Der Anker der Hoffnung

(Hinweis: Dieser Beitrag unterbricht kurz meine Erklärung
vom breiten und schmalen Weg)

Hoffnung!

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Welt scheinbar aus den Fugen
gerät, brauchen wir sie um so mehr. Inflation, Wirtschaftskrise, politische Ohnmacht, Umweltkatastrophen und Kriege beunruhigen die Menschen. Dazu kommen noch die zerbrochenen Familien und Identitätskrisen. Kein Wunder, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen immer mehr zunehmen. Besonders seit der Corona-Pandemie ist eine Zunahme der an Depression Erkrankten zu beobachten.

Es scheint, als sei kaum noch Hoffnung in dieser Welt zu sehen. Keiner weiß, wie sich die politische und wirtschaftliche Lage weiter entwickelt. Es ist schwer geworden, die nächsten Jahre zu planen. Alles scheint unsicher. Die Zukunftsaussichten sind düster.
Das ist das Stimmungsbild, was ich im Gespräch mit meinen Patienten tagtäglich mitbekomme. Besonders die älteren Leute sind froh, dass sie schon so alt sind. Sie machen sich Sorgen um ihre Enkel, was sie in Zukunft erwarten wird.

Auch ich habe schon die ein oder andere Krisenzeite in meinem Leben erlebt. Es gab Momente, in denen ich kurz davor war, die Hoffnung aufzugeben. Doch es gab etwas, was mir Kraft gab, weiter zu machen. Es gab eine Hoffnung, die mich durchhalten ließ.

Wir können von ihr in der Bibel, in Hebräer 6,19 lesen:

Diese [Hoffnung ] halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere, hinter den Vorhang.

Die Entstehung des Bildes

In den letzten Wochen habe ich vermehrt auf meinem iPad mit Procreate herum gekritzelt. Das ist eine super Sache, denn man kann dabei bequem auf der Couch liegen und trotzdem an einem Kunstwerk arbeiten. Da ich in den letzten Wochen etwas erschöpft war, war das perfekt für mich. Schon seit einiger Zeit arbeite ich an einem digitalen Bild. Doch in dieser Woche hatte mein älterer Bruder und auch eine meiner liebsten Freundinnen Geburtstag. Ich hatte überlegt, wie ich ihnen die Geburtstagsgrüße zukommen lassen kann. Mein Bruder wohnt in Tschechien und meine Freundin in Bayern. Mein Bruder und ich schicken uns jedes Jahr digitale Karten. So entschied ich mich, für ihn eine zu malen. Schnell war das Motiv gefunden: ein Anker. Ich fand eine schöne Referenz auf pinterest. Der passende Bibeltext schwirrte auch sofort in meinem Kopf umher. So machte ich mich ans Werk. Drei oder vier Abende saß ich an dem Bild, doch direkt ein Tag vor dem Geburtstag meines Bruders wurde es fertig. So konnte er es pünktlich erhalten.

Meine Freundin hatte zwei Tage später Geburtstag. Ich nahm das gleiche Motiv und änderte den Text auf „Gottes Segen zum Geburtstag“. Wir schicken uns immer noch, herrlich altmodisch, echte Karten zu. Daher druckte ich das Bild aus und machte daraus eine schöne Karte. Wie immer etwas zu spät, ging sie dann mit der Post auf ihre weite Reise in den Süden Deutschlands.

Das Malen dieser Karte war wie Therapie für mich. Der Bibeltext erinnerte mich daran, dass ich den Herausforderungen des Lebens keine Macht über mich geben muss, denn meine Kraftquelle ist im Himmel verankert.

Der Anker

So ein Anker ist schon eine tolle Sache. Bei meinen Segelreisen melde ich mich gerne freiwillig für die Ankerwache. Das finde ich sehr spannend. Man prüft aller halber Stunde, ob der Anker noch hält und in der richtigen Position liegt. Man peilt auch den Standort, an dem man sich befindet, um die Schiffsdrehungen zu beobachten. Das alles wird genau in einem dafür vorgesehenen Buch notiert.

