18. Der Spätregen

Nach der kühlen und äußerst gefährlichen Schlucht,
die der Wanderer auf dem Pfad der Heiligung erklommen
hatte, kommt ihm jetzt die friedvolle Anhöhe wie ein Vorgeschmack
des Himmels vor. Wohltuend wärmt die Sonne die müden Glieder des Wanderers. Der süße Duft verschiedenster Blumen steigt dem Wanderer in die Nase. So eine Vielzahl und Schönheit an Blumen hat er noch nie gesehen! Das Gras wiegt gold und silbern glänzend leicht im Wind. Insekten und prächtige Schmetterlinge fliegen fröhlich von Blüte zu Blüte. Eine ganze Weile beobachtet der Wanderer das bunte Treiben auf dieser Wiese. Es lässt ihn über den Schöpfer staunen. Welche Liebe zum Detail, welche Fröhlichkeit und Kreativität stecken in diesem großen Wesen! Sehr bald würde er endlich vor ihm stehen und ihn noch so viel besser kennen lernen können!

Apropos! Es ist Zeit, den Weg fortzusetzen. Der Wanderer erinnert sich an die Worte Jesu, die er ihm auf dem Pfad der Heiligung mitgegeben hatte. Auf ihn wartet noch eine große letzte Prüfung. Diese Prüfung würde alles andere, was er bis jetzt erlebt hatte, weit in den Schatten stellen. Um hier bestehen zu können, erfordert es eine noch gründlichere Vorbereitung als je zuvor. Die kommende Prüfung war in gewisser Weise die Abschlussprüfung, um zu schauen, ob alle nötigen Qualifikationen für eine Bürgerschaft im Himmel angeeignet wurden.

Doch Gott weiß, dass diese Prüfung kein Mensch von sich aus bestehen kann. Das ist absolut unmöglich. Würde er seine Kraft nicht dazugeben, dann würde kein Mensch die Prüfung bestehen und alle würden auf ewig verloren gehen.

Dem Wanderer ist das mehr als bewusst. Auf seiner langen Reise hat er immer wieder aufs Neue Gottes Fürsorge und Treue erlebt. Er musste auch auf schmerzvolle Weise lernen, was es bedeutet, aus eigener Kraft durch die Trainingseinheiten gehen zu wollen. Beinahe hätte ihm das sogar mindestens zwei Mal das Leben gekostet (im Wald der Angst und auf dem Meer der Sorgen). Ihm ist völlig klar, dass er Gottes Beistand jetzt mehr denn je benötigte. Er erinnerte sich daran, wie er den Drachen nur aus Gottes Kraft besiegen konnte. Genau diese Kraftquelle möchte er nun erneut anzapfen.

Sorgfältige Herzensprüfung

Der Wanderer fällt auf seine Knie. Sein Gebet beginnt mit einem Rückblick auf seine Pilgerreise. Er bedankt sich bei Gott, dass er ihn durch sein Opfer von seiner schweren Last befreit und ihm das Bürgerrecht in der himmlischen Stadt ermöglicht hat. Er lobt Gott für die Hoffnung, die Liebe, die Kraft und den Frieden, den er durch seine Gegenwart erleben darf. Dankbar bringt er all die Gefahren und Freuden seines Weges vor Gott und preist dessen allmächtigen Arm, der ihn stets sicher geleitet hat. Danach bittet der Wanderer den Heiligen Geist, sein Herz auf Sünden zu durchforschen. Sorgfältig prüft er sein Herz, ob es noch irgendeine Schuld gibt, die noch nicht vor Gott bereinigt wäre. Traurig blickt er auf seine vielen Fehltritte und seinen Unglauben zurück. Wie oft hatte er an der Güte Gottes gezweifelt und sich dadurch unnötig Gefahren ausgesetzt oder seinen Weg erschwert!

Der Wanderer ist sich seiner Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit bewusst. Er findet nichts in seinem Herzen, wofür er sich selber rühmen könnte. All die positiven Veränderungen in seinem Leben, alle Siege und Fortschritte hat Gott in ihm bewirkt. Tief in sich selbst sieht er nur Egoismus und Stolz. Unter Tränen bittet er Gott, sein Herz nach seiner Verheißung in Hesekiel 36,26+27 zu erneuern und ihn von all seinen Sünden zu reinigen:

„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“

In seiner Ohnmacht klammert er sich an die göttliche Verheißung. Er vertraut auf das reinigende Blut Jesu und nimmt die Vergebung im Glauben an.

