen. Sie wird immer sauberes, reinigendes, belebendes Wasser hervor bringen.

Die Quelle wird von einer großen Weide überschattet. Sie spendet dem müden Wanderern wohltuenden Schatten nach dem langen Weg in der Hitze. In den Ästen der Weide zwitschert es lebhaft. Der Wanderer beobachtet eine Vielzahl herrlicher Vögel, die um die Quelle herum fliegen. Insgesamt scheint dieser Ort von Leben nur so zu vibrieren. Duftende Blumen wachsen auf der Wiese neben der Quelle. Beim genaueren Hinsehen kann der Wanderer ganz viele Insekten ausmachen, die munter von Blüte zu Blüte hin- und herschwirren. Hier war wirklich Leben!

Neben der Bank steht ein Tisch. Auf ihm befinden sich die bereits erwähnten Becher und ein Wasserkrug. Es liegt auch ein köstlich duftender Laib Brot auf dem Tisch. Als der Wanderer den herrlichen Duft einsog, meldet sich auf einmal lautstark sein Magen zu Wort. Voll Dankbarkeit für die wunderbare Fürsorge seines Meisters bedient er sich reichlich an dem Brot. Es war das gleiche Brot, das er bereits im Wald der Angst von dem Engel erhalten hatte. Der Wanderer stellt fest, dass es das Brot des Lebens ist. Als er den Laib bricht, um davon zu essen, erinnert sich der Wanderer auf einmal wieder an die Szene am Kreuz. Jesu Leib wurde am Kreuz für ihn gebrochen, damit er leben kann. Dieses Brot und das Wasser sind ein Symbol für Jesu Opfer.

Der Wanderer denkt lange über die Bedeutung nach. Noch eine ganze Weile genießt er die Ruhe und den Frieden dieses herrlichen Ortes. Er lauscht dem fröhlichen Zwitschern der Vögel, welches im Hintergrund von dem munteren Sprudeln der Quelle begleitet wird. Er genießt den sanften Windhauch, der die Luft erfrischt. Der süße Duft der Blumen rundet das Ganze wunderbar ab.

Eigentlich möchte der Wanderer noch viel länger an dem Ort bleiben. Doch er weiß, dass die Reise noch lang und beschwerlich ist. Er erinnert sich an die Ermahnung des Engels, sich an der Quelle mit ausreichend Wasser und Brot zu versorgen. So packt er so viel von beiden ein, wie er nur wegbekommen kann. Ihm fällt auf, dass das Brot nie weniger wird, egal, wie viel er davon isst oder einpackt. Ein letztes Mal nimmt er die herrlichen Eindrücke dieses schönes Ortes in sich auf bevor er, gut gestärkt, seine Reise fortsetzt.

Die Symbolik hinter der Quelle des Lebens

Wenn ich so über dieses Szene nachdenke, dann bemerke ich, wie viel in diesem Bild steckt. Bestimmt kann man noch so viel mehr entdecken, als was mir eingefallen ist. (Falls ihr noch weitere Erkenntnisse habt, lasst es mich gerne wissen!)

Der Fels, aus dem das lebendige Wasser kommt, ist Jesus. Er ist der Eckstein und das Fundament seiner Gemeinde und des Lebens. Im Alten Testament lesen wir von dem Volk Israel, das Gott aus der ägyptischen Knechtschaft befreit hat. Sie mussten durch die Wüste wandern, um in ihre neue Heimat zu gelangen. In der Wüste ist es bekanntlich heiß und trocken. Wasser ist dort Mangelware. So dauerte es nicht lange, bis das Volk zu murren anfing. Gott gab Mose, der das Volk in Gottes Auftrag führte, den Befehl, einmal auf einen Felsen zu schlagen. Plötzlich wurde dieser Felsen zur Quelle und versorgte das ganze Volk samt ihren Tieren mit Wasser. Die Geschichte kann hier nachgelesen werden.

Es ist unmöglich, dass aus einem toten Stein auf einmal Wasser kommt. Gott hat hier für sein Volk ein großes Wunder gewirkt. Der Fels steht für Jesus. Wie der Wanderer bereits erkannt hatte, wurde Jesus einmal für unsere Sünde geschlagen. Durch den Schlag konnte er für uns zur Quelle des Lebens werden. Mose war der Stellvertreter des Volkes. Er und sein ganzes Volk waren Sünder. Es sind also unsere Sünden und wir Sünder, die Jesus ans Kreuz gebracht haben. Wir haben ihn geschlagen, doch er hat sich schlagen lassen. Seine Qualen und den Tod erlitt er an unserer Stelle, damit wir sein Leben erhalten könnten. Wie der Schlag auf den Felsen eine riesige Quelle aufsprudeln ließ, so ließ Jesu Tod am Kreuz ewiges Leben hervorsprudeln. Wir dürfen zu ihm kommen und reichlich von ihm trinken. Er lädt jeden dazu ein:

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

– Offenbarung 22, 17

Jesus bietet uns sein ewiges Leben umsonst an! Was für ein einmaliges Angebot! Wir müssen nichts weiter dafür tun, als unser altes Leben loszulassen und mit Gott von vorne anzufangen.

