Der Anker der Hoffnung

(Hinweis: Dieser Beitrag unterbricht kurz meine Erklärung
vom breiten und schmalen Weg)

Hoffnung!

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Welt scheinbar aus den Fugen
gerät, brauchen wir sie um so mehr. Inflation, Wirtschaftskrise, politische Ohnmacht, Umweltkatastrophen und Kriege beunruhigen die Menschen. Dazu kommen noch die zerbrochenen Familien und Identitätskrisen. Kein Wunder, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen immer mehr zunehmen. Besonders seit der Corona-Pandemie ist eine Zunahme der an Depression Erkrankten zu beobachten.

Es scheint, als sei kaum noch Hoffnung in dieser Welt zu sehen. Keiner weiß, wie sich die politische und wirtschaftliche Lage weiter entwickelt. Es ist schwer geworden, die nächsten Jahre zu planen. Alles scheint unsicher. Die Zukunftsaussichten sind düster.
Das ist das Stimmungsbild, was ich im Gespräch mit meinen Patienten tagtäglich mitbekomme. Besonders die älteren Leute sind froh, dass sie schon so alt sind. Sie machen sich Sorgen um ihre Enkel, was sie in Zukunft erwarten wird.

Auch ich habe schon die ein oder andere Krisenzeite in meinem Leben erlebt. Es gab Momente, in denen ich kurz davor war, die Hoffnung aufzugeben. Doch es gab etwas, was mir Kraft gab, weiter zu machen. Es gab eine Hoffnung, die mich durchhalten ließ.

Wir können von ihr in der Bibel, in Hebräer 6,19 lesen:

Diese [Hoffnung ] halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere, hinter den Vorhang.

Die Entstehung des Bildes

In den letzten Wochen habe ich vermehrt auf meinem iPad mit Procreate herum gekritzelt. Das ist eine super Sache, denn man kann dabei bequem auf der Couch liegen und trotzdem an einem Kunstwerk arbeiten. Da ich in den letzten Wochen etwas erschöpft war, war das perfekt für mich. Schon seit einiger Zeit arbeite ich an einem digitalen Bild. Doch in dieser Woche hatte mein älterer Bruder und auch eine meiner liebsten Freundinnen Geburtstag. Ich hatte überlegt, wie ich ihnen die Geburtstagsgrüße zukommen lassen kann. Mein Bruder wohnt in Tschechien und meine Freundin in Bayern. Mein Bruder und ich schicken uns jedes Jahr digitale Karten. So entschied ich mich, für ihn eine zu malen. Schnell war das Motiv gefunden: ein Anker. Ich fand eine schöne Referenz auf pinterest. Der passende Bibeltext schwirrte auch sofort in meinem Kopf umher. So machte ich mich ans Werk. Drei oder vier Abende saß ich an dem Bild, doch direkt ein Tag vor dem Geburtstag meines Bruders wurde es fertig. So konnte er es pünktlich erhalten.

Meine Freundin hatte zwei Tage später Geburtstag. Ich nahm das gleiche Motiv und änderte den Text auf „Gottes Segen zum Geburtstag“. Wir schicken uns immer noch, herrlich altmodisch, echte Karten zu. Daher druckte ich das Bild aus und machte daraus eine schöne Karte. Wie immer etwas zu spät, ging sie dann mit der Post auf ihre weite Reise in den Süden Deutschlands.

Das Malen dieser Karte war wie Therapie für mich. Der Bibeltext erinnerte mich daran, dass ich den Herausforderungen des Lebens keine Macht über mich geben muss, denn meine Kraftquelle ist im Himmel verankert.

Der Anker

So ein Anker ist schon eine tolle Sache. Bei meinen Segelreisen melde ich mich gerne freiwillig für die Ankerwache. Das finde ich sehr spannend. Man prüft aller halber Stunde, ob der Anker noch hält und in der richtigen Position liegt. Man peilt auch den Standort, an dem man sich befindet, um die Schiffsdrehungen zu beobachten. Das alles wird genau in einem dafür vorgesehenen Buch notiert.

Wenn der Anker richtig hält, dann ist das Schiff sicher. Keiner braucht Angst haben, dass das Schiff abgetrieben wird und dann vielleicht Schiffbruch erleidet.

Auch für unsere Seele gibt es einen solchen Anker. Ich habe den Eindruck, dass viele Seelen wie ein Schiff einfach von den Wellen und der Strömung ziellos hin und her getrieben werden. Sie haben keinen Halt und Ziel im Leben. Irgendwann werden sie an den Klippen der Hoffnungslosigkeit zerschellen. Doch Gott bietet unserer Seele einen festen Halt an. Gerade in diesen Zeit können wir diesen Halt besonders gebrauchen, damit wir nicht entmutigt aufgeben.

Der Anker der Seele ist die Hoffnung.

Enttäuschte Hoffnungen

Doch auf was kann unsere Seele hoffen? Viele Hoffnungen zerschellen an den schroffen Felsen der Realität dieser Welt. So hoffen viele auf eine glückliche Beziehung und darauf, endlich den Traumpartner zu finden. Doch oft entpuppt sich die Hoffnung als Trugschluss. Viele hoffen auf eine gut bezahlte Arbeitsstelle. Doch wie schnell kann diese weg sein oder das verdiente Geld verliert an Wert. Andere hoffen durch eine Beziehung oder durch ihre Familie glücklich gemacht zu werden. Doch leider bekommen sie nicht von ihren Lieben, was sie sich von ihnen wünschen, egal wie viel sie in sie hinein investieren.

Viele Menschen wurden in ihren Hoffnungen schon so oft enttäuscht, dass sie schon gar nicht mehr zu hoffen wagen, aus Angst, wieder enttäuscht zu werden.
Welche Hoffnung kann nicht enttäuscht werden? Was ist das für eine Hoffnung, die Gott uns anbietet?

Wir finden die Antwort in dem Vers, den wir gerade gelesen haben. Dort steht, dass der Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang hinein reicht. Das klingt ein wenig komisch, oder?