Ringen mit Gott

Doch er braucht noch mehr! Er benötigt die himmlische Kraft, um Gott treu zu bleiben. Zu den Tränen mischen sich Schweißperlen. Seine Hilflosigkeit übermannt ihn. Wie Jakob einst mit dem mysteriösen Fremden rang, so ringt auch jetzt der Wanderer mit Gott. Es geht um Leben und Tod. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Vor ihm steht nun der alles entscheidende Kampf. Würde er versagen, wäre er auf ewig von Gott getrennt. Würde er siegen, dann erhält er den Zutritt zum himmlischen Jerusalem und damit das ewige Leben. Der Wanderer möchte keinen weiteren Schritt ohne die Gewissheit der Nähe Gottes tun. Hilflos hält er sich an seinem Gott fest und ruft mit Jakob aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Mit diesem Gebet vertraut der Wanderer sein irdisches und sein ewiges Leben ganz Gott an. Alle seine Sünden sind ihm vergeben. Er hat den Prozess der Heiligung abgeschlossen. Obwohl es ihm nicht bewusst ist, ist sein Leben ein Abbild seines himmlischen Vaters. Doch wie sein großes Vorbild, Jesus, sagte, dass er nichts aus sich selbst tue, sondern Gott seine Werke durch ihn tue, so lässt der Wanderer Gott seine Werke durch ihn bewirken. Sein Ego und der Drang nach Selbstdarstellung ist nun vollständig verschwunden. Alles, wonach sich der Wanderer sehnt, ist es, seinen Gott zu ehren und seinen Namen groß zu machen. Und wenn es selbst sein Leben kosten würde, so wäre er bereit, dankbar diesen Preis zu zahlen.

So besiegt der Wanderer nun Gott. Im vollen Bewusstsein seiner eigenen Unwürdigkeit hat er sich vollständig auf die Treue seines Gottes verlassen. Seine Bitte um besondere Kraft wurde erhört.

Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist

Als der Wanderer noch kniet und betet, öffnet sich auf einmal der Himmel über ihn. Licht vom Thronsaal Gottes umgibt den Wanderer. Wie einst Stephanus, als er von seinem eigenen Volk gesteinigt wurde, sieht er den Thron Gottes. Er sieht, wie Jesus, sein Stellvertreter vor Gott steht und für ihn eintritt. Tiefer Friede kehrt ein als die Gewissheit des Friedens mit Gott sein Herz erfüllt. Nichts steht mehr zwischen ihm und Gott. Keine Sünde, kein Stolz steht mehr zwischen ihm und der Gemeinschaft mit der Quelle ewiger Freude!

In diesem Moment kommt eine weiße Taube vom Thron Gottes geflogen. Es ist der Heilige Geist, den Jesus als Beistand sendet, um den Wanderer durch die letzte Prüfung zu führen.

Der Heilige Geist war die ganze Zeit schon der stille Begleiter auf dem gesamten Weg gewesen. Er war es, der dem Wanderer den Mut und Kraft gab, voran zu gehen. Nur durch den Heiligen Geist hatte er es bis hierher geschafft. Die erste Ausgießung des Heiligen Geistes, den Frühregen, erhielt der Wanderer als er durch die schmale Pforte ging. Dies war die Taufe, durch die der Heilige Geist die Führung im Herzen eines Menschen übernimmt. Doch der Heilige Geist kann nur so viel im Herzen eines Menschen wirken, wie er dafür die Erlaubnis bekommt. Der Mensch entscheidet selbst, wie viel Raum er ihm gibt. Auch hier geht es wieder um das Vertrauen. Am Anfang des Glaubenslebens muss das Vertrauen in Gott erst gelernt werden. Je mehr ein Mensch Gott vertrauen lernt, desto mehr Kontrolle übergibt er ihm in seinem Leben. Doch wir Menschen neigen gern dazu, die Kontrolle selbst zu behalten. Deswegen ist so eine lange Pilgerreise nötig, um Gott immer mehr vertrauen zu lernen. Am Ende des Weges muss jeder gelernt haben, was es bedeutet, Gott ganz zu vertrauen und sich ihm vollständig auszuliefern. Wer sein Vertrauen 100% in Gott setzt, kann auch zu 100% vom Heiligen Geist erfüllt sein. So ein Mensch wird den Spätregen empfangen.

