Die Reise zur himmlischen Stadt (Kurzversion Teil 2)

Hier folgt nun Teil 2 der Kurzerklärung zu dem Bild vom breiten und schmalen Weg!
Bist du bereit für die Weiterreise? 
Wenn du Teil 1 noch nicht gelesen hast, kannst du ihn hier nachlesen!
Nimm dich in Acht, denn der zweite Teil zur Reise in die himmlische Stadt wird noch gefährlicher und herausfordernder! 
Legen wir los! 🙂

Durch die Schlucht der Versuchung
Als am nächsten Morgen nach dem Sabbat die ersten Sonnenstrahlen den Wanderer aus seinem Schlaf holen, ist es Zeit, seine Reise fortzusetzen. Nur ungern verlässt er die friedliche Oase in dunkler Vorahnung, was ihn erwarten würde. Die Veränderung in der Landschaft scheint seine Befürchtungen zu bestätigen. Die schönen Bäume weichen immer rauer werdenden Felsen. Der Wanderer steht nun an einer schroffen Felswand. Vor ihm steht ein Schild, auf dem steht: „Zieh die ganze Waffenrüstung an!“ Neben dem Schild befindet sich eine Truhe, die der Wanderer öffnet. Ganz oben liegt eine abgegriffene Gebrauchsanleitung. Aufmerksam studiert der Wanderer sie. Du kannst sie in Epheser 6,10-18 nachlesen. Danach schlüpft er in die bereits schon etwas zerbeulte, aber gut gepflegte Waffenrüstung.

Sein Weg führt ihn so zu einer Schlucht. Bevor der Wanderer die Schlucht betritt, fällt er auf die Knie und bittet um Gottes ganz besonderen Schutz. Ihm ist nur allzu bewusst, dass er nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen hat, sondern gegen den Erzfeind Gottes höchstpersönlich. Nach dem er sich vollständig Gott übergeben hat, betritt er die Schlucht. Es dauert nicht lang, da erscheint er, der mächtige Widersacher Gottes! Der alte Drache stellt sich dem Wanderer in den Weg. Zunächst versucht er den Wanderer mit süßen Worten zu umgarnen. Er lädt ihn zu einem leckeren Festmahl mit angenehmer Musik und hübschen Frauen ein. Der Drache kennt den Wanderer mit seinen Schwachstellen sehr genau und konnte ihn dort schon oft zu Fall bringen. Auch jetzt beginnt es im Wanderer zu kämpfen. In ihm wird das alte Verlangen nach den Dingen dieser Welt geweckt. Doch erinnert er sich auch, dass es immer nur eine kurze Freude war und nach der Befriedung seiner Gelüste, das Loch in seinem Herzen umso tiefer wurde. Im Gegensatz dazu erinnert er sich an die tiefe Freude, die er in der Gemeinschaft mit Jesus hatte. Das wollte er nicht aufgeben.

Der Drache meinte, er könne ja weiter auf dem schmalen Weg gehen und mit Jesus verbunden bleiben. Es sei ihm doch eine kleine Rast vergönnt. Gekonnt versteht der Drache die Sinne des Wanderers zu reizen und in ihm ein scheinbar unwiderstehliches Verlangen zu wecken. Der Kampf tobt hart in des Wanderers Herz. Er wendet sich an Gott um Hilfe, denn er merkt, dass er nicht genügend Kraft hat, dem Feind zu widerstehen. Der Heilige Geist macht ihm bewusst, dass wenn der Wanderer sich auf die Verlockungen des Feindes einlässt, er die Waffenrüstung ausziehen muss. Damit wäre er ungeschützt und Satan hätte ein leichtes Ziel. Es würde auch schon reichen, nur einen einzigen Teil der Rüstung abzulegen, schon wäre der Wanderer geschwächt. Genau das war der listige Plan des Widersachers. Der Wanderer entscheidet sich, nicht seinen Begierden nachzugeben, sondern Gott treu zu bleiben. Er lehnt freundlich, aber bestimmt, des Drachen Angebot ab.

Da zeigt dieser nun sein wahres Gesicht! Er greift den Wanderer an. Es wird ein langer, anstrengender Kampf. Oft fällt der Wanderer und es sieht mehrmals so aus, als würde der Drache ihn besiegen. Aber die Waffenrüstung schützt den Wanderer. Durch die Kraft Gottes gelingt dem Wanderer schließlich mit dem Schwert des Geistes der tödliche Schlag gegen den alten Drachen. Der Wanderer, obwohl schwach und bei weitem dem Drachen unterlegen, geht als Sieger hervor. Nicht weil er selbst aus eigener Kraft gekämpft hat, sondern weil er sich Gott untergeordnet hatte. Er vertraute dem Wort Gottes. In diesem Vertrauen konnte er Kraft finden und schließlich siegreich sein.

So können wir auch unsere Schwächen und Sünden besiegen. Wir benötigen dafür die ganze Waffenrüstung Gottes. Dabei dient das meiste unserem Schutz. Lediglich das Schwert des Geistes kann auch als Angriffswaffe verwendet werden. Mit den Verheißungen in der Bibel können wir unserem Widersacher entgegen treten. Gegen ein „So spricht der Herr“ ist Satan machtlos. So kann ein schwacher Mensch den großen, listigen alten Drachen besiegen.

Der Pfad der Heiligung
Bisher gab es nach jeder Herausforderung auf dem schmalen Pfad eine Möglichkeit zur Erholung und Stärkung. Doch hier ist es diesmal anders. Ist ein Kampf beendet, folgt gleich der Nächste. Der Wanderer gelangt von der Schlucht der Versuchung auf den Pfad der Heiligung. Dieser Weg ist sehr schmal und steil. Auf der rechten Seite befindet sich eine schroffe, hohe Felswand. Auf der linken Seite des unbefestigten Pfades gähnt ein dunkler Abgrund, aus dem fröhliche Musik, Gelächter, aber auch Schreie der Verzweiflung aufsteigen.

Als der Wanderer sich den steilen Pfad hinauf kämpft, hat er Angst in den dunklen Abgrund hinab zu stürzen. Dort war er bereits gewesen und es war ein langer, harter Weg, um dorthin zu gelangen, wo er sich jetzt befindet. Doch nur ein Fehltritt würde genügen, um wieder in die Sünde hinabzustürzen. Daher presst er sich mit aller Kraft gegen die raue Felswand und das so sehr, bis er sich wund scheuert. Nach dem er dem Pfad eine Weile gefolgt ist, fällt ihm auf, dass er nicht nur bergauf, sondern auch öfters wieder bergab führt. Dabei möchte er doch nach oben, hin zum himmlischen Jerusalem! Dieses Auf und Ab geht eine ganze Weile so weiter. Als der Wanderer wieder einmal an einem Tiefpunkt angekommen ist, bricht er verzweifelt zusammen. Weinend fragt er sich, ob er überhaupt Höhenmeter überwindet oder ob er immer auf der selben Höhe bleibt. Mutlos lässt er seinen Kopf hängen.

Dann hört er von oben eine vertraute Stimme, die seinen Namen ruft. Er blickt auf und sieht auf den Stufen des Pfades Jesus, der sich zu ihm herunter beugt. Lächelnd streckt er dem Wanderer eine Hand entgegen. Er ermutigt den Wanderer auf ihn anstatt auf seine Sünden zu schauen. Der Wanderer erkennt seinen Fehler, dass er Jesus aus den Augen verloren hat und nur um seine Unzulänglichkeiten gekreist ist. Demütig ergreift er Jesu Hand und folgt ihm weiter auf dem Pfad. Immer noch geht es mal bergauf, mal bergab. Doch mit dem Blick auf Jesus lässt er sich nicht mehr entmutigen, denn nun weiß er, dass er auf dem richtigen Weg ist. Dies bestätigt auch ein Schild am Ende des Pfades. Es weist Richtung Neues Jerusalem. Mit leichterem Herzen setzt der Wanderer seinen Weg fort.

Der Pfad der Heiligung steht für die Charakterentwicklung im Leben eines Christen. Unser Ziel ist es, in Gottes schönes Wesen verwandelt zu werden. Oft machen wir im Glauben gute Fortschritte, überwinden mit Gottes Hilfe alte Gewohnheiten. Doch manche Kämpfe sind auch sehr zäh. Öfter werden wir rückfällig und kommen nur schwer von Sünden los. Immer wieder probieren wir es, immer wieder beten wir um Kraft und Hilfe. Doch immer wieder scheitern wir. Manchmal scheint es so, dass wir überhaupt nicht im Prozess der Heiligung voran kommen. Doch das stimmt nicht. Würden wir unseren Weg einmal von der Ferne betrachten, würden wir sehen, dass der Pfad uns trotzdem stetig nach oben geführt hat, auch wenn es sich für uns nicht so angefühlt hat. Obwohl es immer wieder Rückschläge gab, sind wir Jesus trotzdem ähnlicher geworden.