Wenn der Anker richtig hält, dann ist das Schiff sicher. Keiner braucht Angst haben, dass das Schiff abgetrieben wird und dann vielleicht Schiffbruch erleidet.

Auch für unsere Seele gibt es einen solchen Anker. Ich habe den Eindruck, dass viele Seelen wie ein Schiff einfach von den Wellen und der Strömung ziellos hin und her getrieben werden. Sie haben keinen Halt und Ziel im Leben. Irgendwann werden sie an den Klippen der Hoffnungslosigkeit zerschellen. Doch Gott bietet unserer Seele einen festen Halt an. Gerade in diesen Zeit können wir diesen Halt besonders gebrauchen, damit wir nicht entmutigt aufgeben.

Der Anker der Seele ist die Hoffnung.

Enttäuschte Hoffnungen

Doch auf was kann unsere Seele hoffen? Viele Hoffnungen zerschellen an den schroffen Felsen der Realität dieser Welt. So hoffen viele auf eine glückliche Beziehung und darauf, endlich den Traumpartner zu finden. Doch oft entpuppt sich die Hoffnung als Trugschluss. Viele hoffen auf eine gut bezahlte Arbeitsstelle. Doch wie schnell kann diese weg sein oder das verdiente Geld verliert an Wert. Andere hoffen durch eine Beziehung oder durch ihre Familie glücklich gemacht zu werden. Doch leider bekommen sie nicht von ihren Lieben, was sie sich von ihnen wünschen, egal wie viel sie in sie hinein investieren.

Viele Menschen wurden in ihren Hoffnungen schon so oft enttäuscht, dass sie schon gar nicht mehr zu hoffen wagen, aus Angst, wieder enttäuscht zu werden.
Welche Hoffnung kann nicht enttäuscht werden? Was ist das für eine Hoffnung, die Gott uns anbietet?

Wir finden die Antwort in dem Vers, den wir gerade gelesen haben. Dort steht, dass der Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang hinein reicht. Das klingt ein wenig komisch, oder?

Lasst uns herausfinden, was mit dem “Inneren“ gemeint ist. Dazu hilft es, wenn man den nachfolgenden Vers (Hebräer 6,20) noch liest:

wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist, der Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist nach der Weise Melchisedeks.

Hier lesen wir, dass Jesus hinter den Vorhang, in das Innere, eingegangen ist. Also Jesus ist an diesem Ort, dem Inneren. Weiter erfahren wir, dass er der Hohepriester in Ewigkeit geworden ist. Das hilft uns etwas weiter. Der Hohepriester hat was mit dem Tempel und dem Dienst für Gott zu tun.

Das Heiligtum

Schauen wir uns das kurz etwas genauer an!

Gott hatte Mose einen Spezialauftrag gegeben. Nach dem er das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreit und in die Wüste geführt hatte, sollte er dort in der Wüste für Gott ein Heiligtum bauen. Gott wollte mitten unter seinem Volk wohnen. Dabei gab er Mose ganz detaillierte Anweisungen wie das aussehen sollte. Denn dieses Heiligtum sollte nach dem Vorbild des himmlischen Heiligtums gebaut werden. Ja, es sollte sogar ein Abbild, also wie ein Modell für das Original im Himmel sein (s. 2.Mose 25,8+9).