Der Spätregen

Der Spätregen hat mehrere Aufgaben. Hier in unserer Geschichte liegt der Hauptfokus auf der Vorbereitung auf die letzte Prüfung, die in der Bibel auch als „die Zeit der Angst in Jakob“ bezeichnet wird. Aber auf dem Bild ist auch ein reifes Getreidefeld zu sehen. Im alten Orient fiel der Frühregen im Frühjahr. Dadurch konnte die gesäte Saat aufgehen. So erhalten wir den Heiligen Geist bei der Taufe, damit Gottes Wort in uns lebendig wird und Frucht zum ewigen Leben hervorbringt. Im Herbst fiel dann der Spätregen. Er sorgte dafür, dass die Ernte ausreifte und eingeholt werden konnte. So dient der geistliche Spätregen dazu, die Ernte der Welt ausreifen zu lassen. Gottes Wirken wird noch einmal sehr deutlich in der Welt zu sehen sein. Jeder Mensch wird Gott richtig erkennen können. Mit diesem Wissen über Gottes wahres Wesen kann und muss er eine Entscheidung treffen, auf welcher Seite er im großen Kampf stehen möchte. Auf der Seite des Lammes oder des Drachens!

Damit jeder Mensch auch wirklich diese Wahl hat, müssen die Nachfolger Jesu, vollständig mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, damit Gott mächtig durch sie wirken kann und sie mit Vollmacht die letzte Warnung einer untergehenden Welt verkündigen können. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Menschen heute so wenig über den wahren Gott wissen, liegt daran, dass sein bekennendes Volk ihn zu wenig in ihren Herzen hat. Sie folgen lieber ihren eigenen Wünschen und geben dem Heiligen Geist nur einen begrenzten Raum zum Wirken. Aber Gott möchte das ganze Herz! Erst wenn wir, wie der Wanderer lernen, dass Gott jedes Bedürfnis in uns stillen kann und wir uns ihm ganz ausliefern, dann kann Gott anfangen mächtig zu wirken.

Wer hat die Kontrolle über dein Leben?

Die Ursache unserer Unzufriedenheit, Sorgen, Probleme und Nöte liegt daran, dass wir selbst die Kontrolle behalten wollen. Wir versuchen das zu tun, was Gott eigentlich für uns tun möchte. Warum fällt es uns nur so schwer, Gott alles hinzugeben? Vielleicht haben wir Angst, dass Gott uns etwas, was wir lieben, wegnimmt. Aber warum nimmt er es uns weg? Nicht weil er uns ärgern möchte, sondern weil er weiß, dass er etwas besseres für uns hat. Hier kommt wieder unser Gottesbild ins Spiel. Wenn wir wirklich von ganzem Herzen glauben würden, dass es Gott gut mit uns meint, dann würden wir nicht zögern, ihm auch das Liebste zu geben. Doch indem wir selbst die Kontrolle behalten wollen, stellen wir Gott als lieblos und kaltherzig dar. Aber wie wir bereits gesehen haben, ist Vertrauen ein Prozess, den wir lernen dürfen. Gott geht sehr geduldig mit uns mit. Wenn wir Fehler machen, schimpft er nicht mit uns. Wie ein liebevoller Vater, der seinem kleinen Baby hilft, laufen zu lernen, stellt er uns immer wieder auf die Füße, wenn wir fallen. Wenn wir wegen unserer Schwachheit weinen, nimmt er uns in seine liebevollen Arme und tröstet uns. Er macht uns Mut, es noch einmal zu probieren. Auch wenn wir oft fallen, wenn wir immer wieder aufstehen, kommt doch irgendwann der Sieg!

Damit wir schneller voran kommen, ist uns der Heilige Geist als Helfer gesandt. Er tröstet, gibt Mut und Kraft und sichert uns die ewige Treue Gottes zu. Wir müssen seiner Führung nur vertrauen und mutig voran gehen. Dann werden wir, wie der Wanderer, den Punkt erreichen, an dem unser eigenes Ego vollständig gestorben ist und Gott uns durch seinen Geist vollkommen ausfüllt. Dann sind auch wir bereit, die letzte Prüfung zu bestehen!