Wir verzweifeln manchmal entlang des Weges, weil wir auf unser Versagen schauen und über unsere Fehler nachdenken. Dabei verlieren wir Jesus aus den Augen. Er möchte uns sicher auf seinem Weg führen. Durch ihn können wir Kraft erhalten, um unsere Sünden und den egoistischen Charakter zu überwinden. Im Grunde ist es dasselbe Bild wie mit der Waffenrüstung. Gott bietet uns alles für ein siegreiches Leben an. Es liegt bei uns, ob wir davon Gebrauch machen und somit den Pfad der Heiligung leichter bewältigen können.

Der Spätregen
Nach dem Pfad der Heiligung erreicht der Wanderer eine herrliche Wiese, die auf einer Anhöhe gelegen ist. Dort blühen die schönsten Blumen und die Sonne sendet ihre wärmenden Strahlen, um den müden Wanderer zu ermutigen. Ihm ist bewusst, dass sich seine Reise bald dem Ende entgegen neigt. Jesus hatte den Wanderer gesagt, dass die letzte Prüfung die härteste sein würde. Aber er hatte ihm auch himmlische Kraft zugesichert, damit er sicher diese letzte Herausforderung bestehen könne. Jetzt war der Moment gekommen, um diese Kraft in Anspruch zu nehmen.

Der Wanderer fällt auf seine Knie. Er bekennt alle ihm bewusste Sünden. Mit zerbrochenen Herzen und aufrichtiger Reue bittet er Gott um Vergebung. Im vollen Bewusstsein seiner Schwachheit legt er Gott sein Versprechen vor, ihm mit besonderer Kraft aus der Höhe zu stärken, um durch die letzte Prüfung sicher gehen zu können. In seiner absoluten Hilflosigkeit ringt er wie einst Jakob lange mit Gott. Sein Glaube klammert sich an seinen Erlöser und er ruft voller Demut aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ So überwindet ein schwacher Mensch den König des Universums.

Gott lässt es nicht unberührt, wenn ein hilfloser Mensch sein ganzes Vertrauen in ihn setzt und um Hilfe bittet. Als Antwort auf das Gebet des Glaubens sendet er den Heiligen Geist in vollem Maße, um den Wanderer für den letzten Teil seines Weges zuzurüsten.

Der Wanderer sieht den Heiligen Geist wie eine Taube auf sich hernieder kommen. Ein tiefer Friede und Kraft durchströmen ihn. Er ist eins mit Gott. Nun muss er nicht mehr selbst die Prüfung meistern, sondern Gott ist seine Stärke. Dies ist der Spätregen, die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, kurz bevor Jesus wiederkommt. Er dient dazu, noch einmal Gottes Botschaft der Liebe und Gerechtigkeit bis an das Ende der Welt zu tragen. Er rüstet Gottes Volk mit Vollmacht und geistlichen Gaben aus, damit sie Gottes Werk beenden können und bereit sind für die letzte große Trübsal, welche in der Bibel auch die Zeit der Angst in Jakob genannt wird.

Die letzte Prüfung: Absolute Hingabe
Nach einem Dankgebet erhebt sich der Wanderer und setzt seinen Weg festen Schrittes fort. Der schmale Pfad führt ihn an einem reifen Getreidefeld vorbei, das sanft im Wind wiegt. Als der Wanderer es betrachtet kommt ein Engel vom Himmel geflogen. In seiner rechten Hand hält er eine scharfe Sichel. Der Wanderer beobachtet wie der Engel beginnt, die Ernte Gottes einzuholen. Ein Gefühl der Dringlichkeit überkommt ihn, denn er sieht, dass das Gericht Gottes begonnen hat. Wenn er noch rechtzeitig das himmlische Jerusalem erreichen will, bevor es mit dieser Welt zu Ende geht, darf er jetzt keine Zeit mehr verlieren.

Doch der Wanderer kann gar nicht schneller voran kommen. Der Pfad wird zusehends schmaler. Der Wanderer muss sich sehr konzentrieren, um nicht daneben zu treten. Zu seiner Linken befindet sich noch immer der dunkle Abgrund aus dem schauerhaftes Gelächter und Geschrei zu ihm ans Ohr dringen. Zu seiner Rechten erhebt sich eine wunderschön aussehende weiße Wand. Der Wanderer presst sich gegen diese Wand.

Der Pfad ist inzwischen so schmal, dass er nur noch einen Fuß vor den nächsten setzen kann. Es dauert nicht lang, dann muss der Wanderer seine Schuhe ausziehen, um noch sicheren Halt zu finden. Doch auch mit Socken rutscht er. So zieht er kurze Zeit später auch seine Socken aus. Da der Pfad immer schmaler wird, wird ein weißer Strick hinunter gelassen. Dankbar nimmt der Wanderer diese Hilfe an. Zunächst traut er sich noch nicht, sich ganz an dem Strick fest zu halten. Er kann nicht sehen, wo er befestigt ist. Doch als der Pfad noch schmaler wird, bleibt dem Wanderer nichts anderes übrig als immer mehr diesem Strick zu vertrauen. Er bemerkt zudem, je schmaler der Weg wird, desto dicker wird das Seil.

Inzwischen ist der Pfad fast gar nicht mehr zu erkennen. Der Wanderer drückt sich mit aller Kraft gegen die Wand, seine Hände umklammern fest das Seil, denn er hat nur noch mit den Zehen Kontakt zum Boden. Auf einmal sieht der Wanderer, dass die schöne weiße Wand mit roter Farbe verschmiert ist. Das macht ihn zutiefst traurig, diese edle Wand derart beschmutzt zu sehen. Es dauert einen Moment bis der Wanderer verstanden hat, dass es Blut ist. Es ist sein Blut. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass seine Füße und Ellenbogen durch das Pressen gegen die Wand blutig gescheuert wurden. Auch seine Hände sind schon wund durch das Seil. Vor lauter Anstrengung tropfen große Schweißperlen von der Stirn des Wanderers. Als er nach vorne schaut, ist der Pfad nicht mehr zu erkennen. Da fragt er sich, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg ist. Wo wird es enden? Er kann weit und breit keine himmlische Stadt sehen. Es umgibt ihn absolute Dunkelheit. Nur das weiße Seil und die weiße Wand erhellen etwas das Dunkel.

Dann fällt sein Blick auf ein Schild, auf dem steht: „Beinahe zu Hause!“ Also scheint er ja doch noch auf dem richtigen Weg zu sein! Als er die vor ihm liegende weiße Wand näher betrachtet, sieht er auch dort viele alte Blutflecken. Also scheinen schon vor ihm andere Pilger diesen Weg gegangen zu sein. Durch das Hinweisschild und das Blut seiner Leidensgenossen ermutigt, setzt der Wanderer seinen beschwerlichen Weg fort.
Das Seil ist nun nochmals viel dicker geworden. Der Wanderer umklammert es fest mit seinen Armen.

Auf einmal endet der schmale Pfad. Vor ihm klafft ein unendlicher Abgrund. Panik überkommt den Wanderer. Soll das das Ende sein? War das ganze Versprechen von einer himmlischen Stadt mit einem ewigen Leben in Frieden nur eine schöne Utopie? Würde er am Ende in dem düsteren Abgrund doch den ewigen Tod der Hoffnungslosigkeit finden? Doch dann fällt sein Blick auf zwei Schilder. Wie eine melodiöse schöne Stimme klingen die Worte in des Wanderes Ohren: „Vertraue mir! Ich halte dich!“ Dem Wanderer erscheint es so, als würde das Seil zu ihm sprechen. Bisher hatte ihn das Seil nicht enttäuscht. So manches Mal hatten seine Füße den Halt verloren. Doch weil das Seil ihn hielt, ist er nicht in den dunklen Abgrund hinab gestürzt. Jetzt solle er dem Seil vollständig vertrauen. Er müsste seine Füße von dem Boden lösen und sich nur noch an dem Seil festhalten. Er muss die Kontrolle über sein Leben, ja sein Leben selbst, völlig an dieses Seil abgeben.


Hier ist der Wanderer an dem Punkt der absoluten Hingabe angekommen. Nun heißt es für ihn, sein ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen und das letzte bisschen Kontrolle, das er selbst über sein Leben noch hat, aufzugeben. Nun muss sich der Wanderer dafür entscheiden, sein Schicksal, sei es Leben oder Tod, aus der Hand seines liebenden Gottes zunehmen. Vertraut er völlig der liebevollen Fürsorge seines himmlischen Vaters oder ist noch ein Rest Zweifel vorhanden?