In der Taufe wird das symbolisiert. Der alte, sündige Mensch wird durch das Untertauchen begraben und kommt als neuer, wiedergeborener Mensch aus dem Wassergrab hervor. Durch die Taufe wird die Reinigung von all unseren Sünden symbolisiert. Alles, was uns verunreinigt, wird von uns gewaschen. Der zweite Pilger, der vom breiten Weg kam, erlebte dies an der Quelle des Lebens. Er hatte seinen Weg mit Gott gerade begonnen und musste vollständig von seinen Sünden gereinigt werden. Der Wanderer hingegen ist bereits durch die schmale Pforte gegangen. Dies war seine Taufe. Um durch die schmale Pforte durchgehen zu können, musste er auch sein altes Leben ablegen und das neue Leben von Jesus annehmen. Aber der Weg bis zur Quelle war lang. Auf diesem langen Weg hatte der Wanderer immer wieder versagt und gesündigt. D.h. er zwar immer noch generell rein, aber der Schmutz der Sünde hatte seine Füße verunreinigt. Diese müssen daher immer mal wieder gewaschen werden.

Hier seht ihr ein Bild von meiner Taufe im Jahr 2010 bei uns zu Hause im Pool:

Diese Waschung wird im Abendmahl symbolisiert. Dort waschen wir einander die Füße als Zeichen dafür, dass Gott uns von unseren alltäglichen Sünden reinigt. Erst danach sind wir würdig, das Abendmahl zu empfangen. Das Abendmahl besteht aus Traubensaft und Brot. Diese symbolisieren das Blut und den Leib Jesus, also sein Opfertod, den wir für uns in Anspruch nehmen. Durch die Einnahme des Abendmahls nehmen wir Jesu Leben in uns auf und erneuern unseren Bund mit ihm, den wir bei der Taufe geschlossen haben.

Diese ganzen Symbole finden sich hier bei der Quelle des Lebens wieder. Auch wenn nicht jedes Detail genau passt, können wir die Grundsätze hier ableiten.

Jesus ist überall!

Ich weiß nicht, ob es euch bisher aufgefallen ist, aber Jesus befindet sich über all entlang des schmalen Weges. Zu Beginn der Planung des Bildes hatte ich Angst, dass Jesus nur so am Rand erscheint. Sieht man aber genauer hin, so durchzieht Jesus das gesamte Bild.

Er lädt uns auf den schmalen Weg ein. Er ermöglicht uns durch sein Opfer am Kreuz den Zugang zum ewigen Leben. Er ist der gute Hirte, der uns zum Leben und zur Quelle des Lebens führt. Er selbst ist die schmale Pforte – niemand kommt zum Vater, außer durch ihn! Er ist der Weg zu Gott. Der gesamte Weg zur himmlischen Stadt ist Jesus. Er ist auch den gesamten Weg bereits vor uns gegangen und hat ihn uns geebnet, damit wir es leichter haben.

Auf dem gesamten Weg bis zur himmlischen Stadt stehen überall Verheißungen. Das ist das Wort Gottes. Es ermahnt und ermutigt die Pilger und gibt ihnen lebensspendende Kraft. Jesus ist das lebendig gewordene Wort.

Jesus ist auch Herr seiner Gemeinde. Er ist immer anwesend, wenn sich Gläubige zum Gottesdienst treffen. Er ist der Mittelpunkt ihrer Anbetung und Verehrung.

Jesus ist, wie wir es heute gesehen haben, die Quelle des Lebens. Er ist das Wasser und das Brot des Lebens. Er reinigt uns von unseren Sünden und gibt uns sein Leben.

Im Endeffekt IST Jesus der schmale Weg! Ohne ihn würde es diesen Weg und damit die Möglichkeit, zu Gott und zu ewiger Freude zurückzukehren, nicht geben.

Lob und Dank sei unserem Herrn Jesus Christus, dass er sich soweit erniedrigt hat, unendliche Schmerzen und den schlimmsten Tod erduldete, um uns das zu ermöglichen!

Nicht nur das. Jesus begleitet uns die ganze Zeit auf diesen Weg. Er hört unser Klagen und Jammern, sieht unseren Unglauben und unser Versagen, bereit sofort zu helfen, wenn wir ihn nur darum bitten würden.

Mit ihm haben wir die größte Energie- und Kraftquelle des Universums beständig an unserer Seite!

Ich wünschte mir, dass ich mir das viel öfter vor Augen halte! Wenn wir wirklich von ganzen Herzen glauben würden, dass Gott es gut mit uns meint, dann gäbe es keine Hindernisse, die wir nicht überwinden könnten und keine Versuchungen, denen wir nicht widerstehen könnten.

Leider beschränken wir uns selbst und vor allem Gott in seinem Handeln durch unseren schwachen Glauben. Deswegen befinden sich auf dem Weg zur himmlischen Stadt immer wieder Herausforderungen und Schwierigkeiten. Diese könnten wir leicht bewältigen, würden wir Jesus um seine Hilfe bitten und im Glauben voran gehen.

Auch unser Wanderer muss als Nächstes wieder durch eine Prüfung. Auch diesmal geht es erneut um Leben und Tod. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag!