Die Reise zur himmlischen Stadt (Kurzversion Teil 2)

Hier folgt nun Teil 2 der Kurzerklärung zu dem Bild vom breiten und schmalen Weg!
Bist du bereit für die Weiterreise? 
Wenn du Teil 1 noch nicht gelesen hast, kannst du ihn hier nachlesen!
Nimm dich in Acht, denn der zweite Teil zur Reise in die himmlische Stadt wird noch gefährlicher und herausfordernder! 
Legen wir los! 🙂

Durch die Schlucht der Versuchung
Als am nächsten Morgen nach dem Sabbat die ersten Sonnenstrahlen den Wanderer aus seinem Schlaf holen, ist es Zeit, seine Reise fortzusetzen. Nur ungern verlässt er die friedliche Oase in dunkler Vorahnung, was ihn erwarten würde. Die Veränderung in der Landschaft scheint seine Befürchtungen zu bestätigen. Die schönen Bäume weichen immer rauer werdenden Felsen. Der Wanderer steht nun an einer schroffen Felswand. Vor ihm steht ein Schild, auf dem steht: „Zieh die ganze Waffenrüstung an!“ Neben dem Schild befindet sich eine Truhe, die der Wanderer öffnet. Ganz oben liegt eine abgegriffene Gebrauchsanleitung. Aufmerksam studiert der Wanderer sie. Du kannst sie in Epheser 6,10-18 nachlesen. Danach schlüpft er in die bereits schon etwas zerbeulte, aber gut gepflegte Waffenrüstung.

Sein Weg führt ihn so zu einer Schlucht. Bevor der Wanderer die Schlucht betritt, fällt er auf die Knie und bittet um Gottes ganz besonderen Schutz. Ihm ist nur allzu bewusst, dass er nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen hat, sondern gegen den Erzfeind Gottes höchstpersönlich. Nach dem er sich vollständig Gott übergeben hat, betritt er die Schlucht. Es dauert nicht lang, da erscheint er, der mächtige Widersacher Gottes! Der alte Drache stellt sich dem Wanderer in den Weg. Zunächst versucht er den Wanderer mit süßen Worten zu umgarnen. Er lädt ihn zu einem leckeren Festmahl mit angenehmer Musik und hübschen Frauen ein. Der Drache kennt den Wanderer mit seinen Schwachstellen sehr genau und konnte ihn dort schon oft zu Fall bringen. Auch jetzt beginnt es im Wanderer zu kämpfen. In ihm wird das alte Verlangen nach den Dingen dieser Welt geweckt. Doch erinnert er sich auch, dass es immer nur eine kurze Freude war und nach der Befriedung seiner Gelüste, das Loch in seinem Herzen umso tiefer wurde. Im Gegensatz dazu erinnert er sich an die tiefe Freude, die er in der Gemeinschaft mit Jesus hatte. Das wollte er nicht aufgeben.

Der Drache meinte, er könne ja weiter auf dem schmalen Weg gehen und mit Jesus verbunden bleiben. Es sei ihm doch eine kleine Rast vergönnt. Gekonnt versteht der Drache die Sinne des Wanderers zu reizen und in ihm ein scheinbar unwiderstehliches Verlangen zu wecken. Der Kampf tobt hart in des Wanderers Herz. Er wendet sich an Gott um Hilfe, denn er merkt, dass er nicht genügend Kraft hat, dem Feind zu widerstehen. Der Heilige Geist macht ihm bewusst, dass wenn der Wanderer sich auf die Verlockungen des Feindes einlässt, er die Waffenrüstung ausziehen muss. Damit wäre er ungeschützt und Satan hätte ein leichtes Ziel. Es würde auch schon reichen, nur einen einzigen Teil der Rüstung abzulegen, schon wäre der Wanderer geschwächt. Genau das war der listige Plan des Widersachers. Der Wanderer entscheidet sich, nicht seinen Begierden nachzugeben, sondern Gott treu zu bleiben. Er lehnt freundlich, aber bestimmt, des Drachen Angebot ab.

Da zeigt dieser nun sein wahres Gesicht! Er greift den Wanderer an. Es wird ein langer, anstrengender Kampf. Oft fällt der Wanderer und es sieht mehrmals so aus, als würde der Drache ihn besiegen. Aber die Waffenrüstung schützt den Wanderer. Durch die Kraft Gottes gelingt dem Wanderer schließlich mit dem Schwert des Geistes der tödliche Schlag gegen den alten Drachen. Der Wanderer, obwohl schwach und bei weitem dem Drachen unterlegen, geht als Sieger hervor. Nicht weil er selbst aus eigener Kraft gekämpft hat, sondern weil er sich Gott untergeordnet hatte. Er vertraute dem Wort Gottes. In diesem Vertrauen konnte er Kraft finden und schließlich siegreich sein.

So können wir auch unsere Schwächen und Sünden besiegen. Wir benötigen dafür die ganze Waffenrüstung Gottes. Dabei dient das meiste unserem Schutz. Lediglich das Schwert des Geistes kann auch als Angriffswaffe verwendet werden. Mit den Verheißungen in der Bibel können wir unserem Widersacher entgegen treten. Gegen ein „So spricht der Herr“ ist Satan machtlos. So kann ein schwacher Mensch den großen, listigen alten Drachen besiegen.

Der Pfad der Heiligung
Bisher gab es nach jeder Herausforderung auf dem schmalen Pfad eine Möglichkeit zur Erholung und Stärkung. Doch hier ist es diesmal anders. Ist ein Kampf beendet, folgt gleich der Nächste. Der Wanderer gelangt von der Schlucht der Versuchung auf den Pfad der Heiligung. Dieser Weg ist sehr schmal und steil. Auf der rechten Seite befindet sich eine schroffe, hohe Felswand. Auf der linken Seite des unbefestigten Pfades gähnt ein dunkler Abgrund, aus dem fröhliche Musik, Gelächter, aber auch Schreie der Verzweiflung aufsteigen.

Als der Wanderer sich den steilen Pfad hinauf kämpft, hat er Angst in den dunklen Abgrund hinab zu stürzen. Dort war er bereits gewesen und es war ein langer, harter Weg, um dorthin zu gelangen, wo er sich jetzt befindet. Doch nur ein Fehltritt würde genügen, um wieder in die Sünde hinabzustürzen. Daher presst er sich mit aller Kraft gegen die raue Felswand und das so sehr, bis er sich wund scheuert. Nach dem er dem Pfad eine Weile gefolgt ist, fällt ihm auf, dass er nicht nur bergauf, sondern auch öfters wieder bergab führt. Dabei möchte er doch nach oben, hin zum himmlischen Jerusalem! Dieses Auf und Ab geht eine ganze Weile so weiter. Als der Wanderer wieder einmal an einem Tiefpunkt angekommen ist, bricht er verzweifelt zusammen. Weinend fragt er sich, ob er überhaupt Höhenmeter überwindet oder ob er immer auf der selben Höhe bleibt. Mutlos lässt er seinen Kopf hängen.

Dann hört er von oben eine vertraute Stimme, die seinen Namen ruft. Er blickt auf und sieht auf den Stufen des Pfades Jesus, der sich zu ihm herunter beugt. Lächelnd streckt er dem Wanderer eine Hand entgegen. Er ermutigt den Wanderer auf ihn anstatt auf seine Sünden zu schauen. Der Wanderer erkennt seinen Fehler, dass er Jesus aus den Augen verloren hat und nur um seine Unzulänglichkeiten gekreist ist. Demütig ergreift er Jesu Hand und folgt ihm weiter auf dem Pfad. Immer noch geht es mal bergauf, mal bergab. Doch mit dem Blick auf Jesus lässt er sich nicht mehr entmutigen, denn nun weiß er, dass er auf dem richtigen Weg ist. Dies bestätigt auch ein Schild am Ende des Pfades. Es weist Richtung Neues Jerusalem. Mit leichterem Herzen setzt der Wanderer seinen Weg fort.

Der Pfad der Heiligung steht für die Charakterentwicklung im Leben eines Christen. Unser Ziel ist es, in Gottes schönes Wesen verwandelt zu werden. Oft machen wir im Glauben gute Fortschritte, überwinden mit Gottes Hilfe alte Gewohnheiten. Doch manche Kämpfe sind auch sehr zäh. Öfter werden wir rückfällig und kommen nur schwer von Sünden los. Immer wieder probieren wir es, immer wieder beten wir um Kraft und Hilfe. Doch immer wieder scheitern wir. Manchmal scheint es so, dass wir überhaupt nicht im Prozess der Heiligung voran kommen. Doch das stimmt nicht. Würden wir unseren Weg einmal von der Ferne betrachten, würden wir sehen, dass der Pfad uns trotzdem stetig nach oben geführt hat, auch wenn es sich für uns nicht so angefühlt hat. Obwohl es immer wieder Rückschläge gab, sind wir Jesus trotzdem ähnlicher geworden.

Wir verzweifeln manchmal entlang des Weges, weil wir auf unser Versagen schauen und über unsere Fehler nachdenken. Dabei verlieren wir Jesus aus den Augen. Er möchte uns sicher auf seinem Weg führen. Durch ihn können wir Kraft erhalten, um unsere Sünden und den egoistischen Charakter zu überwinden. Im Grunde ist es dasselbe Bild wie mit der Waffenrüstung. Gott bietet uns alles für ein siegreiches Leben an. Es liegt bei uns, ob wir davon Gebrauch machen und somit den Pfad der Heiligung leichter bewältigen können.

Der Spätregen
Nach dem Pfad der Heiligung erreicht der Wanderer eine herrliche Wiese, die auf einer Anhöhe gelegen ist. Dort blühen die schönsten Blumen und die Sonne sendet ihre wärmenden Strahlen, um den müden Wanderer zu ermutigen. Ihm ist bewusst, dass sich seine Reise bald dem Ende entgegen neigt. Jesus hatte den Wanderer gesagt, dass die letzte Prüfung die härteste sein würde. Aber er hatte ihm auch himmlische Kraft zugesichert, damit er sicher diese letzte Herausforderung bestehen könne. Jetzt war der Moment gekommen, um diese Kraft in Anspruch zu nehmen.

Der Wanderer fällt auf seine Knie. Er bekennt alle ihm bewusste Sünden. Mit zerbrochenen Herzen und aufrichtiger Reue bittet er Gott um Vergebung. Im vollen Bewusstsein seiner Schwachheit legt er Gott sein Versprechen vor, ihm mit besonderer Kraft aus der Höhe zu stärken, um durch die letzte Prüfung sicher gehen zu können. In seiner absoluten Hilflosigkeit ringt er wie einst Jakob lange mit Gott. Sein Glaube klammert sich an seinen Erlöser und er ruft voller Demut aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ So überwindet ein schwacher Mensch den König des Universums.

Gott lässt es nicht unberührt, wenn ein hilfloser Mensch sein ganzes Vertrauen in ihn setzt und um Hilfe bittet. Als Antwort auf das Gebet des Glaubens sendet er den Heiligen Geist in vollem Maße, um den Wanderer für den letzten Teil seines Weges zuzurüsten.

Der Wanderer sieht den Heiligen Geist wie eine Taube auf sich hernieder kommen. Ein tiefer Friede und Kraft durchströmen ihn. Er ist eins mit Gott. Nun muss er nicht mehr selbst die Prüfung meistern, sondern Gott ist seine Stärke. Dies ist der Spätregen, die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, kurz bevor Jesus wiederkommt. Er dient dazu, noch einmal Gottes Botschaft der Liebe und Gerechtigkeit bis an das Ende der Welt zu tragen. Er rüstet Gottes Volk mit Vollmacht und geistlichen Gaben aus, damit sie Gottes Werk beenden können und bereit sind für die letzte große Trübsal, welche in der Bibel auch die Zeit der Angst in Jakob genannt wird.

Die letzte Prüfung: Absolute Hingabe
Nach einem Dankgebet erhebt sich der Wanderer und setzt seinen Weg festen Schrittes fort. Der schmale Pfad führt ihn an einem reifen Getreidefeld vorbei, das sanft im Wind wiegt. Als der Wanderer es betrachtet kommt ein Engel vom Himmel geflogen. In seiner rechten Hand hält er eine scharfe Sichel. Der Wanderer beobachtet wie der Engel beginnt, die Ernte Gottes einzuholen. Ein Gefühl der Dringlichkeit überkommt ihn, denn er sieht, dass das Gericht Gottes begonnen hat. Wenn er noch rechtzeitig das himmlische Jerusalem erreichen will, bevor es mit dieser Welt zu Ende geht, darf er jetzt keine Zeit mehr verlieren.

Doch der Wanderer kann gar nicht schneller voran kommen. Der Pfad wird zusehends schmaler. Der Wanderer muss sich sehr konzentrieren, um nicht daneben zu treten. Zu seiner Linken befindet sich noch immer der dunkle Abgrund aus dem schauerhaftes Gelächter und Geschrei zu ihm ans Ohr dringen. Zu seiner Rechten erhebt sich eine wunderschön aussehende weiße Wand. Der Wanderer presst sich gegen diese Wand.

Der Pfad ist inzwischen so schmal, dass er nur noch einen Fuß vor den nächsten setzen kann. Es dauert nicht lang, dann muss der Wanderer seine Schuhe ausziehen, um noch sicheren Halt zu finden. Doch auch mit Socken rutscht er. So zieht er kurze Zeit später auch seine Socken aus. Da der Pfad immer schmaler wird, wird ein weißer Strick hinunter gelassen. Dankbar nimmt der Wanderer diese Hilfe an. Zunächst traut er sich noch nicht, sich ganz an dem Strick fest zu halten. Er kann nicht sehen, wo er befestigt ist. Doch als der Pfad noch schmaler wird, bleibt dem Wanderer nichts anderes übrig als immer mehr diesem Strick zu vertrauen. Er bemerkt zudem, je schmaler der Weg wird, desto dicker wird das Seil.

Inzwischen ist der Pfad fast gar nicht mehr zu erkennen. Der Wanderer drückt sich mit aller Kraft gegen die Wand, seine Hände umklammern fest das Seil, denn er hat nur noch mit den Zehen Kontakt zum Boden. Auf einmal sieht der Wanderer, dass die schöne weiße Wand mit roter Farbe verschmiert ist. Das macht ihn zutiefst traurig, diese edle Wand derart beschmutzt zu sehen. Es dauert einen Moment bis der Wanderer verstanden hat, dass es Blut ist. Es ist sein Blut. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass seine Füße und Ellenbogen durch das Pressen gegen die Wand blutig gescheuert wurden. Auch seine Hände sind schon wund durch das Seil. Vor lauter Anstrengung tropfen große Schweißperlen von der Stirn des Wanderers. Als er nach vorne schaut, ist der Pfad nicht mehr zu erkennen. Da fragt er sich, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg ist. Wo wird es enden? Er kann weit und breit keine himmlische Stadt sehen. Es umgibt ihn absolute Dunkelheit. Nur das weiße Seil und die weiße Wand erhellen etwas das Dunkel.

Dann fällt sein Blick auf ein Schild, auf dem steht: „Beinahe zu Hause!“ Also scheint er ja doch noch auf dem richtigen Weg zu sein! Als er die vor ihm liegende weiße Wand näher betrachtet, sieht er auch dort viele alte Blutflecken. Also scheinen schon vor ihm andere Pilger diesen Weg gegangen zu sein. Durch das Hinweisschild und das Blut seiner Leidensgenossen ermutigt, setzt der Wanderer seinen beschwerlichen Weg fort.
Das Seil ist nun nochmals viel dicker geworden. Der Wanderer umklammert es fest mit seinen Armen.

Auf einmal endet der schmale Pfad. Vor ihm klafft ein unendlicher Abgrund. Panik überkommt den Wanderer. Soll das das Ende sein? War das ganze Versprechen von einer himmlischen Stadt mit einem ewigen Leben in Frieden nur eine schöne Utopie? Würde er am Ende in dem düsteren Abgrund doch den ewigen Tod der Hoffnungslosigkeit finden? Doch dann fällt sein Blick auf zwei Schilder. Wie eine melodiöse schöne Stimme klingen die Worte in des Wanderes Ohren: „Vertraue mir! Ich halte dich!“ Dem Wanderer erscheint es so, als würde das Seil zu ihm sprechen. Bisher hatte ihn das Seil nicht enttäuscht. So manches Mal hatten seine Füße den Halt verloren. Doch weil das Seil ihn hielt, ist er nicht in den dunklen Abgrund hinab gestürzt. Jetzt solle er dem Seil vollständig vertrauen. Er müsste seine Füße von dem Boden lösen und sich nur noch an dem Seil festhalten. Er muss die Kontrolle über sein Leben, ja sein Leben selbst, völlig an dieses Seil abgeben.


Hier ist der Wanderer an dem Punkt der absoluten Hingabe angekommen. Nun heißt es für ihn, sein ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen und das letzte bisschen Kontrolle, das er selbst über sein Leben noch hat, aufzugeben. Nun muss sich der Wanderer dafür entscheiden, sein Schicksal, sei es Leben oder Tod, aus der Hand seines liebenden Gottes zunehmen. Vertraut er völlig der liebevollen Fürsorge seines himmlischen Vaters oder ist noch ein Rest Zweifel vorhanden?

Himmelwärts
Der Wanderer entscheidet sich für das Vertrauen! So viel hat er mit Gott erlebt! So oft durfte er Gottes Kraft und Bewahrung erleben. Er erinnert sich an all die schönen Stunden mit Jesus und an dessen Schilderungen der himmlischen Stadt. Nie hatte Jesus ihm in Stich gelassen, wenn er ihn um Hilfe ersucht hatte. Obwohl er ihn jetzt nicht sehen oder fühlen konnte, wusste er, dass er ihm vertrauen konnte. Sein Entschluss ist gefasst. Er möchte diesem Gott vertrauen, komme was wolle! Mit pochendem Herzen klammert er sich mit seinen Armen noch fester an das Seil. Seine blutigen Hände besudeln das reine weiße Seil, doch der Wanderer bemerkt es nicht. Nun nimmt er all seinen Mut zusammen und nimmt so gut es geht Anlauf. Dann springt er. Seine Beine umklammern das Seil. Nun hält ihn nichts mehr auf dieser Welt. Sein Vertrauen ruht allein in Gott. Er ist bereit zu leben oder zu sterben, solange nur Gott dadurch verherrlicht wird.

Als der Wanderer diesen Entschluss gefasst hat, öffnet sich die dunkle Wolkendecke. Licht vom Thron Gottes erhellt die Nacht der geistlichen Finsternis. Als der Wanderer in das Licht blickt, kann er einen ersten Blick in die himmlische Stadt werfen. Wie schön sie ist!

Nun schwingt der Wanderer, geklammert an das weiße Seil, über den Abgrund des Todes. Er hat den Tod durch das Seil überwunden. Nun zieht in dieses Seil hinauf in die Wolken. So entschwindet den Blicken des Wanderers diese Welt mit all ihren Versuchungen, Leiden, Schmerzen und „Freuden“.

Endlich zu Hause! -Das himmlische Jerusalem
Mit den Wolken wird der Wanderer der himmlischen Stadt entgegen gerückt. Je näher er der Stadt kommt, desto mehr kann er von ihr erkennen. Er sieht ihre Mauern aus Gold, ihre Tore aus riesigen Perlen. Ihr Glanz blendet und überwältigt ihn. Als er sich einem der Tore nähert, schwingt dieses auf. Ein überaus schönes und majestätisches Wesen nähert sich ihm. Der Wanderer hatte ihn zu erst als einen ans Kreuz genagelten Verbrecher gesehen.
Er hat ihn als sein blutverschmiertes Opfer gesehen, das an seiner Stelle starb.
Er hatte ihn als Reisegefährten gesehen, genauso wie er, in der Kleidung eines einfachen Pilgers.
Er hatte ihn als Retter im Meer der Sorgen gesehen.
Er hatte ihn als Tröster gesehen, wenn er entmutigt war.
Er hat ihn als Licht, als Brot, als Lebenswasser, als Waffenrüstung und starken Felsen gesehen.
Zuletzt hatte er ihn als das weiße Seil gesehen, das ihn gehalten hat.
Doch jetzt sieht er ihn in seiner Herrlichkeit, so wie er wirklich ist.

Der Wanderer begegnet dem König des Universums. Die beiden begegnen sich nicht als Fremde, sondern als Freunde, die gemeinsam viel Freud und Leid erlebt haben.
Überwältigt von der Herrlichkeit seines mächtigen Freundes fällt der Wanderer wie ohnmächtig zu Boden, um diesen Gott anzubeten. Die sanfte Hand Jesu richtet ihn jedoch wieder auf. Nun ist der Moment endlich da, auf den Jesus solange gewartet hat! Er schließt den Wanderer freudestrahlend in seine Arme. Wie der Vater, der lange nach seinem verlorenen Sohn Ausschau hielt, so eilt Jesus dem heimgekehrten Wanderer entgegen, küsst ihn und schließt ihn fest in seine liebenden Arme.

Der Wanderer ist angekommen. Er ist zu Hause. Mit einem Herzen überströmender Dankbarkeit lässt er sich in die mächtigen Arme seines Erlösers fallen.