Das Heiligtum bestand aus drei Teilen. Es hatte einen Vorhof, in dem sich ein Brandopferaltar und ein großes Waschbecken befanden. Danach ging es in ein Zelt, dass noch einmal in zwei Abteilungen eingeteilt war. Der vordere Teil des Zeltes wurde als das „Heilige“ bezeichnet. Hier befanden sich ein siebenarmiger Leuchter, ein Schaubrottisch mit frischem Brot und ein Rauchopferaltar. Letzterer stand direkt vor einem Vorhang, der das „Heilige“ von dem „Allerheiligsten“ abtrennte. Das „Heilige“ durften nur Priester betreten. In das „Allerheiligste“ durfte nur einmal im Jahr der Hohepriester. Dort befand sich die Bundeslade. In ihr wurden die zehn Gebote sowie ein blühender Stab von Aaron aufbewahrt. Über der Bundeslade befand sich der Gnadenstuhl, der von zwei Engeln überschattet wurde.

Die Reinigung des Heiligtums

Hier lüftet sich jetzt unser Geheimnis, was mit dem Inneren, hinter dem Vorhang gemeint ist. Das „Allerheiligste“ ist ein Symbol für den Thronsaal Gottes. Die Bundeslade mit dem Gnadenstuhl ist das Symbol für den Thron Gottes. Die zehn Gebote, die sich in der Bundeslade befinden, sind die Grundlage der Regierung Gottes. Hier ist Gott. Von hier aus regiert er das Universum. In dem Text in Hebräer haben wir gelesen, dass Jesus als unser Hohepriester dort hinein gegangen ist. Der Hohepriester war der Stellvertreter des Volkes Gottes. Einmal im Jahr fand der Große Versöhnungstag statt. An diesem Tag wurde das Heiligtum von den Sünden des Volkes gereinigt. Tagtäglich brachten nämlich die Menschen ihre Sünden in das Heiligtum, indem sie ein Opfertier darbrachten. Damit wurde symbolisch die Schuld von dem Sünder auf das Heiligtum übertragen. Im Laufe des Jahres häuften sich dort also bildlich gesprochen die ganzen Sünden des Volkes an. Das Heiligtum bedurfte damit auch der Reinigung. Zu diesem alljährlichen Anlass ging der Hohepriester mit dem Blut eines Opfertieres in das „Allerheiligste“ und besprengte den Vorhang und die Bundeslade mit dem Blut. Dies reinigte das Heiligtum von den Sünden des Volkes. Diese Sünden wurden dann auf einen vorher ausgelosten Bock übertragen, der wortwörtlich in die Wüste geschickt wurde (daher kommt übrigens auch das Sprichwort, jemanden in die Wüste zu schicken).

All diese Symbole und Dienste im Heiligtum sind aber nur ein Typus, also ein Modell, für den Dienst Jesu. Das alles zu erklären, würde hier mehr als nur den Rahmen sprengen.

Der Dienst Jesu hinter dem Vorhang

Jesus kam auf diese Welt, um als Opferlamm für unsere Sünden zu sterben. Er ist also das Opfer, das tagtäglich im Tempel dargebracht wurde. Wir als Sünden, können durch unser Sündenbekenntnis unsere Schuld auf Jesus übertragen, der sie bereits für uns bezahlt hat. Durch sein Blut reinigt Jesus uns von unserer Schuld. Dafür wird sie zunächst auf das wahre Heiligtum, was im Himmel ist, übertragen. Dort häufen sich schon mehr als 6000 Jahre die Sünden der gesamten Menschheit an. Doch wir haben gelesen, dass unser Anker der Hoffnung in das Innere, hinter den Vorhang, also in das Allerheiligste, reicht. Dort finden wir die einzig wahre Hoffnung.

Einmal im Jahr fand der Große Versöhungstag statt.Der Hohepriester ging mit dem Blut des Opfertieres hinter den Vorhang in das Allerheiligste, um es von den Sünden zu reinigen.

Jesus ist für uns zum Hohepriester geworden. Er braucht aber kein fremdes Blut von einem unschuldigen Tier. Denn er ist selbst ist das Opfertier. Er ist Opfer und Hohepriester zugleich. Mit seinem eigenen Blut betritt er also den himmlischen Thronsaal und tritt vor den Vater. Dort macht er zwei Dinge. Einmal ist er unser Stellvertreter und Anwalt. Er vertritt uns und unsere Anliegen vor Gott. Als Zweites reinigt er das Heiligtum von unseren Sünden und wird dafür sorgen, dass sie auf Satan zurückfallen werden, der diese verursacht hat. Hier sind wir bei unserem Hoffnungsanker angekommen.