Himmelwärts
Der Wanderer entscheidet sich für das Vertrauen! So viel hat er mit Gott erlebt! So oft durfte er Gottes Kraft und Bewahrung erleben. Er erinnert sich an all die schönen Stunden mit Jesus und an dessen Schilderungen der himmlischen Stadt. Nie hatte Jesus ihm in Stich gelassen, wenn er ihn um Hilfe ersucht hatte. Obwohl er ihn jetzt nicht sehen oder fühlen konnte, wusste er, dass er ihm vertrauen konnte. Sein Entschluss ist gefasst. Er möchte diesem Gott vertrauen, komme was wolle! Mit pochendem Herzen klammert er sich mit seinen Armen noch fester an das Seil. Seine blutigen Hände besudeln das reine weiße Seil, doch der Wanderer bemerkt es nicht. Nun nimmt er all seinen Mut zusammen und nimmt so gut es geht Anlauf. Dann springt er. Seine Beine umklammern das Seil. Nun hält ihn nichts mehr auf dieser Welt. Sein Vertrauen ruht allein in Gott. Er ist bereit zu leben oder zu sterben, solange nur Gott dadurch verherrlicht wird.

Als der Wanderer diesen Entschluss gefasst hat, öffnet sich die dunkle Wolkendecke. Licht vom Thron Gottes erhellt die Nacht der geistlichen Finsternis. Als der Wanderer in das Licht blickt, kann er einen ersten Blick in die himmlische Stadt werfen. Wie schön sie ist!

Nun schwingt der Wanderer, geklammert an das weiße Seil, über den Abgrund des Todes. Er hat den Tod durch das Seil überwunden. Nun zieht in dieses Seil hinauf in die Wolken. So entschwindet den Blicken des Wanderers diese Welt mit all ihren Versuchungen, Leiden, Schmerzen und „Freuden“.

Endlich zu Hause! -Das himmlische Jerusalem
Mit den Wolken wird der Wanderer der himmlischen Stadt entgegen gerückt. Je näher er der Stadt kommt, desto mehr kann er von ihr erkennen. Er sieht ihre Mauern aus Gold, ihre Tore aus riesigen Perlen. Ihr Glanz blendet und überwältigt ihn. Als er sich einem der Tore nähert, schwingt dieses auf. Ein überaus schönes und majestätisches Wesen nähert sich ihm. Der Wanderer hatte ihn zu erst als einen ans Kreuz genagelten Verbrecher gesehen.
Er hat ihn als sein blutverschmiertes Opfer gesehen, das an seiner Stelle starb.
Er hatte ihn als Reisegefährten gesehen, genauso wie er, in der Kleidung eines einfachen Pilgers.
Er hatte ihn als Retter im Meer der Sorgen gesehen.
Er hatte ihn als Tröster gesehen, wenn er entmutigt war.
Er hat ihn als Licht, als Brot, als Lebenswasser, als Waffenrüstung und starken Felsen gesehen.
Zuletzt hatte er ihn als das weiße Seil gesehen, das ihn gehalten hat.
Doch jetzt sieht er ihn in seiner Herrlichkeit, so wie er wirklich ist.

Der Wanderer begegnet dem König des Universums. Die beiden begegnen sich nicht als Fremde, sondern als Freunde, die gemeinsam viel Freud und Leid erlebt haben.
Überwältigt von der Herrlichkeit seines mächtigen Freundes fällt der Wanderer wie ohnmächtig zu Boden, um diesen Gott anzubeten. Die sanfte Hand Jesu richtet ihn jedoch wieder auf. Nun ist der Moment endlich da, auf den Jesus solange gewartet hat! Er schließt den Wanderer freudestrahlend in seine Arme. Wie der Vater, der lange nach seinem verlorenen Sohn Ausschau hielt, so eilt Jesus dem heimgekehrten Wanderer entgegen, küsst ihn und schließt ihn fest in seine liebenden Arme.

Der Wanderer ist angekommen. Er ist zu Hause. Mit einem Herzen überströmender Dankbarkeit lässt er sich in die mächtigen Arme seines Erlösers fallen.

Nach der herzlichen Begrüßung lädt ihn Jesus in die himmlische Stadt ein. Er führt ihn entlang der Straßen aus Gold hin zum Baum des Lebens. Dort darf der Wanderer von den Früchten des Baumes und von den Blättern genießen, die zur Heilung der Völker dienen. Dann führt ihn Jesus zur Hochzeit des Lammes. Zusammen mit all seinen Mitpilgern nimmt der Wanderer an der großen Festtafel Platz. Gemeinsam feiern sie den Sieg über die Sünde und dass Jesus nun endlich auf ewig mit seinen Erlösten zusammen sein kann.
So beginnen die unendlichen Jahre der Glückseligkeit. Wenn der Wanderer sich versucht an seine Pilgerreise zurück zu erinnern, dann ist sie für ihn nur noch eine verblasste Erinnerung. Versucht er jemanden von den Mühsalen seiner Reise zu erzählen, gelingt es ihm nicht. im Vergleich zu der ihn umgebenden Herrlichkeit verlieren die Beschwerlichkeiten des schmalen Pfades ihre Bedeutung.
Je mehr die Jahre in der Ewigkeit verrinnen, desto mehr versteht er den hohen Preis, den sein König für ihn bezahlt. Je mehr er dieses unendliche Opfer versteht, desto mehr nimmt seine Liebe für seinen Erlöser zu. Je mehr diese Liebe wächst, um so größer wird auch die Freude und der Friede im Herzen des nun zur Ruhe gekommenen Wanderers. Ihm ist bewusster als je zuvor: Der Himmel ist leicht genug zu erlangen! Kein Preis wäre zu hoch gewesen!

So endet die Reise unseres Wanderers vom Abgrund der Sünde zur himmlischen Stadt.
Nun bleiben nur noch diese Fragen: Wohin führt dich deine Reise? Auf welchem Weg befindest du dich? Wo soll dein Weg enden?

Deine Entscheidung – dein Weg!
Dein Schicksal liegt in deiner Hand! Wo auch immer du gerade selbst stehst, entscheide dich heute für das Richtige!
Vielleicht denkst du, du bist schon zu weit gegangen und du kannst nicht mehr umkehren, dann schau dir bitte das Bild noch einmal genauer an. Besonders den breiten Weg. Solange du noch das Richtige tun möchtest, ist es nicht zu spät. Geh mit deinem gebrochenen Herzen zu Jesus. Bekenne ihm alle deine Fehler und bitte ihm um Vergebung. Nimm sein reinigendes Blut für dich in Anspruch und nimm seine Vergebung dankend an. Lade ihn ein, die Führung in deinem Leben zu übernehmen. Verbringe jeden Tag Zeit durch Gebet und Bibelstudium mit Jesus. So wirst du ihn kennen lernen und er wird dein Leben verändern. Das ist dein Beginn deiner persönlichen Reise auf dem schmalen Pfad. Schau dir dieses Video an, wenn du mehr darüber wissen willst. Wenn du Hilfe bei dem Start brauchst, dann kontaktiere mich gerne.

Wenn du schon auf dem schmalen Pfad unterwegs bist und du gerade mit den Herausforderungen des christlichen Lebens kämpfst, dann möchte ich dir Mut machen. Auch wenn du Jesus nicht sehen oder fühlen kannst, er ist immer an deiner Seite. Vertraue seinen Verheißungen, klammere dich in deiner Schwachheit an ihn! Er wird sein geliebtes Kind nie im Stich lassen.
Auch wenn wir oft versagen und falsche Entscheidungen treffen, solange wir uns immer wieder an Jesus wenden, bleiben wir auf dem schmalen Pfad. Denk an den Wanderer wie oft er gestolpert ist, wie oft er auf sich selbst geschaut hat, wie oft versagt hat. Doch er hat sich immer wieder neu auf Jesus ausgerichtet. Gott hat versprochen in uns das Werk zu vollenden, welches ER in uns angefangen hat. Also lass seine Hand nie los! Und der Weg der christlichen Erfahrungen besteht nicht nur aus Schwierigkeiten und Prüfungen. Gott hat überall entlang des Weges Blumen gepflanzt, die unser Herz fröhlich machen sollen. Er hat Orte zur Stärkung und der Ermutigung eingebaut, die uns Kraft geben. Gott kennt die Nöte und Bedürfnisse seiner Pilger. Entlang des Weges bietet er uns alles in Fülle an, was wir benötigen, um unser Ziel zu erreichen.
Also schau nicht auf die Beschwernisse des Weges, sondern suche nach all den Segnungen, die Gott für dich überall bereit hält. So können auch die Zeiten der Prüfung zu Segnungen werden.

Lieber Leser, wenn wir in diese Welt schauen, dann sehen wir viel Unruhe. Mir scheint es, als würden sich die Vorhersagen Jesu, die er als Zeichen seiner baldigen Wiederkunft genannt hat, direkt vor unseren Augen erfüllen. Alles spricht dafür, dass der König des Universums bald kommen wird, um seine Kinder heim zu holen und diese schreckliche Welt beenden wird. Bald wird Schmerz, Leid, Tod, Gewalt und Krieg ein Ende haben. Gott selbst wird die Tränen von unseren Augen abwischen. Kannst du dir das vorstellen?