Nach der herzlichen Begrüßung lädt ihn Jesus in die himmlische Stadt ein. Er führt ihn entlang der Straßen aus Gold hin zum Baum des Lebens. Dort darf der Wanderer von den Früchten des Baumes und von den Blättern genießen, die zur Heilung der Völker dienen. Dann führt ihn Jesus zur Hochzeit des Lammes. Zusammen mit all seinen Mitpilgern nimmt der Wanderer an der großen Festtafel Platz. Gemeinsam feiern sie den Sieg über die Sünde und dass Jesus nun endlich auf ewig mit seinen Erlösten zusammen sein kann.
So beginnen die unendlichen Jahre der Glückseligkeit. Wenn der Wanderer sich versucht an seine Pilgerreise zurück zu erinnern, dann ist sie für ihn nur noch eine verblasste Erinnerung. Versucht er jemanden von den Mühsalen seiner Reise zu erzählen, gelingt es ihm nicht. im Vergleich zu der ihn umgebenden Herrlichkeit verlieren die Beschwerlichkeiten des schmalen Pfades ihre Bedeutung.
Je mehr die Jahre in der Ewigkeit verrinnen, desto mehr versteht er den hohen Preis, den sein König für ihn bezahlt. Je mehr er dieses unendliche Opfer versteht, desto mehr nimmt seine Liebe für seinen Erlöser zu. Je mehr diese Liebe wächst, um so größer wird auch die Freude und der Friede im Herzen des nun zur Ruhe gekommenen Wanderers. Ihm ist bewusster als je zuvor: Der Himmel ist leicht genug zu erlangen! Kein Preis wäre zu hoch gewesen!

So endet die Reise unseres Wanderers vom Abgrund der Sünde zur himmlischen Stadt.
Nun bleiben nur noch diese Fragen: Wohin führt dich deine Reise? Auf welchem Weg befindest du dich? Wo soll dein Weg enden?

Deine Entscheidung – dein Weg!
Dein Schicksal liegt in deiner Hand! Wo auch immer du gerade selbst stehst, entscheide dich heute für das Richtige!
Vielleicht denkst du, du bist schon zu weit gegangen und du kannst nicht mehr umkehren, dann schau dir bitte das Bild noch einmal genauer an. Besonders den breiten Weg. Solange du noch das Richtige tun möchtest, ist es nicht zu spät. Geh mit deinem gebrochenen Herzen zu Jesus. Bekenne ihm alle deine Fehler und bitte ihm um Vergebung. Nimm sein reinigendes Blut für dich in Anspruch und nimm seine Vergebung dankend an. Lade ihn ein, die Führung in deinem Leben zu übernehmen. Verbringe jeden Tag Zeit durch Gebet und Bibelstudium mit Jesus. So wirst du ihn kennen lernen und er wird dein Leben verändern. Das ist dein Beginn deiner persönlichen Reise auf dem schmalen Pfad. Schau dir dieses Video an, wenn du mehr darüber wissen willst. Wenn du Hilfe bei dem Start brauchst, dann kontaktiere mich gerne.

Wenn du schon auf dem schmalen Pfad unterwegs bist und du gerade mit den Herausforderungen des christlichen Lebens kämpfst, dann möchte ich dir Mut machen. Auch wenn du Jesus nicht sehen oder fühlen kannst, er ist immer an deiner Seite. Vertraue seinen Verheißungen, klammere dich in deiner Schwachheit an ihn! Er wird sein geliebtes Kind nie im Stich lassen.
Auch wenn wir oft versagen und falsche Entscheidungen treffen, solange wir uns immer wieder an Jesus wenden, bleiben wir auf dem schmalen Pfad. Denk an den Wanderer wie oft er gestolpert ist, wie oft er auf sich selbst geschaut hat, wie oft versagt hat. Doch er hat sich immer wieder neu auf Jesus ausgerichtet. Gott hat versprochen in uns das Werk zu vollenden, welches ER in uns angefangen hat. Also lass seine Hand nie los! Und der Weg der christlichen Erfahrungen besteht nicht nur aus Schwierigkeiten und Prüfungen. Gott hat überall entlang des Weges Blumen gepflanzt, die unser Herz fröhlich machen sollen. Er hat Orte zur Stärkung und der Ermutigung eingebaut, die uns Kraft geben. Gott kennt die Nöte und Bedürfnisse seiner Pilger. Entlang des Weges bietet er uns alles in Fülle an, was wir benötigen, um unser Ziel zu erreichen.
Also schau nicht auf die Beschwernisse des Weges, sondern suche nach all den Segnungen, die Gott für dich überall bereit hält. So können auch die Zeiten der Prüfung zu Segnungen werden.

Lieber Leser, wenn wir in diese Welt schauen, dann sehen wir viel Unruhe. Mir scheint es, als würden sich die Vorhersagen Jesu, die er als Zeichen seiner baldigen Wiederkunft genannt hat, direkt vor unseren Augen erfüllen. Alles spricht dafür, dass der König des Universums bald kommen wird, um seine Kinder heim zu holen und diese schreckliche Welt beenden wird. Bald wird Schmerz, Leid, Tod, Gewalt und Krieg ein Ende haben. Gott selbst wird die Tränen von unseren Augen abwischen. Kannst du dir das vorstellen?

Doch Gott ruft uns auf, ihn als Schöpfer und unseren Gott anzunehmen, damit er uns zu sich nach Hause holen kann. Alle, die diese Welt mit all ihren scheinbar schönen Dingen mehr lieben als Gott, wird er ihrem selbst gewählten Schicksal, dem ewigen Tod, überlassen. Doch dabei gibt es so viel mehr in diesem Universum zu entdecken!

Die schönste Entdeckung in meinem bisherigen Leben war die Existenz eines liebenden und gerechten Gottes. Es ist ein Gott, bei dem ich mich bergen kann. Er beschützt mich, kämpft für mich, gibt mir Kraft, Hoffnung und Freude. Ja, dieser Weg ist nicht immer leicht, aber das liegt nicht daran, dass Gott uns quälen möchte. Es ist viel mehr mein Ego, dass sich immer wieder querstellt und mir das Leben unnötig schwer macht. Im Prinzip ist der schmale Weg der Weg der Aufgabe der eigenen egoistischen Wünsche und der Kontrolle über mein Leben. Es ist der Weg, Gott völlig vertrauen zu lernen. Das bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Gott mich immer richtig führt, dass er den großen Überblick hat und dass es sein größter Wunsch ist, dass ich einmal bei ihm sein werde. Dieses Vertrauen zu lernen, fällt uns schwer. Es fällt uns schwer, die Kontrolle über uns Leben abzugeben. Doch je mehr wir das lernen, desto mehr weichen Sorgen, Ängste und Schmerzen. Umso mehr hält Ruhe, Frieden und Freude Einzug in mein Leben. Und ist es nicht genau das, was wir alle suchen?
Ich habe versucht mit diesem Bild und mit dieser Erklärung den Weg dorthin plastisch darzustellen. Mein Wunsch und Gebet ist, dass möglichst viele motiviert werden, diesen Weg zu gehen und sich von nichts in dieser Welt davon abhalten zulassen. Der Lohn wird in keinem Verhältnis zu unserem Opfer hier auf dieser Erde stehen!

Ich freue mich, dich lieber Leser, an der großen Festtafel beim Hochzeitsmahl des Lammes zu treffen und der Geschichte deiner Pilgerreise zum himmlischen Jerusalem zu lauschen! 🙂

Wenn dir dieses Bild und die Geschichte dazu ein Segen war, dann teile es gerne mit Menschen, die Gott dir aufs Herz legt, die diese Botschaft auch hören sollten. Denn das größte Glück finden wir darin, wenn wir das weitergeben, was wir erhalten haben! So wird es immer mehr und durch Geben, erhalten wir den doppelten Segen zurück!

Nun bleibt mir nichts weiter als den großen Gott, den Schöpfer des Himmels, der Erde und des Meeres, zu loben, dass er für uns sein Liebstes geopfert hat, um uns einen Weg zurück nach Hause zu ermöglichen! Mein Dank gilt Jesus, der sich nicht zu schade war, sich selbst zu nichts zu machen, um mich zu retten! Nur durch seine unendliche Geduld mit mir und durch die Befähigung seines Geistes, konnte dieses Projekt realisiert werden. Ihm sei aller Lob und Dank in Ewigkeit!
Amen!

Die Reise zur himmlischen Stadt (Kurzversion Teil 1)

 

Da ich festgestellt habe, dass meine Erklärung für mein Bild mit dem breiten und den schmalen Weg sehr ausführlich und lang geworden ist, habe ich mich entschieden, auch eine etwas kürzere Version zu schreiben. Diese soll einen Überblick über das Bild und die darin enthaltenen Geschichten geben.

Neubeginn
Unsere Geschichte beginnt auf dem Bild unten links. Dort ist ein Mann in zerschlissener Kleidung und mit einem großen Sack zu sehen. Er steht an einer Weggabelung und überlegt, welchen der beiden Wege er einschlagen soll. Der eine Weg führt ins Verderben, der andere ins ewige Leben. Den ersteren Weg ist der Wanderer schon sehr lange gegangen. Doch anstatt ihn von seiner Last zu befreien, wurde sie durch diesen Weg immer größer.
In seiner Verzweiflung entscheidet er sich, den schmalen Weg ausprobieren, obwohl er weniger einladend wirkt wie der breite Weg. Gebeugt unter seinen schweren Last und unter Spott seiner Mitmenschen begibt er sich in Richtung der schmalen Pforte.
Doch bevor er durch die schmale Pforte gehen kann, kommt er an das Kreuz. Dort erblickt der Wanderer den gekreuzigten Sohn Gottes.
Er versteht, dass Jesus den Preis für seine Last bezahlt hat und er sie dort am Fuß des Kreuzes loslassen kann. Am Kreuz sieht er auch, wie hoch der Preis war, den Jesus für ihn gezahlt hatte. Der Wanderer beginnt die Liebe Gottes für ihn zu begreifen. Dankbar fällt er zum Fuß des Kreuzes nieder und nimmt das Opfer Jesu für sich persönlich in Anspruch. In diesem Moment fällt seine schwere Last von seinen Schultern und er ist frei! Zusätzlich bekommt er neue Kleider, welche die Gerechtigkeit Jesu darstellen. Dies zeigt, dass der Wanderer sein altes Leben abgelegt hat und ein neues Leben beginnt, das auf Gott ausgerichtet ist. Nun ist er bereit durch die schmale Pforte zu treten. Mit seiner Last und den schmutzigen Kleidern hätte er nicht durch die Pforte treten können. Genauso müssen wir Jesu Opfer für uns annehmen und Vergebung erhalten, wenn wir ein Leben mit Gott leben wollen.

Aus der schmalen Pforte dringt das Licht von der himmlischen Stadt. Freudig durchschreitet der Wanderer die Pforte. Die Pforte steht für die Taufe, die den Beginn eines Lebens mit Gott symbolisiert.

Der Sumpf des Zweifels
Hinter der Pforte führt gleich eine Treppe steil bergauf. Das helle Licht verschwindet und die Luft wird feuchter und kühler. Der Wanderer erklimmt die steinerne Treppe und kommt an den Sumpf des Zweifels. Gerade wenn man die ersten Schritte mit Jesus geht, macht man zu Beginn große Fortschritte, der Weg geht steil nach oben. Doch oft kommen auch Zweifel, gerade wenn es darum geht, Gott in seinem täglichen Leben zu erfahren. Hört Gott wirklich auf unsere Gebete? Kann er mir in meiner Situation wirklich helfen?

Schnell können die Zweifel uns ins Rutschen bringen. Es ist wie ein matschiger Sumpf, den man auf glitschigen Steinen überqueren muss. Wie schnell kann man abrutschen und in dem Sumpf versinken. Die Steine stehen für Jesus, der uns sicheren Halt gibt. Doch wenn wir an seiner Liebe und Fürsorge zweifeln, dann rutschen wir von diesen Steinen und verlieren unseren sicheren Halt.

Gemeinschaft
Nach dem der Wanderer sicher den Sumpf des Zweifels durchquert hat, kommt er zu einer kleinen Waldkapelle. Dort erlebt er christliche Gemeinschaft. Mit anderen Gläubigen betet er Gott an. Durch gemeinsames Bibelstudium und Erfahrungsaustausch werden die Pilger ermutigt und vorbereitet für den weiteren Weg. Auf der Kapelle ist das Logo der Adventgemeinde zu sehen, nicht weil sie die alleinseligmachende Gemeinde ist, sondern weil ich dort für mich eine Heimat gefunden habe und ich davon überzeugt bin, dass diese Gemeinde eine besondere Botschaft für diese Zeit an.

Der Wald der Angst
So ermutigt führt der Weg den Wanderer als Nächstes in den Wald der Angst. Dieser Wald ist riesig und finster. Hier verliert der Wanderer beinahe sein Leben, weil er die Angst über sich siegen lässt. Das Heulen der Wölfe und der schier endlose Weg im Dunkeln über die dicken Wurzeln der alten Bäume zehren an den Nerven. Als die Wölfe näher kommen und bereit sind, den Wanderer anzugreifen, verliert er alle Hoffnung. Doch in dem Moment klammert er sich an Gott, der ihn wundersam rettet. Er erhält nun ein Licht, das ihm den Weg zeigt und ihn sicher aus dem Wald führt.

Oft lassen wir uns schnell durch Umstände verunsichern. Wir schauen auf die Probleme und Herausforderungen und vergessen dabei viel zu schnell, dass wir eigentlich einen allmächtigen Gott an der Seite haben, der uns vor allem beschützen und uns sicher führen kann. Wir versuchen unsere Probleme allein zu lösen und klagen dann Gott an, warum er uns verlassen hat, wenn wir kläglich scheitern. Erst wenn wir ganz am Boden sind, nehmen wir die Hilfe Gottes an. Die Ursache für alle Ängste ist das mangelnde Vertrauen in Gottes Allmacht und Fürsorge. Wir wollen selbst die Kontrolle behalten, weil wir uns selber mehr vertrauen als Gott. Aber Gott ist sehr geduldig mit uns, weil er weiß, dass wir das Vertrauen erst erlernen müssen. Auch wenn wir ihn nicht sehen können, so dürfen wir doch wissen, dass er immer an unserer Seite ist und eine Lösung für uns parat hat.

Die Weggabelung
Nach dem der Wanderer nach dem dunklen Wald sich wieder an den warmen Sonnenstrahlen und den grünen Wiesen am Wegesrand erfreuen kann, führt ihn sein Weg an eine Weggabelung. Hier kann er jetzt entscheiden, auf welchem Weg er weitergehen möchte. Der Weg nach links verspricht eine Abkürzung zu sein. Er wirbt mit Erholung und Spaß. Es klingt sehr verlockend. Denn zugegeben, der schmale Pfad war bisher nicht wirklich angenehm. Und hatte der Wanderer nicht nach der schrecklichen Wanderung durch den Wald ein wenig Erholung und Spaß verdient? Das Schild, das nach rechts weist, behauptet, der wahre Weg zu sein, der zur Quelle der Freude führen würde. Der Wanderer schaut sich den linken Weg etwas genauer an. Er sieht dort einen tiefen Abgrund, über den eine feste Brücke errichtet ist. Als er diese eine Weile betrachtet, sieht er jemanden auf sich zu kommen. Es ist ein wie von einer unsichtbaren Last niedergebeugter Mann, der sich schlürfenden Schrittes dem Wanderer nähert. Als er bei ihm ankommt, fragt der Mann ihn, ob das hier der Weg zur Quelle des Lebens sei. Der Wanderer bejaht es und zeigt in die Richtung, in die die rechte Weggabelung führt. „Ich glaube, dass die Quelle nicht mehr weit ist.“, sagt der Wanderer.
Das sehr erschöpft wirkende Gesicht des Mannes überzieht ein hoffnungsvolles Lächeln, als der Mann langsam weiter trottet. Der Wanderer entscheidet sich, den armen Mann zu begleiten. Denn scheinbar ist der linke Weg doch nicht so spaßig und erholsam. Er fragt den müden Mann, was er alles auf dem anderen Weg erlebt hat. Während die beiden sich der Quelle des Lebens nähern erzählt der andere Wanderer ihm seine traurige Geschichte von seiner Reise auf dem breiten Weg. Der Wanderer erkennt viele Parallelen zu seiner eigenen Geschichte. So sind die beiden in ein tiefes Gespräch vertieft als sie Quelle erreichen.

An der Quelle des Lebens
Das fröhliche Plätschern der Quelle ist schon von einiger Entfernung zu hören. Eine angenehm frische Atmosphäre verspricht Erquickung und Ruhe von den Strapazen der bisherigen Reise. Die Umgebung der Quelle ist mit saftigem Gras und bunten, herrlich duftenden Blumen gesäumt. Vögel zwitschern munter ihre Lieder und laben sich an der Quelle. Für die erholungsbedürftigen Wanderer stehen Ruhemöglichkeiten wie Stühle und Liegen bereit. Auf einem Tisch stehen Becher und ein Krug, gefüllt mit Quellwasser. Außerdem befindet sich auf dem Tisch herrlich duftendes Brot, das zur Stärkung und als Wegzehrung für die Pilger dienen soll.
Voller Freude genießen die beiden Wanderer die einfache Speise. Noch nie war Wasser so durststillend und belebend wie dieses! Noch nie haben haben die beiden so köstliches Brot gegessen. Satt und zufrieden ruhen beide an der Quelle. Der Wanderer, der vom breiten Weg kam, ruht unter dem Schirm des Höchsten. Vertrauend der Fürsorge Gottes darf er den Schutz und Ruhe in Gott genießen. Nun hat er den lang gesuchten Frieden gefunden.

Jesus ist die Quelle des Lebens. Er ist das Lebenswasser, was den Durst der Seele stillt. Er ist auch das Brot, welches die Seele satt und zufrieden macht. Jesus stellt sich seinen müden Pilgern als Wasser und Brot zur Verfügung, damit sie ihn in sich aufnehmen können und so seine Kraft in ihrer Schwachheit stark wird. Sie müssen die nächsten Prüfungen nicht aus eigener Kraft bestehen, sondern können aus der Fülle Gottes schöpfen, weil Jesus in ihnen wohnt. Hier haben wir auch die Symbolik des Abendmahls, in der wir unsere Entscheidung für Jesus immer wieder erneuern. Daher ist es wichtig, dass wir oft zu dieser Quelle kommen, um Jesus dadurch in uns wohnen zu lassen, damit er in uns alles nach seinem Willen vollbringen kann. Der Weg mit Gott ist anstrengend und bringt uns an unsere Grenzen. Doch wir haben eine Kraftquelle, die wir täglich anzapfen können, um die Stärke für den jeweiligen Tag zu erreichen. Doch leider nutzen wir sie nicht immer und machen uns dadurch unseren Weg unnötig schwer.

Durch das Meer der Sorgen
Unser Wanderer ist nun ausreichend erholt und bereit für seine Weiterreise. Sein neuer Freund benötigt aber noch etwas mehr Zeit unter dem Schirm des Höchsten bevor er seine Reise fortsetzen kann. So setzt unser Wanderer allein seine Reise fort. Er gelangt als Nächstes zum Meer der Sorgen. Als der Wanderer dem schmalen Weg folgt, muss er verdutzt feststellen, dass er direkt durch das Meer führt. Wie soll das denn gehen? Es ist kein Boot oder dergleichen zu sehen, das der Reisende benutzen könnte. Auf einmal erscheint ihm Jesus und lädt ihn auf ein Abenteuer ein. Der Wanderer soll mit Jesus gemeinsam über das Wasser gehen. Mit gemischten Gefühlen lässt sich der Wanderer darauf ein. Seinen Blick fest auf Jesus gerichtet, kann er tatsächlich sicher auf dem Wasser gehen. Nach der Hälfte des Weges ist das anfängliche Unbehagen verschwunden und der Wanderer wird zunehmend sicherer. Er staunt über seinen Mut und seinen Glauben. Das ist ja so aufregend! Wie hoch sind eigentlich die Wellen? Kann man das Ufer schon sehen? Neugierig schaut der Wanderer auf die Wellen und den Horizont. Als er die hohen Wellen um sich toben sieht, bekommt er es mit der Angst zu tun. Just in diesem Moment beginnt er zu sinken. Als die Wellen sich über ihm zusammenbrechen wollen, ruft er in seiner Verzweiflung nach Jesus. Dieser ist sofort zur Stelle und zieht ihn aus dem Wasser.
Die beiden setzten ihren Weg auf dem unwirklichen Untergrund fort. Jetzt ist der Wanderer noch näher bei Jesus. Seine schwache Hand ruht in Jesu starker Hand. Sein Blick ist fest auf Jesus gerichtet. Zusammen erreichen sie sicher das andere Ufer. Hier fällt der Wanderer Jesus zu Füßen und bekennt ihm seine Unwürdigkeit, seinen Stolz und seinen Unglauben. Von Jesus kommen keine tadelnden Worte, denn der Wanderer hatte seine Lektion gelernt. Mit einem Lächeln richtet er den Wanderer wieder auf.
Diese Szene erinnert sehr stark an die Erfahrung von Petrus. Ein Moment des Stolzes oder des Unglaubens, die unseren Blick von Jesus weg lenken, können schwerwiegende Konsequenzen haben. Es lohnt sich hier noch intensiver darüber nachzudenken. 
Diese Szene ist übrigens meine persönliche Lieblingsszene vom ganzen Bild und steht auch im Zentrum des Bildes. Das nicht umsonst, denn alles hängt von unserer engen, vertrauensvollen Beziehung zu Jesus ab. Es ist ein wichtiger Meilenstein, um absolute Hingabe zu lernen. Denn kein Mensch kann von sich selbst auf dem Wasser gehen. Er ist vollständig von Gott abhängig. Oft fangen wir mit Gottes Kraft an. Aber wenn wir sehen, wie gut es läuft, vergessen wir sehr schnell, dass es Gott war, der es bewirkte und fangen an, uns selbst zu vertrauen.
Nur allzu oft, grübeln wir über unsere Sorgen, Schwierigkeiten und Herausforderungen nach und vergessen dabei ganz, dass wir sicher von Jesus geführt werden. Es gibt nichts, was unseren Glauben und unsere Nützlichkeit für Gottes Werk mehr schaden kann, als unsere Sorgen. Denn Sorgen zeigen, dass wir die Kontrolle haben und nicht Gott.
Lieber Leser, bitte nimm dir genügend Zeit, diese Szene auf dich wirken zu lassen und sprich darüber mit Gott im Gebet, damit er dir dein Herz aufzeigen kann.

Die Freude am Herrn!
Als der Wanderer wieder festen Boden unter den Füßen hat, setzt er mit Jesus gemeinsam den Weg fort. Oh, wie herrlich ist es, mit seinem Erlöser und Freund reden zu können! Er kann all seine Fragen endlich loswerden, die er Gott schon solange mal stellen wollte. Noch schöner ist es, Jesu sanfter Stimme zu lauschen. Jedes einzelne Wort, das von Jesu Lippen kommt, saugt der Wanderer begierig auf. Es macht sein Herz wieder fröhlich. Gemeinsam setzen sich die beiden auf eine Bank unter bunt blühende Kirschbäumen. Ihr Gespräch ist sehr intensiv. Das Herz des Wanderers brennt vor Begeisterung und Glück. So etwas hatte er bisher noch nie in seinem Leben gefühlt. Keine andere Erfahrung in dieser Welt ist so erfüllend wie die Gemeinschaft mit Jesus. Die Herzen der beiden verweben sich noch mehr miteinander in ihrer gemeinsamen Zeit.

Jesus bereitet den Wanderer auf seinen noch vor ihm liegenden Weg vor. Er weist ihn auf die vor ihm liegenden Schwierigkeiten hin und gibt hilfreiche Tipps, wie er sie erfolgreich meistern kann.
Doch irgendwann ist die Zeit des Abschieds gekommen. Beiden fällt es schwer, sich von einander zu lösen. Aber Jesus versichert dem Wanderer, dass er immer an seiner Seite ist, auch wenn er ihn nicht sehen und fühlen kann. Durch den Heiligen Geist wohnt Jesus im Herzen des Wanderers und wird ihn sicher durch alle kommenden Gefahren führen.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
So ermutigt und gestärkt setzt der Wanderer seinen Weg fort. Er verlässt die schöne Wiese mit den blühenden Bäumen. Vor ihm baut sich jetzt eine steile, massive Felswand auf. Der schmale Pfad führt mitten durch diese Felswand. Als sich der Wanderer der schmalen Öffnung nähert, kommt ihm eisige, feuchte Luft entgegen. Doch er ist bestens vorbereitet! Jesus hatte ihm eine Lampe mitgegeben, die ihn durch diese dunkle Schlucht führen würde. Jetzt entzündet der Wanderer diese Lampe. Mit dem munter flackernden Licht betritt er die Höhle.
Der Weg ist schmal und führt steil nach oben. Oft rutscht der Wanderer auf den glitschigen Stufen aus. Doch das Licht hilft ihm, den Weg zu erkennen und sicher durch die schwarze Schlucht zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sieht er Licht am Ende der Schlucht. Als er aus der Schlucht heraustritt blenden ihn zunächst die hellen Strahlen der Sonne. Doch ihr angenehme Wärme ist wohltuend nach der kühlen Feuchte.
Diese Prüfung hat der Wanderer einwandfrei gemeistert. Er hat sich Gottes Wort als seine Leuchte erwählt, dessen Licht ihn sicher durch die Dunkelheit geführt hat. Diese Schlucht trägt keinen Namen. Sie steht einfach für dunkle Zeiten in unserem Leben. Gottes Wort kann uns in diesen Zeiten, in denen jegliche Hoffnung verloren scheint, Trost und Kraft geben.
So wie der Wanderer zuvor eine intensive Erfahrung mit Gott hatte und Jesus ganz nahe war, so geht es auch uns manchmal. Es gibt Situationen, in denen wir ganz eng mit Jesus verbunden sind, ihn hautnah erlebt haben und die unsere Gefühle erheben. Doch es ist nicht selten der Fall, dass nach solch besonderen Höhepunkten ein Tief folgt. Dies kann daran liegen, dass wir in unseren Alltag zurückkehren und merken, dass wir noch genauso Sünder sind wie vor dem genialen Erlebnis mit Gott. Es kann aber auch ein Schicksalsschlag oder eine andere schwierige Situation sein. Wie schnell sind dann die Höhenflüge verflogen und man landet in einem emotionalen Tief. So wird die christliche Erfahrung gefühlsabhängig und eine Gefühlsachterbahn. Doch das möchte Gott nicht. Wenn wir sein Wort als Grundlage für unser Leben nehmen und darauf vertrauen, egal ob wir uns gerade besonders nah bei Gott oder von Gott verlassen fühlen, dann werden wir emotional stabil. Denn wir vertrauen nicht auf uns und unsere Gefühle, sondern haben die feste Grundlage des Wortes Gottes. Sie gibt uns Halt und Sicherheit. So manche Prüfung könnten wir gelassener bestehen, wenn wir Kraft im Bibelstudium und im Gebet suchen würden.

Sabbatruhe
Als der Wanderer aus der finsteren Schlucht heraustritt, steht er erneut vor einer Weggabelung. Zu seiner Linken befindet sich wieder dieser tiefe Abgrund. Doch der Abgrund ist jetzt viel tiefer als bei der ersten Weggabelung. Nebelschwaden lassen die ganze Szene furchteinflößend wirken, so dass dem Wanderer ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Doch auch hier wird durch eine Hängebrücke der Abgrund überbrückt. Die Brücke ist jedoch bei weitem nicht mehr so stabil wie die Erste. Die Hängebrücke wirkt schon sehr alt und gebrechlich. Doch auch hier sieht der Wanderer, wie sich jemand vorsichtig über die Brücke wagt. Es ist eine Frau. Zitternd hält sie sich an den seitlichen Seilen der Brücke fest. Bei jedem Schritt ächzt die Brücke gefährlich und gerät ins Wanken. Der Wanderer befürchtet, dass die Brücke nicht standhält. Doch irgendwann erreicht die Frau sicher den festen Boden. Erschöpft bricht sie zusammen.
Wie gut, dass die beiden nun bei der Sabbatruhe angekommen sind. Der Wanderer hilft der Frau bis zu dem für die Pilger vorgesehenen Ruheplatz. Dort legt sich die Frau dankbar hin und kommt in Gott zur Ruhe. Der Wanderer macht es sich unter einem schönen Baum gemütlich. Noch immer hat er seine Lampe, das Wort Gottes, bei sich. Er nimmt sich Zeit für das Studium dieser heiligen Zeilen. Durch das Studium der Bibel spricht Jesus durch den Heiligen Geist zu dem Wanderer. Sie haben eine ähnlich enge Gemeinschaft wie zuvor, bei der Freude im Herrn.

Es ist Sabbat. Der Wanderer darf von den Strapazen seiner Pilgerreise ausruhen. Er darf die Gemeinschaft mit Gott in seinem Wort erleben. Der Ruheort befindet sich in der Natur, in der man Gott auch begegnen kann. Durch Bibelstudium und Zeit in der Natur kommt die Seele zur Ruhe. Die Kraftreserven werden wieder aufgeladen Da Gott weiß, dass das Leben in dieser Welt anstrengend ist und der Mensch dazu neigt, immer noch mehr zu arbeiten, hat er sich den Sabbat ausgedacht. Wie schnell vergisst der Mensch in seinem Alltag Gott und verliert den Fokus auf das Wesentliche. Daher hat Gott einmal in der Woche einen Tag bestimmt, der nur für ihn reserviert ist. Der Sabbat dient dazu, sich wieder noch mehr mit Jesus zu verbinden, sich von ihm füllen zu lassen und wieder den Blick für das Wesentliche zu bekommen. Er hilft uns innezuhalten und zu überlegen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Außerdem wurde er dazu geschaffen, anderen Menschen zu dienen und ihnen Hoffnung zu geben.
Dies alles konnte der Wanderer bei der Sabbatruhe erleben.

Dem Wanderer stehen nun harte Zeiten bevor. Doch bevor es hart zur Sache geht, gönne dir lieber Leser, eine kleine Lesepause und ein paar ruhige Minuten, um über das Gelesene nachzudenken. Wo findest du dich wieder?

Wenn du tiefer in die Geschichte einsteigen willst, gelangst hier zu der ausführlichen Erklärung des Bildes.

Hier geht es weiter zu Teil 2 der Reise zur himmlischen Stadt!

19. Absolute Hingabe

Wie lange ist deine letzte Prüfung her?
Kannst du dich noch daran erinnern, wie du dich gefühlt hast?
Dieses Kribbeln im Bauch, schwitzige Hände.
Es überfällt einen eine merkwürdige Nervosität und Unruhe.
Manche leiden unter einem Blackout, obwohl sie sich gründlich auf die Prüfung vorbereitet haben.

So eine Prüfung ist nichts Schönes. Die Zeit davor und auch während der Prüfung ist alles andere als angenehm. Doch irgendwann ist sie vorbei und dann ist man einfach nur erleichtert und glücklich.

Natürlich spielt es dabei auch noch eine große Rolle, wie gut vorbereitet man in so eine Prüfung hineingeht. Man kann deutlich entspannter sein, wenn man sich gründlich darauf vorbereitet hat. Derjenige, der ohne Vorbereitung in eine Prüfung geht, der hat wirklich allen Grund zum Fürchten.

Doch dies trifft nicht auf unseren Wanderer zu. Er hat seine Ausbildung abgeschlossen. Seine Reise nähert sich dem Ende. Er weiß, dass eine letzte schwere Prüfung auf ihn zukommt. Doch er ist bestens darauf vorbereitet. Der Heilige Geist ruht auf ihm und wird ihn durch diese Prüfung führen. Dennoch klopft des Wanderers Herz als er seinen Weg fortsetzt.

Die Ernte ist reif

Als er dem Pfad folgt, sieht er zu seiner Rechten ein reifes Getreidefeld leicht im Wind wiegen. Auf einmal kommt vom Himmel her ein Engel geflogen. Er hält eine scharfe Sichel in der Hand. Erstaunt beobachtet der Wanderer wie der Engel beginnt, das Feld abzuernten. Freudige Erwartung mischt sich mit einem etwas mulmigen Gefühl als der Wanderer diese feierliche Szene beobachtet. Ihm ist bewusst, dass diese Ernte das Ende der Welt darstellt. Jetzt ist jeder Fall entweder zum ewigen Tod oder zum ewigen Leben entschieden. Gott hat bereits seine Engel los gesandt, um seine Kinder nach Hause zu holen.

Eine Dringlichkeit überkommt den Wanderer. Schnellen Schrittes folgt er dem Pfad. Doch dieser wird zunehmend schmaler. Jetzt wird dem Wanderer bewusst, dass der Pfad zu Beginn seiner Wanderung deutlich breiter und bequemer war. Im Verlauf wurde er schmaler und steiler. Doch jetzt verjüngt er sich viel schneller. Inzwischen war der Pfad nur noch so schmal, dass der Wanderer gerade so darauf gehen konnte.

Die weiße Wand und das weiße Seil

Zu seiner Rechten befindet sich eine hohe weiße reine Wand dessen Ende der Wanderer nicht erkennen kann. Auf der anderen Seite gähnt der tiefe Abgrund, der den Wanderer schon seit dem Pfad der Heiligung begleitet. Aus dem Abgrund dringt Musik wie von einer Party und Gelächter. Auf einmal überkommt den Wanderer eine große Angst, in diesen Abgrund zu stürzen. Er war dort unten gewesen. So schwarz wie dieser Abgrund ist, so schwarz war auch seine Seele- ohne Hoffnung und Freude. Doch jetzt hatte er in Jesus Licht, Freude und Frieden gefunden. Auch wenn dieser Weg schmerzhaft und entbehrlich ist, möchte er nichts anderes mehr auf dieser Welt. Entschlossen presst sich der Wanderer an die weiße Wand als er nun etwas langsamer seinen Weg auf dem immer schmaler werdenden Pfad fortsetzt.

Auf einmal wird von der weißen Wand ein weißes Seil heruntergelassen. Der Wanderer ergreift es sofort und zieht vorsichtig daran. Als es dem Ziehen stand hält, hängt er sich mit etwas mehr Gewicht daran. Auch diesem hält das Seil stand. Das Seil wurde als Hilfe für ihn heruntergelassen. Erleichtert nimmt der Wanderer diese Hilfe an.

Der Weg wird nun noch schmaler. Er ist nur noch eine Fußbreite breit. Vorsichtig setzt unser Pilger einen Fuß vor den anderen. Mit den Händen hält er sich an dem weißen Seil fest. Als er sich so höchst konzentriert fortbewegt wird der Pfad noch schmaler. Der Wanderer hat das Gefühl, dass seine Schuhe ihn stören. Die Schuhe sind zu breit für den Weg. So zieht er die Schuhe aus und geht in Socken weiter. Erstaunt stellt er fest, dass das Seil ihn begleitet. Je schmaler der Pfad wird, desto dicker und stabiler wird das Seil. Der Wanderer muss zunehmend mehr auf das Seil als seinen Halt vertrauen als seinen eigenen Füßen.

Als der Pfad noch schmaler wird, beginnt der Wanderer immer öfter mit seinen Füßen zu rutschen. Da gibt es nur eine Lösung! Die Socken müssen ausgezogen werden! Flink tut er dies. Nun geht es barfuß weiter über den rauen schmalen Pfad. Irgendwann wird dieser so schmal, dass der Wanderer nun nur noch auf den Zehen Halt findet. Umso weniger Halt er mit den Füßen hat, umso mehr hängt er sich in das Seil und drückt sich gegen die weiße Wand. Der Blick des Wanderer fällt auf jene weiße Wand. Dabei fallen ihm lauter rote Flecken auf. Es schmerzt den Wanderer diese schöne Wand so beschmutzt zu sehen. Er blickt auf die bereits zurückgelegte Strecke zurück. Auch dort sieht er diese roten Flecken. Manche waren heller und schimmerten wie nasse Farbe. Wie ein Blitz trifft die Erkenntnis den Wanderer. Das ist Blut, sein Blut, was diese schöne Wand besudelt! Als er auf den noch vor ihm liegenden Abschnitt schaut, sieht er ältere Blutflecken – und davon nicht gerade wenige. Dieser Anblick ermutigt ihn, denn er weiß, dass vor ihm andere diesen Weg gegangen sind. Wenn sie es schaffen konnten, dann wird er es auch schaffen!

Langsam mit all seiner Kraft gegen die Wand drückend und sich an das Seil hängend setzt der Wanderer seinen Weg fort. Dicke Schweißtropfen perlen von seiner Stirn. Seine schwitzigen Hände umklammern mit aller Kraft das weiße Seil. Sein Griff ist so fest, dass das Seil sich in die Hände bohrt. Auch die Füße und Ellenbogen sind inzwischen wund gescheuert. Doch all diese Schmerzen spürt der Wanderer kaum. Seine ganze Konzentration liegt darauf, ja auf dem Pfad zu bleiben und nicht in den schrecklichen Abgrund zu stürzen. Die fröhliche Musik und das Gelächter von dort unten scheinen den Wanderer zu verhöhnen. Doch unter die Fröhlichkeit gemischt kann der Wanderer auch Weinen und Seufzen der verzweifelten verlorenen Seelen hören. Auf gar keinen Fall darf er jetzt seinen Halt verlieren, dann wäre all seine Mühe des bisherigen Weges umsonst gewesen.

Zweifel vs. Vertrauen

Doch der Seelenfeind ist auch hier nicht fern. In dieser verzweifelten Situation flüstert er dem Wanderer entmutigende Gedanken ein. Er erinnert ihn an all sein Versagen. Er hätte es doch gar nicht verdient, in die himmlische Stadt zu kommen. Was würde er sich denn überhaupt einbilden? Er solle sich doch mal selbst ansehen? Was ist das für ein Gott, der so eine unmenschliche Prüfung seinen Pilgern zumutet? Er hängt hier an einem Abgrund nur an einem Seil von dem er nicht weiß, wer es überhaupt hält. Würde es reißen, dann würde der Absturz den sicheren Tod bedeuten. Wäre es nicht klüger umzukehren? Was erwartet ihn, wenn er weitergeht? Der Pfad würde enden und er würde nur noch an dem Seil hängen. Und was dann? Wie soll es weitergehen? Es gibt keine Hoffnung! Doch als wüsste Gott um die Gedanken seiner armen Pilger hatte er in weiser Voraussicht ein Schild an die Wand anbringen lassen. Darauf steht: „Beinahe zu Hause!“ Als der Wanderer das liest, erfüllt ihn neuer Mut. Ja, der Pfad würde enden, aber er würde im Neuen Jerusalem enden. Noch kann er nicht sehen, WIE er das himmlische Jerusalem erreichen könnte, aber er weiß, DASS er es mit Gottes Hilfe erreichen kann!

Fest entschlossen umklammert der Wanderer das inzwischen armdicke Seile mit seinen Armen und setzt langsam seinen Weg fort. Der Pfad wird jetzt so schmal, dass der Wanderer kaum noch seine Zehe absetzen kann. Langsam tastet er sich vorwärts, immer auf der Suche nach einem kleinen Felsvorsprung auf den er wenigstens eine Zehe absetzen könnte. Doch dann endet auf einmal der Pfad und die weiße Wand. Vor ihm ist alles schwarz und nebulös. Es ist nichts als der unendlich tiefe Abgrund zu sehen. Das einzige, was noch da ist, ist das weiße Seil. Das ist inzwischen dicker als ein Oberschenkel. Auf einmal hört der Wanderer eine leise Stimme. Es scheint so, als würde das Seil zu ihm sprechen: „Vertraue mir. Ich halte dich!“. Skeptisch betrachtet der Wanderer das Seil. Wo ist es fest gemacht? Wer hält es? Konnte er ihm wirklich sein Leben anvertrauen?

Auf einmal reißen die dunklen Wolken auf. Ein helles Licht erhellt die dunkle Nacht und scheint auf den Wanderer. Als dieser nach oben blickt, sieht er eine goldene Stadtmauer mit Toren, die wie Perlen glänzen. Die Augen des Wanderer weiten sich. Ist sie das? Ist das die himmlische Stadt? Das Ziel seiner Reise? Hatte er es wirklich geschafft? Sein Blick fällt wieder auf den Abgrund. Er scheint unendlich tief zu sein. Es ist kein Weg mehr zu erkennen. Wie würde er die Stadt erreichen können?

Absolute Hingabe

Der Herz pocht so sehr, dass der der Wanderer befürchtet, es würde ihm gleich aus der Brust hüpfen. Er hört das Blut in seinen Adern rauschen. Der Schweiß fließt in kleinen Rinnsalen den Rücken hinab. Wieder hört er die leise sanfte Stimme: „Vertraue mir! Ich halte dich!“ Der Wanderer betrachtet das Seil. Irgendwie scheint es noch dicker geworden zu sein. Dieses Seil ist seine einzige Hoffnung. Welche Alternative hat er? Er muss dem Seil jetzt vertrauen! Es hat ihn den langen Weg bis hier her geführt und würde ihn jetzt bestimmt nicht im Stich lassen!

Der Entschluss ist gefasst. Seine Füße lösen sich von dem Pfad und umschlingen das Seil. Er klammert sich mit jeder Faser seines Körpers an das Seil. Nichts in dieser Welt bietet ihm noch Halt. All seine Hoffnungen, sein Leben, alles hängt jetzt an diesem Seil. Und das Seil enttäuscht ihn nicht. Es trägt den Wanderer sicher über den Abgrund und zieht ihn hinauf in die Wolken, der himmlischen Stadt entgegen.

Die Anwendung

Hier an dieser Stelle unterbrechen wir die Erzählung, um ein wenig über die Bedeutung nachzudenken.
Die Szene wurde von Ellen G. White, eine der Mitbegründerinnen der Adventgemeinde, inspiriert. Sie beschreibt noch viel intensiver diesen letzten Abschnitt der Reise. Es kann hier nachgelesen werden.

Die Szene trägt den Titel „Absolute Hingabe“. Es bedeutet das vollständige Vertrauen in Gottes liebevolle Fürsorge. Oder andersrum gesagt: es bedeutet, dass wir aufhören, um uns selbst zu sorgen und die Kontrolle behalten zu wollen. Wir Menschen verlassen uns gerne auf unsere eigene Weisheit, auf andere Menschen, auf unser Geld und so viele andere Dinge. Im Endeffekt ist die einzige Lektion, die wir lernen müssen, Gott wirklich zu vertrauen. Wie schwer uns das fällt, sehen wir in der gesamten Pilgerreise des Wanderers. All die verschiedenen Erlebnisse dienten dazu zu lernen, nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern auf Gott.
In unserer heutigen Szene ist er zunehmend gezwungen, sich auf das unbekannte Seil zu verlassen. Bisher hatten ihn seine eigenen Füße den ganzen Weg getragen. Doch auf die kann er sich zum Schluss nicht mehr verlassen. Er muss sein ganzes Vertrauen in dieses Seil setzen, was eine vollständige Abgabe der Kontrolle beinhaltet. Doch Gott lässt ihn nicht im Dunkeln tappen. Er ermutigt den Wanderer, sein ganzes Vertrauen in ihn zu setzen und sendet Licht vom Himmel, um ihn zu ermutigen. Am Ende darf er sogar einen Blick in das himmlische Jerusalem werfen, damit er wirklich dieses gesamte Leben auf dieser Erde loslassen kann.