Lasst uns herausfinden, was mit dem “Inneren“ gemeint ist. Dazu hilft es, wenn man den nachfolgenden Vers (Hebräer 6,20) noch liest:

wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist, der Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist nach der Weise Melchisedeks.

Hier lesen wir, dass Jesus hinter den Vorhang, in das Innere, eingegangen ist. Also Jesus ist an diesem Ort, dem Inneren. Weiter erfahren wir, dass er der Hohepriester in Ewigkeit geworden ist. Das hilft uns etwas weiter. Der Hohepriester hat was mit dem Tempel und dem Dienst für Gott zu tun.

Das Heiligtum

Schauen wir uns das kurz etwas genauer an!

Gott hatte Mose einen Spezialauftrag gegeben. Nach dem er das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreit und in die Wüste geführt hatte, sollte er dort in der Wüste für Gott ein Heiligtum bauen. Gott wollte mitten unter seinem Volk wohnen. Dabei gab er Mose ganz detaillierte Anweisungen wie das aussehen sollte. Denn dieses Heiligtum sollte nach dem Vorbild des himmlischen Heiligtums gebaut werden. Ja, es sollte sogar ein Abbild, also wie ein Modell für das Original im Himmel sein (s. 2.Mose 25,8+9).

Das Heiligtum bestand aus drei Teilen. Es hatte einen Vorhof, in dem sich ein Brandopferaltar und ein großes Waschbecken befanden. Danach ging es in ein Zelt, dass noch einmal in zwei Abteilungen eingeteilt war. Der vordere Teil des Zeltes wurde als das „Heilige“ bezeichnet. Hier befanden sich ein siebenarmiger Leuchter, ein Schaubrottisch mit frischem Brot und ein Rauchopferaltar. Letzterer stand direkt vor einem Vorhang, der das „Heilige“ von dem „Allerheiligsten“ abtrennte. Das „Heilige“ durften nur Priester betreten. In das „Allerheiligste“ durfte nur einmal im Jahr der Hohepriester. Dort befand sich die Bundeslade. In ihr wurden die zehn Gebote sowie ein blühender Stab von Aaron aufbewahrt. Über der Bundeslade befand sich der Gnadenstuhl, der von zwei Engeln überschattet wurde.

Die Reinigung des Heiligtums

Hier lüftet sich jetzt unser Geheimnis, was mit dem Inneren, hinter dem Vorhang gemeint ist. Das „Allerheiligste“ ist ein Symbol für den Thronsaal Gottes. Die Bundeslade mit dem Gnadenstuhl ist das Symbol für den Thron Gottes. Die zehn Gebote, die sich in der Bundeslade befinden, sind die Grundlage der Regierung Gottes. Hier ist Gott. Von hier aus regiert er das Universum. In dem Text in Hebräer haben wir gelesen, dass Jesus als unser Hohepriester dort hinein gegangen ist. Der Hohepriester war der Stellvertreter des Volkes Gottes. Einmal im Jahr fand der Große Versöhnungstag statt. An diesem Tag wurde das Heiligtum von den Sünden des Volkes gereinigt. Tagtäglich brachten nämlich die Menschen ihre Sünden in das Heiligtum, indem sie ein Opfertier darbrachten. Damit wurde symbolisch die Schuld von dem Sünder auf das Heiligtum übertragen. Im Laufe des Jahres häuften sich dort also bildlich gesprochen die ganzen Sünden des Volkes an. Das Heiligtum bedurfte damit auch der Reinigung. Zu diesem alljährlichen Anlass ging der Hohepriester mit dem Blut eines Opfertieres in das „Allerheiligste“ und besprengte den Vorhang und die Bundeslade mit dem Blut. Dies reinigte das Heiligtum von den Sünden des Volkes. Diese Sünden wurden dann auf einen vorher ausgelosten Bock übertragen, der wortwörtlich in die Wüste geschickt wurde (daher kommt übrigens auch das Sprichwort, jemanden in die Wüste zu schicken).

All diese Symbole und Dienste im Heiligtum sind aber nur ein Typus, also ein Modell, für den Dienst Jesu. Das alles zu erklären, würde hier mehr als nur den Rahmen sprengen.

Der Dienst Jesu hinter dem Vorhang

Jesus kam auf diese Welt, um als Opferlamm für unsere Sünden zu sterben. Er ist also das Opfer, das tagtäglich im Tempel dargebracht wurde. Wir als Sünden, können durch unser Sündenbekenntnis unsere Schuld auf Jesus übertragen, der sie bereits für uns bezahlt hat. Durch sein Blut reinigt Jesus uns von unserer Schuld. Dafür wird sie zunächst auf das wahre Heiligtum, was im Himmel ist, übertragen. Dort häufen sich schon mehr als 6000 Jahre die Sünden der gesamten Menschheit an. Doch wir haben gelesen, dass unser Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang, also in das Allerheiligste, reicht. Dort finden wir die einzig wahre Hoffnung.

Einmal im Jahr fand der Große Versöhungstag statt.Der Hohepriester ging mit dem Blut des Opfertieres hinter den Vorhang in das Allerheiligste, um es von den Sünden zu reinigen.

Jesus ist für uns zum Hohepriester geworden. Er braucht aber kein fremdes Blut von einem unschuldigen Tier. Denn er ist selbst ist das Opfertier. Er ist Opfer und Hohepriester zugleich. Mit seinem eigenen Blut betritt er also den himmlischen Thronsaal und tritt vor den Vater. Dort macht er zwei Dinge. Einmal ist er unser Stellvertreter und Anwalt. Er vertritt uns und unsere Anliegen vor Gott. Als Zweites reinigt er das Heiligtum von unseren Sünden und wird dafür sorgen, dass sie auf Satan zurückfallen werden, der diese verursacht hat. Hier sind wir bei unserem Hoffnungsanker angekommen.