Der Anker der Hoffnung

Unsere Hoffnung besteht darin, dass Jesus selbst unsere Schuld auf sich nahm, indem er sein Blut für uns vergoß. Durch sein Blut kann er uns von unseren Sünden reinigen und vor Gott für uns Vergebung und ein neues Leben erwirken. Doch unsere Sünde, wenn auch vergeben, existiert noch. Sie lagert im himmlischen Heiligtum. Es kann sogar sein, dass sie wieder auf uns zurückfällt, wenn wir uns von Gott abwenden. Deswegen besteht unsere einzige Hoffnung in unserem Hohepriester. Wir als Adventisten glauben, dass Jesus im Jahr 1844 hinter den Vorhang, in das Allerheiligste, hineingegangen ist. Seit diesem Jahr findet der Große Versöhungstag statt. D.h. jeder einzelne Mensch, der jemals gelebt hat, wird noch einmal vor Gott geprüft. Es wird geschaut, ob er Jesu Opfertod für sich in Anspruch genommen hat und sich von seinen Sünden hat reinigen lassen. Ist das der Fall, dann wird er ewig leben. All seine Sünden sind aus dem Lebensbuch gestrichen. Es ist so, als hätte er sie nie begangen. Wenn ein Mensch das Angebot nicht annehmen wollte, dann wird er ewig tot sein. Jeder Fall wird entweder für Leben oder Tod entschieden. Irgendwann werden all die Toten gerichtet sein. Dann kommen wir Lebenden an die Reihe. Auch unsere Schicksale werden entschieden werden. Doch jeder wird vorher genug Möglichkeiten bekommen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn sich jeder Mensch für oder gegen Gott entschieden hat, dann ist der Reinigungsprozess beendet. Entweder tragen die Menschen ihre eigene Schuld oder sie wird Satan, dem Sündenbock, auferlegt werden. Wenn das alles vorbei ist, dann kommt Jesus wieder und wird uns nach Hause nehmen.

Willkommen zu Hause!

Jesus kommt um uns nach Hause, in das Allerheiligste, zu holen! In Hebräer 6,20 haben wir gelesen, dass Jesus als unser Vorläufer hinter den Vorhang gegangen ist. Er hat für uns den Weg bereitet, damit wir dort sein können, wo er ist. Dieser Ort ist unser zu Hause. Es ist ein Ort an dem Gerechtigkeit, Liebe, Sanftmut und Geselligkeit herrscht. Es ist der Ort, nach dem sich jeder hier auf dieser Erde sehnt, aber hier nie finden wird. Dort wird es keine Existenzängste, keine Schmerzen, kein gebrochenes Herz, keinen Krieg und keinen Tod mehr geben. Wir dürfen Erben Gottes sein und damit werden wir selbst auf dem Thron sitzen und zusammen mit Jesus regieren.

Das schönste wird sein, dass unsere ganzen Fehler und Sünden verschwunden sind. Keiner wird mehr an meine Schwächen und an mein Versagen denken. Auch ich selbst werde das alles vergessen haben. Wie oft leide ich hier auf dieser Erde unter meinen eigenen Unzulänglichkeiten. Doch dort im Himmel wird das alles der Vergangenheit anhören. Es wird ein Ort der reinsten Freude und des höchsten Glückes sein.

Mein persönlicher Hoffnungsanker

Das ist mein fester und sicherer Anker. Weil ich weiß, dass Jesus diesen Weg vor mir gegangen ist und ihn für mich vorbereitet hat, kann ich ihm getrost folgen. Hier auf dieser Welt ist der Weg oft mit Entbehrung, Schmerz und Tod verbunden. Doch all das ist nichts im Vergleich zu den wunderbaren Dingen, die Jesus jetzt gerade für mich vorbereitet!

