Der Weg führt nahe an einer tiefen Schlucht entlang. Doch neben dem Weg befinden sich saftige Wiesen, die mit vereinzelten wohlduftenden Blumen verziert sind. Was für ein Kontrast zu dem dunklen Wald, aus dem der Wanderer so eben entronnen ist!
Voller Dankbarkeit nimmt der Wanderer die Wärme der Sonne, den Duft der Blumen und das herrliche junge Grün der Wiese in sich auf. In der Ferne kann er sogar das Rauschen eines Meeres hören. Es klingt nach Erholung und Urlaub!
Der Wanderer setzt seinen Weg fort. Der Weg ist jetzt ein wenig flacher und ebener. Nach einer Weile kommt er an eine Weggabelung. Vor der Gabelung steht ein Wegweiser mit mehreren Schildern. Aufmerksam liest der Wanderer die Informationen, die darauf stehen.
Das oberste Schild weist nach rechts. Dieser Weg führt zur Quelle des Lebens. Es ist der richtige Weg, dem man folgen sollte, möchte man das himmlische Jerusalem erreichen. Von der Quelle des Lebens hatte der Wanderer schon einmal gehört. Hatte ihm nicht der Engel davon erzählt…? Ja, genau! Er sollte dort seine Wasserflasche auffüllen, damit er sicher an sein Ziel gelangen kann, ohne auf der langen Reise zu verdursten.
Über Schwierigkeiten grübeln
Als er über den Engel nachdenkt, kommen ihm wieder die Schrecknisse des Waldes in den Sinn. Dieser Wald der Angst war für ihn schlimmer als der Sumpf des Zweifels gewesen. In dem Wald war er jeglicher Hoffnung beraubt. Er konnte das Licht nicht mehr sehen. Jeder Hoffnungsschimmer war verblasst. Diese Gefühle der abgrundtiefsten Angst jagten ihm selbst jetzt noch Schauer über den Rücken. Unwillkürlich kam in ihm die Frage auf, was ihn noch alles auf dem Weg erwarten würde? Wie weit war es überhaupt bis zum Neuen Jerusalem? Welche Gefahren würden ihn noch drohen? Gab es vielleicht noch viel schlimmere Herausforderungen zu meistern als den Wald der Angst?
Dem Wanderer sank der Mut. War es eine gute Entscheidung gewesen, diesen Weg zu wählen? Bis jetzt lief es nicht so, wie er es erwartet hatte. Klar, die Erfahrung in der Gemeinde war sehr schön gewesen. Auch über die Befreiung von seiner erdrückenden Last, die er am Kreuz erfahren durfte, war er sehr dankbar. Aber er hatte nicht mit solch mächtigen Herausforderungen auf der Reise gerechnet. Gab es denn keinen leichteren Weg?
Die Abkürzung
Der Blick des Wanderers fällt auf das mittlere Schild vor ihm, welches nach links weist. Darauf steht: „Ist der Weg zu anstrengend? Abkürzung!“ Ja, das war genau das, was er suchte! Konnte da jemand etwa seine Gedanken lesen? Es musste doch noch einen leichteren Weg zur himmlischen Stadt geben! Konnte Gott wirklich wollen, dass seine Kinder solch große Schwierigkeiten zu überwinden haben? Will Gott nicht, dass es seinen Kindern gut geht und sie ein schönes Leben haben?
Nun liest der Wanderer das unterste Schild: „Spaß und Erholung“. Oh, da werden in dem Wanderer schöne Erinnerungen geweckt! Er denkt an all die schönen Freizeitaktivitäten, die er in seinem alten Leben genoss. Nach einem anstrengenden Tag war es so schön, sich einfach auf der Couch zu lümmeln und sich von einem Film berieseln zu lassen. Er denkt an die tolle Musik, das leckere Essen und die lustigen Freunde, mit denen er zusammen feierte. Wäre es nicht schön, sich einfach mal wieder so ein bisschen fallen zu lassen und das Leben zu genießen?
Die Schlucht
Der Wanderer schaut nach links. Er geht ein paar Schritte auf die Schlucht zu. Die Schlucht ist dunkel. Man kann den Boden nicht erkennen. Es ist unmöglich zu sagen, wie tief es da nach unten geht. Irgendwie wirkt sie sehr beängstigend.
Über der Schlucht befindet sich eine hölzerne Brücke. Sie ist solide gebaut und sorgt für eine sichere Überquerung der Schlucht. Man kann sie von beiden Seiten aus überqueren.
Der Wanderer steht da und überlegt. Die Schlucht weckt in ihm all die Sorgen und Ängste, die er am Kreuz losgeworden ist. Ihm wird klar, wenn er die Schlucht überquert, kann er für kurze Zeit die Unbeschwertheit des Lebens genießen. All die schönen Dinge, die das Leben zu bieten hat, würden ihm dort zur Verfügung stehen. Aber aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, dass dieser Schein trügt. Er hatte all das bereits ausprobiert und was war das Ergebnis gewesen?