Der Prozess des Loslassens

Diesen Prozess muss jeder von uns durchlaufen. Wenn wir alt werden schwinden unsere Kräfte. Wir sind zunehmend mehr auf Hilfe angewiesen. Je älter man wird, desto mehr verliert man die Kontrolle über sein eigenes Leben. Ist man pflegebedürftig, bestimmen andere Personen über einen. Man ist von ihnen in allen Bereichen – Essen, Körperpflege, Aufstehen, Hinlegen- abhängig. Man kann nicht mehr einfach dorthin gehen, wohin man möchte. Das ist eine sehr große Herausforderung. Aber für Christen ist es die letzte Schule der Demut. Das Alter ist der Feinschliff des Charakters, bei dem der letzte Funken Stolz sterben muss. Beim Sterben muss man schließlich alles loslassen und sich Gott vollständig anvertrauen.

Doch nicht nur beim Altern müssen wir Gott völlig vertrauen lernen. Diese Lektion müssen wir schon in jungen Jahren lernen. In 1. Thessalonicher 4,13-18 lesen wir, dass nicht alle Menschen den Tod schmecken werden. Es wird einige geben, die noch leben, wenn Jesus in den Wolken des Himmels wiederkommt, um seine Kinder nach Hause zu holen.

Auch sie müssen sich voll dem Seil hingeben und ihm vertrauen. Vor Jesu Wiederkunft werden die Elemente und die Menschen toben. Es wird Erbeben und andere Katastrophen geben. Die Menschen möchten die Gläubigen töten. Diese haben bereits alles verloren – ihren Besitz, Arbeit, vielleicht sogar Freunde und Familie. Nun soll ihnen noch ihr Leben genommen werden. Doch viel größer ist die Sorge um ihre Seele. Werden sie bestehen, wenn sie Jesus begegnen? Sind all ihre Sünden bereinigt? Werden sie vor einem heiligen Gott bestehen können? Satan wird diesen Gläubigen ihre ganzen Sünden in den schillerndsten Farben aufzeigen. Sein Ziel ist es, ihnen die jegliche Hoffnung auf Erlösung zu nehmen und so ihr Vertrauen in Gott zu zerstören. Er hätte damit Erfolg, wenn es da auch nur eine einzige Sünde gäbe, die nicht bereut wurde. Doch die Gläubigen, die bei Jesu Wiederkunft leben werden, haben ihr Vertrauen vollständig auf das Seil gesetzt. Nichts hält sie mehr in dieser Welt. Auch wenn ihnen ihr häufiges Versagen deutlich vor Augen steht, wissen sie, dass es bei Gott vollständig bereinigt wurde und so verlieren Satans Anklagen ihre Wirkung.

Dieses Vertrauen müssen wir hier und jetzt trainieren. Die Zeichen der Zeit deuten darauf hin, dass Jesu Kommen vor der Tür steht. Wie viel Zeit uns noch auf dieser Erde bleibt, weiß keiner. Doch jetzt ist es an der Zeit, diese Welt mit all ihren verlockenden Dingen loszulassen und sich Gott ganz hinzugeben. Was hält dich noch in dieser Welt? Bringe diese Dinge im Gebet vor Gott und bitte ihn, dass er den Platz dieser Dinge in deinem Herzen ausfüllt, so dass du diese Dinge nicht mehr benötigst. Durch die Kraft des Heiligen Geistes, kann Gott dein Herz verändern und dich lehren, ihm alles zu übergeben und ihm völlig zu vertrauen. Möge Gott in uns allen sein wunderbares Werk vollenden!

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18. Der Spätregen

Nach der kühlen und äußerst gefährlichen Schlucht,
die der Wanderer auf dem Pfad der Heiligung erklommen
hatte, kommt ihm jetzt die friedvolle Anhöhe wie ein Vorgeschmack
des Himmels vor. Wohltuend wärmt die Sonne die müden Glieder des Wanderers. Der süße Duft verschiedenster Blumen steigt dem Wanderer in die Nase. So eine Vielzahl und Schönheit an Blumen hat er noch nie gesehen! Das Gras wiegt gold und silbern glänzend leicht im Wind. Insekten und prächtige Schmetterlinge fliegen fröhlich von Blüte zu Blüte. Eine ganze Weile beobachtet der Wanderer das bunte Treiben auf dieser Wiese. Es lässt ihn über den Schöpfer staunen. Welche Liebe zum Detail, welche Fröhlichkeit und Kreativität stecken in diesem großen Wesen! Sehr bald würde er endlich vor ihm stehen und ihn noch so viel besser kennen lernen können!

Apropos! Es ist Zeit, den Weg fortzusetzen. Der Wanderer erinnert sich an die Worte Jesu, die er ihm auf dem Pfad der Heiligung mitgegeben hatte. Auf ihn wartet noch eine große letzte Prüfung. Diese Prüfung würde alles andere, was er bis jetzt erlebt hatte, weit in den Schatten stellen. Um hier bestehen zu können, erfordert es eine noch gründlichere Vorbereitung als je zuvor. Die kommende Prüfung war in gewisser Weise die Abschlussprüfung, um zu schauen, ob alle nötigen Qualifikationen für eine Bürgerschaft im Himmel angeeignet wurden.

Doch Gott weiß, dass diese Prüfung kein Mensch von sich aus bestehen kann. Das ist absolut unmöglich. Würde er seine Kraft nicht dazugeben, dann würde kein Mensch die Prüfung bestehen und alle würden auf ewig verloren gehen.

Dem Wanderer ist das mehr als bewusst. Auf seiner langen Reise hat er immer wieder aufs Neue Gottes Fürsorge und Treue erlebt. Er musste auch auf schmerzvolle Weise lernen, was es bedeutet, aus eigener Kraft durch die Trainingseinheiten gehen zu wollen. Beinahe hätte ihm das sogar mindestens zwei Mal das Leben gekostet (im Wald der Angst und auf dem Meer der Sorgen). Ihm ist völlig klar, dass er Gottes Beistand jetzt mehr denn je benötigte. Er erinnerte sich daran, wie er den Drachen nur aus Gottes Kraft besiegen konnte. Genau diese Kraftquelle möchte er nun erneut anzapfen.

Sorgfältige Herzensprüfung

Der Wanderer fällt auf seine Knie. Sein Gebet beginnt mit einem Rückblick auf seine Pilgerreise. Er bedankt sich bei Gott, dass er ihn durch sein Opfer von seiner schweren Last befreit und ihm das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt ermöglicht hat. Er lobt Gott für die Hoffnung, die Liebe, die Kraft und den Frieden, den er durch seine Gegenwart erleben darf. Dankbar bringt er all die Gefahren und Freuden seines Weges vor Gott und preist dessen allmächtigen Arm, der ihn stets sicher geleitet hat. Danach bittet der Wanderer den Heiligen Geist, sein Herz auf Sünden zu durchforschen. Sorgfältig prüft er sein Herz, ob es noch irgendeine Schuld gibt, die noch nicht vor Gott bereinigt wäre. Traurig blickt er auf seine vielen Fehltritte und seinen Unglauben zurück. Wie oft hatte er an der Güte Gottes gezweifelt und sich dadurch unnötig Gefahren ausgesetzt oder seinen Weg erschwert!

Der Wanderer ist sich seiner Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit bewusst. Er findet nichts in seinem Herzen, wofür er sich selber rühmen könnte. All die positiven Veränderungen in seinem Leben, alle Siege und Fortschritte hat Gott in ihm bewirkt. Tief in sich selbst sieht er nur Egoismus und Stolz. Unter Tränen bittet er Gott, sein Herz nach seiner Verheißung in Hesekiel 36,26+27 zu erneuern und ihn von all seinen Sünden zu reinigen:

„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“

In seiner Ohnmacht klammert er sich an die göttliche Verheißung. Er vertraut auf das reinigende Blut Jesu und nimmt die Vergebung im Glauben an.

Ringen mit Gott

Doch er braucht noch mehr! Er benötigt die himmlische Kraft, um Gott treu zu bleiben. Zu den Tränen mischen sich Schweißperlen. Seine Hilflosigkeit übermannt ihn. Wie Jakob einst mit dem mysteriösen Fremden rang, so ringt auch jetzt der Wanderer mit Gott. Es geht um Leben und Tod. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Vor ihm steht nun der alles entscheidende Kampf. Würde er versagen, wäre er auf ewig von Gott getrennt. Würde er siegen, dann erhält er den Zutritt zum himmlischen Jerusalem und damit das ewige Leben. Der Wanderer möchte keinen weiteren Schritt ohne die Gewissheit der Nähe Gottes tun. Hilflos hält er sich an seinem Gott fest und ruft mit Jakob aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Mit diesem Gebet vertraut der Wanderer sein irdisches und sein ewiges Leben ganz Gott an. Alle seine Sünden sind ihm vergeben. Er hat den Prozess der Heiligung abgeschlossen. Obwohl es ihm nicht bewusst ist, ist sein Leben ein Abbild seines himmlischen Vaters. Doch wie sein großes Vorbild, Jesus, sagte, dass er nichts aus sich selbst tue, sondern Gott seine Werke durch ihn tue, so lässt der Wanderer Gott seine Werke durch ihn bewirken. Sein Ego und der Drang nach Selbstdarstellung ist nun vollständig verschwunden. Alles, wonach sich der Wanderer sehnt, ist es, seinen Gott zu ehren und seinen Namen groß zu machen. Und wenn es selbst sein Leben kosten würde, so wäre er bereit, dankbar diesen Preis zu zahlen.

So besiegt der Wanderer nun Gott. Im vollen Bewusstsein seiner eigenen Unwürdigkeit hat er sich vollständig auf die Treue seines Gottes verlassen. Seine Bitte um besondere Kraft wurde erhört.

Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist

Als der Wanderer noch kniet und betet, öffnet sich auf einmal der Himmel über ihn. Licht vom Thronsaal Gottes umgibt den Wanderer. Wie einst Stephanus, als er von seinem eigenen Volk gesteinigt wurde, sieht er den Thron Gottes. Er sieht, wie Jesus, sein Stellvertreter vor Gott steht und für ihn eintritt. Tiefer Friede kehrt ein als die Gewissheit des Friedens mit Gott sein Herz erfüllt. Nichts steht mehr zwischen ihm und Gott. Keine Sünde, kein Stolz steht mehr zwischen ihm und der Gemeinschaft mit der Quelle ewiger Freude!

In diesem Moment kommt eine weiße Taube vom Thron Gottes geflogen. Es ist der Heilige Geist, den Jesus als Beistand sendet, um den Wanderer durch die letzte Prüfung zu führen.

Der Heilige Geist war die ganze Zeit schon der stille Begleiter auf dem gesamten Weg gewesen. Er war es, der dem Wanderer den Mut und Kraft gab, voran zu gehen. Nur durch den Heiligen Geist hatte er es bis hierher geschafft. Die erste Ausgießung des Heiligen Geistes, den Frühregen, erhielt der Wanderer als er durch die schmale Pforte ging. Dies war die Taufe, durch die der Heilige Geist die Führung im Herzen eines Menschen übernimmt. Doch der Heilige Geist kann nur so viel im Herzen eines Menschen wirken, wie er dafür die Erlaubnis bekommt. Der Mensch entscheidet selbst, wie viel Raum er ihm gibt. Auch hier geht es wieder um das Vertrauen. Am Anfang des Glaubenslebens muss das Vertrauen in Gott erst gelernt werden. Je mehr ein Mensch Gott vertrauen lernt, desto mehr Kontrolle übergibt er ihm in seinem Leben. Doch wir Menschen neigen gern dazu, die Kontrolle selbst zu behalten. Deswegen ist so eine lange Pilgerreise nötig, um Gott immer mehr vertrauen zu lernen. Am Ende des Weges muss jeder gelernt haben, was es bedeutet, Gott ganz zu vertrauen und sich ihm vollständig auszuliefern. Wer sein Vertrauen 100% in Gott setzt, kann auch zu 100% vom Heiligen Geist erfüllt sein. So ein Mensch wird den Spätregen empfangen.

Der Spätregen

Der Spätregen hat mehrere Aufgaben. Hier in unserer Geschichte liegt der Hauptfokus auf der Vorbereitung auf die letzte Prüfung, die in der Bibel auch als „die Zeit der Angst in Jakob“ bezeichnet wird. Aber auf dem Bild ist auch ein reifes Getreidefeld zu sehen. Im alten Orient fiel der Frühregen im Frühjahr. Dadurch konnte die gesäte Saat aufgehen. So erhalten wir den Heiligen Geist bei der Taufe, damit Gottes Wort in uns lebendig wird und Frucht zum ewigen Leben hervorbringt. Im Herbst fiel dann der Spätregen. Er sorgte dafür, dass die Ernte ausreifte und eingeholt werden konnte. So dient der geistliche Spätregen dazu, die Ernte der Welt ausreifen zu lassen. Gottes Wirken wird noch einmal sehr deutlich in der Welt zu sehen sein. Jeder Mensch wird Gott richtig erkennen können. Mit diesem Wissen über Gottes wahres Wesen kann und muss er eine Entscheidung treffen, auf welcher Seite er im großen Kampf stehen möchte. Auf der Seite des Lammes oder des Drachens!

Damit jeder Mensch auch wirklich diese Wahl hat, müssen die Nachfolger Jesu, vollständig mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, damit Gott mächtig durch sie wirken kann und sie mit Vollmacht die letzte Warnung einer untergehenden Welt verkündigen können. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Menschen heute so wenig über den wahren Gott wissen, liegt daran, dass sein bekennendes Volk ihn zu wenig in ihren Herzen hat. Sie folgen lieber ihren eigenen Wünschen und geben dem Heiligen Geist nur einen begrenzten Raum zum Wirken. Aber Gott möchte das ganze Herz! Erst wenn wir, wie der Wanderer lernen, dass Gott jedes Bedürfnis in uns stillen kann und wir uns ihm ganz ausliefern, dann kann Gott anfangen mächtig zu wirken.

Wer hat die Kontrolle über dein Leben?

Die Ursache unserer Unzufriedenheit, Sorgen, Probleme und Nöte liegt daran, dass wir selbst die Kontrolle behalten wollen. Wir versuchen das zu tun, was Gott eigentlich für uns tun möchte. Warum fällt es uns nur so schwer, Gott alles hinzugeben? Vielleicht haben wir Angst, dass Gott uns etwas, was wir lieben, wegnimmt. Aber warum nimmt er es uns weg? Nicht weil er uns ärgern möchte, sondern weil er weiß, dass er etwas besseres für uns hat. Hier kommt wieder unser Gottesbild ins Spiel. Wenn wir wirklich von ganzem Herzen glauben würden, dass es Gott gut mit uns meint, dann würden wir nicht zögern, ihm auch das Liebste zu geben. Doch indem wir selbst die Kontrolle behalten wollen, stellen wir Gott als lieblos und kaltherzig dar. Aber wie wir bereits gesehen haben, ist Vertrauen ein Prozess, den wir lernen dürfen. Gott geht sehr geduldig mit uns mit. Wenn wir Fehler machen, schimpft er nicht mit uns. Wie ein liebevoller Vater, der seinem kleinen Baby hilft, laufen zu lernen, stellt er uns immer wieder auf die Füße, wenn wir fallen. Wenn wir wegen unserer Schwachheit weinen, nimmt er uns in seine liebevollen Arme und tröstet uns. Er macht uns Mut, es noch einmal zu probieren. Auch wenn wir oft fallen, wenn wir immer wieder aufstehen, kommt doch irgendwann der Sieg!

Damit wir schneller voran kommen, ist uns der Heilige Geist als Helfer gesandt. Er tröstet, gibt Mut und Kraft und sichert uns die ewige Treue Gottes zu. Wir müssen seiner Führung nur vertrauen und mutig voran gehen. Dann werden wir, wie der Wanderer, den Punkt erreichen, an dem unser eigenes Ego vollständig gestorben ist und Gott uns durch seinen Geist vollkommen ausfüllt. Dann sind auch wir bereit, die letzte Prüfung zu bestehen!

Also gib nicht auf, die Heimat des ewigen Friedens ist nahe! Halte deinen Blick fest auf dieses Ziel gerichtet! Schau auf die unendliche Liebe unseres Gottes, der alles für dich gegeben hat! Bald wird er kommen, um die zu sich zu holen, in denen er sich vollständig widergespiegelt sehen kann! Gott hat versprochen, das in dir zu bewirken! Vertraue seinem Versprechen und du wirst es erleben, wenn du darum im Glauben bittest!

Hier geht es zur letzten Prüfung auf der Reise des Wanderers!

17. Der Pfad der Heiligung

Es herrscht Stille.
Kein Zwitschern von Vögeln ist zu hören.
Man hört nur das leise Summen des Windes, wenn er sich in den rauen Felskanten verfängt. Als der Wanderer sich umsieht, sieht er zu seiner Rechten eine hohe, massive Felswand, deren Ende er nicht erkennen kann. Zu seiner Linken klafft ein endloser, dunkler Abgrund. Er ist so schwarz, dass man seine Tiefe nicht erahnen kann. Nebelschwaden steigen aus dem Abgrund empor und lassen eine nahezu gespenstige Stimmung aufkommen. Entlang der schroffen Felswand ist ein schmaler Pfad eingehauen, der steil nach oben führt. Die Treppe ist so schmal, dass nur eine Person entlang gehen kann. Zur linken Seite befindet sich kein Geländer. Wer also ausrutscht oder sein Gleichgewicht verliert, fällt in die unendliche schwarze Tiefe.

Doch all dies beunruhigt den Wanderer in keinster Weise. Soeben hatte er mit Gottes Hilfe den Drachen besiegt. Was konnte jetzt noch schlimmeres auf ihn zukommen?

Was ist eigentlich Heiligung?

Mutig und festen Schrittes setzt er seinen Weg fort. Ein Wegweiser lässt ihn wissen, wo er sich aktuell befindet. Vor ihm liegt der schmale Pfad der Heiligung. Der Wanderer denkt ein wenig über das Wort „Heiligung“ nach. Er hat schon einmal von „Heiligen“ gehört. Das sind aber keine frommen Menschen, die irgendwelche Wunder bewirken und bei Gott eine besondere Stellung innehabe. Nein, laut seiner Bibel sind Heilige all jene, die Jesus nachfolgen. Dies bedeutet, dem Vorbild Jesu nachzueifern und sich vom Heiligen Geist den Charakter verändern zu lassen. „Heiligung“ muss also der Prozess sein, indem das eigene unvollkommene Wesen in das vollkommene Abbild Gottes verwandelt wird. Gott hat den Menschen in seinem Bilde geschaffen. Die Sünde hat dieses wunderschöne Bild in dem Menschen zerstört. Gott möchte es wieder in jedem Menschen herstellen. D.h. er möchte das Ego, den Stolz, Neid, Hass, Bitterkeit, Sorgen, Ängste, schlechte Gewohnheiten und Süchte aus dem Leben der Menschen entfernen. Stattdessen möchte er seine Wesensmerkmale einsetzen. Diese sind die Früchte des Geistes, die wir in Galater 5,22+23a: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“

Diese Veränderung möchte der Heilige Geist in jedem Menschen bewirken. Niemand kann sein Herz wirklich von Grund auf ändern. Wir können äußerlich ein paar schlechte Gewohnheiten ablegen und uns ein gutes Benehmen aneignen. Doch das Herz bleibt verdorben. Das kann nur Gott erneuern. Bei der Heiligung geht es nicht um eine Veränderung der Gewohnheiten, sondern um eine Veränderung des Herzens.

Auf und Ab

Hochmotiviert erklimmt der Wanderer die ersten unebenen Felsstufen des Pfades der Heiligung. Er möchte nichts sehnlicher als seinem geliebten Jesus noch ähnlicher zu werden. Ja, dieser Weg erfordert einige Anstrengung und Selbstverleugnung. Doch der Wanderer ist sich sicher, dass er es mit Gottes Hilfe schaffen kann. Der Pfad führt ihn steil nach oben. Er drängt sich dicht an die Felswand, um nicht in den Abgrund der Sünde abzurutschen. Er weiß, dass ein kleiner Fehltritt ihm das Leben kosten könnte.

Doch auf einmal geschieht etwas merkwürdiges. Der Pfad sollte immer steil nach oben führen. Aber jetzt macht er genau das Gegenteil: er nach unten ab – es geht bergab. Nach einer Weile geht es wieder steil bergauf. Doch es dauert nicht lange, dann geht es wieder umso steiler bergab in ein dunkles Tief. Dies wiederholt sich noch einige Male.

Nach einer Weile ist der Wanderer frustriert. Zu Beginn hatte der Pfad gar nicht so lang ausgesehen, doch jetzt fühlt er sich endlos an. Dieses ständige bergab und das darauffolgende bergauf kostet unglaublich viel Kraft und Zeit.

Der Wanderer beginnt darüber nachzudenken. Sein Wunsch und sein Ziel ist die Stadt im Himmel zu erreichen. D.h. sein Weg muss nach oben, in Richtung Himmel, führen. Unten, im Abgrund der Sünde, war er vor Beginn seiner Reise gewesen. Viele Jahre war er dort gefangen gewesen. Auf seiner Pilgerreise hatte er bereits viele Höhenmeter zurückgelegt, denn der Abgrund der Sünde scheint weit unter sich zu liegen. Dorthin wollte er keinesfalls zurück! Aber warum geschah es immer wieder, dass der Weg ihn ein Stückchen in diese Richtung führte?