Der Anker der Hoffnung

Unsere Hoffnung besteht darin, dass Jesus selbst unsere Schuld auf sich nahm, indem er sein Blut für uns vergoß. Durch sein Blut kann er uns von unseren Sünden reinigen und vor Gott für uns Vergebung und ein neues Leben erwirken. Doch unsere Sünde, wenn auch vergeben, existiert noch. Sie lagert im himmlischen Heiligtum. Es kann sogar sein, dass sie wieder auf uns zurückfällt, wenn wir uns von Gott abwenden. Deswegen besteht unsere einzige Hoffnung in unserem Hohepriester. Wir als Adventisten glauben, dass Jesus im Jahr 1844 hinter den Vorhang, in das Allerheiligste, hineingegangen ist. Seit diesem Jahr findet der Große Versöhungstag statt. D.h. jeder einzelne Mensch, der jemals gelebt hat, wird noch einmal vor Gott geprüft. Es wird geschaut, ob er Jesu Opfertod für sich in Anspruch genommen hat und sich von seinen Sünden hat reinigen lassen. Ist das der Fall, dann wird er ewig leben. All seine Sünden sind aus dem Lebensbuch gestrichen. Es ist so, als hätte er sie nie begangen. Wenn ein Mensch das Angebot nicht annehmen wollte, dann wird er ewig tot sein. Jeder Fall wird entweder für Leben oder Tod entschieden. Irgendwann werden all die Toten gerichtet sein. Dann kommen wir Lebenden an die Reihe. Auch unsere Schicksale werden entschieden werden. Doch jeder wird vorher genug Möglichkeiten bekommen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn sich jeder Mensch für oder gegen Gott entschieden hat, dann ist der Reinigungsprozess beendet. Entweder tragen die Menschen ihre eigene Schuld oder sie wird Satan, dem Sündenbock, auferlegt werden. Wenn das alles vorbei ist, dann kommt Jesus wieder und wird uns nach Hause nehmen.

Willkommen zu Hause!

Jesus kommt um uns nach Hause, in das Allerheiligste, zu holen! In Hebräer 6,20 haben wir gelesen, dass Jesus als unser Vorläufer hinter den Vorhang gegangen ist. Er hat für uns den Weg bereitet, damit wir dort sein können, wo er ist. Dieser Ort ist unser zu Hause. Es ist ein Ort an dem Gerechtigkeit, Liebe, Sanftmut und Geselligkeit herrscht. Es ist der Ort, nach dem sich jeder hier auf dieser Erde sehnt, aber hier nie finden wird. Dort wird es keine Existenzängste, keine Schmerzen, kein gebrochenes Herz, keinen Krieg und keinen Tod mehr geben. Wir dürfen Erben Gottes sein und damit werden wir selbst auf dem Thron sitzen und zusammen mit Jesus regieren.

Das schönste wird sein, dass unsere ganzen Fehler und Sünden verschwunden sind. Keiner wird mehr an meine Schwächen und an mein Versagen denken. Auch ich selbst werde das alles vergessen haben. Wie oft leide ich hier auf dieser Erde unter meinen eigenen Unzulänglichkeiten. Doch dort im Himmel wird das alles der Vergangenheit anhören. Es wird ein Ort der reinsten Freude und des höchsten Glückes sein.

Mein persönlicher Hoffnungsanker

Das ist mein fester und sicherer Anker. Weil ich weiß, dass Jesus diesen Weg vor mir gegangen ist und ihn für mich vorbereitet hat, kann ich ihm getrost folgen. Hier auf dieser Welt ist der Weg oft mit Entbehrung, Schmerz und Tod verbunden. Doch all das ist nichts im Vergleich zu den wunderbaren Dingen, die Jesus jetzt gerade für mich vorbereitet!

Jesus hat unendliche Qualen gelitten und sich tief gedemütigt, um mir ewige Freude und Frieden zu ermöglichen. Seine grenzenlose  und vor allem beständige Liebe und Hingabe für mich ist mein sicherer Anker.

Wenn ich daran denke, wie viel er für mich aufgegeben hat, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen, dann fällt es mir leichter, diese Welt hier loszulassen, um das zu gewinnen, was er mir anbietet. Ich muss in dieser Welt nicht mehr alles erleben, denn ich weiß, dass mir diese Welt nichts bieten kann, was mich wirklich glücklich macht.

Meine Hoffnung auf ein Leben ohne Schuld und Sünde als eine Königstochter gibt mir bereits in diesem Leben Ruhe und Frieden. Je mehr ich mich mit Gott und seinem herrlichen Wesen beschäftige, desto mehr verliebe ich mich in ihn. Und desto wertloser erscheinen mir all die Dinge, die diese Welt mir hier bieten möchte. Mein Herz sehnt sich dort anzukommen, wo meine Hoffnung bereits ankert: an der Seite meines wunderbaren Gottes und Erlösers Jesus Christus! Er ist den Weg vor mir gegangen, damit ich ihn auch finden und gehen kann.

Es gibt eine Hoffnung über dieses Leben und diese Welt hinaus. Lasst diese Welt wie ein Kartenhaus zusammen fallen! Ich weiß, dass mein Anker im Allerheiligsten hält, wo jemand für mich eintritt, der alles gegeben hat, damit ich bald bei ihm sein kann.

Wo ist deine Hoffnung verankert? Wird dein Anker halten, auch wenn die Welt über dir zusammenbricht?

9. Die Quelle des Lebens

Komm doch zur Quelle des Lebens,
durstig und müde und matt.
Komm, denn es ist nicht vergebens;
hier wirst du ruhig und satt.

Komm zu dem Born, dich zu laben,
tauch dich im Glauben hinein.
Hier wird die Sünde begraben,
hier wirst du selig und rein.

Komm zu der heilenden Quelle,
dir wird Genesung zuteil.
Sieh, wie sie sprudelt so helle,
trinke zum ewigen Heil.

Eile dahin! Warum verziehn?
Ew’ger Gewinn stehet hier auf dem Spiel.
Hier ist die Quelle des Lebens,
hier ist dein einziges Ziel.

– Text: Wihelm Appel (1890), Günter Balders (1983)

Mit dieser schönen alten Hymne möchte ich in diesen Blogeintrag starten. Sie ist die Inspiration für die Szene an der Quelle des Lebens.