Also gib nicht auf, die Heimat des ewigen Friedens ist nahe! Halte deinen Blick fest auf dieses Ziel gerichtet! Schau auf die unendliche Liebe unseres Gottes, der alles für dich gegeben hat! Bald wird er kommen, um die zu sich zu holen, in denen er sich vollständig widergespiegelt sehen kann! Gott hat versprochen, das in dir zu bewirken! Vertraue seinem Versprechen und du wirst es erleben, wenn du darum im Glauben bittest!

Hier geht es zur letzten Prüfung auf der Reise des Wanderers!

9. Die Quelle des Lebens

Komm doch zur Quelle des Lebens,
durstig und müde und matt.
Komm, denn es ist nicht vergebens;
hier wirst du ruhig und satt.

Komm zu dem Born, dich zu laben,
tauch dich im Glauben hinein.
Hier wird die Sünde begraben,
hier wirst du selig und rein.

Komm zu der heilenden Quelle,
dir wird Genesung zuteil.
Sieh, wie sie sprudelt so helle,
trinke zum ewigen Heil.

Eile dahin! Warum verziehn?
Ew’ger Gewinn stehet hier auf dem Spiel.
Hier ist die Quelle des Lebens,
hier ist dein einziges Ziel.

– Text: Wihelm Appel (1890), Günter Balders (1983)

Mit dieser schönen alten Hymne möchte ich in diesen Blogeintrag starten. Sie ist die Inspiration für die Szene an der Quelle des Lebens.

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wie viel in der Bibel in Bildern und Gleichnissen geredet wird? Ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Lehren in Gleichnissen. Es war Jesu Lieblingsmethode, seine Lehren für das Volk verständlich zu machen. Das Geniale an Gleichnissen und Bildreden ist, dass sie jeder, egal welchen Bildungsstand er hat, verstehen kann. Der einfache Mensch versteht das Bild, so wie es erzählt wird. Der Denker hingegen findet in einem Bild unendlich viele Aspekte, die ihn die dahinter steckende geistliche Lehre viel besser begreifen lassen. Ein weiterer Vorteil eines Gleichnisses ist, dass die darin enthaltenen Bilder im Gedächtnis erhalten bleiben. Begegnet man ihnen im Alltag, wird man an die geistliche Lehre erinnert, die mit diesem Bild verknüpft wurde.

Inzwischen bin ich zu einem absoluten Fan von Bildreden und Gleichnissen geworden. Ich glaube, dass Gott uns den ganzen Tag mit den alltäglichen Erfahrungen geistliche Lehren weitergeben möchte, damit wir ihn besser kennen und lieben lernen. Die Wolken, die am Himmel vorüberziehen erzählen uns etwas von Gottes Gnade und Treue. Jeder Sonnenaufgang erinnert uns an den Weg, den wir als Christen gehen. Er beginnt mit einem kleinen Lichtstrahl an Erkenntnis und wird immer heller bis Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, vollständig in unseren Herzen aufgegangen ist. Jede Mahlzeit erinnert uns daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht. In jedem freundliche Wort, in jedem Lächeln dürfen wir einen winzigen Teil des herrlichen Wesens Gottes erkennen. Es gibt so viel mehr davon in jeder kleinen Alltagshandlung, in der Natur, auf Arbeit und auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zu entdecken. Über all können wir etwas mehr von dem wunderbaren Charakter unseres genialen Gottes lernen!

Mir macht es richtig Spaß, die Augen danach offen zu halten. Leider ist man oft mit den Gedanken woanders oder zu sehr in der Hektik des Lebens gefangen, dass man die meisten Perlen gar nicht entdeckt.

Aber das sollte eigentlich nicht das Hauptthema dieses Beitrags werden. Lasst uns zu unserer Geschichte zurückkehren! 🙂

Endlich mal Pause!

Der Wanderer und sein neuer Freund gelangen schließlich zur Quelle des Lebens. Schon von fern hören sie das Plätschern der Quelle. Seit dem der Wanderer den Wald verlassen hatte, befand sich sein gesamter Weg in der prallen Sonne. Seine Wasserflasche hatte er schon vor einer Weile ausgetrunken. Auch sein Kamerad hatte seit dem er an der Quelle der ewigen Jugend das verdorbene Wasser probiert hatte, nichts mehr getrunken. Beide verspürten daher einen mächtigen Durst, wie nach einer stundenlangen Wanderung an einem heißen Sommertag, an dem das Wasser ausgegangen ist. Wie wohltuend und erfrischend ist da eine Quelle mit ihrem kühlen Nass!