Während er sich wieder langsam den schmalen Pfad hinauf kämpft, denkt er ein wenig über die Bedeutung des Aufs und Abs nach. Bergauf bedeutet, dass er richtig unterwegs ist. Bergauf führt ihm seinen Ziel, dem himmlischen Jerusalem, immer näher. Um ein Anrecht auf das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt zu haben, muss der Charakter dem Charakter des Gesetztes der himmlischen Regierung entsprechen. Nur wer während seiner Pilgerreise sich diesen Charakter aneignet, dem wird der Zutritt in die himmlische Stadt gewährt. Der Pfad der Heiligung dient dazu, diesen Charakter zu entwickeln.

Der Weg ist schmal und steil. Es erfordert beständiges Wachen und Beten, dass man nicht hinunterfällt und wieder im alten sündigen Leben und damit im ewigen Tod landet. Man muss sich zudem nahe an der Felswand halten, welche einem Halt und Schutz bietet. Dieser Fels ist Jesus. Wer in seiner Nähe bleibt und sich an ihn klammert, wird voran kommen.

Doch leider ist keines Christen Weg eine gerade Linie nach oben. Das sündige Herz lässt sich nicht so schnell verändern. Da wir alle in einer kaputten Welt aufgewachsen sind, haben wir nicht gelernt, was es bedeutet zu vertrauen. Besonders Gott vertrauen wir am wenigsten. Wie schnell zweifeln wir an seiner Liebe für uns und dass er für jedes Problem schon längst eine Lösung parat hat. So passiert es, dass man alte Gewohnheiten aus dem alten Leben nicht so schnell aufgeben kann bzw. man immer wieder rückfällig wird. Immer wieder stolpert man über seinen eigenen Stolz oder sein kaltes Herz. Immer wieder verletzt man geliebte Menschen mit einem ungeduldigen Wort. Man tut all dies und mehr, obwohl man es eigentlich gar nicht will. Man möchte ganz bei Gott sein, ihm alles übergeben. Jeden Morgen bittet man im Gebet darum, doch irgendwann im Laufe des Tages kommt wieder eine Situation in der man versagt. Wieder einmal konnte man sich beim Essen nicht beherrschen, wieder hat man sich beim Autofahren über die anderen Verkehrsteilnehmer aufgeregt. Wieder wurde man von einer anstrengenden Person genervt. Von einer anderen Person wurde man verletzend behandelt oder nicht gewürdigt. Wieder einmal hat man sich aufgeopfert und was ist der Dank? Schon wieder ist einem ein falsches Wort heraus gerutscht, obwohl man es nicht wollte.

Das kann manchmal sehr frustrierend sein. Immer und immer wieder bringt man seine Schwachpunkte vor Gott und immer wieder versagt man.

Meine eigene Erfahrung

So erging es mir viele Jahre. Zu Beginn meines Glaubenslebens hatte ich das Konzept der Rechtfertigung und Heiligung noch nicht verstanden. Mir war es sehr wichtig, mich taufen zulassen, denn meine Hoffnung war, dass nach der Taufe all diese sündigen Gewohnheiten und Sehnsüchte in meinem Herzen verschwunden wären. Doch das war leider nicht der Fall. Nach meiner Taufe kämpfte ich genauso gegen die Esslust, gegen okkulte Filme und Musik wie davor. Ich fragte mich, was sich überhaupt geändert hatte? Nach einer Weile wurde ich immer frustrierter. Ich flehte Gott unter Tränen an, mich von diesen Dingen frei zumachen. Aber es geschah nichts. Langsam begann ich mich zu fragen, ob Gott nicht stark genug sei, mir zu helfen. Oder war mein Glaube nicht stark genug? Meine Verzweiflung wuchs zunehmend. Ich kam an den Punkt, an dem ich zu Gott sagte: „Entweder du hilfst mir jetzt oder ich werde meinen Glauben wieder aufgeben!“

Kurz bevor ich verzweifelt aufgab, schickte Gott mich auf die Josia-Missionsschule im Allgäu. Ich wollte dort nicht hin. Aber da ich so verzweifelt war, bewarb ich mich im letzten Moment und wurde genommen. Dort lernte ich einen ganz anderen Gott kennen. Ich lernte, was Rechtfertigung bedeutet. Bis dahin glaubte ich, dass wenn ich sündigte, ich wieder komplett verloren sei und ganz von vorne anfangen müsste. In unserem Bild gesprochen hatte ich es so verstanden, dass ich bei jeder sündigen Tat in den dunklen Abgrund der Sünde zurückfallen würde und wieder den ganzen Weg von vorne beginnen müsste. So kam man natürlich nie wirklich vorwärts. Auf der Missionsschule verstand ich, dass ich durch die Rechtfertigung in Gottes Augen von der Sünde befreit war. Meine Schuld war mir vergeben und Gott hatte mir das ewige Leben geschenkt. Ich war gerettet. In den dunklen Abgrund der Sünde konnte ich nur zurückfallen, wenn ich mich vollständig von Gott abwenden würde.

Von der Ursache und den Symptomen

Trotzdem tauchen immer wieder Sünden im Leben auf. Es war für mich ein langer Prozess zu verstehen, dass diese Sünden nur die Symptome einer viel tiefer liegenden Krankheit sind. Es bringt also gar nichts, die Symptome zu bekämpfen, wenn die Ursache nicht gelöst wird. Ganz im Gegenteil: Je mehr man die Symptome bekämpft, um so hartnäckiger werden sie. Erst vor Kurzem begriff ich, dass unser Herz von der Sünde gebrochen ist. Jeder von uns hat diese schwarzen Flecken im Herzen, die durch diese böse Welt verursacht worden. Oft gerade von unserer eigenen Familie. Diese schwarzen Flecken versuchen wir mit allen möglichen Dingen selbst zu heilen. Das kann die Suche nach Liebe, gutes Essen, Geld, Musik, Filme und vieles mehr sein. Doch wir können die Wunden unseres Herzens damit nicht heilen. Leider passiert oft das Gegenteil. Je mehr wir diesen Dingen nachjagen, umso größer werden diese Wunden im Herzen. Selbst wenn wir uns entschieden haben, mit Jesus unseren Weg zu gehen und ihm die Führung unseres Lebens anvertrauen, nimmt er nicht sofort alle Sünden weg. Von sehr schädlichen Sünden wie Süchten macht er sofort frei. Aber viele andere Dinge lässt er noch in unserem Herzen, damit wir daran wachsen können. Hier beginnt der Prozess der Heiligung. In Gottes Augen sind wir bereits gerecht und vollkommen, weil Jesus unsere Stelle einnimmt. Gott akzeptiert seine Gerechtigkeit als die unsrige. Das ist das unglaubliche Geschenk, das wir von Gott erhalten. Doch wie bereits erwähnt, möchte Gott seinen Charakter in uns wiederherstellen. Er weiß, dass nur sein Leben und Wesen in uns wahres Glück und Frieden bringen kann. So beginnt er Stück für Stück unser sündiges Herz zu heilen. Um auf dem Pfad der Heiligung wirklich voran zukommen, müssen wir uns täglich mit dem Heiligen Geist erfüllen lassen. Unser Leben muss vollständig Gott geweiht und übergeben werden. Dazu gehört eine intensive Zeit des Gebets, in dem wir unsere Herzen prüfen, von Gott reinigen lassen und uns ihm hingeben sowie Zeit im Wort Gottes. Durch das Bibelstudium lernen wir Gott noch besser kennen. Dadurch erkennen wir unsere eigene Unvollkommenheit. Die Bibel wirkt wie ein Spiegel, der uns unsere Flecken aufzeigt. Das kann oft entmutigend sein.

Der innere Drache

Lasst uns an dieser Stelle noch einmal kurz zu unserem Wanderer zurückkehren: Voller Siegesgewissheit hatte er die Höhle des Drachens hinter sich gelassen und begonnen den Pfad der Heiligung zu beschreiten. Doch er musste eine schreckliche Feststellung machen! Obwohl er jetzt schon so lange mit Gott unterwegs war, fiel er immer wieder in alte Gewohnheiten zurück von denen er dachte, er habe sie schon längst hinter sich gelassen. Beim Drachen konnte er der Esslust in Form eines Schweinsbratens widerstehen. Doch als es darum ging, nicht zu viel vom Guten zu genießen, versagte er. Immer wieder konnte er beim köstlichen Potluck in der Gemeinde all dem guten Essen nicht widerstehen und aß zu viel an Menge und alles durcheinander. Die Folge war Unwohlsein und überreizte Nerven. Dies schwächte ihn in seinem Dienst für Gott. Es gab noch so viele andere Dinge, bei denen der Wanderer immer wieder versagte. Langsam dämmerte es ihm: Der Kampf mit Drachen in der Höhle war nichts im Vergleich mit dem Kampf gegen seinen inneren Drachen.


Der Drache in ihm ist noch immer sehr lebendig und stets bereit, für seine Rechte zu kämpfen, seine Bedürfnisse zu befriedigen und den eigenen Vorteil zu suchen. Traurig erkennt der Wanderer, dass er selbst der Drache ist! Dabei möchte er doch so gerne wie das Lamm sein, dem er nachfolgt. Traurig und tief verzweifelt fällt er auf seine Knie und weint bitterlich über sein von Sünde beflecktes Herz. Alles, was er sehen kann, ist ein unvollkommenes, fehlerhaftes Wesen, was mehr Schaden anrichtet als Segen. Entmutigung macht sich in ihm breit. Wie kann er jemals für die Gemeinschaft mit himmlischen Wesen bereit sein, geschweige denn für einen heiligen Gott, der die Sünde verabscheut?

Auf einmal dringt eine leise, sanfte, wohlvertraute Stimme an das Ohr des Wanderer, die sagt: „Schau auf mich, nicht auf deine Sünden!“ Oder wie es meine Lieblingsautorin Ellen G. White ausdrückt: „Wenn ich auf mich selbst schaue, dann frage ich mich, wie ich gerettet werden kann. Wenn ich aber auf Jesus schaue, dann frage ich mich, wie ich verloren gehen kann.“
Oh, wunderbare Liebe! In Jesus ist die Hoffnung für jeden entmutigten Pilger!

Der Wanderer blickt auf und sieht auf der Treppe seinen Erlöser sich zu ihm herunterbeugen. Sein Arm ist dem Wanderer entgegen gestreckt. Mit zitternder Hand ergreift er die starke Hand seines Erlösers. Dabei sieht er die Nägelmale. Diese erinnern den Wanderer an den hohen Preis, den Jesus für ihn höchstpersönlich gezahlt hatte. Er erkennt, dass Gott alles ihm mögliche getan hat, um ihn zu retten. Alles, was der Wanderer tun muss, ist dieser unendlichen Liebe zu vertrauen und sich ihm ganz hinzugeben. Jesus stellt den Wanderer wieder auf seine Füße. Sofort durchströmt diesen neue Kraft und Mut. Jesus spricht zu ihm: „Sei nicht entmutigt, wenn du auf diesem Pfad immer wieder versagst. Der Pfad dient dazu, dir die Dinge in deinem Herzen aufzuzeigen, die ich noch verändern und heilen möchte. Es gibt noch einige Löcher, die du versuchst mit irdischen Dingen zu stopfen. Du weißt schon selber, dass diese Dinge dir schaden, aber du hast noch nicht gelernt, mir zu vertrauen, dass ich diese Bedürfnisse viel besser stillen kann. Werde deswegen nicht mutlos, wenn du erkennst, dass deine Liebe und dein Vertrauen so unvollkommen ist. Du bist auf diesem Pfad, um das zu trainieren. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber obwohl du immer wieder etwas nach unten gegangen bist, ging dein Weg doch konstant bergauf. Es waren immer mindestens drei Schritte nach oben und nur maximal zwei nach unten. Also ging es insgesamt immer einen Schritt vorwärts. Die Verwandlung vom Drachen in ein Lamm geschieht nicht über Nacht. Das ist ein langer, schmerzhafter Prozess. Doch der Fokus ist entscheidend! Wenn du mehr auf den Drachen in dir schaust und dich darüber ärgerst, gewinnt er an Macht und wird stärker. So wirst du ihn nie überwinden. Wenn du stattdessen auf mich schaust, wirst du ganz automatisch in das Lamm verwandelt. Denn du wirst den Dingen ähnlicher mit denen du dich beschäftigst. Also halte den Blick fest auf mich gerichtet, stütze dich auf den mächtigen Felsen! Geh im Glauben voran, auch wenn alles dagegen spricht! Handle so, als würde der Sieg dir gehören, auch wenn die Gefühle etwas anderes sagen! Dann wird der Drache in dir besiegt werden!“

Das Ende des Pfades ist in Sicht!

So setzen die beiden den Weg fort. Der Wanderer klammert sich fest an Jesus, hält seinen Blick fest auf ihn gerichtet. Selbst so passiert es, dass der Weg ihn abermals ein Stück nach unten führt. Aber jetzt lässt sich der Wanderer nicht mehr von seinen Schwächen entmutigen. Vielmehr treibt ihn seine Schwachheit noch näher zu Jesus. Ohne dass er es selber merkt, macht er schnelle Fortschritte auf dem Pfad der Heiligung. Immer mehr sündige Flecken verschwinden von seinem Herzen und sein Charakter wird dem seines Herren immer ähnlicher.

Auf einmal kommen die beiden an einen Wegweiser, der zum himmlischen Jerusalem weist. Beim Anblick dieses Schildes macht des Herz des Wanderers einen Freudensprung. Das Ziel seiner langen Reise scheint nicht mehr all zu weit zu sein! Jesus lächelt ihm ermutigend zu: „Ja, du hast es bald geschafft! Nun ist es nicht mehr weit, bis du zur ewigen Ruhe eingehen kannst. Doch eine letzte Prüfung steht noch an. Auf all den Herausforderungen deines bisherigen Weges wurde dein Vertrauen in mich auf die Probe gestellt und trainiert. Du hast sehr viel gelernt. Jetzt kommt die Zeit für die letzte Trainingseinheit. Nun heißt es auch die letzten irdischen Dinge, auf die du dich verlassen hast, loszulassen und dein ganzes Vertrauen auf mich allein zu setzen. Aber keine Sorge! Ich lass dich nicht allein durch diese Prüfung gehen. Du wirst durch den Heiligen Geist ganz besondere Kraft erhalten. Er wird dir helfen, alles in dieser Welt loszulassen – selbst dein Leben. Bestehst du diese Prüfung, wirst du das gewinnen, was du nie mehr verlieren kannst!“

Mit einem ermutigenden Lächeln entschwindet Jesus den Blicken des Wanderers. Dieser erklimmt die letzten Stufen auf dem Pfad der Heiligung während er über die Bedeutung der Worte nachdenkt.

Hier geht es zur Fortsetzung der Geschichte! 

16. Der Kampf mit dem Drachen

In dem heutigen Beitrag geht es um den Kampf mit dem Drachen. 
Diese Szene habe ich genau vor einem Jahr zu Weihnachten gemalt.
Es war wahrlich ein echter Kampf, diesen Drachen zu malen. Ganze vier Stunden habe ich nur an dem Drachen gesessen. Danach musste ich erst einmal einen Spaziergang machen. Ich war so frustriert und kurz davor, das Bild aufzugeben. Doch ich bin dran geblieben.

Lasst uns jetzt wieder in die Geschichte einsteigen. Es wird spannend, versprochen! 🙂

Die Schlucht der Versuchung

Mit seiner leicht knarrenden und klirrenden Waffenrüstung nähert sich der Wanderer der Schlucht der Versuchung. Er ist sich nicht so sicher, ob seine Kurzatmigkeit durch den unelastischen Brustpanzer ausgelöst wird oder ob es Angst ist, die ihm die Luft abschnürt. Auf jeden Fall wird die Luft zunehmend kühler. Die Felsen entlang des Pfades werden immer mächtiger und wirken zusätzlich bedrückend auf die armen Pilger, die hier entlang kommen. Die Gefahr in der Luft ist fast greifbar. Der Wanderer hat den Eingang der Schlucht erreicht. Alles ist vollkommen ruhig. Leise hört er die Stimme des Heiligen Geistes, die ihn mahnt, auf der Hut zu sein. Vorsorglich zieht der Wanderer sein Schwert aus der Scheide. Das metallische Geräusch durchschneidet die Stille wie ein greller Blitz in finsterer Nacht. Unwillkürlich zuckt der Wanderer zusammen und lauscht. Doch außer seinem eigenen Atem ist nichts zu hören. Bevor er in die Schlucht eintritt, fällt er noch einmal auf seine Knie und fleht den großen Gott des Himmels um Kraft und Schutz an. Dem Wanderer ist wohl bewusst, dass er trotz seiner starken Rüstung gegenüber dem Erzfeind Gottes vollkommen hilflos ist. Im Gebet nimmt der Wanderer die Verheißungen Gottes für sich in Anspruch. Der Heilige Geist legt dem Wanderer die Gewissheit aufs Herz, die er bereits auch vor Urzeiten Mose und dem Volk Israel gegeben hat: „Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber werdet still sein.“

Mit dem Frieden Gottes im Herzen erhebt sich der Wanderer. Er weiß, dass er einen unsichtbaren Begleiter an der Seite hat, gegen den die Mächte der Finsternis nichts ausrichten können.

Mit dem festen Schritt des Glaubens betritt er die Schlucht. Behutsam und möglichst leise folgt der Wanderer dem schmalen Pfad durch die felsige Schlucht.

In dem fahlen Licht der Schlucht erkennt der Wanderer schwarze, verkohlte Stellen an den rauen Felswänden, so als hätte es hier gebrannt. Dem Wanderer wird ganz mulmig zu Mute. Doch er möchte sich nicht von seinem Weg ablenken lassen und so konzentriert er sich auf den schmalen Pfad vor ihm. Entlang des Weges liegen ab und zu Skelette und Totenschädel. Doch der Wanderer entscheidet sich, sie nicht weiter zu beachten, sondern einfach nur so schnell wie möglich aus dieser Schlucht herauszukommen.

Die Begegnung mit dem Drachen

Er muss sich auch sehr gut auf den Weg konzentrieren. Denn dieser ist uneben und felsig. Und da passiert es! Der Wanderer stolpert über eine Felskante. Klirrend und scheppernd stürzt er zu Boden. Das Schwert des Geistes landet hell schallend einige Meter vom Wanderer entfernt auf dem kalten Boden der Schlucht. Die kahlen Felswände lassen das Echo doppelt so laut widerhallen. Der Wanderer erstarrt. Jetzt konnte seine Anwesenheit nicht länger unbemerkt geblieben sein! Und tatsächlich! Auf einmal nimmt er eine große Bewegung im Schatten der Felswände wahr. Schnell springt er auf seine Füße und streckt sich nach dem Schwert aus. Das war keine Sekunde zu früh. Der Schatten an den Felswänden wird immer größer. Er wird begleitet von schweren, die ganze Schlucht erbeben lassenden Tritten. Was muss das für ein gigantisches Wesen sein, dass so mächtige Schritte machen kann? Mit einem dröhnenden Lachen, das ein Erdbeben auslösen könnte, baut sich der Drache vor dem Wanderer auf. Er setzt sich mitten auf den Weg des Wanderers, sodass dieser nicht weitergehen kann. Ein teuflisches Grinsen breitet sich im Gesicht des Drachens aus.

Als der Wanderer den ersten Schock überwunden hat, betrachtet er den Drachen etwas genauer. Es war ein furchteinflößender Anblick. Doch der Wanderer konnte auch etwas von der Majestät und Schönheit des Wesens erkennen, die der Drache einst besaß als er von Gott geschaffen wurde. Auf gewisse Weise hat er noch immer etwas anziehendes und faszinierendes an sich. Doch als der Wanderer in die Augen des Tieres schaut, sieht er dort nur Kälte und Hass. Der hämische Blick des Drachens lässt ihn das Blut in den Adern gefrieren. So stellt sich der Wanderer aufrecht hin und wappnet sich innerlich für den Kampf.

