Nach dem man durch die schmale Pforte gelangt, die hell erleuchtet ist, würde man einen hellen Pfad erwarten, der einen immer näher zum Himmel und damit zum neuen Jerusalem führt. Doch als unser Wanderer durch die schmale Pforte gegangen war, gelangt er zunächst in einen sumpfigen Wald. Ja, der Weg geht gleich steil nach oben. Als erstes muss der Wanderer einige Stufen erklimmen. Am Ende der Stufen beginnt ein kleiner Weg. Dieser ist matschig. Der Wanderer läuft Gefahr, seine neue, weiß strahlende Kleidung gleich zu beschmutzen.
Aber nicht nur der Weg wirkt wenig einladend. Die gesamte Atmosphäre wirkt düster und bedrückend. Das Licht, das soeben noch hell an der Pforte schien, wird scheinbar von der dunklen Stimmung des Sumpflandes erstickt. Im Wanderer kommen beklemmende Gefühle auf. War das wirklich der richtige Weg? Als er sich umsieht, sieht er tote Bäume. Er bemerkt, dass der Pfad nicht allzu lang ist. Er endet sehr bald in einem Sumpf. War das schon das Ende seines Weges? Sollte das alles eine Sackgasse sein? War der Weg über das Kreuz vielleicht auch wieder nur ein falsches Versprechen von Frieden gewesen? Der Wanderer fühlt sich einsam und verlassen. Wo war Gott jetzt? Er konnte das Licht nicht mehr sehen? Hatte ihn Gott verlassen?
Hört Gott Gebete?
In seiner Verzweiflung betet er um Hilfe und göttliche Führung. Doch nichts geschieht… Vernahm Gott überhaupt seine Gebete? Wer war er schon, dass Gott auf ihn achten und ihn hören würde? Solange hatte er Gott den Rücken zugekehrt und seine Einladungen verachtet. Vielleicht hatte er doch seine Chancen verspielt. Vielleicht war seine Bekehrung nur ein emotionales Hoch und nichts hatte sich geändert. Er spürte in sich noch immer dieselben sündigen Neigungen. Sein Charakter war noch immer genauso unvollkommen wie vor dem Kreuz. Was hatte sich eigentlich geändert?
Und überhaupt: er hatte Gottes Güte ja gar nicht verdient! Er war seiner Vergebung und Liebe nicht wert.
Der Sumpf
Der Wanderer kommt an den Sumpf. Dort endet der Weg. Wie soll es jetzt weitergehen? Er scheint wirklich in einer Sackgasse festzustecken. Als er sich suchend umschaut, sieht er auf einmal ein hölzernes Schild. Es leuchtet ihn förmlich an. Darauf steht: „Vertraue den Verheißungen!“ Der Wanderer weiß, was Verheißungen sind. Es sind Versprechen, die Gott in der Bibel gegeben hat. Da Gottes Wort lebendig ist, geschieht es, sobald Gott etwas ausspricht. Wenn Gott sagt: „Es werde Licht!“ dann wird es sofort hell. Wenn Gott sagt: „Hab keine Angst, ich bin bei dir!“ dann nimmt Gott die Angst weg und er ist da. Da gibt es nichts daran zu rütteln. Die Verheißungen Gottes sind die Grundlage des Glaubens. Der Wanderer erinnert sich an ein paar dieser Verheißungen. Eine lautet wie folgt:
Vertraue auf den HERRN! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den HERRN!
(Psalm 27,14, Neues Leben)
Vertraue den Verheißungen!
Als der Wanderer sich diese Verheißung ins Gedächtnis ruft erinnert er sich daran, dass ihm gesagt wurde, dass der Weg nicht leicht werden würde. Sein Glaube würde geprüft werden. Die Verheißung aus Psalm 27 ruft zum Vertrauen auf Gott auf. Das erfordert manchmal wirklich Mut, Tapferkeit und Geduld. Vertrauen in Gott muss trainiert werden. Das ist nicht auf einmal da. So lässt Gott in unserem Leben oft Schwierigkeiten zu. Manchmal fühlt es sich für uns so an als hätte Gott uns verlassen, als wäre alles Licht um uns verschwunden. Wir stehen scheinbar hilflos da in unserer Schwachheit. Unsere Fehler und Unzulänglichkeiten stehen uns sehr klar vor Augen. Manchmal versinken wir wie in einem Sumpf in unserem Zweifel und Unglauben. Haben wir einmal diesen Pfad eingeschlagen, zieht uns der Schlamm immer tiefer nach unten. Je mehr wir kämpfen und versuchen aus eigener Kraft da raus zukommen, desto mehr versinken wir. Die einzige Rettung sind die Verheißungen Gottes.