Am Ende hatte er alles verloren. Er stand mit nichts mehr da. Alles, was er noch besaß war seine zerschlissene Kleidung und seine überwältigende Last, die ihm die letzte Kraft raubte. Der Wanderer erinnert sich daran, wie er unter seiner Sündenlast zerbrochen ist. Er denkt auch daran, wie Jesus ihm diese Last genommen hatte.
Mein Retter
Jesus! Wie viel er ihm doch zu verdanken hatte! Der Wanderer erinnert sich an die sanften Augen, die ihn erbarmungsvoll anblickten, als er schwach und hilflos zu ihm kam. Er denkt an die Stimme, die wie keine andere Stimme war, die er jemals vernommen hat. Diese Stimme war melodiös, weich und dennoch steckte eine Autorität in ihr, der sich keiner zu widersetzen vermag. Seine Hände waren stark und dennoch sanft. Der Wanderer erinnert sich nur zu gut daran, wie er vorsichtig mit seinen Fingern die Narben in Jesu Händen berührte. Diese sanften Hände, die nur Gutes gewirkt hatten, waren um seinetwegen durchgraben worden. Seine eigenen Hände dagegen waren Werkzeuge zum Bösen gewesen. Sie waren ständig damit beschäftigt gewesen, seine eigenen Leidenschaften und Bedürfnisse zu befriedigen, egal zu welchem Preis. Wie oft hatte er anderen geschadet, nur um sich einen Vorteil zu verschaffen. Seine Hände hätten es verdient, von Nägeln durchgraben zu werden, aber nicht die Hände Jesu!
Der Wanderer erinnert sich an das Kreuz. Er denkt an dem Moment als er Jesus dort hängen sah. Er sieht das erhabene, königliche Angesicht Jesu. Doch es ist von Schmerzen gezeichnet und mit seinem eigenen Blut verschmiert. Auf seinem Kopf ruht eine Dornenkrone, die seine edle Stirn verletzt. Wie konnte der König des Universums nur so von seinen eigenen Untertanen, ja von denen, die ihm nächsten waren, so entstellt werden?
Traurigkeit überkommt den Wanderer als er daran denkt, dass er einer von denen war, die Jesus ans Kreuz brachten. Und trotz alledem, ja gerade deswegen, liebte ihn Jesus umso mehr! Wie viel hatte Jesus für IHN geopfert und gegeben!
Plötzlich schmäht sich der Wanderer, dass er sich nach dem alten Leben zurückgesehnt hatte. Er wusste ja nur allzu gut, dass all die scheinbaren Vergnügungen des breiten Weges falsche Versprechungen Satans waren, um ihn zu binden und von Jesus zu trennen.
Gott ist Liebe und Gnade! Es hat ihn alles gekostet, um den Menschen erneut den Weg zur himmlischen Heimat zu eröffnen. Wieso jammern und klagen die Menschen dann, wenn der Weg mal etwas schwieriger wird?
Der Wanderer bittet Gott traurig um Vergebung, dass er sich selbst entmutigt hat und dass er seiner Liebe so oft misstraut hat. Durch Gottes Kraft möchte er nun den rechten Weg weitergehen, wohlwissend, dass ihn ein liebender allmächtiger Gott auf diesem Weg begleitet. Gottes tiefster Wunsch ist es, dass so viele wie möglich die himmlische Stadt erreichen. Daher wird er den Weg auch so leicht wie möglich gemacht haben. Daran besteht absolut kein Zweifel! Und für all die Herausforderungen des Weges hatte Gott bereits Vorsorge getroffen.
Der zweite Pilger
Der Wanderer wollte sich gerade auf den Weg in Richtung Quelle des Lebens begeben, als er einen Mann über die Brücke kommen sieht. Als er näher kommt, sieht der Wanderer wie abgeschlagen und müde er aussieht. Seine ganze Körperhaltung zeigt Kraftlosigkeit und Ermattung. So muss er selbst ausgesehen haben als er zu dem Kreuz kam.
Der Mann sieht den Wanderer. Sofort spricht er ihn an: „Bin ich hier richtig? Man sagte mir, dass ich hier die wahre Quelle des Lebens finden würde und dass dieser Weg zur himmlischen Stadt führen würde. Ich bin unglaublich müde und sehne mich einfach nur nach Ruhe und Frieden.“
Der Wanderer nickt eifrig. Er weist den müden Pilger nach rechts, zum rechten Weg und zur Quelle des Lebens. Er sagt, dass er auch auf den Weg zur Quelle ist und schlägt vor, den Weg gemeinsam zu gehen. Ein erleichterndes Lächeln zeigt sich auf dem müden Gesicht des anderen.