Die erste Versuchung

Doch anstatt anzugreifen, beginnt der Drache zu sprechen. Der Wanderer ist überrascht. Er hatte eine harte, kalte Stimme erwartet. Doch ganz im Gegenteil: die Stimme war lieblich, sanft und überaus melodiös. Selten hatte er so etwas Schönes gehört wie die Worte des Drachens. Wie gebannt lauscht er dessen Worten: „Sei gegrüßt, edler Wanderer! Endlich begegnen wir uns persönlich! Ich habe deine bisherige Reise mit Spannung verfolgt. Wirklich Respekt, dass du es bis hier her geschafft hast! Viele scheitern bereits viel eher entlang des Weges. Doch du hast nicht aufgegeben. Das ist schon eine Leistung auf die du stolz sein kannst! Doch nach dieser weiten Reise bist du sicherlich hungrig und müde. Überhaupt konntest du wenige Freuden auf deinem Weg genießen. Ich denke, du hast dir eine Auszeit mehr als verdient! Was hältst du denn von einem leckeren Schweinsbraten mit einem schönen frischen Bier dazu? Soweit ich weiß, hast du das ganz gern vor dem Antritt deiner Reise gegessen. Seit dem bestand deine Nahrung ja eher aus Brot, Wasser, Obst und Gemüse. Hängt dir das nicht langsam zum Halse heraus? Ich kann dir versprechen, dass du bei mir den saftigsten Braten bekommst, den du je gegessen hast! Und das Bier…! Ach, was soll ich sagen.., es ist einfach himmlisch!“ Der Drache seufzt versonnen. „Du müsstest nur dein Schwert und den Helm ablegen, damit du es dir gemütlich machen kannst. Vielleicht solltest du außerdem dem Brustpanzer ausziehen. Ich kann mir vorstellen, dass er sehr beengend wirkt.“

Bei diesen Worten läuft dem Wanderer das Wasser im Mund zusammen. Er erinnert sich an den überaus vorzüglichen Geschmack eines saftigen Schweinebratens. Ihm ist als könne er den herrlichen Duft in seiner Nase riechen. In ihm kommt ein wohliges Gefühl auf. Das stimmt, was der Drache sagt. Die Nahrung auf dem Weg war bisher nicht so üppig gewesen. Es war immer das einfachste Essen. Als er genauer darüber nachdenkt, war er dieses gesunde Essen auch ein wenig überdrüssig. Eigentlich hätte er sich nach seiner entbehrlichen Reise wirklich mal eine anständige Mahlzeit mit einem erfrischenden Bier dazu verdient! Überhaupt scheint seine letzte Mahlzeit Ewigkeiten zurückzuliegen. Als würde sein Magen dies bestätigen wollen, beginnt dieser lautstark zu knurren.

Als er so über die Worte des Drachens nachsinnt, bahnt sich eine ganz leise Stimme den Weg durch seinen Kopf. „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!“ (1.Korinther 10:31) Gott hat seinen Kindern verboten, Schweinefleisch zu essen. Auch der Alkohol war den Priestern verboten. Seit dem der Wanderer sich auf den Weg zur himmlischen Stadt begeben hat, ist er zugleich in den Stand eines Priesters erhoben worden. Außerdem trübt der Alkohol den Verstand und betäubt die leise Stimme Gottes.

Aber ein wenig Ruhe und ein leckeres, anständiges Essen wären doch auch im Sinne Gottes, oder etwa nicht? Wollte nicht Gott, dass sich auch seine Pilger ausruhten und mit Essen für die weitere Reise stärken?
Doch Erholung und ein wahrhaft stärkendes Mahl erlangt man in Gottes Augen nicht durch ein Sauf- und Fressgelage.

Inzwischen ist der Hunger des Wanderers übermächtig. Dienerinnen des Drachens, wunderschöne Frauen in etwas knapper Bekleidung, öffnen eine Tür in der Felswand und es kommt ein wunderschön gedeckter Tisch zum Vorschein. Begleitet wird der einladende Anblick des Festmahls mit sanften Melodien, die zum Entspannen und Abschalten einladen. Der herrliche Geruch eines vielversprechenden Bratens umweht die Nase des Wanderers. Dies alles hat eine nahezu überwältigende Wirkung auf den Wanderer. Er muss eigentlich nur sein Schwert zur Seite legen, den Helm und den Brustpanzer ablegen, damit er bequem essen und in der Gesellschaft der hübschen Damen entspannen könnte. Was war schon groß dabei?

Da erinnert sich der Wanderer an die Gebrauchsanleitung zur Waffenrüstung. Er denkt daran, wie er gelesen hatte, dass er auf gar keinen Fall, auch nur EINEN Teil der Rüstung ablegen dürfte. Würde er das tun, dann wäre er verwundbar und ein leichtes Opfer für den Drachen.

Das Verlangen nach diesem leckeren Essen und nach den Armen einer Frau wird übermächtig. Doch leise spricht der Heilige Geist zu dem Wanderer. Er erinnert ihn daran, wie Gott ihn in der Vergangenheit versorgt hatte, wie er nie Mangel gelitten hatte. Gott war immer für ihn da. Der Wanderer weiß genau, wenn er jetzt seinem Verlangen nachgibt, fällt er dem Drachen zum Opfer. Auch wenn sich alles in ihm danach sehnt, dass Angebot des Drachens anzunehmen, so betet er dennoch um Kraft, dieser Versuchung zu widerstehen. Nun richtet der Heilige Geist die Gedanken auf Jesus. Welch hohe Selbstverleugnung hatte er in der Wüste nach 40 Tagen Fasten bewiesen als der Teufel ihn versuchte? Jesus errang in der Wüste den Sieg, damit auch er hier und jetzt den Sieg davon tragen konnte. In dem Wanderer reift ein Entschluss. Ganz auf die Kraft Jesu vertrauend entgegnet der Wanderer dem Drachen: „Ich danke dir für ein freundliches Angebot. Aber es steht geschrieben: Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes! Mit deiner Nahrung und deinem Trank kann ich Gott nicht ehren.“

Der Drache lächelte, aber in seinen Augen blitzt Hass auf. „Nun gut. Du hast schon recht. Eine gesunde Ernährung ist durchaus sinnvoll. Aber ich finde ab und zu darf man sich auch mal was gönnen.“ Ein Seufzen entrinnt dem Drachen. Er legt sich bequem hin und lässt seinen imposanten Kopf auf seine noch eindrucksvolleren Vorderpranken ruhen. Mit seinem halb geschlossenen Augen scheint er tief in Gedanken versunken zu sein. Angespannt beobachtet der Wanderer den Drachen. Er hat den Eindruck, dass der Drachen, obwohl er liegt, die ganze Schlucht ausfüllt. Es schien ein unüberwindliches Hindernis zu sein. Wie sollte ihm seine Waffenrüstung helfen, an dem Drachen vorbeizukommen?

Die zweite Versuchung

Langsam hebt der Drache seinen Kopf. Ein sanftes Lächeln entblößt ein paar bedrohlich wirkende gewaltige Zähne. „Hmm… Du scheinst deinem Gott gegenüber sehr loyal zu sein. Das bewundere ich! Ernsthaft! Heutzutage trifft man selten Leute mit festen Überzeugungen. Die meisten richten ihr Fähnchen nach dem Wind. Doch eins frage ich mich: Übertreibst du es nicht mit deinen festen Grundsätzen ein wenig? Im Wort Gottes steht geschrieben: ‚Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!‘ (Galater 5,1). Wenn ich dich so ansehe und deinen bisherigen Weg bedenke, sehe ich nicht viel von Freiheit. Du hast deine Familie, deine Freunde und deine Arbeit aufgegeben, um deinen Prinzipien treu zu bleiben. Du hast deiner Familie große Schmerzen bereitet. Das kann doch nicht Gottes Wille sein. Deine Arbeit hat dir viel Freude gemacht und du warst echt sehr gut in deinem Job. Hat Gott dir wirklich geboten, das alles für ihn aufzugeben? Doch du bist da noch nicht einmal stehen geblieben! Du hast sogar deine Hobbies, dein Haus und deinen ganzen Besitz aufgegeben. Alles, was du dir über viele Jahre aufgebaut hast, hast du mit einem Mal weggeworfen. Und wofür? Was hat dir der Weg bisher eingebracht? Du littest Hunger, Entbehrungen, Schmerzen, Todesängste und hättest dein Leben beinahe verloren – und das mehr als nur einmal. Sieh dich doch einmal an! Du bist ein wandelndes Skelett! Ich habe den Eindruck, dass dich nur noch diese rostige Rüstung zusammen hält – ohne sie würdest du wohl zusammenklappen.“ Der Drache beginnt aus vollem Herzen zu lachen. Diese Lachen erschüttert die ganze Schlucht. Es fährt dem armen Wanderer durch Mark und Bein. Er fühlt sich in der Tat wie ein kleines Häufchen Elend.

Der Drache fährt fort: „All diese Entbehrungen und Opfer! Nur um Jesus zu gefallen!“ Den Namen Jesu spricht der Drache mit tiefster Verachtung aus. „Weißt du, es gibt so viele Christen, die ein viel entspannteres Leben führen als du. Sie verehren auch Gott, doch ihr Leben ist viel freier als deines. Sie machen sich nicht so viele Gedanken darüber, was sie essen, wie sie sich Anziehen, was sie arbeiten oder wie sie ihre Freizeit gestalten sollen. Sie machen einfach das, wonach ihnen ist und bitten Gott um seinen Segen. Damit sind sie sehr glücklich. Sie genießen das Leben hier und freuen sich auf ein noch besseres Leben in der Ewigkeit. Nur du kasteist dich selbst, legst dir all diese Regeln auf und gehst diesen einsamen Weg. Meinst du wirklich, dass du richtig liegst und all die anderen Christen falsch liegen? Ich meine, bildest du dir allen Ernstes ein, nur du hast die alleinige Wahrheit?“ Der Drache verfällt in ein Schweigen. Aber seine Worte hallen in den Gedanken des Wanderers nach.

Die Gedanken rasen im Kopf des Wanderers hin und her. Was wäre, wenn der Drache recht hätte und er sich da in was verrannt hätte? Woher wollte er wissen, dass er auf dem rechten Weg war, wenn doch die meisten anderen einen anderen Weg gingen und damit auch glücklich schienen? Nur er trug diese einengende Rüstung, die ihm das Leben schwer machte. Nur er war in dieser Höhle mit dem Drachen gefangen, während der Rest der Welt das Leben genoss. So viel hatte er für seine Reise zur himmlischen Stadt aufgegeben. War es das wirklich wert? Was wäre, wenn das alles nur eine große Lüge wäre und es gar keine himmlische Stadt gebe, in der man Ruhe und Frieden finden könnte?
Durch diese ganzen Gedanken bahnt sich die Stimme Gottes den Weg zum Bewusstsein des Wanderers. Diese erinnert ihn an eine Bibelstelle: „Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“ (Markus 10,29+30) Und noch eine zweite Bibelstelle kommt ihn in den Sinn: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15)

Ja, er hatte Entbehrungen und Schmerzen erlitten. Ja, er musste alles aufgeben, um Jesus nachzufolgen. Der Preis für die Nachfolge ist immens. Doch was hatte er stattdessen empfangen? Je länger der Wanderer auf dem schmalen Weg ging, desto größer wurde der Friede in seinem Herz. Je mehr Erfahrungen er mit Jesus machte, ihn besser kennen lernte, desto größer wurde seine Bewunderung und Liebe für diesen genialen Gott. Je mehr er Gott lieben lernte, desto mehr verloren all die anderen Dinge an Bedeutung. Sie waren nichts im Vergleich zu dem Schatz, den er in Jesus gefunden hatte! Nein, nichts in dieser Welt konnte den süßen Frieden und das tiefe Glück seiner Seele aufwiegen! So lange hatte er vergeblich danach gesucht. Um nichts in der Welt wollte er auch nur einen Schritt zurück gehen. Seine Opfer und die Selbstverleugnung waren nichts im Vergleich zu dem, was Jesus aufgeben hatte und wie tief er sich selbst verleugnet hatte. Dem Wanderer ist es egal, wie die anderen Christen ihren Glauben leben. Sein Vorbild ist und bleibt Jesus! Jesus hatte sich zu den tiefsten Tiefen erniedrigt, er hatte alles aufgegeben, um ihn, der verloren war, zu retten. Wie kann er sich einer solchen Liebe verschließen?

Der Kampf

Der Wanderer fällt in der Schlucht auf seine Knie. Im vollen Bewusstsein seiner vielen Schwächen, Fehler und seiner völligen Hilflosigkeit fleht er den Schöpfer des Universums um Hilfe an! Durch die unendliche Erniedrigung am Kreuz hat Jesus den Drachen besiegt. Genauso beugt sich der Wanderer nun unter Gottes Hand. Er weiß nicht, wie er dieser Situation entrinnen soll. Erneut übergibt er sich vollständig, samt Leib und Leben, in die Hände seines barmherzigen Gottes.

Als der Drachen das sieht, wird er unruhig. Er stellt sich aufrecht hin, jede Faser seiner mächtigen Muskeln angespannt. Er weiß genau, wenn Jesus für den Wanderer eintritt, hat er keine Chance.

Der Wanderer erhebt sich von seinem Gebet. Er ist kaum wieder zu erkennen. Vor dem Drachen steht kein kleines Häufchen Elend mehr, sondern ein Soldat, bereit für den Kampf. Von dem Wanderer strahlt eine Ruhe, Kraft und ein Licht aus, das der Drachen nur allzu gut kennt. Er beginnt vor Angst und Wut zu zittern. Im wahrsten Sinne des Wortes beginnt er zu glühen.

Der Wanderer sieht das Feuer in dem Drachen auflodern. Doch er ist bereit! Mutig erhebt er das Schild des Glaubens, mit dem alle feurigen Pfeile des Bösen abgefangen werden können. Mit der anderen Hand hält er das Schwert des Geistes. Sein Stand ist fest. Er steht auf den Verheißungen Gottes. Mit einer Autorität, die nur von Gott kommen kann, spricht er: „Weiche Satan! Denn es steht geschrieben: ‚Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.‘ (5.Mose 5,4+5) Im Namen meines Herrn Jesus Christus befehle ich dir, mir den Weg frei zumachen!“

Bei diesen Worten bricht der volle Zorn des Drachen los. Eine grelle Stichflamme schießt aus seinem Mund direkt auf den Wanderer zu. Doch dieser hebt sein Schild des Glaubens empor. So prallt das Feuer an dem Schild ab. Im nächsten Augenblick springt der Wanderer mit einem Satz auf den Drachen zu, das Schwert fest in seiner Hand. Das Schwert beginnt heller als die Sonne zu leuchten. Beim Anblick des hellen Lichtes, das von diesem Schwert ausgeht, taumelt der Drache zurück. Wie ein verwundetes Tier kauert er sich in die Ecke und wimmert. Nun ist der Weg des Wanderers endlich frei. Eilends lässt er den Drachen hinter sich und läuft so schnell er nur kann aus der düsteren Schlucht hinaus. Endlich wieder im Freien – und damit in der Sicherheit – angekommen, fällt der Wanderer zitternd auf seine Knie. Dank und Lob steigt von seinen bebenden Lippen in den Himmel. Denn es war allein Gottes Kraft, die den Drachen bezwang.

Als der Wanderer ein wenig später sich von den Schrecken erholt hat und über die Begegnung mit dem Drachen nachdenkt, wird ihm bewusst, wie klein und hilflos er wirklich ist. Der Drache war viel größer und mächtiger als er ihn sich je hätte vorstellen können. Doch beim Anblick des Schwertes des Geistes, des Wortes Gottes, welches Jesus ist, bekommt der Drache es mit der Angst zu tun. Dagegen kann er nichts ausrichten. Egal wie schwach ein Mensch auch sein mag, er kann die alte Schlange mit der Waffenrüstung und im demütigen Vertrauen auf Gott besiegen.

Der Wanderer ist nun noch begeisterter von seinem Gott. Mit diesem starken Gott an der Seite fühlt er sich unbesiegbar!

Hochmut kommt vor dem Fall, oder? 😉  Hier geht es weiter!

15. Die Waffenrüstung Gottes

Das sanfte Rauschen des Windes in den Bäumen und der fröhliche
Morgengesang der Vögel lässt den Wanderer aus seinem Schlaf erwachen.
Als er die Augen öffnet, sieht er über sich die Blätter und kleinen Ästchen
der Bäume leicht in der Brise wippen. Ein Eichhörnchen klammert sich an
den Baumstamm und begutachtet neugierig den Gast. Der Wanderer atmet tief die herrlich klare Luft des Wäldchens ein. Ihm ist mehr als bewusst, dass die Zeit des Abschieds von dem friedlichen Ort gekommen ist.

Nach dem er sich mit einem nahrhaften Frühstück gestärkt hat, setzt er seine Reise fort. Er verlässt den friedlichen Wald. Während er dem schmalen Pfad weiter folgt, bemerkt er, wie die Bäume zunehmend verschwinden und deren Platz stattdessen von Felsen eingenommen wird. Diese nehmen an Größe und Menge zu je weiter sich der Wanderer von dem Wäldchen entfernt. Hinter den Felsen ist eine massive Felswand zu erkennen. Es wirkt alles andere als einladend. Die Ruhe und der Frieden, der in dem kleinen Wäldchen der Sabbatruhe zu spüren war, weicht einem kalten harten Gefühl. Unbehagen beschleicht den Wanderer. Was würde ihn als Nächstes erwarten? Wie gerne würde er einfach umkehren und weiter an dem Ort der Ruhe verweilen. Doch dann erinnert er sich selbst wieder an das Ziel der Reise! Er möchte das himmlische Jerusalem erreichen! Die Zeit drängt! Jesus hatte ihn gewarnt, dass er sich keine Verzögerung erlauben durfte, denn der Feind würde nur darauf lauern, wenn der Wanderer einen Moment unachtsam oder zu träge wäre. Außerdem hatte Jesus ihm versprochen, dass der Wanderer den Weg sicher meistern könne, solange er ihm vertraute. Gott würde für alles sorgen, was die Pilger auf dem Weg zum Neuen Jerusalem benötigen würden.

Die Waffenrüstung

So auch jetzt. Als der Wanderer seinen Weg fortsetzt, kommt er an eine Tafel. Darauf ist folgendes zu lesen: „Zieh die ganze Waffenrüstung Gottes an!“ Verstuzt bleibt der Wanderer stehen. Er denkt eine Weile über die Bedeutung dieses Satzes nach. Wozu bräuchte Gott eine Waffenrüstung? Wozu bräuchte  er selbst eine Waffenrüstung? So eine Rüstung verheißt nichts Gutes. Es klingt nach Krieg.

Der Wanderer wird leicht nervös. Er ist ein friedliebender Mensch. Gegen jemanden zu kämpfen oder jemanden gar umzubringen geht wider seine Natur. Sagt nicht Gott selbst: „Du sollst nicht töten!“? Als er so über die Bedeutung nachdenkt fällt sein Blick auf eine Kiste. Er öffnet sie. In der Kiste befindet sich zu seiner Überraschung eine Waffenrüstung! Diese sieht nicht mehr ganz so neu aus. Sie hat an einigen Stellen Beulen und Kratzer. Aber es ist auch zu erkennen, dass sie gut gepflegt wird. Als der Wanderer sich die Rüstung näher ansieht, entdeckt er in der Kiste ein kleines Büchlein. Auch dieses zeigt schon deutliche Gebrauchsspuren. Scheinbar sind hier schon viele Pilger entlanggekommen, die diese Gebrauchsanleitung gründlich studiert haben und die Waffenrüstung getragen haben.

Der Wanderer beginnt in der Gebrauchsanleitung zu lesen:

„Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt! So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, bekleidet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens! Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt! Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!“

– Epheser 6,11-17

Vorbereitung auf den Kampf gegen die Mächte der Finsternis

Langsam versteht der Wanderer welchen Zweck die Waffenrüstung hat. Er liest die Anleitung noch einmal durch. Sie beginnt mit einer Einleitung über den Verwendungszweck dieser Rüstung. Es muss die ganze Waffenrüstung angezogen werden, um den Listen des Teufels widerstehen zu können. Das lässt darauf schließen, was den Wanderer als nächstes auf seinem Weg begegnen würde. Er würde Satan selbst entgegen treten müssen. Ein kalter Schauer durchläuft den Wanderer. Er sollte dem Fürsten der Finsternis höchstpersönlich begegnen? Er ist doch nur ein kleiner schwacher Wanderer, der schon so oft versagt hatte. Was könnte er gegen den mächtigsten Widersacher Gottes ausrichten?

Noch einmal liest er die Einleitung der Gebrauchsanleitung:

„Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt!“

Der Wanderer beginnt zu verstehen, dass das, was jetzt auf ihn zukommen würde, viel größer war als alles, was er bisher erlebt hatte. Hier musste er nicht einem Menschen gegenüberstehen, sondern dem Bösen höchstpersönlich. All seine menschlichen Kräfte könnten dagegen nichts ausrichten. Doch das müssen sie auch nicht. Deshalb schreibt Gott hier in seiner Bedienungsanleitung gleich zwei Mal, dass diese Waffenrüstung angezogen werden muss. Es nützt nichts, wenn sie in der Kiste liegen bleibt oder vielleicht als Dekoration im Raum steht. Die Waffenrüstung muss angezogen und benutzt werden.

In dieser Einleitung erkennt der Wanderer die tiefe Liebe seines Gottes. Gott weiß, dass seine Pilger von Satan und seinen bösen Geistern auf dem Weg zur himmlischen Stadt angegriffen werden. Er weiß nur allzu gut, dass Satan alles daran setzen wird, um Gottes Kinder zu Fall zu bringen. Gott ist außerdem bewusst, dass es nichts hilfloseres und schwächeres in diesem Universum gibt als der Mensch. Sie sind ihm schutzlos ausgeliefert. Daher hat Gott einen guten Verteidigungsplan ausgearbeitet. Er hat eine geniale Waffenrüstung konzipiert, die den hilflosen Menschen vollständig schützt. Gott hat sie nicht nur selbst entwickelt, sondern auch selbst getestet. Er wurde ein hilfloses Baby, lebte als normaler Mensch auf dieser Erde. Damit war er allen Versuchungen und Attacken Satans genauso ausgesetzt wie wir. Jesus benötigte genau wie jeder Pilger diese Waffenrüstung, um den schmalen Pfad sicher bis zu Ende gehen zu können. Jesus unterzog die Waffenrüstung einen wahren Härtetest. So schwer wie er von Satan angegriffen wurde, wird kein Mensch von ihm versucht. Und die Waffenrüstung hielt stand! Satan konnte Jesus nicht zu Sturz bringen. Das gibt jedem Pilger die Gewissheit, dass er auch sicher Satans Anfechtungen widerstehen kann. Allerdings muss die Waffenrüstung dafür sachgemäß verwendet werden.