Doch Gott ruft uns auf, ihn als Schöpfer und unseren Gott anzunehmen, damit er uns zu sich nach Hause holen kann. Alle, die diese Welt mit all ihren scheinbar schönen Dingen mehr lieben als Gott, wird er ihrem selbst gewählten Schicksal, dem ewigen Tod, überlassen. Doch dabei gibt es so viel mehr in diesem Universum zu entdecken!

Die schönste Entdeckung in meinem bisherigen Leben war die Existenz eines liebenden und gerechten Gottes. Es ist ein Gott, bei dem ich mich bergen kann. Er beschützt mich, kämpft für mich, gibt mir Kraft, Hoffnung und Freude. Ja, dieser Weg ist nicht immer leicht, aber das liegt nicht daran, dass Gott uns quälen möchte. Es ist viel mehr mein Ego, dass sich immer wieder querstellt und mir das Leben unnötig schwer macht. Im Prinzip ist der schmale Weg der Weg der Aufgabe der eigenen egoistischen Wünsche und der Kontrolle über mein Leben. Es ist der Weg, Gott völlig vertrauen zu lernen. Das bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Gott mich immer richtig führt, dass er den großen Überblick hat und dass es sein größter Wunsch ist, dass ich einmal bei ihm sein werde. Dieses Vertrauen zu lernen, fällt uns schwer. Es fällt uns schwer, die Kontrolle über uns Leben abzugeben. Doch je mehr wir das lernen, desto mehr weichen Sorgen, Ängste und Schmerzen. Umso mehr hält Ruhe, Frieden und Freude Einzug in mein Leben. Und ist es nicht genau das, was wir alle suchen?
Ich habe versucht mit diesem Bild und mit dieser Erklärung den Weg dorthin plastisch darzustellen. Mein Wunsch und Gebet ist, dass möglichst viele motiviert werden, diesen Weg zu gehen und sich von nichts in dieser Welt davon abhalten zulassen. Der Lohn wird in keinem Verhältnis zu unserem Opfer hier auf dieser Erde stehen!

Ich freue mich, dich lieber Leser, an der großen Festtafel beim Hochzeitsmahl des Lammes zu treffen und der Geschichte deiner Pilgerreise zum himmlischen Jerusalem zu lauschen! 🙂

Wenn dir dieses Bild und die Geschichte dazu ein Segen war, dann teile es gerne mit Menschen, die Gott dir aufs Herz legt, die diese Botschaft auch hören sollten. Denn das größte Glück finden wir darin, wenn wir das weitergeben, was wir erhalten haben! So wird es immer mehr und durch Geben, erhalten wir den doppelten Segen zurück!

Nun bleibt mir nichts weiter als den großen Gott, den Schöpfer des Himmels, der Erde und des Meeres, zu loben, dass er für uns sein Liebstes geopfert hat, um uns einen Weg zurück nach Hause zu ermöglichen! Mein Dank gilt Jesus, der sich nicht zu schade war, sich selbst zu nichts zu machen, um mich zu retten! Nur durch seine unendliche Geduld mit mir und durch die Befähigung seines Geistes, konnte dieses Projekt realisiert werden. Ihm sei aller Lob und Dank in Ewigkeit!
Amen!

17. Der Pfad der Heiligung

Es herrscht Stille.
Kein Zwitschern von Vögeln ist zu hören.
Man hört nur das leise Summen des Windes, wenn er sich in den rauen Felskanten verfängt. Als der Wanderer sich umsieht, sieht er zu seiner Rechten eine hohe, massive Felswand, deren Ende er nicht erkennen kann. Zu seiner Linken klafft ein endloser, dunkler Abgrund. Er ist so schwarz, dass man seine Tiefe nicht erahnen kann. Nebelschwaden steigen aus dem Abgrund empor und lassen eine nahezu gespenstige Stimmung aufkommen. Entlang der schroffen Felswand ist ein schmaler Pfad eingehauen, der steil nach oben führt. Die Treppe ist so schmal, dass nur eine Person entlang gehen kann. Zur linken Seite befindet sich kein Geländer. Wer also ausrutscht oder sein Gleichgewicht verliert, fällt in die unendliche schwarze Tiefe.

Doch all dies beunruhigt den Wanderer in keinster Weise. Soeben hatte er mit Gottes Hilfe den Drachen besiegt. Was konnte jetzt noch schlimmeres auf ihn zukommen?

Was ist eigentlich Heiligung?

Mutig und festen Schrittes setzt er seinen Weg fort. Ein Wegweiser lässt ihn wissen, wo er sich aktuell befindet. Vor ihm liegt der schmale Pfad der Heiligung. Der Wanderer denkt ein wenig über das Wort „Heiligung“ nach. Er hat schon einmal von „Heiligen“ gehört. Das sind aber keine frommen Menschen, die irgendwelche Wunder bewirken und bei Gott eine besondere Stellung innehabe. Nein, laut seiner Bibel sind Heilige all jene, die Jesus nachfolgen. Dies bedeutet, dem Vorbild Jesu nachzueifern und sich vom Heiligen Geist den Charakter verändern zu lassen. „Heiligung“ muss also der Prozess sein, indem das eigene unvollkommene Wesen in das vollkommene Abbild Gottes verwandelt wird. Gott hat den Menschen in seinem Bilde geschaffen. Die Sünde hat dieses wunderschöne Bild in dem Menschen zerstört. Gott möchte es wieder in jedem Menschen herstellen. D.h. er möchte das Ego, den Stolz, Neid, Hass, Bitterkeit, Sorgen, Ängste, schlechte Gewohnheiten und Süchte aus dem Leben der Menschen entfernen. Stattdessen möchte er seine Wesensmerkmale einsetzen. Diese sind die Früchte des Geistes, die wir in Galater 5,22+23a: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“

Diese Veränderung möchte der Heilige Geist in jedem Menschen bewirken. Niemand kann sein Herz wirklich von Grund auf ändern. Wir können äußerlich ein paar schlechte Gewohnheiten ablegen und uns ein gutes Benehmen aneignen. Doch das Herz bleibt verdorben. Das kann nur Gott erneuern. Bei der Heiligung geht es nicht um eine Veränderung der Gewohnheiten, sondern um eine Veränderung des Herzens.

Auf und Ab

Hochmotiviert erklimmt der Wanderer die ersten unebenen Felsstufen des Pfades der Heiligung. Er möchte nichts sehnlicher als seinem geliebten Jesus noch ähnlicher zu werden. Ja, dieser Weg erfordert einige Anstrengung und Selbstverleugnung. Doch der Wanderer ist sich sicher, dass er es mit Gottes Hilfe schaffen kann. Der Pfad führt ihn steil nach oben. Er drängt sich dicht an die Felswand, um nicht in den Abgrund der Sünde abzurutschen. Er weiß, dass ein kleiner Fehltritt ihm das Leben kosten könnte.

Doch auf einmal geschieht etwas merkwürdiges. Der Pfad sollte immer steil nach oben führen. Aber jetzt macht er genau das Gegenteil: er nach unten ab – es geht bergab. Nach einer Weile geht es wieder steil bergauf. Doch es dauert nicht lange, dann geht es wieder umso steiler bergab in ein dunkles Tief. Dies wiederholt sich noch einige Male.

Nach einer Weile ist der Wanderer frustriert. Zu Beginn hatte der Pfad gar nicht so lang ausgesehen, doch jetzt fühlt er sich endlos an. Dieses ständige bergab und das darauffolgende bergauf kostet unglaublich viel Kraft und Zeit.

Der Wanderer beginnt darüber nachzudenken. Sein Wunsch und sein Ziel ist die Stadt im Himmel zu erreichen. D.h. sein Weg muss nach oben, in Richtung Himmel, führen. Unten, im Abgrund der Sünde, war er vor Beginn seiner Reise gewesen. Viele Jahre war er dort gefangen gewesen. Auf seiner Pilgerreise hatte er bereits viele Höhenmeter zurückgelegt, denn der Abgrund der Sünde scheint weit unter sich zu liegen. Dorthin wollte er keinesfalls zurück! Aber warum geschah es immer wieder, dass der Weg ihn ein Stückchen in diese Richtung führte?

Während er sich wieder langsam den schmalen Pfad hinauf kämpft, denkt er ein wenig über die Bedeutung des Aufs und Abs nach. Bergauf bedeutet, dass er richtig unterwegs ist. Bergauf führt ihm seinen Ziel, dem himmlischen Jerusalem, immer näher. Um ein Anrecht auf das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt zu haben, muss der Charakter dem Charakter des Gesetztes der himmlischen Regierung entsprechen. Nur wer während seiner Pilgerreise sich diesen Charakter aneignet, dem wird der Zutritt in die himmlische Stadt gewährt. Der Pfad der Heiligung dient dazu, diesen Charakter zu entwickeln.

Der Weg ist schmal und steil. Es erfordert beständiges Wachen und Beten, dass man nicht hinunterfällt und wieder im alten sündigen Leben und damit im ewigen Tod landet. Man muss sich zudem nahe an der Felswand halten, welche einem Halt und Schutz bietet. Dieser Fels ist Jesus. Wer in seiner Nähe bleibt und sich an ihn klammert, wird voran kommen.