Gemeinsam gehen sie weiter. Auf dem Weg zur Quelle erzählen sich die beiden Männer ihre Geschichten. Sie berichten, was sie auf den Wegen erlebt haben und warum sie jetzt auf diesem Weg unterwegs waren.
Der Wanderer erzählt seinem Mitreisenden von den Erfahrungen, die er bereits mit ihrem Gott machen durfte und wie ihm bisher in jeder Notlage geholfen werden konnte. Der Austausch ermutigt die beiden Pilger. Ihre Herzen werden noch tiefer mit Liebe zu ihrem Gott erfüllt. Tief ins Gespräch verwickelt erreichen die beiden die Quelle.
Was wir daraus lernen können
Der Weg mit Gott ist nicht immer leicht und sanft. Im Gegenteil erwarten uns oft Herausforderungen und Prüfungen. Auch wenn wir diese mit Gottes Hilfe meistern, gelingt es Satan oft, dass alte Leben mit all den scheinbar schönen und bequemen Dingen wieder schmackhaft zu machen. Gerade, wenn es mit Gott etwas schwierig wird, lockt der Gegenspieler mit ein paar „harmlosen“ Ablenkungen zur Erholung und Entspannung. Doch das dient nur dazu, uns von Gott zu trennen und uns unserer Kraftquelle zu rauben. Aber allzu oft hat er damit Erfolg. Oft schauen wir nur auf all die Herausforderungen auf dem Weg mit Gott und vergessen zu schnell, wie viel uns Gott geholfen hat. Dann braucht es nicht mehr viel, dass wir uns mit den Vergnügungen des breiten Weges eine wohlverdiente Pause gönnen, da ja der Weg mit Gott so anstrengend ist.
Doch wie der Wanderer müssen auch wir wieder den Fokus auf Gott setzen. Wir sollten uns immer vor Augen halten, was er alles für uns getan hat, um uns zu retten. Sein liebevolles, sanftes Wesen sollte der Hauptgegenstand unseres Nachdenkens sein. Wenn wir seinen Charakter verstehen und sehen zu welchen Taten ihn seine tiefe Liebe getrieben hat, dann können wir nicht anders und Liebe keimt in unserem Herzen auf.
Gott schickt uns oft Menschen vorbei, die auch von dem Leben in dieser Welt entmutigt und entkräftet sind. Wie wir sehnen sie sich nach Erholung an der Quelle des Lebens. Unsere Aufgabe ist es, ihnen von unseren Erfahrungen mit Gott zu erzählen. Wir können erzählen, wie er unser Leben verändert hat und wie er uns in schwierigen Situationen geholfen hat. Dies ermutigt den anderen und stärkt unseren eigenen Glauben. Es ist also ein doppelter Segen. Gemeinsam ist der Weg zu Gott auch leichter zu gehen. Man kann sich gegenseitig ermutigen. Daher ist eine christliche Gemeinschaft essentiell auf dem Glaubensweg.
Wir Menschen neigen gerne dazu, dass wir uns in unserer Vergangenheit mehr an die negativen Erfahrungen erinnern. Das Positive vergessen wir oft. Daher ist es wichtig, die Erfahrungen aufzuschreiben, die wir mit Gott gemacht haben. Ein wahrer Christ hat Herausforderungen mit Gott zusammen gemeistert, Prüfungen durch seine Hilfe bestanden, Versuchungen im Glauben widerstanden und Kraft in hoffnungslosen Zeiten erhalten. All diese Dinge müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen. Am besten ist das möglich, wenn wir anderen davon erzählen. Es ist ein Zeugnis für den Zuhörer, aber auch für uns selbst. Der Segen kommt ins eigene Herz zurück.
Hier ist eine kleine Hausaufgabe für dich:
Bete darum, dass Gott dir Möglichkeiten gibt, mit jemanden eine Erfahrung zu teilen, die du mit Gott gemacht hast. Wenn du nicht weißt, wie man sein Zeugnis erzählt, kann ich dir dieses Video empfehlen!
Du hast noch keine Erfahrung mit Gott gemacht?
Wenn du bisher Gott noch nicht in deinem Leben erlebt hast, dann darfst du Gott darum im Gebet bitten! Bitte ihn, dass er sich dir offenbart! Wenn du ein konkretes Problem hast, dann bitte Gott, dass er dir dabei hilft. Ich bin mir sehr sicher, dass Gott darauf antworten wird! Weißt du warum?
Weil er es versprochen hat! In der Bibel, in Matthäus 7,7 verspricht er uns:
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
Ich lade dich ein, teste Gott, ob er zu seinem Versprechen steht! Und wenn du ihn dann erleben durftest, erzähl gleich jemand anderem davon, egal wie scheinbar klein oder groß die Sache ist!
Hier geht es zum nächsten Kapitel: Die Quelle des Lebens!