Als der Wanderer über die einleitenden Worte nachdenkt, bemerkt er, dass zwei Mal erwähnt wird, die GANZE Waffenrüstung anzulegen. Er beginnt zu begreifen, wie viel hier auf dem Spiel steht. Es geht um sein Leben! Ist ein Teil seines Körpers ungeschützt oder sitzt ein Teil der Waffenrüstung nicht richtig, verschafft das seinem Feind einen Vorteil. Ja, im schlimmsten Fall würde es ihn sein Leben kosten.

Der letzte Satz der Einleitung gibt dem Wanderer Hoffnung: „…damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen bleiben könnt!“ Der Sieg war also möglich. Es ist möglich, Satan zu widerstehen und standhaft zu bleiben. Satan könnte besiegt werden! Was für eine gewaltige Hoffnung! Etwas ermutigter studiert der Wanderer die Gebrauchsanleitung der Waffenrüstung weiter.

Der Gürtel der Wahrheit

Als nächstes liest er: „So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit“. Der Wanderer stöbert in der Kiste nach dem Gürtel. Schließlich findet er ihn. Sofort legt er ihn sich um. 

Zur Zeit der Römer trugen auch die Männer lange Gewänder, ähnlich wie Kleider. Wenn man sich aber schnell fortbewegen musste, konnte so ein Gewand hinderlich sein. Daher diente der Gürtel dazu, das Gewand hochzubinden, um Beinfreiheit herzustellen. Dies sorgte für die nötige Wendigkeit im Kampf. Ansonsten bestand die Gefahr, mit seinem Gewand irgendwo hängen zu bleiben und gar selbst darüber zu stolpern. So dient die Wahrheit als Vorbereitung auf den Kampf. 

Die Wahrheit lässt den Gläubigen sicher gehen. Er hat ein sicheres Fundament, das ihn vor dem Stolpern bewahrt. Ohne eine klare Wahrheit gibt es keine Sicherheit. Außerdem dient ein Gürtel dazu, alles zusammen zu halten. Man konnte daran auch die Scheide für das Schwert, ein Messer oder seine Trinkflasche befestigen. Die Wahrheit hält also alles zusammen und macht einsatzbereit für den Kampf.

Der Brustpanzer der Gerechtigkeit

Als Nächstes liest der Wanderer über den Brustpanzer der Gerechtigkeit. Der ist nicht schwer in der Kiste zu finden. Obwohl er einige Kampfspuren aufweist, ist er voll intakt. Der Wanderer zieht sich den Brustpanzer über und stellt erstaunt fest, dass er ihm haargenau passt. Es passt wie angegossen, so als wäre er nur für ihn gemacht worden. Mit diesem Brustpanzer fühlt sich der Wanderer schon viel sicherer. Er spürt, wie ihn eine gewisse Geborgenheit und Ruhe überkommt. Der Brustpanzer steht für die Gerechtigkeit Jesu. Nur wer gerecht ist, kann gegen Satan gewinnen. Sünde macht einen Menschen zum Sklaven Satans. Nur die Gerechtigkeit Jesu kann einen Menschen von der Sünde reinigen. Jesus gibt seinen Kindern seine Gerechtigkeit. Damit stehen wir vor Gott und dem Weltall so da als hätten wir niemals gesündigt. Das entzieht uns der Macht Satans. Er kann uns nichts anhaben, solange wir in Jesu Gerechtigkeit geborgen sind. Diese Gerechtigkeit ist nicht unsere eigene. Sie ist kein Teil unserer Körpers. Sie muss uns von außen gegeben werden. So wie der Soldat den Brustpanzer anzieht, müssen wir Jesu Gerechtigkeit annehmen. Das bedeutet wir müssen uns allein auf Jesu Dienste verlassen. Wir können selbst nichts tun, um uns vor Gott besser darzustellen. All das ist ein Geschenk von Jesus.

Die Schuhe der Verkündigung der Botschaft der Hoffnung

Nach dem der Wanderer den Brustpanzer angezogen hat, entdeckt er die Schuhe. Er schlägt in der Gebrauchsanleitung nach, welchen Nutzen diese haben. Dort erfährt er, dass sie für die Bereitschaft zur Verkündigung der Botschaft des Friedens stehen. Verwundert fragt sich der Wanderer, wie ihm das helfen soll, Satan zu besiegen? Er denkt unter Gebet ein wenig darüber nach.

Schuhe dienen als Schutz für die Füße. Sie beschützen die Füße, damit sie dort hingehen können, wohin sie der Befehl auch führen mag. Interessant ist, dass Gott seinen Kindern nicht befiehlt gegen Satan in den Krieg zu ziehen. Nein, der Auftrag lautet, die Botschaft des Friedens zu verkündigen. Gott will keinen Krieg, sein tiefstes Herzensanliegen ist Frieden! Er hat den Frieden für die Menschheit erwirkt. Diese frohe Botschaft muss von seinen Boten in die ganze Welt hinausgetragen werden. Der Feind möchte nur nicht, dass die Menschen von dieser Botschaft erfahren, denn dann verliert er seine Untertanen. Daher setzt er alles daran, die Boten an der Verkündigung zu hindern.

Aber Gott fordert uns nicht dazu auf, dass wir gegen Satan kämpfen. Unser Fokus soll auf der Verkündigung der Botschaft der Hoffnung sein. Unser Leben soll ein lebendiges Zeugnis für die Wahrheit dieser wunderbaren Neuigkeiten sein. Wenn wir bereit sind, diese Botschaft zu leben und weiterzusagen, dann wird automatisch der Widerstand kommen. Wir müssen nicht überall nach Satan und seinen schlauen Taktiken Ausschau halten und sie studieren. Wir sollten uns auf die Menschen konzentrieren, die keine Hoffnung haben und ihnen von unserer Hoffnung erzählen. Das wird für genug Widerstand sorgen. Das ist garantiert!

Die Botschaft der Hoffnung weiterzugeben ist aber auch ein Schutz gegen die Versuchung. Unsere Worte haben immer Rückwirkung auf uns selbst. Wenn wir von unserer Hoffnung und unseren Erfahrungen mit Gott erzählen, dann wirkt das wie ein doppelter Segen auf uns zurück. Dadurch wird nicht nur das Herz unseres Zuhörers ermutigt, sondern wir selbst werden näher zu Gott gezogen. Somit verlieren Satans Illusionen ihren Einfluss auf uns. Wenn man sich hingegeben aber auf das Negative fokussiert, dann werden andere und ich selbst entmutigt. Das verschafft Satan wiederum einen Vorteil. Das wollen wir doch nicht, oder?

Der Wanderer schlüpft in die Schuhe und stellt fest, dass sie sehr bequem und leicht sind. Es läuft sich wie auf Wolken in diesen Schuhen.

Das Schild des Glaubens

Dann nimmt er wieder die Gebrauchsanleitung in die Hand. Dort steht als Nächstes: „Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt!“

Das Schild liegt ganz unten in der Kiste. Der Wanderer hat etwas Mühe, das Schild herauszuheben. Es hat ein hohes Eigengewicht. Die Handhabung muss er ein wenig üben. Doch in der Gebrauchsanleitung sind einige Übungen und praktische Beispiele enthalten. So liest der Wanderer von einigen der Glaubenshelden, wie Abraham, Jakob, Josef, David, Paulus und vielen mehr, wie sie den Schild des Glaubens gegen Satans feurige Pfeile eingesetzt haben.

Satan attackiert die Gläubigen ständig mit verschiedensten feurigen Pfeilen. Er weiß mit welcher Sorte Pfeile er den Einzelnen am meisten verwunden kann. Bei dem einen klappt Entmutigung ganz gut, den anderen kann er mit Überarbeiten zu Fall bringen. Ein anderer kämpft gegen die Unmäßigkeit im Essen. Wieder ein anderer hat ein sehr großes Ego. Diese Liste könnte unendlich fortgesetzt werden. Satan hat die Menschheit genauestens studiert. Er weiß, wie er jeden von uns anzugreifen hat, damit er uns stürzen kann. Und wie oft hat er damit schon Erfolg gehabt! Doch das muss nicht sein! Gott hat uns den Schild des Glaubens gegeben. Aber Glaube muss trainiert werden. Er ist nicht sofort da. Er wächst langsam, durch Training. Er ist wie ein Muskel, der durch kontinuierliches Krafttraining aufgebaut werden muss. Das erfordert Ausdauer und das Einstecken von Rückschlägen. Doch durch regelmäßiges Training kann der Glaube groß und stark werden. Jeden Tag gibt uns Gott genug Möglichkeiten, unser Vertrauen in ihn zu trainieren. Es beginnt bei den kleinen Herausforderungen des täglichen Lebens und geht bis zu großen Lebenskrisen. Alles, was wir tun müssen, um diesen Glaubensmuskel zu trainieren, ist unseren Willen den Willen Gottes in jeder Situation unterzuordnen. Es ist leichter gesagt als getan. Aber im Endeffekt ist das alles. Wenn wir in jeder Situation nach dem Willen Gottes handeln, stirbt unser Ego und Satan hat keine Angriffsfläche mehr. Gib nicht auf, wenn dein Wille noch sehr stark ist und sich immer wieder durchsetzt. Probiere es immer wieder neu und bitte Gott um die nötige Kraft! Er wird dich nicht im Stich lassen!

Der Helm des Heils

Jetzt befinden sich nur noch zwei Gegenstände in der Kiste. Der Wanderer nimmt den Helm des Heils heraus und setzt ihn sich auf. Es fühlt sich zunächst etwas ungewohnt an. Aber dem Wanderer ist bewusst, dass dieser Metallhelm seinen Kopf vor Schäden bewahrt. Im Kopf befindet sich unser Gehirn. Das ist die Steuerzentrale für unseren gesamten Körper. Ist hier ein Fehler, gibt es Probleme im Körper. Hinter der Stirn befindet sich unser Frontalhirn. Dort sitzt unser Denken und unser Gewissen. Durch diesen Teil unserer Gehirns kommuniziert Gott mit uns. Unser Gehirn arbeitet mit Frequenzen. Satan kennt sich da richtig gut aus und hat sich ganz viel einfallen lassen, um die feinen und höchst sensiblen Nerven zu schädigen. Er tut dies durch ungesunde Nahrung, Schlaf- und Bewegungsmangel, Musik, Filme, Reizmittel wie Kaffee, Alkohol, Zucker und Unmäßigkeit in allen Lebensbereichen. Dadurch werden unsere feinen Hirnnerven beschädigt und wir können Gottes leise Stimme nicht mehr hören, die zu uns sprechen möchte. Gott sei Dank hat er unserem Gehirn eine gewisse Regenerationsfähigkeit gegeben. Wenn auch nicht aller Schaden rückgängig gemacht werden kann, so kann die Leistung soweit wieder hergestellt werden, dass eine Verbindung zu Gott wieder möglich ist.

Daher ist es absolut wichtig, dass wir unser Gehirn schützen. Dazu hat Gott uns den Helm des Heils gegeben. Das Heil ist die Erlösung durch Jesus. Dies sollte der Gegenstand unseres Nachdenkens sein. Über Gott und seinen Erlösungsplan nachzudenken hat eine heilende Wirkung auf unser Gehirn. Man wird ganz automatisch den Geschmack an den anderen Dingen verlieren, weil man in Jesus etwas viel besseres gefunden hat. Doch dies ist ein beständiger Kampf, die Gedanken in die richtige Richtung zu lenken.

Das Schwert des Geistes

Als letztes liegt nur noch ein Gegenstand in der Kiste. Ehrfürchtig hebt der Wanderer das Schwert des Geistes hoch. Er zieht es aus der Scheide. Zum Vorschein kommt ein glänzendes, scharfes zweischneidiges Schwert. Dem Wanderer fällt auf, dass dies die erste und einzige Waffe ist. Die anderen Dinge dienen der Verteidigung. Das Schwert ist das einzige, was auch zum Angriff genutzt werden kann. Vorsichtig schwingt der Wanderer das Schwert. Auch hier stellt er fest, dass die Handhabung gar nicht so leicht ist. In der Anleitung studiert er, wie das Schwert zu gebrauchen ist. Er liest von Jesus, wie er in der Wüste von Satan versucht wurde. Jesus begegnete Satan stets mit einem „Es steht geschrieben!“ Dagegen konnte sein Gegner nichts ausrichten. Durch das Wort Gottes konnte Jesus Satan besiegen. In dem Wort Gottes steckt selbst die Kraft. Wenn Gott spricht, dann geschieht es. Das kann nichts auf dieser Welt ändern!

Gott hat uns in seinem Wort viele Verheißungen gegeben, die wir anwenden können. In ihnen ist die Kraft bereits enthalten. Wir müssen sie nur im Glauben in Anspruch nehmen und die Bedingungen erfüllen. Wir sind oft so kraftlos gegen Satan, weil wir Gottes Wort nicht kennen und seine Kraft noch nicht wirklich erlebt haben. Die Kraftquelle ist uns frei zugänglich, doch wie wenig machen wir davon Gebrauch! Wir klagen und jammern, wie schwer unsere Lasten sind. Dadurch erlangt Satan einen Vorteil. Wir können vielleicht den Rest der Waffenrüstung tragen, aber ohne das Wort Gottes, können wir nicht standhaft bleiben. Vielmehr hat das Wort die Kraft, Satan tödliche Hiebe zu versetzen. Wir können ihn durch die Verheißungen in Gottes Wort zurückdrängen und überwinden. Aber auch das erfordert ein wenig Übung und Glauben.

Die Ausgewogenheit der Waffenrüstung

Überhaupt kann man keinen Teil der Waffenrüstung ohne das andere verwenden. Nur im Gesamtpaket macht es Sinn. Wenn ein Teil fehlt oder ein anderes überbetont wird, wird es unausgeglichen. Zum Beispiel kann jemand die Gerechtigkeit aus Glauben sehr stark betonen, dass wir nur durch den Glauben an Jesus gerettet werden können. Das ist richtig. Aber bei dem Schwert des Geistes sehen wir, dass wir auch selbst aktiv werden müssen. Wir müssen Gottes Wort anwenden und ihm gehorchen, um wirklich siegreich zu sein. Keines der Teile darf überbetont oder in seiner Wichtigkeit heruntergesetzt werden. Ansonsten wird man wieder ein leichtes Opfer für Satan. Um den Umgang mit der Waffenrüstung zu üben, braucht es beständiges Gebet, Wachsamkeit und ein gründliches Studium des Wortes Gottes. Doch all das bringt nichts, wenn man das Erkannte nicht auslebt und weitergibt. Dann bleibt es nutzlose Theorie. Das ist dann wie eine historische, fein restaurierte Ritterrüstung im Museum.

Der Wanderer hat nun die gesamte Waffenrüsten angezogen. Er probiert einige Schritte darin zu gehen. Etwas ungeschickt schwingt er das Schwert. Er merkt, dass er noch einiges an Übung benötigt, um die Handhabung der Waffenrüstung sicher zu erlernen. Doch er hat einen guten Lehrmeister, Jesus, der mit ihm geduldig übt, bis er bereit für den Kampf ist.

Nach einiger Zeit des Trainings wird es nun Zeit, den Weg fortzusetzen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl, aber völlig der Waffenrüstung vertrauend, begibt sich der Wanderer in Richtung Schlucht der Versuchung.

Was den Wanderer als Nächstes erwartet, kann hier im nächsten Beitrag nachgelesen werden.

13. Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

In meinen frühen Zwanzigern,
als ich noch jung im Glauben war,
besuchte ich viele Jugendkongresse meiner Gemeinde. Das waren immer besondere Wochenenden. Auf meinem ersten „Youth in Mission-Congress“ im Jahr 2010 hatte ich mich für die Taufe entschieden. Auch reifte seit diesem Kongress in mir der Wunsch, eine Missionsschule zu besuchen. Solche Kongresse sind Orte, an denen man kleine und große Entscheidungen trifft. Die Ansprachen sind motivierend. Man bekommt Hoffnung, dass man seine Lieblingssünden überwinden kann und dass man ein neuer Mensch werden kann. Oft bin ich begeistert nach Hause gefahren und war mir sicher, dass sich in meinem Leben etwas verändert hat. Mein Glaube war gestärkt und ich war mit Jesus fester denn je verbunden.

Doch es dauerte nie lange bis der Alltagstrott zurückkehrte. Schneller als einem lieb war, befand man sich in dem selben Hamsterrad und auch wieder in den alten Sünden, die man eigentlich auf dem Kongress hinter sich gelassen hatte. Diese Erfahrungen entmutigten mich. Ich war frustriert. Auf dem Kongress erlebte ich eine intensive Zeit mit Gott. Ich lernte so viel über ihn, traf begeisterte junge Menschen in meinem Alter, betete mit ihnen um Veränderung in unseren Leben, traf Entscheidungen noch ernster mit Gott zu machen und hörte Ansprachen, die mir sagten, dass ich verändert von diesem Kongress nach Hause fahren werde. Diese Kongresse waren geistliche Tankstellen für mich. Doch als ich merkte, dass sich zu Hause nicht viel verändert hatte, zog es mich nur um so weiter nach unten.

So ist es oft im Leben: nach einem (geistlichen) Höhepunkt folgt danach ein umso tieferes Tief. Dieselbe Erfahrung hatte ich übrigens nach meiner Taufe. Bei mir führte das soweit, dass ich aufhörte auf solche Jugendkongresse zu fahren, denn ich wollte keine geistlichen Achterbahnfahrten mehr erleben.

Geistliche Höhepunkte

So wie mir und vielleicht dem ein oder anderen Leser erging es auch dem Wanderer. Wie im letzten Beitrag zu lesen war, hatte er einen geistlichen Höhepunkt erlebt. Zuerst war er an der Quelle des Lebens gewesen, dann ging er mit Jesus über das Meer der Sorgen, um im Anschluss einen ganzen Tag in intensivster Gemeinschaft mit Jesus zu verbringen. Das waren viele starke Erlebnisse innerhalb kürzester Zeit. Der Wanderer verbrachte viele wunderschöne Stunden unter den herrlich blühenden Kirschbäumen im intensiven Gespräch mit Jesus. Sein Herz war gestärkt, ermutigt und bereit für die weitere Reise. Er war überglücklich. Die Gemeinschaft mit Jesus erfüllte ihn mit der tiefsten Freude, die er bisher in seinem Leben erfahren durfte.

Die Reise geht weiter

Doch nun war die Zeit für den Wanderer gekommen, seine Wanderung auf dem schmalen Weg fortzusetzen. Der Pfad, auf dem der Wanderer jetzt geht, ist hell. Er ist von saftig grünen Wiesen mit bunten Blumen begrenzt. In der Ferne hört er das Rauschen eines mächtigen Wasserfalles. Durch das Wasser ist die Luft angenehm und der Weg ist leicht zu gehen.

Auf einmal endet der Weg scheinbar abrupt. Der Wanderer steht vor einer riesigen Felswand. Als er genauer hinschaut, sieht er einen Spalt in der Felswand, der bis zum Boden ragt. Er erinnert sich daran, dass Jesus ihm von der Schlucht der geistlichen Finsternis erzählt hatte. Das musste sie sein! Auf der Felswand ist eine Tafel angebracht auf welcher steht: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte!“. Als der Wanderer diese Inschrift liest, fällt ihm wieder die Lampe ein, die Jesus ihm mitgegeben hatte. Er holt sie hervor und bringt sie zum Leuchten. Vorsichtig leuchtet er in die dunkle Schlucht hinein. Der Weg führte tatsächlich durch die Felswand hindurch. Mutig macht der Wanderer einen Schritt in die Schlucht. Auf einmal umgibt ihn absolute Dunkelheit. Feuchte, kalte Luft schlägt ihm entgegen. Sofort fühlt sich seine Kleidung klamm an. Er beginnt zu frösteln. Das Rauschen des Wasserfalls ist nicht mehr zu hören. Es herrscht absolute Stille. Bis auf ein gelegentliches leises „Platsch“, wenn ein Tropfen von den triefend nassen Wänden auf den Boden fällt.

Durch die Schlucht der geistlichen Finsternis

Der Weg ist glitschig und geht steil bergauf. Der Pfad ist sehr schmal. Trotz der Lampe stößt sich der Wanderer immer wieder an den scharfen Felswänden. Manchmal wird der Weg so eng, dass sich der Wanderer zwischen die Wände durch quetschen muss. An anderen Stellen kann er nur hindurch krabbeln.

Wie anders hier doch alles ist! Die Zeit mit Jesus unter den blühenden Kirschbäumen, wo alles hell, warm und freundlich war, schien eine Ewigkeit zurück zu liegen. Dem Wanderer kommt das wie ein schöner Traum vor. Doch jetzt steckte er mitten in einem Albtraum fest, aus dem er nicht aufwachen konnte! Und er steckt wortwörtlich fest! Der Weg war so schmal, dass er nur noch eine Röhre in der Wand war. Der Wanderer musste sein Gepäck abnehmen und es vor sich her schieben. Nur so konnte er vorwärts kommen. Stück für Stück schiebt er sich weiter. Dabei schneiden ihn die scharfkantigen Felsen. Jede Vorwärtsbewegung ist schmerzhaft. Dazu kommt die Dunkelheit, die Stille und die feuchte Kälte. Schnell kann man in so einer Situation verzweifeln. Wie lang ist der Weg noch? Gibt es überhaupt einen Ausgang? Oder steckte man hier auf ewig fest? Die Dunkelheit kann einen fast den Verstand rauben. Was wäre, wenn der Sauerstoff ausgeht? Zu ersticken ist kein schöner Tod. Wieder um zu kehren und sich den ganzen Weg zurück zu kämpfen ist auch keine Option.