Doch leider ist keines Christen Weg eine gerade Linie nach oben. Das sündige Herz lässt sich nicht so schnell verändern. Da wir alle in einer kaputten Welt aufgewachsen sind, haben wir nicht gelernt, was es bedeutet zu vertrauen. Besonders Gott vertrauen wir am wenigsten. Wie schnell zweifeln wir an seiner Liebe für uns und dass er für jedes Problem schon längst eine Lösung parat hat. So passiert es, dass man alte Gewohnheiten aus dem alten Leben nicht so schnell aufgeben kann bzw. man immer wieder rückfällig wird. Immer wieder stolpert man über seinen eigenen Stolz oder sein kaltes Herz. Immer wieder verletzt man geliebte Menschen mit einem ungeduldigen Wort. Man tut all dies und mehr, obwohl man es eigentlich gar nicht will. Man möchte ganz bei Gott sein, ihm alles übergeben. Jeden Morgen bittet man im Gebet darum, doch irgendwann im Laufe des Tages kommt wieder eine Situation in der man versagt. Wieder einmal konnte man sich beim Essen nicht beherrschen, wieder hat man sich beim Autofahren über die anderen Verkehrsteilnehmer aufgeregt. Wieder wurde man von einer anstrengenden Person genervt. Von einer anderen Person wurde man verletzend behandelt oder nicht gewürdigt. Wieder einmal hat man sich aufgeopfert und was ist der Dank? Schon wieder ist einem ein falsches Wort heraus gerutscht, obwohl man es nicht wollte.

Das kann manchmal sehr frustrierend sein. Immer und immer wieder bringt man seine Schwachpunkte vor Gott und immer wieder versagt man.

Meine eigene Erfahrung

So erging es mir viele Jahre. Zu Beginn meines Glaubenslebens hatte ich das Konzept der Rechtfertigung und Heiligung noch nicht verstanden. Mir war es sehr wichtig, mich taufen zulassen, denn meine Hoffnung war, dass nach der Taufe all diese sündigen Gewohnheiten und Sehnsüchte in meinem Herzen verschwunden wären. Doch das war leider nicht der Fall. Nach meiner Taufe kämpfte ich genauso gegen die Esslust, gegen okkulte Filme und Musik wie davor. Ich fragte mich, was sich überhaupt geändert hatte? Nach einer Weile wurde ich immer frustrierter. Ich flehte Gott unter Tränen an, mich von diesen Dingen frei zumachen. Aber es geschah nichts. Langsam begann ich mich zu fragen, ob Gott nicht stark genug sei, mir zu helfen. Oder war mein Glaube nicht stark genug? Meine Verzweiflung wuchs zunehmend. Ich kam an den Punkt, an dem ich zu Gott sagte: „Entweder du hilfst mir jetzt oder ich werde meinen Glauben wieder aufgeben!“

Kurz bevor ich verzweifelt aufgab, schickte Gott mich auf die Josia-Missionsschule im Allgäu. Ich wollte dort nicht hin. Aber da ich so verzweifelt war, bewarb ich mich im letzten Moment und wurde genommen. Dort lernte ich einen ganz anderen Gott kennen. Ich lernte, was Rechtfertigung bedeutet. Bis dahin glaubte ich, dass wenn ich sündigte, ich wieder komplett verloren sei und ganz von vorne anfangen müsste. In unserem Bild gesprochen hatte ich es so verstanden, dass ich bei jeder sündigen Tat in den dunklen Abgrund der Sünde zurückfallen würde und wieder den ganzen Weg von vorne beginnen müsste. So kam man natürlich nie wirklich vorwärts. Auf der Missionsschule verstand ich, dass ich durch die Rechtfertigung in Gottes Augen von der Sünde befreit war. Meine Schuld war mir vergeben und Gott hatte mir das ewige Leben geschenkt. Ich war gerettet. In den dunklen Abgrund der Sünde konnte ich nur zurückfallen, wenn ich mich vollständig von Gott abwenden würde.

Von der Ursache und den Symptomen

Trotzdem tauchen immer wieder Sünden im Leben auf. Es war für mich ein langer Prozess zu verstehen, dass diese Sünden nur die Symptome einer viel tiefer liegenden Krankheit sind. Es bringt also gar nichts, die Symptome zu bekämpfen, wenn die Ursache nicht gelöst wird. Ganz im Gegenteil: Je mehr man die Symptome bekämpft, um so hartnäckiger werden sie. Erst vor Kurzem begriff ich, dass unser Herz von der Sünde gebrochen ist. Jeder von uns hat diese schwarzen Flecken im Herzen, die durch diese böse Welt verursacht worden. Oft gerade von unserer eigenen Familie. Diese schwarzen Flecken versuchen wir mit allen möglichen Dingen selbst zu heilen. Das kann die Suche nach Liebe, gutes Essen, Geld, Musik, Filme und vieles mehr sein. Doch wir können die Wunden unseres Herzens damit nicht heilen. Leider passiert oft das Gegenteil. Je mehr wir diesen Dingen nachjagen, umso größer werden diese Wunden im Herzen. Selbst wenn wir uns entschieden haben, mit Jesus unseren Weg zu gehen und ihm die Führung unseres Lebens anvertrauen, nimmt er nicht sofort alle Sünden weg. Von sehr schädlichen Sünden wie Süchten macht er sofort frei. Aber viele andere Dinge lässt er noch in unserem Herzen, damit wir daran wachsen können. Hier beginnt der Prozess der Heiligung. In Gottes Augen sind wir bereits gerecht und vollkommen, weil Jesus unsere Stelle einnimmt. Gott akzeptiert seine Gerechtigkeit als die unsrige. Das ist das unglaubliche Geschenk, das wir von Gott erhalten. Doch wie bereits erwähnt, möchte Gott seinen Charakter in uns wiederherstellen. Er weiß, dass nur sein Leben und Wesen in uns wahres Glück und Frieden bringen kann. So beginnt er Stück für Stück unser sündiges Herz zu heilen. Um auf dem Pfad der Heiligung wirklich voran zukommen, müssen wir uns täglich mit dem Heiligen Geist erfüllen lassen. Unser Leben muss vollständig Gott geweiht und übergeben werden. Dazu gehört eine intensive Zeit des Gebets, in dem wir unsere Herzen prüfen, von Gott reinigen lassen und uns ihm hingeben sowie Zeit im Wort Gottes. Durch das Bibelstudium lernen wir Gott noch besser kennen. Dadurch erkennen wir unsere eigene Unvollkommenheit. Die Bibel wirkt wie ein Spiegel, der uns unsere Flecken aufzeigt. Das kann oft entmutigend sein.

Der innere Drache

Lasst uns an dieser Stelle noch einmal kurz zu unserem Wanderer zurückkehren: Voller Siegesgewissheit hatte er die Höhle des Drachens hinter sich gelassen und begonnen den Pfad der Heiligung zu beschreiten. Doch er musste eine schreckliche Feststellung machen! Obwohl er jetzt schon so lange mit Gott unterwegs war, fiel er immer wieder in alte Gewohnheiten zurück von denen er dachte, er habe sie schon längst hinter sich gelassen. Beim Drachen konnte er der Esslust in Form eines Schweinsbratens widerstehen. Doch als es darum ging, nicht zu viel vom Guten zu genießen, versagte er. Immer wieder konnte er beim köstlichen Potluck in der Gemeinde all dem guten Essen nicht widerstehen und aß zu viel an Menge und alles durcheinander. Die Folge war Unwohlsein und überreizte Nerven. Dies schwächte ihn in seinem Dienst für Gott. Es gab noch so viele andere Dinge, bei denen der Wanderer immer wieder versagte. Langsam dämmerte es ihm: Der Kampf mit Drachen in der Höhle war nichts im Vergleich mit dem Kampf gegen seinen inneren Drachen.


Der Drache in ihm ist noch immer sehr lebendig und stets bereit, für seine Rechte zu kämpfen, seine Bedürfnisse zu befriedigen und den eigenen Vorteil zu suchen. Traurig erkennt der Wanderer, dass er selbst der Drache ist! Dabei möchte er doch so gerne wie das Lamm sein, dem er nachfolgt. Traurig und tief verzweifelt fällt er auf seine Knie und weint bitterlich über sein von Sünde beflecktes Herz. Alles, was er sehen kann, ist ein unvollkommenes, fehlerhaftes Wesen, was mehr Schaden anrichtet als Segen. Entmutigung macht sich in ihm breit. Wie kann er jemals für die Gemeinschaft mit himmlischen Wesen bereit sein, geschweige denn für einen heiligen Gott, der die Sünde verabscheut?