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wie viel in der Bibel in Bildern und Gleichnissen geredet wird? Ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Lehren in Gleichnissen. Es war Jesu Lieblingsmethode, seine Lehren für das Volk verständlich zu machen. Das Geniale an Gleichnissen und Bildreden ist, dass sie jeder, egal welchen Bildungsstand er hat, verstehen kann. Der einfache Mensch versteht das Bild, so wie es erzählt wird. Der Denker hingegen findet in einem Bild unendlich viele Aspekte, die ihn die dahinter steckende geistliche Lehre viel besser begreifen lassen. Ein weiterer Vorteil eines Gleichnisses ist, dass die darin enthaltenen Bilder im Gedächtnis erhalten bleiben. Begegnet man ihnen im Alltag, wird man an die geistliche Lehre erinnert, die mit diesem Bild verknüpft wurde.

Inzwischen bin ich zu einem absoluten Fan von Bildreden und Gleichnissen geworden. Ich glaube, dass Gott uns den ganzen Tag mit den alltäglichen Erfahrungen geistliche Lehren weitergeben möchte, damit wir ihn besser kennen und lieben lernen. Die Wolken, die am Himmel vorüberziehen erzählen uns etwas von Gottes Gnade und Treue. Jeder Sonnenaufgang erinnert uns an den Weg, den wir als Christen gehen. Er beginnt mit einem kleinen Lichtstrahl an Erkenntnis und wird immer heller bis Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, vollständig in unseren Herzen aufgegangen ist. Jede Mahlzeit erinnert uns daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht. In jedem freundliche Wort, in jedem Lächeln dürfen wir einen winzigen Teil des herrlichen Wesens Gottes erkennen. Es gibt so viel mehr davon in jeder kleinen Alltagshandlung, in der Natur, auf Arbeit und auch in zwischenmenschlichen Beziehungen zu entdecken. Über all können wir etwas mehr von dem wunderbaren Charakter unseres genialen Gottes lernen!

Mir macht es richtig Spaß, die Augen danach offen zu halten. Leider ist man oft mit den Gedanken woanders oder zu sehr in der Hektik des Lebens gefangen, dass man die meisten Perlen gar nicht entdeckt.

Aber das sollte eigentlich nicht das Hauptthema dieses Beitrags werden. Lasst uns zu unserer Geschichte zurückkehren! 🙂

Endlich mal Pause!

Der Wanderer und sein neuer Freund gelangen schließlich zur Quelle des Lebens. Schon von fern hören sie das Plätschern der Quelle. Seit dem der Wanderer den Wald verlassen hatte, befand sich sein gesamter Weg in der prallen Sonne. Seine Wasserflasche hatte er schon vor einer Weile ausgetrunken. Auch sein Kamerad hatte seit dem er an der Quelle der ewigen Jugend das verdorbene Wasser probiert hatte, nichts mehr getrunken. Beide verspürten daher einen mächtigen Durst, wie nach einer stundenlangen Wanderung an einem heißen Sommertag, an dem das Wasser ausgegangen ist. Wie wohltuend und erfrischend ist da eine Quelle mit ihrem kühlen Nass!

So kommen nun die beiden zu der Quelle. Neben der Quelle steht ein Tisch mit einem Krug und Bechern. Begierig schöpfen die beiden das Wasser aus der Quelle und trinken in großen Zügen dieses köstliche Wasser! Sie trinken solange bis ihr brennender Durst gestillt ist. Dann beginnt der Pilger vom breiten Weg sich seiner Kleidung zu entledigen. Er hüpft in das Quellwasser und badet ergiebig darin. Als er wieder aus dem Wasser heraussteigt fühlt er sich wie neugeboren!

Der Wanderer selbst zieht seine Schuhe aus und wäscht seine Füße in dem Quellwasser. Durch die lange Reise sind sie ganz schön schmutzig geworden. Das Wasser wirkt kühlend und heilend für seine wundgescheuerten Füße.

Der zweite Pilger entdeckt zwischenzeitlich eine einladende Strandliege. Auf einmal spürt er, wie müde er eigentlich ist. Er legt sich auf die Liege. Da die Sonne immer noch sehr sticht, ist über der Liege ein schützender Sonnenschirm aufgestellt. So ruht der müde Pilger nun unter dem Schirm des Höchsten. Endlich, nach langer Suche, ist er zur Ruhe eingegangen. Sein Herz ist voller Dankbarkeit für das wunderbare Gnadengeschenk, das er so unverdient erhalten hat.

Hier endet die Geschichte dieses Pilgers. In späteren Blogbeiträgen werden wir noch ein bisschen mehr über ihn erfahren. Auch wenn hier seine Geschichte auf dem Bild endet, so kann ich euch versichern, dass er sicher die himmlische Stadt erreicht hat. Sein weiterer Weg sah etwas anders aus als der unseres Wanderers, aber diese noch zu erzählen, würde den Rahmen etwas sprengen.

Wie ergeht es unserem Wanderer?

Rast bei der Quelle

Neben der Quelle steht eine Bank. Der Wanderer setzt sich darauf. Er schaut sich seine Umgebung etwas genauer an. Das Wasser kommt aus einem Fels. Dieser sieht schon sehr alt aus und trotzdem scheint das Leben nur aus ihm herauszusprudeln! Das Wasser ist immer frisch und klar. Nichts, kein Dreck dieser Welt, kann die Quelle verunreinigen. Sie wird immer sauberes, reinigendes, belebendes Wasser hervor bringen.

Die Quelle wird von einer großen Weide überschattet. Sie spendet dem müden Wanderern wohltuenden Schatten nach dem langen Weg in der Hitze. In den Ästen der Weide zwitschert es lebhaft. Der Wanderer beobachtet eine Vielzahl herrlicher Vögel, die um die Quelle herum fliegen. Insgesamt scheint dieser Ort von Leben nur so zu vibrieren. Duftende Blumen wachsen auf der Wiese neben der Quelle. Beim genaueren Hinsehen kann der Wanderer ganz viele Insekten ausmachen, die munter von Blüte zu Blüte hin- und herschwirren. Hier war wirklich Leben!