Jesus hat unendliche Qualen gelitten und sich tief gedemütigt, um mir ewige Freude und Frieden zu ermöglichen. Seine grenzenlose  und vor allem beständige Liebe und Hingabe für mich ist mein sicherer Anker.

Wenn ich daran denke, wie viel er für mich aufgegeben hat, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen, dann fällt es mir leichter, diese Welt hier loszulassen, um das zu gewinnen, was er mir anbietet. Ich muss in dieser Welt nicht mehr alles erleben, denn ich weiß, dass mir diese Welt nichts bieten kann, was mich wirklich glücklich macht.

Meine Hoffnung auf ein Leben ohne Schuld und Sünde als eine Königstochter gibt mir bereits in diesem Leben Ruhe und Frieden. Je mehr ich mich mit Gott und seinem herrlichen Wesen beschäftige, desto mehr verliebe ich mich in ihn. Und desto wertloser erscheinen mir all die Dinge, die diese Welt mir hier bieten möchte. Mein Herz sehnt sich dort anzukommen, wo meine Hoffnung bereits ankert: an der Seite meines wunderbaren Gottes und Erlösers Jesus Christus! Er ist den Weg vor mir gegangen, damit ich ihn auch finden und gehen kann.

Es gibt eine Hoffnung über dieses Leben und diese Welt hinaus. Lasst diese Welt wie ein Kartenhaus zusammen fallen! Ich weiß, dass mein Anker im Allerheiligsten hält, wo jemand für mich eintritt, der alles gegeben hat, damit ich bald bei ihm sein kann.

Wo ist deine Hoffnung verankert? Wird dein Anker halten, auch wenn die Welt über dir zusammenbricht?

5. Im Sumpf des Zweifels

 

Nach dem man durch die schmale Pforte gelangt, die hell erleuchtet ist, würde man einen hellen Pfad erwarten, der einen immer näher zum Himmel und damit zum neuen Jerusalem führt. Doch als unser Wanderer durch die schmale Pforte gegangen war, gelangt er zunächst in einen sumpfigen Wald. Ja, der Weg geht gleich steil nach oben. Als erstes muss der Wanderer einige Stufen erklimmen. Am Ende der Stufen beginnt ein kleiner Weg. Dieser ist matschig. Der Wanderer läuft Gefahr, seine neue, weiß strahlende Kleidung gleich zu beschmutzen.

Aber nicht nur der Weg wirkt wenig einladend. Die gesamte Atmosphäre wirkt düster und bedrückend. Das Licht, das soeben noch hell an der Pforte schien, wird scheinbar von der dunklen Stimmung des Sumpflandes erstickt. Im Wanderer kommen beklemmende Gefühle auf. War das wirklich der richtige Weg? Als er sich umsieht, sieht er tote Bäume. Er bemerkt, dass der Pfad nicht allzu lang ist. Er endet sehr bald in einem Sumpf. War das schon das Ende seines Weges? Sollte das alles eine Sackgasse sein? War der Weg über das Kreuz vielleicht auch wieder nur ein falsches Versprechen von Frieden gewesen? Der Wanderer fühlt sich einsam und verlassen. Wo war Gott jetzt? Er konnte das Licht nicht mehr sehen? Hatte ihn Gott verlassen?

Hört Gott Gebete?

In seiner Verzweiflung betet er um Hilfe und göttliche Führung. Doch nichts geschieht… Vernahm Gott überhaupt seine Gebete? Wer war er schon, dass Gott auf ihn achten und ihn hören würde? Solange hatte er Gott den Rücken zugekehrt und seine Einladungen verachtet. Vielleicht hatte er doch seine Chancen verspielt. Vielleicht war seine Bekehrung nur ein emotionales Hoch und nichts hatte sich geändert. Er spürte in sich noch immer dieselben sündigen Neigungen. Sein Charakter war noch immer genauso unvollkommen wie vor dem Kreuz. Was hatte sich eigentlich geändert?