Als der Wanderer seine Gedanken von sich und seinen Unzulänglichkeiten weg und hin zu den Verheißungen lenkt, sieht er den Sumpf auf einmal mit anderen Augen. Dort wo er vorher keinen Weg durch den Sumpf gesehen hat, erkennt er auf einmal Steine, die als Tritte dienen. Er erkennt, dass der Pfad durch den Sumpf führt und auf der anderen Seite weiterführt. Die Steine sind nicht sonderlich groß. Es passt gerade so ein Fuß darauf. Um auf die andere Seite des Sumpfes zu gelangen erforderte es einen ordentlichen Balanceakt. Was würde passieren, wenn der Wanderer von einem Stein abrutscht? Würde er dann in dem Sumpf ertrinken? Gab es in Sümpfen nicht giftige Schlangen oder gar Krokodile? Soweit er sehen konnte, gab es hier keinen, der ihm zur Hilfe eilen konnte. Es könnte so viel schief gehen! Wieder kommen Zweifel in dem Wanderer auf. Wie war es möglich, diesen Sumpf sicher zu überqueren?
Erprobe Gottes Verheißungen!
Doch dann erinnerte er sich an die Verheißungen. Gott sagte ihm, dass er mutig und tapfer sein soll! Wenn Gott sagt, er solle Mut und Tapferkeit haben, dann war das auch so! Er besaß den Mut und die Tapferkeit bereits. Er musste es nur glauben! Gott hatte es versprochen und Gottes Wort kehrt nicht leer zu ihm zurück. Der Wanderer hatte auch gehört, dass man Gottes Wort testen darf. Man durfte Gott prüfen, ob er auch wirklich dazu steht, was er gesagt hat. So war die Entscheidung getroffen! Der Wanderer schickt ein Gebet zum Himmel, dass Gott, so wie er es versprochen hat, Mut und Tapferkeit gebe, damit er den Sumpf des Zweifels sicher überqueren möge. Nach dem Gebet, entscheidet er sich zu glauben, dass Gott dieses Gebet erhört hat. Er spürt zunächst keine Veränderung. Alles ist wie zuvor. Der Sumpf war noch immer derselbe. Doch der Wanderer weiß nun, dass Gott ihn durch den Sumpf begleiten würde. Im Vertrauen auf Gottes Versprechen betritt er den ersten Stein. Und der Stein hält seine Last! Er bietet dem Fuß einen sicheren Halt. Vorsicht setzt der Wanderer nun einen Fuß vor den anderen. Manchmal sind die Tritte weiter auseinander. Dafür muss der Wanderer große Schritte machen. Bei großen Schritten gerät man schneller aus dem Gleichgewicht. So kommt der Wanderer manchmal ordentlich ins Schwanken. Doch er geht im Glauben voran. Manchmal sind die Steine auch klitschig und der Fuß findet keinen richtigen Halt. Oft gerät der Wanderer ins Schwanken. Aber er blickt fest auf sein Ziel- das andere Ufer. Dadurch kann er sich immer wieder auffangen und rutscht nie vollständig ab. Schließlich hat er sicher das andere Ufer erreicht!
Das Symbol des Sumpfes
Der Sumpf steht für all unsere Zweifel, unsere Selbstwertprobleme und Schwachheiten. Sie alle können uns nach unten ziehen. Sie können unseren Blick von Jesus weg wenden. Wenn wir nur noch auf unsere Umstände und Probleme schauen, werden wir sicher fallen. Manchmal machen wir uns selbst unsere Prüfungen noch schwerer, indem wir sie durch unsere Fantasie vergrößern. Je mehr wir über all das Entmutigende um uns nachdenken, um so größer werden all die Probleme. Dadurch werden wir wiederum mehr entmutigt. Es ist wie ein Teufelskreis. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Doch sehen wir auf Gott und halten uns seine Verheißungen stets vor Augen, ändert sich der Blickwinkel. Auf einmal sehen wir Lösungen für unsere Probleme, die wir vorher nicht sehen konnten. Es sind wie die Steine, die sich vor dem Wanderer im Wasser auftun. Diese Steine sind die Verheißungen Gottes. Sie bieten Halt durch den Sumpf unserer Zweifel. Wenn wir uns auf sie und auf das Ziel vor uns konzentrieren, werden wir sicher aus den Zweifeln herauskommen. Der Glaube wird siegen!
Es gab ein Bild, das ich sehr gerne in diesen Sumpf hinein gemalt hätte. Leider konnte ich es künstlerisch nicht umsetzen. Ich wollte Fußspuren in den Schlamm malen. Diese Fußspuren sind von Jesus. Er ist den Weg bereits vor uns gegangen. Er hat den sicheren Weg durch die Zweifel gefunden. Wenn wir in seine Fußstapfen treten, werden auch wir sicher den Weg durch den Unglauben finden. Jesus hat uns bereits den Weg erleichtert. Wir müssen ihm einfach nur nachfolgen und seinem Wort vertrauen.
Hier geht es weiter zum nächsten Kapitel: 6. Die Gemeinde