Neben der Bank steht ein Tisch. Auf ihm befinden sich die bereits erwähnten Becher und ein Wasserkrug. Es liegt auch ein köstlich duftender Laib Brot auf dem Tisch. Als der Wanderer den herrlichen Duft einsog, meldet sich auf einmal lautstark sein Magen zu Wort. Voll Dankbarkeit für die wunderbare Fürsorge seines Meisters bedient er sich reichlich an dem Brot. Es war das gleiche Brot, das er bereits im Wald der Angst von dem Engel erhalten hatte. Der Wanderer stellt fest, dass es das Brot des Lebens ist. Als er den Laib bricht, um davon zu essen, erinnert sich der Wanderer auf einmal wieder an die Szene am Kreuz. Jesu Leib wurde am Kreuz für ihn gebrochen, damit er leben kann. Dieses Brot und das Wasser sind ein Symbol für Jesu Opfer.

Der Wanderer denkt lange über die Bedeutung nach. Noch eine ganze Weile genießt er die Ruhe und den Frieden dieses herrlichen Ortes. Er lauscht dem fröhlichen Zwitschern der Vögel, welches im Hintergrund von dem munteren Sprudeln der Quelle begleitet wird. Er genießt den sanften Windhauch, der die Luft erfrischt. Der süße Duft der Blumen rundet das Ganze wunderbar ab.

Eigentlich möchte der Wanderer noch viel länger an dem Ort bleiben. Doch er weiß, dass die Reise noch lang und beschwerlich ist. Er erinnert sich an die Ermahnung des Engels, sich an der Quelle mit ausreichend Wasser und Brot zu versorgen. So packt er so viel von beiden ein, wie er nur wegbekommen kann. Ihm fällt auf, dass das Brot nie weniger wird, egal, wie viel er davon isst oder einpackt. Ein letztes Mal nimmt er die herrlichen Eindrücke dieses schönes Ortes in sich auf bevor er, gut gestärkt, seine Reise fortsetzt.

Die Symbolik hinter der Quelle des Lebens

Wenn ich so über dieses Szene nachdenke, dann bemerke ich, wie viel in diesem Bild steckt. Bestimmt kann man noch so viel mehr entdecken, als was mir eingefallen ist. (Falls ihr noch weitere Erkenntnisse habt, lasst es mich gerne wissen!)

Der Fels, aus dem das lebendige Wasser kommt, ist Jesus. Er ist der Eckstein und das Fundament seiner Gemeinde und des Lebens. Im Alten Testament lesen wir von dem Volk Israel, das Gott aus der ägyptischen Knechtschaft befreit hat. Sie mussten durch die Wüste wandern, um in ihre neue Heimat zu gelangen. In der Wüste ist es bekanntlich heiß und trocken. Wasser ist dort Mangelware. So dauerte es nicht lange, bis das Volk zu murren anfing. Gott gab Mose, der das Volk in Gottes Auftrag führte, den Befehl, einmal auf einen Felsen zu schlagen. Plötzlich wurde dieser Felsen zur Quelle und versorgte das ganze Volk samt ihren Tieren mit Wasser. Die Geschichte kann hier nachgelesen werden.

Es ist unmöglich, dass aus einem toten Stein auf einmal Wasser kommt. Gott hat hier für sein Volk ein großes Wunder gewirkt. Der Fels steht für Jesus. Wie der Wanderer bereits erkannt hatte, wurde Jesus einmal für unsere Sünde geschlagen. Durch den Schlag konnte er für uns zur Quelle des Lebens werden. Mose war der Stellvertreter des Volkes. Er und sein ganzes Volk waren Sünder. Es sind also unsere Sünden und wir Sünder, die Jesus ans Kreuz gebracht haben. Wir haben ihn geschlagen, doch er hat sich schlagen lassen. Seine Qualen und den Tod erlitt er an unserer Stelle, damit wir sein Leben erhalten könnten. Wie der Schlag auf den Felsen eine riesige Quelle aufsprudeln ließ, so ließ Jesu Tod am Kreuz ewiges Leben hervorsprudeln. Wir dürfen zu ihm kommen und reichlich von ihm trinken. Er lädt jeden dazu ein:

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!

– Offenbarung 22, 17

Jesus bietet uns sein ewiges Leben umsonst an! Was für ein einmaliges Angebot! Wir müssen nichts weiter dafür tun, als unser altes Leben loszulassen und mit Gott von vorne anzufangen.

In der Taufe wird das symbolisiert. Der alte, sündige Mensch wird durch das Untertauchen begraben und kommt als neuer, wiedergeborener Mensch aus dem Wassergrab hervor. Durch die Taufe wird die Reinigung von all unseren Sünden symbolisiert. Alles, was uns verunreinigt, wird von uns gewaschen. Der zweite Pilger, der vom breiten Weg kam, erlebte dies an der Quelle des Lebens. Er hatte seinen Weg mit Gott gerade begonnen und musste vollständig von seinen Sünden gereinigt werden. Der Wanderer hingegen ist bereits durch die schmale Pforte gegangen. Dies war seine Taufe. Um durch die schmale Pforte durchgehen zu können, musste er auch sein altes Leben ablegen und das neue Leben von Jesus annehmen. Aber der Weg bis zur Quelle war lang. Auf diesem langen Weg hatte der Wanderer immer wieder versagt und gesündigt. D.h. er zwar immer noch generell rein, aber der Schmutz der Sünde hatte seine Füße verunreinigt. Diese müssen daher immer mal wieder gewaschen werden.

Hier seht ihr ein Bild von meiner Taufe im Jahr 2010 bei uns zu Hause im Pool:

Diese Waschung wird im Abendmahl symbolisiert. Dort waschen wir einander die Füße als Zeichen dafür, dass Gott uns von unseren alltäglichen Sünden reinigt. Erst danach sind wir würdig, das Abendmahl zu empfangen. Das Abendmahl besteht aus Traubensaft und Brot. Diese symbolisieren das Blut und den Leib Jesus, also sein Opfertod, den wir für uns in Anspruch nehmen. Durch die Einnahme des Abendmahls nehmen wir Jesu Leben in uns auf und erneuern unseren Bund mit ihm, den wir bei der Taufe geschlossen haben.