Auf einmal dringt eine leise, sanfte, wohlvertraute Stimme an das Ohr des Wanderer, die sagt: „Schau auf mich, nicht auf deine Sünden!“ Oder wie es meine Lieblingsautorin Ellen G. White ausdrückt: „Wenn ich auf mich selbst schaue, dann frage ich mich, wie ich gerettet werden kann. Wenn ich aber auf Jesus schaue, dann frage ich mich, wie ich verloren gehen kann.“
Oh, wunderbare Liebe! In Jesus ist die Hoffnung für jeden entmutigten Pilger!

Der Wanderer blickt auf und sieht auf der Treppe seinen Erlöser sich zu ihm herunterbeugen. Sein Arm ist dem Wanderer entgegen gestreckt. Mit zitternder Hand ergreift er die starke Hand seines Erlösers. Dabei sieht er die Nägelmale. Diese erinnern den Wanderer an den hohen Preis, den Jesus für ihn höchstpersönlich gezahlt hatte. Er erkennt, dass Gott alles ihm mögliche getan hat, um ihn zu retten. Alles, was der Wanderer tun muss, ist dieser unendlichen Liebe zu vertrauen und sich ihm ganz hinzugeben. Jesus stellt den Wanderer wieder auf seine Füße. Sofort durchströmt diesen neue Kraft und Mut. Jesus spricht zu ihm: „Sei nicht entmutigt, wenn du auf diesem Pfad immer wieder versagst. Der Pfad dient dazu, dir die Dinge in deinem Herzen aufzuzeigen, die ich noch verändern und heilen möchte. Es gibt noch einige Löcher, die du versuchst mit irdischen Dingen zu stopfen. Du weißt schon selber, dass diese Dinge dir schaden, aber du hast noch nicht gelernt, mir zu vertrauen, dass ich diese Bedürfnisse viel besser stillen kann. Werde deswegen nicht mutlos, wenn du erkennst, dass deine Liebe und dein Vertrauen so unvollkommen ist. Du bist auf diesem Pfad, um das zu trainieren. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber obwohl du immer wieder etwas nach unten gegangen bist, ging dein Weg doch konstant bergauf. Es waren immer mindestens drei Schritte nach oben und nur maximal zwei nach unten. Also ging es insgesamt immer einen Schritt vorwärts. Die Verwandlung vom Drachen in ein Lamm geschieht nicht über Nacht. Das ist ein langer, schmerzhafter Prozess. Doch der Fokus ist entscheidend! Wenn du mehr auf den Drachen in dir schaust und dich darüber ärgerst, gewinnt er an Macht und wird stärker. So wirst du ihn nie überwinden. Wenn du stattdessen auf mich schaust, wirst du ganz automatisch in das Lamm verwandelt. Denn du wirst den Dingen ähnlicher mit denen du dich beschäftigst. Also halte den Blick fest auf mich gerichtet, stütze dich auf den mächtigen Felsen! Geh im Glauben voran, auch wenn alles dagegen spricht! Handle so, als würde der Sieg dir gehören, auch wenn die Gefühle etwas anderes sagen! Dann wird der Drache in dir besiegt werden!“

Das Ende des Pfades ist in Sicht!

So setzen die beiden den Weg fort. Der Wanderer klammert sich fest an Jesus, hält seinen Blick fest auf ihn gerichtet. Selbst so passiert es, dass der Weg ihn abermals ein Stück nach unten führt. Aber jetzt lässt sich der Wanderer nicht mehr von seinen Schwächen entmutigen. Vielmehr treibt ihn seine Schwachheit noch näher zu Jesus. Ohne dass er es selber merkt, macht er schnelle Fortschritte auf dem Pfad der Heiligung. Immer mehr sündige Flecken verschwinden von seinem Herzen und sein Charakter wird dem seines Herren immer ähnlicher.

Auf einmal kommen die beiden an einen Wegweiser, der zum himmlischen Jerusalem weist. Beim Anblick dieses Schildes macht des Herz des Wanderers einen Freudensprung. Das Ziel seiner langen Reise scheint nicht mehr all zu weit zu sein! Jesus lächelt ihm ermutigend zu: „Ja, du hast es bald geschafft! Nun ist es nicht mehr weit, bis du zur ewigen Ruhe eingehen kannst. Doch eine letzte Prüfung steht noch an. Auf all den Herausforderungen deines bisherigen Weges wurde dein Vertrauen in mich auf die Probe gestellt und trainiert. Du hast sehr viel gelernt. Jetzt kommt die Zeit für die letzte Trainingseinheit. Nun heißt es auch die letzten irdischen Dinge, auf die du dich verlassen hast, loszulassen und dein ganzes Vertrauen auf mich allein zu setzen. Aber keine Sorge! Ich lass dich nicht allein durch diese Prüfung gehen. Du wirst durch den Heiligen Geist ganz besondere Kraft erhalten. Er wird dir helfen, alles in dieser Welt loszulassen – selbst dein Leben. Bestehst du diese Prüfung, wirst du das gewinnen, was du nie mehr verlieren kannst!“

Mit einem ermutigenden Lächeln entschwindet Jesus den Blicken des Wanderers. Dieser erklimmt die letzten Stufen auf dem Pfad der Heiligung während er über die Bedeutung der Worte nachdenkt.

Hier geht es zur Fortsetzung der Geschichte! 

16. Der Kampf mit dem Drachen

In dem heutigen Beitrag geht es um den Kampf mit dem Drachen. 
Diese Szene habe ich genau vor einem Jahr zu Weihnachten gemalt.
Es war wahrlich ein echter Kampf, diesen Drachen zu malen. Ganze vier Stunden habe ich nur an dem Drachen gesessen. Danach musste ich erst einmal einen Spaziergang machen. Ich war so frustriert und kurz davor, das Bild aufzugeben. Doch ich bin dran geblieben.

Lasst uns jetzt wieder in die Geschichte einsteigen. Es wird spannend, versprochen! 🙂

Die Schlucht der Versuchung

Mit seiner leicht knarrenden und klirrenden Waffenrüstung nähert sich der Wanderer der Schlucht der Versuchung. Er ist sich nicht so sicher, ob seine Kurzatmigkeit durch den unelastischen Brustpanzer ausgelöst wird oder ob es Angst ist, die ihm die Luft abschnürt. Auf jeden Fall wird die Luft zunehmend kühler. Die Felsen entlang des Pfades werden immer mächtiger und wirken zusätzlich bedrückend auf die armen Pilger, die hier entlang kommen. Die Gefahr in der Luft ist fast greifbar. Der Wanderer hat den Eingang der Schlucht erreicht. Alles ist vollkommen ruhig. Leise hört er die Stimme des Heiligen Geistes, die ihn mahnt, auf der Hut zu sein. Vorsorglich zieht der Wanderer sein Schwert aus der Scheide. Das metallische Geräusch durchschneidet die Stille wie ein greller Blitz in finsterer Nacht. Unwillkürlich zuckt der Wanderer zusammen und lauscht. Doch außer seinem eigenen Atem ist nichts zu hören. Bevor er in die Schlucht eintritt, fällt er noch einmal auf seine Knie und fleht den großen Gott des Himmels um Kraft und Schutz an. Dem Wanderer ist wohl bewusst, dass er trotz seiner starken Rüstung gegenüber dem Erzfeind Gottes vollkommen hilflos ist. Im Gebet nimmt der Wanderer die Verheißungen Gottes für sich in Anspruch. Der Heilige Geist legt dem Wanderer die Gewissheit aufs Herz, die er bereits auch vor Urzeiten Mose und dem Volk Israel gegeben hat: „Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber werdet still sein.“

Mit dem Frieden Gottes im Herzen erhebt sich der Wanderer. Er weiß, dass er einen unsichtbaren Begleiter an der Seite hat, gegen den die Mächte der Finsternis nichts ausrichten können.

Mit dem festen Schritt des Glaubens betritt er die Schlucht. Behutsam und möglichst leise folgt der Wanderer dem schmalen Pfad durch die felsige Schlucht.

In dem fahlen Licht der Schlucht erkennt der Wanderer schwarze, verkohlte Stellen an den rauen Felswänden, so als hätte es hier gebrannt. Dem Wanderer wird ganz mulmig zu Mute. Doch er möchte sich nicht von seinem Weg ablenken lassen und so konzentriert er sich auf den schmalen Pfad vor ihm. Entlang des Weges liegen ab und zu Skelette und Totenschädel. Doch der Wanderer entscheidet sich, sie nicht weiter zu beachten, sondern einfach nur so schnell wie möglich aus dieser Schlucht herauszukommen.

