6. Die Gemeinde

Nach dem der Wanderer durch den Sumpf des Zweifels gewankt ist, hat er nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Nun kann er wieder aufatmen! Er schickt ein Dankgebet gen Himmel und lobt Gott für die Zuverlässigkeit seiner Verheißungen.

Als er sich umsieht, bemerkt er, dass er auf einer Lichtung, umgeben von einem dichten Wald, steht. Der Wald wirkt dunkel und düster. Doch die Lichtung ist hell und freundlich. Auf der Lichtung erblickt der Wanderer eine kleine Waldkirche. Sie ist aus alten Felssteinen gebaut worden. Sie wirkt nicht so imposant wie so manche Kathedralen, die er in großen Städten gesehen hat. Dennoch strahlt sie etwas warmes und einladendes aus.

Das Gemeindegebäude

Gottes Gemeinde soll nicht luftig, stolz und beeindruckend wirken, wie es die alten gotischen oder barocken Kirchen tun. Jesus ging als einfacher Zimmermann durch das Leben. Seine Gemeinde repräsentiert seine Einfachheit. Obwohl die Gemeinde einfach gebaut ist, hat sie ein solides Fundament. Ihre massiven Mauern trotzen allen Stürmen und Angriffen.

Auf der Kirche ist das Logo der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu sehen. Es ist die Gemeinde, in der ich selbst Mitglied bin. Dennoch soll es nicht heißen, dass die Adventgemeinde die einzig-seligmachende Gemeinschaft ist.  (Ich wurde darauf hingewiesen, dass man das so interpretieren könnte, aber das war nie meine Intention gewesen!) Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Gott viele Kinder in allen Gemeinden und Kirchen hat und dass es sein innigster Wunsch ist, sie alle in der Wahrheit zu vereinen. Dennoch ist die Adventgemeinde für mich zu einem geistlichen zu Hause geworden. Genau diese Gemeinschaft und das Wissen, Teil einer großen, weltweiten Familie zu sein, soll diese Szene ausdrücken.

In der Gemeinde

Am Eingang zur Gemeinde steht ein freundlicher Mann, der die Wanderer zum Gottesdienst einlädt und ihn herzlich Willkommen heißt. Bisher hatte der Wanderer noch keine weiteren Mitpilger kennen gelernt. Neugierig und voller freudiger Erwartungen betritt er die Gemeinde. Gemeinsam mit seinen Mitwanderern betet er Gott an. Sie erforschen zusammen die Bibel, um sich besser auf den noch vor sich liegenden Weg mit dessen Herausforderungen vorzubereiten. Mit den Verheißungen Gottes ermutigen sie sich gegenseitig.

Ganz besonders faszinierend findet der Wanderer die Geschichten der anderen Pilger. Er erfährt, wie die anderen auf diesen Weg gekommen sind und was sie bisher auf ihrer Reise erlebt haben. Der Austausch ermutigt ihn und bestätigt ihm, dass er auf dem richtigen Weg.

Aber er hört auch traurige Geschichten. So erfährt er von einem Mann, der zwar am Kreuz seine Lasten losgeworden und durch die schmale Pforte gegangen ist. Doch als er zu dem Sumpf des Zweifels kam, hatte er seinen sicheren Halt auf den Verheißungen Gottes verloren. Er rutschte von einem Stein ab und versank im Sumpf des Zweifels. Zwar war sofort ein Helfer da, aber der Mann schaute nur auf den Schlamm, der ihn immer weiter nach unten zog. Er meinte, dass ihn selbst der Helfer nicht mehr aus den Schlamm ziehen könnte und gab die Hoffnung auf. So starb dieser bemitleidenswerte Mann dort im Sumpf der Zweifel.

Der Wanderer hörte von einigen ähnlicher Schicksale. Aber er hörte auch von Menschen, die zwar ihren festen Halt auf den Verheißungen verloren hatten, aber von ihren Zweifeln weg, hin auf ihren Helfer schauten. Im Glauben ergriffen sie die Hand ihres Retters, der sie wieder auf festen Boden stellte.

Voller Erstaunen lobte der Wanderer Gott, dass er ihn so sicher durch den Sumpf des Zweifels geführt hatte. Er begriff jetzt viel besser wie stark die Verheißungen Gottes sind und welche große Rolle der Glaube spielt.

Was dem Wanderer neben dem gemeinsamen Bibelstudium und dem Erfahrungsaustausch eben so sehr ermutigte, war der gemeinsame Gesang zum Lobe Gottes. Alle Pilger stimmten fröhlich und mit dankbaren Herzen in den Lob ihres wunderbaren Erlösers ein! Durch den Gesang wuchs die tiefe Liebe zu Gott. Oder anders ausgedrückt:

Auf den Flügeln des Lobpreises schwingt sich die Seele näher hinauf zu Gott.

-Ellen G. White, Schritte zu Jesus, S. 107

Mission

Ein weiterer Aspekt in der Gemeinde ist eine Art Ausbildung oder Training. Der Wanderer erfährt, dass er auf seinem Weg früher oder später immer wieder mit dem breiten Weg und den Menschen, die darauf wandeln, in Berührung kommen wird. Jeder Pilger hat die Aufgabe den Menschen, die auf dem breiten Weg gehen, von dem schmalen Weg und ihrem Ziel, dem himmlischen Jerusalem, zu erzählen. Ganz besonders sollten sie von dem genialen König in dieser Stadt erzählen, damit die Menschen eine gute Entscheidung treffen könnten- am besten natürlich für den schmalen Weg!

Manche Pilger werden sogar direkt auf den breiten Weg gesendet, um dort den Leuten zu helfen, den schmalen Weg zu finden. Das ist eine sehr herausfordernde Arbeit. Man erfährt viel Ablehnung, Spott und Verachtung. Manche dieser Missionare werden sogar ins Gefängnis geworden oder gar getötet.

Der Wanderer hört von vielen Geschichten tapferer Männer und Frauen, die alles – sogar ihr Leben – für Gott geopfert haben. All diese Geschichten inspirieren ihn, ihrem Beispiel zu folgen. Er möchte, wenn es Gottes Wille ist, sein ganzes Leben zur Verkündigung des herrlichen Namens seines Gottes einsetzen!

Ermutigt geht es weiter

Der Wanderer hätte noch ewig in der Gemeinde bleiben können. Er genoss sehr die Gemeinschaft mit den Mitpilgern. Es war ein kleiner Vorgeschmack wie es einmal im himmlischen Jerusalem sein würde. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Der Wanderer weiß, dass die Zeit langsam knapp wird und dass Gottes Gnade bald ein Ende haben würde. Bis dahin musste er sein Ziel erreicht haben!

Als er seinen Weg fortsetzt ist sein Herz voller Dankbarkeit und Freude. Nun hat er ein tieferes Verständnis von der Gnade und Allmacht Gottes. Die Zeugnisse seiner Mitpilger haben ihm Mut gemacht. Er hat gesehen, dass auch sie nicht perfekt waren, dennoch trotzdem auf dem Weg blieben und sich nicht entmutigen ließen.

Noch tief in Gedanken versunken und ein Dankeslied pfeifend, führt ihn sein Weg immer mehr dem finsteren Wald entgegen.

Hier geht es zum nächsten Kapitel: Durch den Wald der Angst

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