Und überhaupt: er hatte Gottes Güte ja gar nicht verdient! Er war seiner Vergebung und Liebe nicht wert.

Der Sumpf

Der Wanderer kommt an den Sumpf. Dort endet der Weg. Wie soll es jetzt weitergehen? Er scheint wirklich in einer Sackgasse festzustecken. Als er sich suchend umschaut, sieht er auf einmal ein hölzernes Schild. Es leuchtet ihn förmlich an. Darauf steht: „Vertraue den Verheißungen!“ Der Wanderer weiß, was Verheißungen sind. Es sind Versprechen, die Gott in der Bibel gegeben hat. Da Gottes Wort lebendig ist, geschieht es, sobald Gott etwas ausspricht. Wenn Gott sagt: „Es werde Licht!“ dann wird es sofort hell. Wenn Gott sagt: „Hab keine Angst, ich bin bei dir!“ dann nimmt Gott die Angst weg und er ist da. Da gibt es nichts daran zu rütteln. Die Verheißungen Gottes sind die Grundlage des Glaubens. Der Wanderer erinnert sich an ein paar dieser Verheißungen. Eine lautet wie folgt:

Vertraue auf den HERRN! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den HERRN!

(Psalm 27,14, Neues Leben)

Vertraue den Verheißungen!

Als der Wanderer sich diese Verheißung ins Gedächtnis ruft erinnert er sich daran, dass ihm gesagt wurde, dass der Weg nicht leicht werden würde. Sein Glaube würde geprüft werden. Die Verheißung aus Psalm 27 ruft zum Vertrauen auf Gott auf. Das erfordert manchmal wirklich Mut, Tapferkeit und Geduld. Vertrauen in Gott muss trainiert werden. Das ist nicht auf einmal da. So lässt Gott in unserem Leben oft Schwierigkeiten zu. Manchmal fühlt es sich für uns so an als hätte Gott uns verlassen, als wäre alles Licht um uns verschwunden. Wir stehen scheinbar hilflos da in unserer Schwachheit. Unsere Fehler und Unzulänglichkeiten stehen uns sehr klar vor Augen. Manchmal versinken wir wie in einem Sumpf in unserem Zweifel und Unglauben. Haben wir einmal diesen Pfad eingeschlagen, zieht uns der Schlamm immer tiefer nach unten. Je mehr wir kämpfen und versuchen aus eigener Kraft da raus zukommen, desto mehr versinken wir. Die einzige Rettung sind die Verheißungen Gottes.

Als der Wanderer seine Gedanken von sich und seinen Unzulänglichkeiten weg und hin zu den Verheißungen lenkt, sieht er den Sumpf auf einmal mit anderen Augen. Dort wo er vorher keinen Weg durch den Sumpf gesehen hat, erkennt er auf einmal Steine, die als Tritte dienen. Er erkennt, dass der Pfad durch den Sumpf führt und auf der anderen Seite weiterführt. Die Steine sind nicht sonderlich groß. Es passt gerade so ein Fuß darauf. Um auf die andere Seite des Sumpfes zu gelangen erforderte es einen ordentlichen Balanceakt. Was würde passieren, wenn der Wanderer von einem Stein abrutscht? Würde er dann in dem Sumpf ertrinken? Gab es in Sümpfen nicht giftige Schlangen oder gar Krokodile? Soweit er sehen konnte, gab es hier keinen, der ihm zur Hilfe eilen konnte. Es könnte so viel schief gehen! Wieder kommen Zweifel in dem Wanderer auf. Wie war es möglich, diesen Sumpf sicher zu überqueren?

Erprobe Gottes Verheißungen!