So kommen nun die beiden zu der Quelle. Neben der Quelle steht ein Tisch mit einem Krug und Bechern. Begierig schöpfen die beiden das Wasser aus der Quelle und trinken in großen Zügen dieses köstliche Wasser! Sie trinken solange bis ihr brennender Durst gestillt ist. Dann beginnt der Pilger vom breiten Weg sich seiner Kleidung zu entledigen. Er hüpft in das Quellwasser und badet ergiebig darin. Als er wieder aus dem Wasser heraussteigt fühlt er sich wie neugeboren!

Der Wanderer selbst zieht seine Schuhe aus und wäscht seine Füße in dem Quellwasser. Durch die lange Reise sind sie ganz schön schmutzig geworden. Das Wasser wirkt kühlend und heilend für seine wundgescheuerten Füße.

Der zweite Pilger entdeckt zwischenzeitlich eine einladende Strandliege. Auf einmal spürt er, wie müde er eigentlich ist. Er legt sich auf die Liege. Da die Sonne immer noch sehr sticht, ist über der Liege ein schützender Sonnenschirm aufgestellt. So ruht der müde Pilger nun unter dem Schirm des Höchsten. Endlich, nach langer Suche, ist er zur Ruhe eingegangen. Sein Herz ist voller Dankbarkeit für das wunderbare Gnadengeschenk, das er so unverdient erhalten hat.

Hier endet die Geschichte dieses Pilgers. In späteren Blogbeiträgen werden wir noch ein bisschen mehr über ihn erfahren. Auch wenn hier seine Geschichte auf dem Bild endet, so kann ich euch versichern, dass er sicher die himmlische Stadt erreicht hat. Sein weiterer Weg sah etwas anders aus als der unseres Wanderers, aber diese noch zu erzählen, würde den Rahmen etwas sprengen.

Wie ergeht es unserem Wanderer?

Rast bei der Quelle

Neben der Quelle steht eine Bank. Der Wanderer setzt sich darauf. Er schaut sich seine Umgebung etwas genauer an. Das Wasser kommt aus einem Fels. Dieser sieht schon sehr alt aus und trotzdem scheint das Leben nur aus ihm herauszusprudeln! Das Wasser ist immer frisch und klar. Nichts, kein Dreck dieser Welt, kann die Quelle verunreinigen. Sie wird immer sauberes, reinigendes, belebendes Wasser hervor bringen.

Die Quelle wird von einer großen Weide überschattet. Sie spendet dem müden Wanderern wohltuenden Schatten nach dem langen Weg in der Hitze. In den Ästen der Weide zwitschert es lebhaft. Der Wanderer beobachtet eine Vielzahl herrlicher Vögel, die um die Quelle herum fliegen. Insgesamt scheint dieser Ort von Leben nur so zu vibrieren. Duftende Blumen wachsen auf der Wiese neben der Quelle. Beim genaueren Hinsehen kann der Wanderer ganz viele Insekten ausmachen, die munter von Blüte zu Blüte hin- und herschwirren. Hier war wirklich Leben!

Neben der Bank steht ein Tisch. Auf ihm befinden sich die bereits erwähnten Becher und ein Wasserkrug. Es liegt auch ein köstlich duftender Laib Brot auf dem Tisch. Als der Wanderer den herrlichen Duft einsog, meldet sich auf einmal lautstark sein Magen zu Wort. Voll Dankbarkeit für die wunderbare Fürsorge seines Meisters bedient er sich reichlich an dem Brot. Es war das gleiche Brot, das er bereits im Wald der Angst von dem Engel erhalten hatte. Der Wanderer stellt fest, dass es das Brot des Lebens ist. Als er den Laib bricht, um davon zu essen, erinnert sich der Wanderer auf einmal wieder an die Szene am Kreuz. Jesu Leib wurde am Kreuz für ihn gebrochen, damit er leben kann. Dieses Brot und das Wasser sind ein Symbol für Jesu Opfer.