Diese ganzen Symbole finden sich hier bei der Quelle des Lebens wieder. Auch wenn nicht jedes Detail genau passt, können wir die Grundsätze hier ableiten.

Jesus ist überall!

Ich weiß nicht, ob es euch bisher aufgefallen ist, aber Jesus befindet sich über all entlang des schmalen Weges. Zu Beginn der Planung des Bildes hatte ich Angst, dass Jesus nur so am Rand erscheint. Sieht man aber genauer hin, so durchzieht Jesus das gesamte Bild.

Er lädt uns auf den schmalen Weg ein. Er ermöglicht uns durch sein Opfer am Kreuz den Zugang zum ewigen Leben. Er ist der gute Hirte, der uns zum Leben und zur Quelle des Lebens führt. Er selbst ist die schmale Pforte – niemand kommt zum Vater, außer durch ihn! Er ist der Weg zu Gott. Der gesamte Weg zur himmlischen Stadt ist Jesus. Er ist auch den gesamten Weg bereits vor uns gegangen und hat ihn uns geebnet, damit wir es leichter haben.

Auf dem gesamten Weg bis zur himmlischen Stadt stehen überall Verheißungen. Das ist das Wort Gottes. Es ermahnt und ermutigt die Pilger und gibt ihnen lebensspendende Kraft. Jesus ist das lebendig gewordene Wort.

Jesus ist auch Herr seiner Gemeinde. Er ist immer anwesend, wenn sich Gläubige zum Gottesdienst treffen. Er ist der Mittelpunkt ihrer Anbetung und Verehrung.

Jesus ist, wie wir es heute gesehen haben, die Quelle des Lebens. Er ist das Wasser und das Brot des Lebens. Er reinigt uns von unseren Sünden und gibt uns sein Leben.

Im Endeffekt IST Jesus der schmale Weg! Ohne ihn würde es diesen Weg und damit die Möglichkeit, zu Gott und zu ewiger Freude zurückzukehren, nicht geben.

Lob und Dank sei unserem Herrn Jesus Christus, dass er sich soweit erniedrigt hat, unendliche Schmerzen und den schlimmsten Tod erduldete, um uns das zu ermöglichen!

Nicht nur das. Jesus begleitet uns die ganze Zeit auf diesen Weg. Er hört unser Klagen und Jammern, sieht unseren Unglauben und unser Versagen, bereit sofort zu helfen, wenn wir ihn nur darum bitten würden.

Mit ihm haben wir die größte Energie- und Kraftquelle des Universums beständig an unserer Seite!

Ich wünschte mir, dass ich mir das viel öfter vor Augen halte! Wenn wir wirklich von ganzen Herzen glauben würden, dass Gott es gut mit uns meint, dann gäbe es keine Hindernisse, die wir nicht überwinden könnten und keine Versuchungen, denen wir nicht widerstehen könnten.

Leider beschränken wir uns selbst und vor allem Gott in seinem Handeln durch unseren schwachen Glauben. Deswegen befinden sich auf dem Weg zur himmlischen Stadt immer wieder Herausforderungen und Schwierigkeiten. Diese könnten wir leicht bewältigen, würden wir Jesus um seine Hilfe bitten und im Glauben voran gehen.

Auch unser Wanderer muss als Nächstes wieder durch eine Prüfung. Auch diesmal geht es erneut um Leben und Tod. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag!

8. Die erste Weggabelung

Der Weg führt nahe an einer tiefen Schlucht entlang. Doch neben dem Weg befinden sich saftige Wiesen, die mit vereinzelten wohlduftenden Blumen verziert sind. Was für ein Kontrast zu dem dunklen Wald, aus dem der Wanderer so eben entronnen ist!

Voller Dankbarkeit nimmt der Wanderer die Wärme der Sonne, den Duft der Blumen und das herrliche junge Grün der Wiese in sich auf. In der Ferne kann er sogar das Rauschen eines Meeres hören. Es klingt nach Erholung und Urlaub!

Der Wanderer setzt seinen Weg fort. Der Weg ist jetzt ein wenig flacher und ebener. Nach einer Weile kommt er an eine Weggabelung. Vor der Gabelung steht ein Wegweiser mit mehreren Schildern. Aufmerksam liest der Wanderer die Informationen, die darauf stehen.

Das oberste Schild weist nach rechts. Dieser Weg führt zur Quelle des Lebens. Es ist der richtige Weg, dem man folgen sollte, möchte man das himmlische Jerusalem erreichen. Von der Quelle des Lebens hatte der Wanderer schon einmal gehört. Hatte ihm nicht der Engel davon erzählt…? Ja, genau! Er sollte dort seine Wasserflasche auffüllen, damit er sicher an sein Ziel gelangen kann, ohne auf der langen Reise zu verdursten.

Über Schwierigkeiten grübeln

Als er über den Engel nachdenkt, kommen ihm wieder die Schrecknisse des Waldes in den Sinn. Dieser Wald der Angst war für ihn schlimmer als der Sumpf des Zweifels gewesen. In dem Wald war er jeglicher Hoffnung beraubt. Er konnte das Licht nicht mehr sehen. Jeder Hoffnungsschimmer war verblasst. Diese Gefühle der abgrundtiefsten Angst jagten ihm selbst jetzt noch Schauer über den Rücken. Unwillkürlich kam in ihm die Frage auf, was ihn noch alles auf dem Weg erwarten würde? Wie weit war es überhaupt bis zum Neuen Jerusalem? Welche Gefahren würden ihn noch drohen? Gab es vielleicht noch viel schlimmere Herausforderungen zu meistern als den Wald der Angst?