Das Licht

Doch der Wanderer hat seine Lampe dabei. Munter flackert das Licht vor sich hin und erleuchtet die Umrisse des Weges. „Weg“ war allerdings etwas zu viel gesagt. Es war wirklich nur eine Art ganz schmaler Gang. Doch das Licht hilft dem Wanderer nicht aufzugeben. Es erinnerte ihn an den, der ihm dieses Licht gegeben hatte. Er hatte ihn auf die Schlucht vorbereitet und ihm ein paar Tipps mitgegeben. So hatte ihm Jesus versprochen, dass auch wenn die Schlucht endlos schien, sie doch ein Ende haben würde. Der Wanderer solle sich immer das Ziel vor Augen halten. Außerdem solle er nicht so viel über seine aktuelle Situation nachdenken. Würde er über die Herausforderungen in der Schlucht denken, würde er sie in seinem Denken noch vergrößern und ihm würde der Mut sinken. Vielmehr sollte er an die vor ihm liegende Freude denken. Dabei kann ihm die letzte Erfahrung eine Hilfe sein. Er durfte einen kleinen Vorgeschmack des Himmels mit Jesus erleben. Wie viel herrlicher würde es sein, wenn er endlich am Ziel angekommen wäre. Auf keinem Fall durfte er sich gedanklich um sich selber drehen. Doch genau das versucht der Widersacher. Er führt dem Wanderer seine Schwachheiten vor Augen. Er zeigt, wie oft er schon versagt hatte und dass er jetzt wieder Jesus enttäuschen würde. Er lenkt die Gedanken auf all die Wunden, die der Wanderer in der Schlucht erlitten hat. Auf einmal spürt er die Schmerzen am ganzen Körper. Er spürt, wie ihm seine Kräfte schwinden. Dazu noch die Enge und die drückende Finsternis. Würde er hier überhaupt lebend hinaus kommen? Panik breitet sich wie ein Nebel in dem Wanderer auf. Doch dieser schaut auf die Lampe. Sie leuchtet noch genauso stark wie am Eingang zu der Schlucht. Ja, mehr noch! Der Wanderer meint, dass sie sogar noch heller leuchten würde als zuvor! Je dunkler es ist, umso heller scheint das Licht.


Der Glaube siegt!

Dieses Licht ist eine Erinnerung an den, der es ihm gegeben hat. Er hat versprochen, bei ihm zu sein und ihm die Kraft zu geben, die er bräuchte. Kraft war jetzt genau das, was der Wanderer brauchte! So betet er zu Gott und nimmt im Glauben seine Verheißungen in Anspruch. Nach dem er Gott gedankt hat, dass dieser seine Gebete beantwortet hat, setzt der Wanderer seinen mühsamen Weg fort. Je mehr er sich vorwärts kämpft, umso mehr durchströmt ihn neue Kraft.

Nach einigen Metern stellt der Wanderer fest, dass der Weg zunehmend wieder breiter wird. Er muss nicht mehr auf dem Bauch kriechen, sondern kann auf allen Vieren vorankommen. Irgendwann wird der Weg so breit, dass er gebückt gehen kann. Schließlich kann er sich wieder aufrichten. Jetzt bemerkt der Wanderer auch, dass ein angenehm warmer Luftzug ihm entgegen kommt. Und ist da vorne nicht sogar ein Lichtschimmer zu sehen? Das letzte Stück in der Schlucht geht zwar noch einmal steil bergauf. Doch dies kümmert den Wanderer nicht. Er will nur noch aus dieser Dunkelheit hinaus! Neue Energie durchströmt ihn. Zügig, aber dennoch vorsichtig klettert der Wanderer den steilen Pfad hinauf. Manchmal rutscht er auf den nassen Felsen ab. Doch er kann sich immer wieder auffangen. Und plötzlich steht er im Freien! Warme Sonnenstrahlen begrüßen ihn. Er hört das fröhliche Zwitschern der Vögel und spürt das Streichen einer sanften Brise über sein Gesicht. Er hat es geschafft! Durch die Lampe hatte er bis auf ein paar Schrammen und Kratzer wohlbehalten aus der Schlucht der geistlichen Finsternis herausgefunden! Der Wanderer preist und dankt Gott für diese herrliche Lampe, die er ihm zur Verfügung gestellt hatte!

Die Anwendung

Der Wanderer konnte die geistliche Finsternis besiegen, weil er sich auf das Licht fokussiert hat. Auch wenn er Jesus nicht mehr sehen konnte und scheinbar alles gegen den Glauben sprach, hielt er sich das Ziel vor Augen. Das half ihm, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern die Finsternis zu besiegen.

Genauso können wir in entmutigenden Situationen siegreich sein. Manchmal scheint es so, als hätte sich Gott von uns zurück gezogen. Alles scheint schief zu gehen, als wären wir des Segens Gottes beraubt. Doch Gott hat uns Licht gegeben, damit wir in jeder Situation treu bleiben können. Dieses Licht ist sein Wort, die Bibel. In ihr finden wir viele Geschichten von Menschen, die ähnliche Probleme hatten wie wir. Wir können aus ihrem Versagen und ihren Siegen lernen. Außerdem finden sich in der Bibel viele Mut machende Verheißungen, aber auch Ermahnungen, die uns korrigieren wollen und uns so helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben. .

Wir müssen sie nur benutzen. Es bringt nichts, wenn die Bibel dekorativ im Schrank steht, sie will gelesen werden. Aber es bringt auch nichts, die Bibel zu lesen und theoretisch verstanden zu haben, was Gott mir sagen will.

Die Bibel muss ins praktische Leben integriert werden! Daran scheitern viele. Wir wissen, dass Gott uns sagt: „Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!“ (Jesaja 41,10). Doch glauben wir, dass das wirklich wahr ist? Glauben wir, dass Jesus in diesem Moment bei mir ist und bereit ist, mir mit meinem Problem hier und jetzt zu helfen? Glauben wir, dass er MIR helfen KANN und helfen WILL? Kann ich meine Sorgen und Probleme im Gebet bei Jesus wirklich ablegen oder nehme ich sie nach dem „Amen“ wieder mit?

Wir können gut in der Theorie über all das reden, aber praktizieren wir es auch?
Ich lade dich, lieber Leser ein, nimm deine Lampe und benutze sie! Studiere nicht nur die Bedienungsanleitung, wie man sie anwendet, sondern setze es in die Praxis um! Ich garantiere dir, dann wird dir ein Licht aufgehen und die Finsternis, die Satan ständig um uns webt, hat keine Macht mehr!

Nach all den Herausforderungen kommt als Nächstes die wohlverdiente Sabbatruhe!

14. Sabbatruhe

Endlich Ruhe!
Wer kennt das nicht?
Gerade in dem hektischen Treiben dieser hochtechnisierten Zeit ist Ruhe Mangelware geworden. Wie sehr freuen wir uns auf das Wochenende oder den langersehnten Urlaub, wo wir uns endlich mal ausruhen können. Manchmal freut man sich nach einem harten Arbeitstag nur darauf, einfach ins Bett zu fallen und zu schlafen. Ruhe ist eines unserer Grundbedürfnisse und ein sehr wichtiger Heilfaktor für unsere Gesundheit.

All das wusste unser Schöpfer als er uns geschaffen hatte. Aus diesem Grund hat er sich etwas überaus geniales einfallen lassen. Er hat die Woche so aufgebaut, dass wir jede Woche einen ganzen Tag ruhen können. Wir lesen in 1. Mose 2,1-3:

„So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Werk, das Gott schuf, als er es machte.“ 

Der Sabbat und die Ehe sind die beiden Vermächtnisse, die unsere Menschenfamilie aus dem Garten Eden mitnehmen durfte. Wenn schon Gott und unsere sündlosen Ureltern ruhen sollten, wie viel mehr trifft das heute auf uns zu!

Dieses besondere Geschenk aus Eden durfte auch unser Wanderer genießen.

Der Studel der Zeit

Der Wanderer ist bereits sehr lange auf dem schmalen Weg unterwegs. Und es war wahrlich kein Spaziergang bisher! Der Wanderer musste viele Entbehrungen, Prüfungen und Schwierigkeiten überwinden. Mehrmals hat er dem Tod direkt ins Auge geblickt. Oft hatten ihn seine Kräfte verlassen und er konnte sich nur auf Gott verlassen. Dies alles hinterlässt Spuren. Das weiß Gott.

Daher hat er auf dem Weg immer wieder verschiedene Orte zur Erholung und zum Kraftschöpfen eingebaut. So konnte der Wanderer in der Gemeinschaft mit Gleichgläubigen und an der Quelle des Lebens auftanken. Er durfte sogar mit der Lebensquelle selbst, Jesus, Gemeinschaft haben und mit ihm reden.

Doch Gott weiß wie wir Menschen ticken. Schnell verlieren wir im Trubel und den Herausforderungen des Alltags den Blick für das Wesentliche. Wir nehmen uns wenig Zeit für Gott. Vielmehr lassen wir uns vom Strudel der Geschäftigkeit mitreisen. Vielleicht machen wir früh eine kurze Andacht und bitten um den Segen Gottes für den Tag. Aber halten wir wirklich inne, um ECHTE Gemeinschaft mit Gott zu pflegen? Was ist das für eine Beziehung, wenn der Partner jeden Morgen nur kurz sagt, dass er mich liebt und dann alles aufzählt, was er wünscht, was ich heute für ihn tun soll? Den Rest des Tages lebt man dann getrennte Leben. Nur wenn der Partner etwas benötigt kommt er und bittet darum. So eine Beziehung möchte doch keiner haben, oder? Gott möchte auch nicht so eine Beziehung mit uns.

Er möchte gerne Anteil an unserem Leben haben. Er möchte wissen, was uns beschäftigt, was uns Sorgen macht, worüber wir uns freuen. Er hört uns gerne zu, wenn wir die innigsten Herzensanliegen mit ihm teilen. Doch was ist das für eine Beziehung, wenn nur einer redet und der andere nur zu hört? Gott möchte sich auch mitteilen. Er möchte seinen Plan für unser Leben offenbaren. Er möchte unsere Gedanken in die richtige Richtung lenken. Er möchte uns zeigen, was er in unserem Leben verändern möchten. Er hat so viele Ideen, wie er uns helfen möchte. Doch wir nehmen uns nicht die Zeit, ihm zu zu hören. Wir bestürmen Gott mit unseren Bitten und stürzen ohne auf eine Antwort zu warten gleich wieder in unseren Alltag.

Der Tag zur Entschleunigung

Gott weiß, wie wir ticken und wie schnell wir uns in dem Alltagsstress verfangen lassen. Daher hat er uns einmal in der Woche einen Tag gegeben, um uns daraus zu holen. Einen Tag zur Entschleunigung. Einen Tag, an dem wir nicht unserem Alltag nachgehen müssen. Wir müssen uns nicht Gedanken über das Einkaufen, Kochen, Putzen und Arbeiten machen. Das alles kann man an diesem Tag getrost zur Seite legen. Dafür können wir uns an diesem Tag Zeit für das nehmen, was wirklich zählt: intensive Zeit mit Gott, Zeit ihn (in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen) anzubeten, sein Wort zu studieren. Es ist auch ein Tag, um in die Natur zu gehen und dort mit Gott Gemeinschaft zu pflegen, weit weg vom Trubel und der Hektik der Städte. Aber der Sabbat ist auch Zeit für Familie und Glaubensgeschwister. Es ist eine Zeit, um sich auszutauschen, Anteil zu nehmen und sich gegenseitig zu ermahnen und zu ermutigen. Ein Aspekt, der gerne vernachlässigt wird, ist folgender: Der Sabbat ist auch ein Tag, an dem man sich um die Bedürfnisse der Mitmenschen kümmern kann. Dieser Tag sollte zum Segen für alle werden, also auch für die Hilfsbedürftigen und Kranken.

Oft wird der Sabbat als ein Tag gesehen, an dem man sich erholt und viel schläft. Doch das ist nicht die eigentliche Bedeutung des Sabbats. Lasst uns kurz einen Blick in das Sabbatgebot werfen (2. Mose 20,8-11):

„Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und geheiligt.“

Die wöchentliche Verabredung mit Gott

Gott weiß, wie vergesslich wir Menschen sind. Deswegen fordert er uns auf, des Sabbats zu GEDENKEN! Wir sollen ihn nicht vergessen. Aber wir sollen nicht nur daran denken, sondern ihn auch heilig halten. Es würde jetzt zu weit führen, das alles im Detail zu erläutern. Aber Prinzip bedeutet das Heilighalten alles Irdische, z.B. die Arbeit, ruhen zu lassen und sich ganz auf Gott zu fokussieren. Das muss nicht bedeuten, dass wir den ganzen Sabbat in der Bibel lesen und beten. Nein, wie bereits erwähnt, bedeutet es auch Zeit in der Natur oder mit der Familie und den Dienst am Mitmenschen. Das schließt mit ein, dass wir am Sabbat noch genug Energie für dafür übrig haben. Gott möchte nicht, dass wir uns unter der Woche so zu Tode arbeiten, dass wir am Sabbat zu nichts mehr in der Lage sind und nur noch schlafen. Das ist NICHT der Sinn des Sabbats!

Gott ist es übrigens nicht egal, welchen Tag wir als Sabbat feiern. Er hat auf den 7. Tag der Woche, also den Samstag seinen Segen gelegt und ihn geheiligt. D.h. Gott hat den Sabbat auf ein besonderes Podest erhoben. Er hat sich diesen Tag ausgesucht, um mit uns eine ganz besondere Gemeinschaft zu haben. Da können wir nicht sagen, dass wir an einem anderen Tag kommen wollen.

Das ist so wie wenn wir einen Termin bei einer wichtigen Persönlichkeit bekommen würden. Diese Person gibt den Termin und den Ort des Treffens vor. Werde ich aber einen Tag vorher oder später an diesem Ort erscheinen, wird die Person nicht dort sein. So ist es mit dem Sabbat auch. Gott hat gesagt: „Ich möchte mich mit dir jeden 7. Tag der Woche treffen. Ich freue mich, dich zu sehen und mit dir eine besondere Zeit zu verbringen!“ Kommen wir an einem anderen Tag, werden wir Gott verpassen. Sind wir aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wird das ein großer Segen werden und wir werden mit neuer Kraft für die kommende Woche ausgerüstet.

Es gibt noch so viel mehr über den Sabbat sagen. Wie über die Bedeutung der gemeinsamen Anbetung oder das Prinzip der Sabbatruhe. Der Sabbat ist nämlich ein Symbol dafür, dass wir in Gott ruhen und mit unseren eigenen Werken aufhören, so wie wir am Sabbat unsere alltägliche Arbeiten nieder legen. Durch das Niederlegen der Arbeit und unserer Alltagssorgen am Sabbat drücken wir unser Vertrauen aus, dass Gott für all unsere Bedürfnisse sorgt. Wir sind vollständig abhängig von ihm. Der Sabbat ist also ein wichtiges Symbol für die absolute Übergabe und Vertrauen in Gott.  Dieses Symbol der Sabbatruhe zeigt sich auch im Sieg über unsere Sünden, welcher von dem süßen Frieden Gottes begleitet ist. Wir kommen also in Gott zur Ruhe. Wer darüber mehr erfahren möchte, kann mich gerne kontaktieren!

Die zweite Wegkreuzung

Lasst uns jetzt zu unserem Wanderer zurückkehren und sehen, wie er die Sabbatruhe erlebt.

Als der Wanderer die Schlucht der geistlichen Finsternis verlassen hat, bemerkt er, wie müde und erschöpft er ist. Er sehnt sich einfach nur nach Ruhe. Als er seinen Weg müden Schrittes fortsetzt, kommt er an eine Weggabelung. Zu seiner Rechten befindet sich ein schönes Wäldchen, was zur Erholung einlädt. Als der Wanderer nach links schaut, sieht es weniger beschaulich aus. Er sieht eine wackelige Hängebrücke, die über eine tiefe Schlucht gespannt ist. Der Wanderer nähert sich der Schlucht und wagt einen Blick nach unten. Als er hinunter sieht wird ihm ganz schwindelig. Die Schlucht ist dunkel und kalt. Sie ist so tief, dass er den Boden nicht sehen kann. Nebelschwaden schweben durch die Schlucht. Es ist ein überaus angsteinflößender und ungemütlicher Ort.

Als er sich die alte Brücke näher anschaut, sieht er, dass jemand gerade auf dieser die Schlucht überquert. Bei genauerem Hinschauen erkennt er eine Frau. Sie hält sich verzweifelt an den morschen Geländern der Brücke fest. Bei jedem ihrer Schritte wankt die Brücke gefährlich. Es sind furchtbare Knack- und Knarrgeräusche zu hören, so als würde die Brücke jeder Zeit drohen einzustürzen. Die Frau beschleunigt ihre Schritte. Dabei schwankt die Brücke noch bedrohlicher.

Der Wanderer eilt zur Brücke und versucht sie ein wenig zu stabilisieren. Das kostet ihm all seine verbleibenden Kräfte. Er ruft der Frau ermutigende Worte zu.

Schließlich hat sie sicher das Ende der Schlucht erreicht. Erleichtert bedankt sie sich bei dem Wanderer für seine Unterstützung. Beim genaueren Betrachten der Frau erschrickt der Wanderer. Er kann sich nicht erinnern, in seinem Leben schon einmal so eine auslaugte und ausgezehrte Frau gesehen zu haben. Es scheint, als wäre nahezu jegliches Leben aus ihr entwichen. Ihn wundert es, wie sie es überhaupt über diese Brücke geschafft hatte.

Erfahrungsaustausch – ein wichtiger Teil des Sabbats

Der Wanderer schlägt vor, dass sie den Weg gemeinsam bis zum dem Wäldchen weiter gehen. Doch die Frau ist so entkräftet, dass sie kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. So stützt der Wanderer die Frau. Langsam erreichen die beiden das angenehm kühle Wäldchen.

Hier wurde eine Rastort für müde Wanderer eingerichtet. Frisches Brot und kühles Wasser stehen zur Stärkung der Pilger bereit. Die beiden nehmen dankbar die einfache Speise zu sich.

Innerhalb kürzester Zeit geht in der Frau eine erstaunliche Veränderung vor. Ihr fahles, eingefallenes Gesicht nimmt wieder eine gesunde Farbe an. Die müden Augen beginnen zu leuchten und die Gesichtszüge werden fröhlicher. Sie beginnt Gott für ihre wundersame Rettung zu loben. Erstaunt über die schnelle Veränderung der Frau, fragt der Wanderer, woher sie kommt und was sie erlebt hat. Voller Dankbarkeit ihrem Erlöser gegenüber erzählt sie ihre Geschichte: wie sie sehr lange auf dem breiten Weg gegangen ist, wie oft sie die Einladungen Gottes ausgeschlagen hatte, wie er sie aber immer wieder gerufen hatte und wie sie schließlich erkannte, dass der breite Weg sie ins Verderben führte. Sie erzählt, wie schwierig es war, den Pfad zum schmalen Weg zu finden, wie viel Kraft und Entbehrungen es sie gekostet hatte, sich von dem alten Leben zu lösen. Doch schließlich kam sie, so wie der Wanderer selbst, an das Kreuz, wo sie all ihre Lasten ablegen durfte. Aber selbst dann war es noch schwierig die Schlucht zu überwinden, um auf den schmalen Weg zu gelangen. Doch Gott half ihr, nicht zuletzt durch den Wanderer.

Der Wanderer staunt, in wie vielen Aspekten ihre Geschichte der seinen ähnelt. Auch er erzählt ihr, was er alles bisher erlebt hat. Die Frau hat viele Fragen. Sie weiß noch nicht so viel über Gott und den schmalen Weg. Geduldig erklärt ihr der Wanderer alles. Am Meisten erzählt er ihr von seinen Begegnungen mit ihrem liebevollen Gott und Erlöser.

„Komm, ruh ein wenig!“

Nach dem Austausch fühlen sich beide gestärkt und ermutigt. Doch dann hören sie die wohlvertraute sanfte Stimme, die sie jeweils zu einer persönlichen Zeit mit ihrem Schöpfer einlädt. Hier trennen sich der beiden Pilger Wege. Gott hat für jeden von ihnen einen speziellen Weg vorbereitet.

Der Wanderer setzt sich unter einen Baum. Bei sich hat er seine Bibel. Nun beginnt Gott zu ihm zu sprechen. Durch sein Wort und durch die Natur, die den Wanderer umgibt, erklärt dieser ihm seine Geheimnisse. Er zeigt dem Wanderer, wo er ihn in seinem Leben noch verändern möchte. Gott warnt ihn auch vor den Gefahren des weiteren Weges. Besonders wird der Wanderer zur Wachsamkeit ermahnt, denn die Versuchung lauere alsbald auf seinem Weg.

So verbringt der Wanderer einen Tag intensivster Gemeinschaft mit Gott und in der Natur. Langsam färbt sich der Himmel in ein warmes Rot als die Sonne untergeht. Damit geht ein besonderer Sabbat zu Ende und eine neue Woche beginnt. Der Wanderer schläft noch eine Nacht in dem stillen Wäldchen bevor er am nächsten Morgen gestärkt seine Reise fortsetzt.

Hier geht es zur Fortsetzung!

de_DEDeutsch