Die Begegnung mit dem Drachen

Er muss sich auch sehr gut auf den Weg konzentrieren. Denn dieser ist uneben und felsig. Und da passiert es! Der Wanderer stolpert über eine Felskante. Klirrend und scheppernd stürzt er zu Boden. Das Schwert des Geistes landet hell schallend einige Meter vom Wanderer entfernt auf dem kalten Boden der Schlucht. Die kahlen Felswände lassen das Echo doppelt so laut widerhallen. Der Wanderer erstarrt. Jetzt konnte seine Anwesenheit nicht länger unbemerkt geblieben sein! Und tatsächlich! Auf einmal nimmt er eine große Bewegung im Schatten der Felswände wahr. Schnell springt er auf seine Füße und streckt sich nach dem Schwert aus. Das war keine Sekunde zu früh. Der Schatten an den Felswänden wird immer größer. Er wird begleitet von schweren, die ganze Schlucht erbeben lassenden Tritten. Was muss das für ein gigantisches Wesen sein, dass so mächtige Schritte machen kann? Mit einem dröhnenden Lachen, das ein Erdbeben auslösen könnte, baut sich der Drache vor dem Wanderer auf. Er setzt sich mitten auf den Weg des Wanderers, sodass dieser nicht weitergehen kann. Ein teuflisches Grinsen breitet sich im Gesicht des Drachens aus.

Als der Wanderer den ersten Schock überwunden hat, betrachtet er den Drachen etwas genauer. Es war ein furchteinflößender Anblick. Doch der Wanderer konnte auch etwas von der Majestät und Schönheit des Wesens erkennen, die der Drache einst besaß als er von Gott geschaffen wurde. Auf gewisse Weise hat er noch immer etwas anziehendes und faszinierendes an sich. Doch als der Wanderer in die Augen des Tieres schaut, sieht er dort nur Kälte und Hass. Der hämische Blick des Drachens lässt ihn das Blut in den Adern gefrieren. So stellt sich der Wanderer aufrecht hin und wappnet sich innerlich für den Kampf.

Die erste Versuchung

Doch anstatt anzugreifen, beginnt der Drache zu sprechen. Der Wanderer ist überrascht. Er hatte eine harte, kalte Stimme erwartet. Doch ganz im Gegenteil: die Stimme war lieblich, sanft und überaus melodiös. Selten hatte er so etwas Schönes gehört wie die Worte des Drachens. Wie gebannt lauscht er dessen Worten: „Sei gegrüßt, edler Wanderer! Endlich begegnen wir uns persönlich! Ich habe deine bisherige Reise mit Spannung verfolgt. Wirklich Respekt, dass du es bis hier her geschafft hast! Viele scheitern bereits viel eher entlang des Weges. Doch du hast nicht aufgegeben. Das ist schon eine Leistung auf die du stolz sein kannst! Doch nach dieser weiten Reise bist du sicherlich hungrig und müde. Überhaupt konntest du wenige Freuden auf deinem Weg genießen. Ich denke, du hast dir eine Auszeit mehr als verdient! Was hältst du denn von einem leckeren Schweinsbraten mit einem schönen frischen Bier dazu? Soweit ich weiß, hast du das ganz gern vor dem Antritt deiner Reise gegessen. Seit dem bestand deine Nahrung ja eher aus Brot, Wasser, Obst und Gemüse. Hängt dir das nicht langsam zum Halse heraus? Ich kann dir versprechen, dass du bei mir den saftigsten Braten bekommst, den du je gegessen hast! Und das Bier…! Ach, was soll ich sagen.., es ist einfach himmlisch!“ Der Drache seufzt versonnen. „Du müsstest nur dein Schwert und den Helm ablegen, damit du es dir gemütlich machen kannst. Vielleicht solltest du außerdem dem Brustpanzer ausziehen. Ich kann mir vorstellen, dass er sehr beengend wirkt.“

Bei diesen Worten läuft dem Wanderer das Wasser im Mund zusammen. Er erinnert sich an den überaus vorzüglichen Geschmack eines saftigen Schweinebratens. Ihm ist als könne er den herrlichen Duft in seiner Nase riechen. In ihm kommt ein wohliges Gefühl auf. Das stimmt, was der Drache sagt. Die Nahrung auf dem Weg war bisher nicht so üppig gewesen. Es war immer das einfachste Essen. Als er genauer darüber nachdenkt, war er dieses gesunde Essen auch ein wenig überdrüssig. Eigentlich hätte er sich nach seiner entbehrlichen Reise wirklich mal eine anständige Mahlzeit mit einem erfrischenden Bier dazu verdient! Überhaupt scheint seine letzte Mahlzeit Ewigkeiten zurückzuliegen. Als würde sein Magen dies bestätigen wollen, beginnt dieser lautstark zu knurren.

Als er so über die Worte des Drachens nachsinnt, bahnt sich eine ganz leise Stimme den Weg durch seinen Kopf. „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!“ (1.Korinther 10:31) Gott hat seinen Kindern verboten, Schweinefleisch zu essen. Auch der Alkohol war den Priestern verboten. Seit dem der Wanderer sich auf den Weg zur himmlischen Stadt begeben hat, ist er zugleich in den Stand eines Priesters erhoben worden. Außerdem trübt der Alkohol den Verstand und betäubt die leise Stimme Gottes.

Aber ein wenig Ruhe und ein leckeres, anständiges Essen wären doch auch im Sinne Gottes, oder etwa nicht? Wollte nicht Gott, dass sich auch seine Pilger ausruhten und mit Essen für die weitere Reise stärken?
Doch Erholung und ein wahrhaft stärkendes Mahl erlangt man in Gottes Augen nicht durch ein Sauf- und Fressgelage.

Inzwischen ist der Hunger des Wanderers übermächtig. Dienerinnen des Drachens, wunderschöne Frauen in etwas knapper Bekleidung, öffnen eine Tür in der Felswand und es kommt ein wunderschön gedeckter Tisch zum Vorschein. Begleitet wird der einladende Anblick des Festmahls mit sanften Melodien, die zum Entspannen und Abschalten einladen. Der herrliche Geruch eines vielversprechenden Bratens umweht die Nase des Wanderers. Dies alles hat eine nahezu überwältigende Wirkung auf den Wanderer. Er muss eigentlich nur sein Schwert zur Seite legen, den Helm und den Brustpanzer ablegen, damit er bequem essen und in der Gesellschaft der hübschen Damen entspannen könnte. Was war schon groß dabei?

Da erinnert sich der Wanderer an die Gebrauchsanleitung zur Waffenrüstung. Er denkt daran, wie er gelesen hatte, dass er auf gar keinen Fall, auch nur EINEN Teil der Rüstung ablegen dürfte. Würde er das tun, dann wäre er verwundbar und ein leichtes Opfer für den Drachen.

Das Verlangen nach diesem leckeren Essen und nach den Armen einer Frau wird übermächtig. Doch leise spricht der Heilige Geist zu dem Wanderer. Er erinnert ihn daran, wie Gott ihn in der Vergangenheit versorgt hatte, wie er nie Mangel gelitten hatte. Gott war immer für ihn da. Der Wanderer weiß genau, wenn er jetzt seinem Verlangen nachgibt, fällt er dem Drachen zum Opfer. Auch wenn sich alles in ihm danach sehnt, dass Angebot des Drachens anzunehmen, so betet er dennoch um Kraft, dieser Versuchung zu widerstehen. Nun richtet der Heilige Geist die Gedanken auf Jesus. Welch hohe Selbstverleugnung hatte er in der Wüste nach 40 Tagen Fasten bewiesen als der Teufel ihn versuchte? Jesus errang in der Wüste den Sieg, damit auch er hier und jetzt den Sieg davon tragen konnte. In dem Wanderer reift ein Entschluss. Ganz auf die Kraft Jesu vertrauend entgegnet der Wanderer dem Drachen: „Ich danke dir für ein freundliches Angebot. Aber es steht geschrieben: Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes! Mit deiner Nahrung und deinem Trank kann ich Gott nicht ehren.“

Der Drache lächelte, aber in seinen Augen blitzt Hass auf. „Nun gut. Du hast schon recht. Eine gesunde Ernährung ist durchaus sinnvoll. Aber ich finde ab und zu darf man sich auch mal was gönnen.“ Ein Seufzen entrinnt dem Drachen. Er legt sich bequem hin und lässt seinen imposanten Kopf auf seine noch eindrucksvolleren Vorderpranken ruhen. Mit seinem halb geschlossenen Augen scheint er tief in Gedanken versunken zu sein. Angespannt beobachtet der Wanderer den Drachen. Er hat den Eindruck, dass der Drachen, obwohl er liegt, die ganze Schlucht ausfüllt. Es schien ein unüberwindliches Hindernis zu sein. Wie sollte ihm seine Waffenrüstung helfen, an dem Drachen vorbeizukommen?