Dem Wanderer sank der Mut. War es eine gute Entscheidung gewesen, diesen Weg zu wählen? Bis jetzt lief es nicht so, wie er es erwartet hatte. Klar, die Erfahrung in der Gemeinde war sehr schön gewesen. Auch über die Befreiung von seiner erdrückenden Last, die er am Kreuz erfahren durfte, war er sehr dankbar. Aber er hatte nicht mit solch mächtigen Herausforderungen auf der Reise gerechnet. Gab es denn keinen leichteren Weg?

Die Abkürzung

Der Blick des Wanderers fällt auf das mittlere Schild vor ihm, welches nach links weist. Darauf steht: „Ist der Weg zu anstrengend? Abkürzung!“ Ja, das war genau das, was er suchte! Konnte da jemand etwa seine Gedanken lesen? Es musste doch noch einen leichteren Weg zur himmlischen Stadt geben! Konnte Gott wirklich wollen, dass seine Kinder solch große Schwierigkeiten zu überwinden haben? Will Gott nicht, dass es seinen Kindern gut geht und sie ein schönes Leben haben?

Nun liest der Wanderer das unterste Schild: „Spaß und Erholung“. Oh, da werden in dem Wanderer schöne Erinnerungen geweckt! Er denkt an all die schönen Freizeitaktivitäten, die er in seinem alten Leben genoss. Nach einem anstrengenden Tag war es so schön, sich einfach auf der Couch zu lümmeln und sich von einem Film berieseln zu lassen. Er denkt an die tolle Musik, das leckere Essen und die lustigen Freunde, mit denen er zusammen feierte. Wäre es nicht schön, sich einfach mal wieder so ein bisschen fallen zu lassen und das Leben zu genießen?

Die Schlucht

Der Wanderer schaut nach links. Er geht ein paar Schritte auf die Schlucht zu. Die Schlucht ist dunkel. Man kann den Boden nicht erkennen. Es ist unmöglich zu sagen, wie tief es da nach unten geht. Irgendwie wirkt sie sehr beängstigend.

Über der Schlucht befindet sich eine hölzerne Brücke. Sie ist solide gebaut und sorgt für eine sichere Überquerung der Schlucht. Man kann sie von beiden Seiten aus überqueren.

Der Wanderer steht da und überlegt. Die Schlucht weckt in ihm all die Sorgen und Ängste, die er am Kreuz losgeworden ist. Ihm wird klar, wenn er die Schlucht überquert, kann er für kurze Zeit die Unbeschwertheit des Lebens genießen. All die schönen Dinge, die das Leben zu bieten hat, würden ihm dort zur Verfügung stehen. Aber aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, dass dieser Schein trügt. Er hatte all das bereits ausprobiert und was war das Ergebnis gewesen?

Am Ende hatte er alles verloren. Er stand mit nichts mehr da. Alles, was er noch besaß war seine zerschlissene Kleidung und seine überwältigende Last, die ihm die letzte Kraft raubte. Der Wanderer erinnert sich daran, wie er unter seiner Sündenlast zerbrochen ist. Er denkt auch daran, wie Jesus ihm diese Last genommen hatte.

Mein Retter

Jesus! Wie viel er ihm doch zu verdanken hatte! Der Wanderer erinnert sich an die sanften Augen, die ihn erbarmungsvoll anblickten, als er schwach und hilflos zu ihm kam. Er denkt an die Stimme, die wie keine andere Stimme war, die er jemals vernommen hat. Diese Stimme war melodiös, weich und dennoch steckte eine Autorität in ihr, der sich keiner zu widersetzen vermag. Seine Hände waren stark und dennoch sanft. Der Wanderer erinnert sich nur zu gut daran, wie er vorsichtig mit seinen Fingern die Narben in Jesu Händen berührte. Diese sanften Hände, die nur Gutes gewirkt hatten, waren um seinetwegen durchgraben worden. Seine eigenen Hände dagegen waren Werkzeuge zum Bösen gewesen. Sie waren ständig damit beschäftigt gewesen, seine eigenen Leidenschaften und Bedürfnisse zu befriedigen, egal zu welchem Preis. Wie oft hatte er anderen geschadet, nur um sich einen Vorteil zu verschaffen. Seine Hände hätten es verdient, von Nägeln durchgraben zu werden, aber nicht die Hände Jesu!

Der Wanderer erinnert sich an das Kreuz. Er denkt an dem Moment als er Jesus dort hängen sah. Er sieht das erhabene, königliche Angesicht Jesu. Doch es ist von Schmerzen gezeichnet und mit seinem eigenen Blut verschmiert. Auf seinem Kopf ruht eine Dornenkrone, die seine edle Stirn verletzt. Wie konnte der König des Universums nur so von seinen eigenen Untertanen, ja von denen, die ihm nächsten waren, so entstellt werden?

Traurigkeit überkommt den Wanderer als er daran denkt, dass er einer von denen war, die Jesus ans Kreuz brachten. Und trotz alledem, ja gerade deswegen, liebte ihn Jesus umso mehr! Wie viel hatte Jesus für IHN geopfert und gegeben!

Plötzlich schmäht sich der Wanderer, dass er sich nach dem alten Leben zurückgesehnt hatte. Er wusste ja nur allzu gut, dass all die scheinbaren Vergnügungen des breiten Weges falsche Versprechungen Satans waren, um ihn zu binden und von Jesus zu trennen.

Gott ist Liebe und Gnade! Es hat ihn alles gekostet, um den Menschen erneut den Weg zur himmlischen Heimat zu eröffnen. Wieso jammern und klagen die Menschen dann, wenn der Weg mal etwas schwieriger wird?

Der Wanderer bittet Gott traurig um Vergebung, dass er sich selbst entmutigt hat und dass er seiner Liebe so oft misstraut hat. Durch Gottes Kraft möchte er nun den rechten Weg weitergehen, wohlwissend, dass ihn ein liebender allmächtiger Gott auf diesem Weg begleitet. Gottes tiefster Wunsch ist es, dass so viele wie möglich die himmlische Stadt erreichen. Daher wird er den Weg auch so leicht wie möglich gemacht haben. Daran besteht absolut kein Zweifel! Und für all die Herausforderungen des Weges hatte Gott bereits Vorsorge getroffen.