Doch dann erinnerte er sich an die Verheißungen. Gott sagte ihm, dass er mutig und tapfer sein soll! Wenn Gott sagt, er solle Mut und Tapferkeit haben, dann war das auch so! Er besaß den Mut und die Tapferkeit bereits. Er musste es nur glauben! Gott hatte es versprochen und Gottes Wort kehrt nicht leer zu ihm zurück. Der Wanderer hatte auch gehört, dass man Gottes Wort testen darf. Man durfte Gott prüfen, ob er auch wirklich dazu steht, was er gesagt hat. So war die Entscheidung getroffen! Der Wanderer schickt ein Gebet zum Himmel, dass Gott, so wie er es versprochen hat, Mut und Tapferkeit gebe, damit er den Sumpf des Zweifels sicher überqueren möge. Nach dem Gebet, entscheidet er sich zu glauben, dass Gott dieses Gebet erhört hat. Er spürt zunächst keine Veränderung. Alles ist wie zuvor. Der Sumpf war noch immer derselbe. Doch der Wanderer weiß nun, dass Gott ihn durch den Sumpf begleiten würde. Im Vertrauen auf Gottes Versprechen betritt er den ersten Stein. Und der Stein hält seine Last! Er bietet dem Fuß einen sicheren Halt. Vorsicht setzt der Wanderer nun einen Fuß vor den anderen. Manchmal sind die Tritte weiter auseinander. Dafür muss der Wanderer große Schritte machen. Bei großen Schritten gerät man schneller aus dem Gleichgewicht. So kommt der Wanderer manchmal ordentlich ins Schwanken. Doch er geht im Glauben voran. Manchmal sind die Steine auch klitschig und der Fuß findet keinen richtigen Halt. Oft gerät der Wanderer ins Schwanken. Aber er blickt fest auf sein Ziel- das andere Ufer. Dadurch kann er sich immer wieder auffangen und rutscht nie vollständig ab. Schließlich hat er sicher das andere Ufer erreicht!

Das Symbol des Sumpfes

Der Sumpf steht für all unsere Zweifel, unsere Selbstwertprobleme und Schwachheiten. Sie alle können uns nach unten ziehen. Sie können unseren Blick von Jesus weg wenden. Wenn wir nur noch auf unsere Umstände und Probleme schauen, werden wir sicher fallen. Manchmal machen wir uns selbst unsere Prüfungen noch schwerer, indem wir sie durch unsere Fantasie vergrößern. Je mehr wir über all das Entmutigende um uns nachdenken, um so größer werden all die Probleme. Dadurch werden wir wiederum mehr entmutigt. Es ist wie ein Teufelskreis. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Doch sehen wir auf Gott und halten uns seine Verheißungen stets vor Augen, ändert sich der Blickwinkel. Auf einmal sehen wir Lösungen für unsere Probleme, die wir vorher nicht sehen konnten. Es sind wie die Steine, die sich vor dem Wanderer im Wasser auftun. Diese Steine sind die Verheißungen Gottes. Sie bieten Halt durch den Sumpf unserer Zweifel. Wenn wir uns auf sie und auf das Ziel vor uns konzentrieren, werden wir sicher aus den Zweifeln herauskommen. Der Glaube wird siegen!

Es gab ein Bild, das ich sehr gerne in diesen Sumpf hinein gemalt hätte. Leider konnte ich es künstlerisch nicht umsetzen. Ich wollte Fußspuren in den Schlamm malen. Diese Fußspuren sind von Jesus. Er ist den Weg bereits vor uns gegangen. Er hat den sicheren Weg durch die Zweifel gefunden. Wenn wir in seine Fußstapfen treten, werden auch wir sicher den Weg durch den Unglauben finden. Jesus hat uns bereits den Weg erleichtert. Wir müssen ihm einfach nur nachfolgen und seinem Wort vertrauen.

Hier geht es weiter zum nächsten Kapitel: 6. Die Gemeinde