Der Wanderer denkt lange über die Bedeutung nach. Noch eine ganze Weile genießt er die Ruhe und den Frieden dieses herrlichen Ortes. Er lauscht dem fröhlichen Zwitschern der Vögel, welches im Hintergrund von dem munteren Sprudeln der Quelle begleitet wird. Er genießt den sanften Windhauch, der die Luft erfrischt. Der süße Duft der Blumen rundet das Ganze wunderbar ab.

Eigentlich möchte der Wanderer noch viel länger an dem Ort bleiben. Doch er weiß, dass die Reise noch lang und beschwerlich ist. Er erinnert sich an die Ermahnung des Engels, sich an der Quelle mit ausreichend Wasser und Brot zu versorgen. So packt er so viel von beiden ein, wie er nur wegbekommen kann. Ihm fällt auf, dass das Brot nie weniger wird, egal, wie viel er davon isst oder einpackt. Ein letztes Mal nimmt er die herrlichen Eindrücke dieses schönes Ortes in sich auf bevor er, gut gestärkt, seine Reise fortsetzt.

Die Symbolik hinter der Quelle des Lebens

Wenn ich so über dieses Szene nachdenke, dann bemerke ich, wie viel in diesem Bild steckt. Bestimmt kann man noch so viel mehr entdecken, als was mir eingefallen ist. (Falls ihr noch weitere Erkenntnisse habt, lasst es mich gerne wissen!)

Der Fels, aus dem das lebendige Wasser kommt, ist Jesus. Er ist der Eckstein und das Fundament seiner Gemeinde und des Lebens. Im Alten Testament lesen wir von dem Volk Israel, das Gott aus der ägyptischen Knechtschaft befreit hat. Sie mussten durch die Wüste wandern, um in ihre neue Heimat zu gelangen. In der Wüste ist es bekanntlich heiß und trocken. Wasser ist dort Mangelware. So dauerte es nicht lange, bis das Volk zu murren anfing. Gott gab Mose, der das Volk in Gottes Auftrag führte, den Befehl, einmal auf einen Felsen zu schlagen. Plötzlich wurde dieser Felsen zur Quelle und versorgte das ganze Volk samt ihren Tieren mit Wasser. Die Geschichte kann hier nachgelesen werden.

Es ist unmöglich, dass aus einem toten Stein auf einmal Wasser kommt. Gott hat hier für sein Volk ein großes Wunder gewirkt. Der Fels steht für Jesus. Wie der Wanderer bereits erkannt hatte, wurde Jesus einmal für unsere Sünde geschlagen. Durch den Schlag konnte er für uns zur Quelle des Lebens werden. Mose war der Stellvertreter des Volkes. Er und sein ganzes Volk waren Sünder. Es sind also unsere Sünden und wir Sünder, die Jesus ans Kreuz gebracht haben. Wir haben ihn geschlagen, doch er hat sich schlagen lassen. Seine Qualen und den Tod erlitt er an unserer Stelle, damit wir sein Leben erhalten könnten. Wie der Schlag auf den Felsen eine riesige Quelle aufsprudeln ließ, so ließ Jesu Tod am Kreuz ewiges Leben hervorsprudeln. Wir dürfen zu ihm kommen und reichlich von ihm trinken. Er lädt jeden dazu ein:

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

– Offenbarung 22, 17

Jesus bietet uns sein ewiges Leben umsonst an! Was für ein einmaliges Angebot! Wir müssen nichts weiter dafür tun, als unser altes Leben loszulassen und mit Gott von vorne anzufangen.

In der Taufe wird das symbolisiert. Der alte, sündige Mensch wird durch das Untertauchen begraben und kommt als neuer, wiedergeborener Mensch aus dem Wassergrab hervor. Durch die Taufe wird die Reinigung von all unseren Sünden symbolisiert. Alles, was uns verunreinigt, wird von uns gewaschen. Der zweite Pilger, der vom breiten Weg kam, erlebte dies an der Quelle des Lebens. Er hatte seinen Weg mit Gott gerade begonnen und musste vollständig von seinen Sünden gereinigt werden. Der Wanderer hingegen ist bereits durch die schmale Pforte gegangen. Dies war seine Taufe. Um durch die schmale Pforte durchgehen zu können, musste er auch sein altes Leben ablegen und das neue Leben von Jesus annehmen. Aber der Weg bis zur Quelle war lang. Auf diesem langen Weg hatte der Wanderer immer wieder versagt und gesündigt. D.h. er zwar immer noch generell rein, aber der Schmutz der Sünde hatte seine Füße verunreinigt. Diese müssen daher immer mal wieder gewaschen werden.