Der zweite Pilger

Der Wanderer wollte sich gerade auf den Weg in Richtung Quelle des Lebens begeben, als er einen Mann über die Brücke kommen sieht. Als er näher kommt, sieht der Wanderer wie abgeschlagen und müde er aussieht. Seine ganze Körperhaltung zeigt Kraftlosigkeit und Ermattung. So muss er selbst ausgesehen haben als er zu dem Kreuz kam.

Der Mann sieht den Wanderer. Sofort spricht er ihn an: „Bin ich hier richtig? Man sagte mir, dass ich hier die wahre Quelle des Lebens finden würde und dass dieser Weg zur himmlischen Stadt führen würde. Ich bin unglaublich müde und sehne mich einfach nur nach Ruhe und Frieden.“

Der Wanderer nickt eifrig. Er weist den müden Pilger nach rechts, zum rechten Weg und zur Quelle des Lebens. Er sagt, dass er auch auf den Weg zur Quelle ist und schlägt vor, den Weg gemeinsam zu gehen. Ein erleichterndes Lächeln zeigt sich auf dem müden Gesicht des anderen.

Gemeinsam gehen sie weiter. Auf dem Weg zur Quelle erzählen sich die beiden Männer ihre Geschichten. Sie berichten, was sie auf den Wegen erlebt haben und warum sie jetzt auf diesem Weg unterwegs waren.

Der Wanderer erzählt seinem Mitreisenden von den Erfahrungen, die er bereits mit ihrem Gott machen durfte und wie ihm bisher in jeder Notlage geholfen werden konnte. Der Austausch ermutigt die beiden Pilger. Ihre Herzen werden noch tiefer mit Liebe zu ihrem Gott erfüllt. Tief ins Gespräch verwickelt erreichen die beiden die Quelle.

Was wir daraus lernen können

Der Weg mit Gott ist nicht immer leicht und sanft. Im Gegenteil erwarten uns oft Herausforderungen und Prüfungen. Auch wenn wir diese mit Gottes Hilfe meistern, gelingt es Satan oft, dass alte Leben mit all den scheinbar schönen und bequemen Dingen wieder schmackhaft zu machen. Gerade, wenn es mit Gott etwas schwierig wird, lockt der Gegenspieler mit ein paar „harmlosen“ Ablenkungen zur Erholung und Entspannung. Doch das dient nur dazu, uns von Gott zu trennen und uns unserer Kraftquelle zu rauben. Aber allzu oft hat er damit Erfolg. Oft schauen wir nur auf all die Herausforderungen auf dem Weg mit Gott und vergessen zu schnell, wie viel uns Gott geholfen hat. Dann braucht es nicht mehr viel, dass wir uns mit den Vergnügungen des breiten Weges eine wohlverdiente Pause gönnen, da ja der Weg mit Gott so anstrengend ist.

Doch wie der Wanderer müssen auch wir wieder den Fokus auf Gott setzen. Wir sollten uns immer vor Augen halten, was er alles für uns getan hat, um uns zu retten. Sein liebevolles, sanftes Wesen sollte der Hauptgegenstand unseres Nachdenkens sein. Wenn wir seinen Charakter verstehen und sehen zu welchen Taten ihn seine tiefe Liebe getrieben hat, dann können wir nicht anders und Liebe keimt in unserem Herzen auf.

Gott schickt uns oft Menschen vorbei, die auch von dem Leben in dieser Welt entmutigt und entkräftet sind. Wie wir sehnen sie sich nach Erholung an der Quelle des Lebens. Unsere Aufgabe ist es, ihnen von unseren Erfahrungen mit Gott zu erzählen. Wir können erzählen, wie er unser Leben verändert hat und wie er uns in schwierigen Situationen geholfen hat. Dies ermutigt den anderen und stärkt unseren eigenen Glauben. Es ist also ein doppelter Segen. Gemeinsam ist der Weg zu Gott auch leichter zu gehen. Man kann sich gegenseitig ermutigen. Daher ist eine christliche Gemeinschaft essentiell auf dem Glaubensweg.

Wir Menschen neigen gerne dazu, dass wir uns in unserer Vergangenheit mehr an die negativen Erfahrungen erinnern. Das Positive vergessen wir oft. Daher ist es wichtig, die Erfahrungen aufzuschreiben, die wir mit Gott gemacht haben. Ein wahrer Christ hat Herausforderungen mit Gott zusammen gemeistert, Prüfungen durch seine Hilfe bestanden, Versuchungen im Glauben widerstanden und Kraft in hoffnungslosen Zeiten erhalten. All diese Dinge müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen. Am besten ist das möglich, wenn wir anderen davon erzählen. Es ist ein Zeugnis für den Zuhörer, aber auch für uns selbst. Der Segen kommt ins eigene Herz zurück.

Hier ist eine kleine Hausaufgabe für dich:

Bete darum, dass Gott dir Möglichkeiten gibt, mit jemanden eine Erfahrung zu teilen, die du mit Gott gemacht hast. Wenn du nicht weißt, wie man sein Zeugnis erzählt, kann ich dir dieses Video empfehlen!

Du hast noch keine Erfahrung mit Gott gemacht?

Wenn du bisher Gott noch nicht in deinem Leben erlebt hast, dann darfst du Gott darum im Gebet bitten! Bitte ihn, dass er sich dir offenbart! Wenn du ein konkretes Problem hast, dann bitte Gott, dass er dir dabei hilft. Ich bin mir sehr sicher, dass Gott darauf antworten wird! Weißt du warum?

Weil er es versprochen hat! In der Bibel, in Matthäus 7,7 verspricht er uns:

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

Ich lade dich ein, teste Gott, ob er zu seinem Versprechen steht! Und wenn du ihn dann erleben durftest, erzähl gleich jemand anderem davon, egal wie scheinbar klein oder groß die Sache ist!

Hier geht es zum nächsten Kapitel: Die Quelle des Lebens!