Von Pappkarton, Youtubetutorials und das Wunder des Wachstums

Wir schreiben das Jahr 2018. Es war eines Sonntagnachmittags im Spätsommer.
Dieser Nachmittag war ein Meilenstein in meiner persönlichen Kunstgeschichte.
 

Auf Youtube hatte ich den Kanal von Mustafa Jannan entdeckt. Dort befinden sich einige Videos für absolute Anfänger in der Acrylmalerei sowie einige “10-Minuten-Malereien”, für die ich
allerdings meistens deutlich länger brauchte. Als aller erstes probierte ich mich an einer Sonnnenuntergangsszene in der afrikanischen Savanne. Ich war erstaunt über das Ergebnis. Motiviert von dem ersten “Erfolg” malte ich das Bild von der Toscana. Gleich im Anschluss entdeckte ich das Video mit der Blumenwiese, welches ich sofort nachmalte. Ich war begeistert von den Ergebnissen! Ich hatte nicht erwartet, dass man durchaus erkennen konnte, was ich da “gemalt” hatte!
 

So schwer kam es mir gar nicht vor, wobei ich im Nachhinein diese “Bilder” als sehr unvollkommen empfinde. Aber der alte Weisheitsspruch ist wahr: “Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen”! 

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinen richtigen Malgrund, weswegen meine ersten Bilder auf altem Karton gemalt wurden. Ich wollte erst einmal schauen, ob das wirklich etwas für mich sei, bevor ich Geld in die Hand nehme, um in Farben, Pinsel und Malgründe zu investieren. 

Eine ganze Urlaubswoche im September verbrachte mit meinen ersten Landschaftsbildern in Acyrl. Eigentlich war schönes Wetter und ich wollte in den Bergen wandern gehen, aber die neue Begeisterung hielt mich an Youtube und die Farben gefesselt. 

Es gab liebe Menschen, die mich unterstützen und ermutigten. So kam es, dass ich kurze Zeit darauf  die ersten Pinsel, Acrylpapier und bessere Acrylfarben bestellte. Damit machte das Malen noch mehr Spaß. Auch die Qualität der Bilder wurde zunehmend besser.  In der Galerie könnte ihr die Bilder der Reihenfolge nach sehen.

Zu Weihnachten bekamen Freunde und Familienmitglieder ein gerahmtes, selbstgemaltes Bild mit einem Bibelvers darauf.  Es sind die Bilder mit dem Text aus Philipper 4:4: „Freuet euch im Herrn allezeit!“ Da bin ich quasi in Massenproduktion gegangen.

Innerhalb von zwei, drei Monaten hatte sich die Qualität der Bilder deutlich verbessert. Ich war über mich selbst überrascht und war immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. 

So ist alles im Leben. Manche Anfänge wirken klein und unscheinbar. Zum Beispiel ein kleiner Same: Er fällt in die Erde. Niemand nimmt ihn wahr und doch wird aus diesem kleinen Samenkorn ein kleines Pflänzchen. Je nach Art kann aus diesem kleinen, zarten Grün eine duftende Rose oder ein mächtiger Baum werden. Diese Pflanze wächst aber nicht von selbst. Sie nimmt aus ihrer Umgebung Sonnenschein, Wasser und die Nährstoffe aus der Erde auf. Würde sie das nicht tun, würde sie nicht wachsen können. 

Mir fällt es schwer zu glauben, dass dieses Prinzip des Wachstums von selbst entstanden ist. Wer sich damit auseinander setzen will, dem empfehle ich folgende Vortragsreihe, beginnend mit diesem Video. 

Ich glaube viel mehr, dass ein intelligentes Wesen, dieses Prinzip geschaffen hat. Es braucht viele Faktoren, um eine Pflanze wachsen zu lassen. Erst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann ein kleiner Same zu einem großen Baum werden. 

So wurde in uns Menschen das gleiche Prinzip hineingelegt. Wir dürfen lernen. Das Lernen ist auch eine Art Wachstum. Wir lernen Laufen, Sprechen, Schreiben, Rechnen und verschiedene andere Fähigkeiten. Erst das Lernen gibt uns einen Sinn im Leben. Aus unserer Umgebung nehmen wir die uns umgebenden Einflüsse auf und nutzen sie, um mehr Lebensqualität zu gewinnen. Nie werden wir auslernen. Wir leben in einer Welt, die voller Schönheit und Überraschungen steckt. Durch das Lernen können wir sie immer besser verstehen und tiefere Erkenntnisse gewinnen. Das ist die Schönheit des Lebens auf dieser Welt.  

Seit dem ich begonnen habe zu malen, sehe ich die Schöpfung mit ganz anderen Augen. Früher habe ich Wolken angesehen und gedacht, sie seien weiß. Als ich anfing zu malen, sah ich aber, dass auch eine “weiße” Wolke oft sehr viel grau enthält. Das kommt durch das Spiel von Licht und Schatten. Die Sonnen zugewandte Seite erstrahlt hellsten weiß, während die Schattenseite grau ist. So entstehen dreidimensionale Effekte – in der Natur wie in der Malerei.

Mein Staunen über die Schönheit und Komplexität der Natur erstaunten mich. Wir nehmen die Natur und unser Leben als so selbstverständlich hin. Doch eigentlich sind wir von Wundern umgeben. Sei es die kleine Blume am Fensterbrett, das Wasser, das uns Leben spendet  oder der kleine Vogel der munter sein Liedchen trälert. Alles ist so komplex und wunderschön, dass unsere schlausten Köpfe gerade einmal an der Oberfläche gekratzt haben, um die Rätsel dieser Lebewesen zu entschlüsseln. 

Ein ganz besonderes Wunderwerk, für mich als Therapeutin, ist der Mensch. Die Anatomie und die Zusammenhänge in unserem Körper sind unwahrscheinlich komplex, dass einem der Kopf beginnt zu schwirren, wenn man sich damit beschäftigt. 

Jeder von uns ist ein ganz besonderes Wunder. Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder Mensch wurde zu einem Zweck geschaffen. Ein Hund kann die Schönheit des Sonnenunterganges nicht genießen.

In ihm ruft es keine Emotionen hervor. Warum können wir Schönheit empfinden? Dieses Gefühl ist gerade in der Kunst essentiell. Würden Dinge in uns keine Emotionen wecken, bräuchten wir keine Gemälde, keine Musik und andere Kunstarten. Mir scheint, dass jemand uns mit dieser besonderen Fähigkeit ausgestattet hat, die sonst kein anderes Lebewesen auf dieser Erde besitzt.  Durch das Empfinden von Schönheit wird das Leben erst lebendig, ansonsten würden wir nur existieren.

Im nächsten Beitrag werde ich euch meine beiden ersten “Auftragsbilder” vorstellen, die ich zwei lieben Menschen zum Geburtstag gemalt habe. Dies waren dann schon “richtige” Bilder auf einer großen Leinwand.  

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