Die zweite Versuchung

Langsam hebt der Drache seinen Kopf. Ein sanftes Lächeln entblößt ein paar bedrohlich wirkende gewaltige Zähne. „Hmm… Du scheinst deinem Gott gegenüber sehr loyal zu sein. Das bewundere ich! Ernsthaft! Heutzutage trifft man selten Leute mit festen Überzeugungen. Die meisten richten ihr Fähnchen nach dem Wind. Doch eins frage ich mich: Übertreibst du es nicht mit deinen festen Grundsätzen ein wenig? Im Wort Gottes steht geschrieben: ‚Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!‘ (Galater 5,1). Wenn ich dich so ansehe und deinen bisherigen Weg bedenke, sehe ich nicht viel von Freiheit. Du hast deine Familie, deine Freunde und deine Arbeit aufgegeben, um deinen Prinzipien treu zu bleiben. Du hast deiner Familie große Schmerzen bereitet. Das kann doch nicht Gottes Wille sein. Deine Arbeit hat dir viel Freude gemacht und du warst echt sehr gut in deinem Job. Hat Gott dir wirklich geboten, das alles für ihn aufzugeben? Doch du bist da noch nicht einmal stehen geblieben! Du hast sogar deine Hobbies, dein Haus und deinen ganzen Besitz aufgegeben. Alles, was du dir über viele Jahre aufgebaut hast, hast du mit einem Mal weggeworfen. Und wofür? Was hat dir der Weg bisher eingebracht? Du littest Hunger, Entbehrungen, Schmerzen, Todesängste und hättest dein Leben beinahe verloren – und das mehr als nur einmal. Sieh dich doch einmal an! Du bist ein wandelndes Skelett! Ich habe den Eindruck, dass dich nur noch diese rostige Rüstung zusammen hält – ohne sie würdest du wohl zusammenklappen.“ Der Drache beginnt aus vollem Herzen zu lachen. Diese Lachen erschüttert die ganze Schlucht. Es fährt dem armen Wanderer durch Mark und Bein. Er fühlt sich in der Tat wie ein kleines Häufchen Elend.

Der Drache fährt fort: „All diese Entbehrungen und Opfer! Nur um Jesus zu gefallen!“ Den Namen Jesu spricht der Drache mit tiefster Verachtung aus. „Weißt du, es gibt so viele Christen, die ein viel entspannteres Leben führen als du. Sie verehren auch Gott, doch ihr Leben ist viel freier als deines. Sie machen sich nicht so viele Gedanken darüber, was sie essen, wie sie sich Anziehen, was sie arbeiten oder wie sie ihre Freizeit gestalten sollen. Sie machen einfach das, wonach ihnen ist und bitten Gott um seinen Segen. Damit sind sie sehr glücklich. Sie genießen das Leben hier und freuen sich auf ein noch besseres Leben in der Ewigkeit. Nur du kasteist dich selbst, legst dir all diese Regeln auf und gehst diesen einsamen Weg. Meinst du wirklich, dass du richtig liegst und all die anderen Christen falsch liegen? Ich meine, bildest du dir allen Ernstes ein, nur du hast die alleinige Wahrheit?“ Der Drache verfällt in ein Schweigen. Aber seine Worte hallen in den Gedanken des Wanderers nach.

Die Gedanken rasen im Kopf des Wanderers hin und her. Was wäre, wenn der Drache recht hätte und er sich da in was verrannt hätte? Woher wollte er wissen, dass er auf dem rechten Weg war, wenn doch die meisten anderen einen anderen Weg gingen und damit auch glücklich schienen? Nur er trug diese einengende Rüstung, die ihm das Leben schwer machte. Nur er war in dieser Höhle mit dem Drachen gefangen, während der Rest der Welt das Leben genoss. So viel hatte er für seine Reise zur himmlischen Stadt aufgegeben. War es das wirklich wert? Was wäre, wenn das alles nur eine große Lüge wäre und es gar keine himmlische Stadt gebe, in der man Ruhe und Frieden finden könnte?
Durch diese ganzen Gedanken bahnt sich die Stimme Gottes den Weg zum Bewusstsein des Wanderers. Diese erinnert ihn an eine Bibelstelle: „Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“ (Markus 10,29+30) Und noch eine zweite Bibelstelle kommt ihn in den Sinn: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15)

Ja, er hatte Entbehrungen und Schmerzen erlitten. Ja, er musste alles aufgeben, um Jesus nachzufolgen. Der Preis für die Nachfolge ist immens. Doch was hatte er stattdessen empfangen? Je länger der Wanderer auf dem schmalen Weg ging, desto größer wurde der Friede in seinem Herz. Je mehr Erfahrungen er mit Jesus machte, ihn besser kennen lernte, desto größer wurde seine Bewunderung und Liebe für diesen genialen Gott. Je mehr er Gott lieben lernte, desto mehr verloren all die anderen Dinge an Bedeutung. Sie waren nichts im Vergleich zu dem Schatz, den er in Jesus gefunden hatte! Nein, nichts in dieser Welt konnte den süßen Frieden und das tiefe Glück seiner Seele aufwiegen! So lange hatte er vergeblich danach gesucht. Um nichts in der Welt wollte er auch nur einen Schritt zurück gehen. Seine Opfer und die Selbstverleugnung waren nichts im Vergleich zu dem, was Jesus aufgeben hatte und wie tief er sich selbst verleugnet hatte. Dem Wanderer ist es egal, wie die anderen Christen ihren Glauben leben. Sein Vorbild ist und bleibt Jesus! Jesus hatte sich zu den tiefsten Tiefen erniedrigt, er hatte alles aufgegeben, um ihn, der verloren war, zu retten. Wie kann er sich einer solchen Liebe verschließen?

Der Kampf

Der Wanderer fällt in der Schlucht auf seine Knie. Im vollen Bewusstsein seiner vielen Schwächen, Fehler und seiner völligen Hilflosigkeit fleht er den Schöpfer des Universums um Hilfe an! Durch die unendliche Erniedrigung am Kreuz hat Jesus den Drachen besiegt. Genauso beugt sich der Wanderer nun unter Gottes Hand. Er weiß nicht, wie er dieser Situation entrinnen soll. Erneut übergibt er sich vollständig, samt Leib und Leben, in die Hände seines barmherzigen Gottes.

Als der Drachen das sieht, wird er unruhig. Er stellt sich aufrecht hin, jede Faser seiner mächtigen Muskeln angespannt. Er weiß genau, wenn Jesus für den Wanderer eintritt, hat er keine Chance.

Der Wanderer erhebt sich von seinem Gebet. Er ist kaum wieder zu erkennen. Vor dem Drachen steht kein kleines Häufchen Elend mehr, sondern ein Soldat, bereit für den Kampf. Von dem Wanderer strahlt eine Ruhe, Kraft und ein Licht aus, das der Drachen nur allzu gut kennt. Er beginnt vor Angst und Wut zu zittern. Im wahrsten Sinne des Wortes beginnt er zu glühen.

Der Wanderer sieht das Feuer in dem Drachen auflodern. Doch er ist bereit! Mutig erhebt er das Schild des Glaubens, mit dem alle feurigen Pfeile des Bösen abgefangen werden können. Mit der anderen Hand hält er das Schwert des Geistes. Sein Stand ist fest. Er steht auf den Verheißungen Gottes. Mit einer Autorität, die nur von Gott kommen kann, spricht er: „Weiche Satan! Denn es steht geschrieben: ‚Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.‘ (5.Mose 5,4+5) Im Namen meines Herrn Jesus Christus befehle ich dir, mir den Weg frei zumachen!“

Bei diesen Worten bricht der volle Zorn des Drachen los. Eine grelle Stichflamme schießt aus seinem Mund direkt auf den Wanderer zu. Doch dieser hebt sein Schild des Glaubens empor. So prallt das Feuer an dem Schild ab. Im nächsten Augenblick springt der Wanderer mit einem Satz auf den Drachen zu, das Schwert fest in seiner Hand. Das Schwert beginnt heller als die Sonne zu leuchten. Beim Anblick des hellen Lichtes, das von diesem Schwert ausgeht, taumelt der Drache zurück. Wie ein verwundetes Tier kauert er sich in die Ecke und wimmert. Nun ist der Weg des Wanderers endlich frei. Eilends lässt er den Drachen hinter sich und läuft so schnell er nur kann aus der düsteren Schlucht hinaus. Endlich wieder im Freien – und damit in der Sicherheit – angekommen, fällt der Wanderer zitternd auf seine Knie. Dank und Lob steigt von seinen bebenden Lippen in den Himmel. Denn es war allein Gottes Kraft, die den Drachen bezwang.

Als der Wanderer ein wenig später sich von den Schrecken erholt hat und über die Begegnung mit dem Drachen nachdenkt, wird ihm bewusst, wie klein und hilflos er wirklich ist. Der Drache war viel größer und mächtiger als er ihn sich je hätte vorstellen können. Doch beim Anblick des Schwertes des Geistes, des Wortes Gottes, welches Jesus ist, bekommt der Drache es mit der Angst zu tun. Dagegen kann er nichts ausrichten. Egal wie schwach ein Mensch auch sein mag, er kann die alte Schlange mit der Waffenrüstung und im demütigen Vertrauen auf Gott besiegen.

Der Wanderer ist nun noch begeisterter von seinem Gott. Mit diesem starken Gott an der Seite fühlt er sich unbesiegbar!

Hochmut kommt vor dem Fall, oder? 😉  Hier geht es weiter!

de_DEDeutsch