Hier seht ihr ein Bild von meiner Taufe im Jahr 2010 bei uns zu Hause im Pool:

Diese Waschung wird im Abendmahl symbolisiert. Dort waschen wir einander die Füße als Zeichen dafür, dass Gott uns von unseren alltäglichen Sünden reinigt. Erst danach sind wir würdig, das Abendmahl zu empfangen. Das Abendmahl besteht aus Traubensaft und Brot. Diese symbolisieren das Blut und den Leib Jesus, also sein Opfertod, den wir für uns in Anspruch nehmen. Durch die Einnahme des Abendmahls nehmen wir Jesu Leben in uns auf und erneuern unseren Bund mit ihm, den wir bei der Taufe geschlossen haben.

Diese ganzen Symbole finden sich hier bei der Quelle des Lebens wieder. Auch wenn nicht jedes Detail genau passt, können wir die Grundsätze hier ableiten.

Jesus ist überall!

Ich weiß nicht, ob es euch bisher aufgefallen ist, aber Jesus befindet sich über all entlang des schmalen Weges. Zu Beginn der Planung des Bildes hatte ich Angst, dass Jesus nur so am Rand erscheint. Sieht man aber genauer hin, so durchzieht Jesus das gesamte Bild.

Er lädt uns auf den schmalen Weg ein. Er ermöglicht uns durch sein Opfer am Kreuz den Zugang zum ewigen Leben. Er ist der gute Hirte, der uns zum Leben und zur Quelle des Lebens führt. Er selbst ist die schmale Pforte – niemand kommt zum Vater, außer durch ihn! Er ist der Weg zu Gott. Der gesamte Weg zur himmlischen Stadt ist Jesus. Er ist auch den gesamten Weg bereits vor uns gegangen und hat ihn uns geebnet, damit wir es leichter haben.

Auf dem gesamten Weg bis zur himmlischen Stadt stehen überall Verheißungen. Das ist das Wort Gottes. Es ermahnt und ermutigt die Pilger und gibt ihnen lebensspendende Kraft. Jesus ist das lebendig gewordene Wort.

Jesus ist auch Herr seiner Gemeinde. Er ist immer anwesend, wenn sich Gläubige zum Gottesdienst treffen. Er ist der Mittelpunkt ihrer Anbetung und Verehrung.

Jesus ist, wie wir es heute gesehen haben, die Quelle des Lebens. Er ist das Wasser und das Brot des Lebens. Er reinigt uns von unseren Sünden und gibt uns sein Leben.

Im Endeffekt IST Jesus der schmale Weg! Ohne ihn würde es diesen Weg und damit die Möglichkeit, zu Gott und zu ewiger Freude zurückzukehren, nicht geben.

Lob und Dank sei unserem Herrn Jesus Christus, dass er sich soweit erniedrigt hat, unendliche Schmerzen und den schlimmsten Tod erduldete, um uns das zu ermöglichen!

Nicht nur das. Jesus begleitet uns die ganze Zeit auf diesen Weg. Er hört unser Klagen und Jammern, sieht unseren Unglauben und unser Versagen, bereit sofort zu helfen, wenn wir ihn nur darum bitten würden.

Mit ihm haben wir die größte Energie- und Kraftquelle des Universums beständig an unserer Seite!

Ich wünschte mir, dass ich mir das viel öfter vor Augen halte! Wenn wir wirklich von ganzen Herzen glauben würden, dass Gott es gut mit uns meint, dann gäbe es keine Hindernisse, die wir nicht überwinden könnten und keine Versuchungen, denen wir nicht widerstehen könnten.

Leider beschränken wir uns selbst und vor allem Gott in seinem Handeln durch unseren schwachen Glauben. Deswegen befinden sich auf dem Weg zur himmlischen Stadt immer wieder Herausforderungen und Schwierigkeiten. Diese könnten wir leicht bewältigen, würden wir Jesus um seine Hilfe bitten und im Glauben voran gehen.

Auch unser Wanderer muss als Nächstes wieder durch eine Prüfung. Auch diesmal geht es erneut um Leben und Tod. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag!