Willkommen zurück zu einem Blogbeitrag über ein einzigartiges Projekt!
Wer kennt das nicht? Man ist Wandern und steht an einer Weggabelung und weiß nicht, welchen Weg man wählen soll. Wie hilfreich ist es da, wenn man die Markierungen sieht, die den gewählten Weg kennzeichnen! Auch eine Karte oder eine Tafel mit den Routen im Überblick kann da sehr hilfreich sein.
In der Bibel erzählt Jesus ein Gleichnis von zwei Wegen (s. Matthäus7,12-14). Es sind nur drei Verse und doch waren im Laufe der Geschichte diese drei Verse Inspiration für Predigten, Gedichte, Lieder und Kunstwerke.
So ist dieses Bild von dem breiten und dem schmalen Weg etwas, was mich schon viele Jahre begleitet und bewegt.
Als Kinder hatten wir ein Puzzle von dem wohl bekanntesten Werk über das Thema, das 1867 von Charlotte Reihlen entworfen wurde. Mich beeindruckte das Bild schon immer. Auch heute bewundere ich es noch sehr. Mir gefällt der Stil, da ich ein Fan des 18. und 19. Jahrhunderts bin.
Irgendwann las ich das Buch „Die Pilgerreise“ von John Bunyan. Allein über dieses Buch und dessen Entstehungsgeschichte könnte man viel schreiben. Hier sei aber nur erwähnt, dass mich die Erlebnisse von dem Pilger Christian zum Nachdenken anregten. Irgendwo in meinem Kopf entstand ein kleiner Gedanke. Er war noch so klein, wie ein kleines Samenkorn, das unmerklich sein erstes Grün aus der Erde schiebt. Wie ein junges Pflänzchen, das unscheinbar zwischen vielen großen und schönen Pflanzen wächst, so wuchs irgendwo in meinem Kopf, der mit so vielen guten anderen Ideen und Projekten beschäftigt war, dieser kleine Gedanke immer weiter.
Meine Lieblingsautorin ist Ellen G. White. Auch sie lebte im 19. Jahrhundert. Ich liebe ihre Bücher, denn sie haben in mir eine Liebe zu Jesus und seinem Wort, der Bibel, entfacht. Außer der Bibel hatten keine anderen Bücher einen so positiven Einfluss auf mein Leben.
In ihren Bücher trifft man gelegentlich auch auf Gedanken und Bilder, die die zwei Wege beschreiben. Besonders beschreibt sie den letzten Abschnitt, den der Pilger zur himmlischen Stadt gehen muss. (Wer es einmal nachlesen möchte, kann es hier tun).
Diese Bilder hinterließen bei mir einen noch tieferen Eindruck als das Buch von John Bunyan. Irgendwann nahm ich das kleine Gedanken-Pflänzchen bewusst wahr. Es war die Idee, eine moderne Version des Bildes von dem breiten und dem schmalen Weg zu malen. Ich erschrak bei diesem Gedanken. Das wäre ein sehr großes und zeitaufwendiges Projekt. Ich fühlte mich in keinster Weise bereit dazu. So dümpelte dieses Gedanken-Pflänzchen vielleicht ein oder zwei Jahre in meinem Kopf herum. Es kam immer mal wieder auf, aber es gab immer genug Gründe, es auf irgendeinen fernen Zeitpunkt in der Zukunft zu verschieben. Bis ich eines schönen Tages letztes Jahr im August eine Nachricht mit einer Anfrage erhielt.
Ich wurde gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, für den LAY-Kongress ein Bild zu malen. Dieser Kongress ist noch ein junges Projekt von jungen Erwachsenen der Adventgemeinde. Auf diesem Kongress befindet sich immer ein Gebetsraum. Dieses Bild sollte im Gebetsraum ausgestellt werden. Die junge Frau, die mir die Anfrage schickte, hatte selbst als Teenager einen kleinen Entwurf zu dem breiten und schmalen Weg gemacht. Für sie war der Gedanke prägend, dass man jeder Zeit mit Gott neu anfangen kann- Every day is day one with God!
Sie fragte mich, ob ich so ein ähnliches Bild für den nächsten Kongress im März 2024 malen könnte.
Das brachte mich in ordentliche Schwierigkeiten. Auf der einen Seiten sprudelten alle Gedanken nur so darauf los, was man alles in das Bild hinein malen könnte und mich überkam eine große Motivation für dieses Bild. Auf der anderen Seite kamen auch ein paar Fragen auf: Wie soll das umgesetzt werden? Bin ich dafür überhaupt künstlerisch in der Lage? Ist das zeitlich zu schaffen?
Ich erinnerte mich an einen Deal, den ich vor über 10 Jahren mit Gott auf der Missionsschule geschlossen hatte: Ich werde jede Herausforderung annehmen vor die Gott mich stellt! Gott seinerseits sollte mir die Kraft und den Erfolg geben.
Dieser Pakt mit Gott hat schon für viele Abenteuer und unglaublichen Erfahrungen gesorgt.
Also ging ich auch mit dieser neuen Herausforderung ins Gebet und bat um Weisheit. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich diese große Herausforderung annahm. Zu lange wuchs dieses Pflänzchen schon in meinem Kopf. Jetzt war die Zeit gekommen, dass die Pflanze erntereif wurde.
Da ich aber noch ein anderes Bild fertig bringen musste und wollte (s. letzter Blogeintrag), verzögerte sich der Startpunkt für das neue Projekt auf November 2023. Dort begann ich mit den ersten Entwürfen und Skizzen. Vorher hatte ich mir bereits Gedanken gemacht, welche Szenen in das Bild sollten. Auch meine Auftraggeberin brachte einige geniale Ideen mit in das Bild ein.
Hier seht ihr eines der ersten Entwürfe:
Der urpsrüngliche Gedanke war, das Bild im Querformat zu malen. So hätte der breite Weg unten und der schmale Weg oben lang laufen können. Aber dieses Format hätte auch einige Nachteile gehabt. So entschied ich mich, das Hochformat zu wählen. Dadurch lösten sich ganz automatisch einige Probleme.
Innerhalb von ca. zwei Wochen hatte ich alle Entwürfe fertig. Für die einzelnen Szenen suchte ich im Internet nach Referenzbildern und wandelte diese für das Bild ab. Manche Dinge, wie ein paar Häuser oder die Figuren habe ich selbst kreiert. Das wäre für mich vor diesem Bild undenkbar gewesen. Ich hätte es mir nicht zugetraut. Doch ich betete stets vor Beginn des Skizzierens um Gottes Führung und seine Weisheit. Ich durfte erleben, wie er mir Gedanken und Ideen gab.
Als die Entwürfe im Kopf grob fertig waren, habe ich sie szenenweise auf einzelne A4-Blätter gezeichnet, diese dann zusammen geheftet und auf der 100x70cm großen Leinwand arrangiert.
So hatte ich den groben Fahrplan für das Bild fertig.
Als nächstes ging es an das Übertragen der Skizzen auf das Bild. Das war noch einmal eine mühselige Arbeit. Doch irgendwann war auch das geschafft.
Insgesamt dauerte dieser Prozess ungefähr einen Monat. Nach diesen vielen Skizzen und Entwürfen freute ich mich endlich mal wieder Farbe und Pinsel zur Hand zu nehmen.
Pünktlich zu Weihnachten tat ich die ersten Pinselstriche! Was war das für ein besonderer Moment! Es war irgendwie aufregend sich an dieses großes Projekt zu wagen. Würde ich alles so umsetzen können wie ich es mir vorstellte? Würde ich es zeitlich schaffen? Bis März waren es nicht einmal mehr drei Monate!
Mir war klar, dass ich dieses Bild nicht allein malen konnte. Also legte ich es im Gebet Gott vor Füßen und bat Gott, den Pinsel zu führen. Noch nie habe ich so viel gebetet während des Malens wie bei diesem Bild. Man kann wirklich fast sagen: Jeder Pinselstrich war ein Gebet!
Das Bild musste von oben nach unten gemalt werden. Das erste, was farbig wurde, war die Mauer der himmlischen Stadt. Mit ihr musste begonnen werden, weil danach die Wolken darüber gemalt wurden. Es war ein heiliger Moment als ich die goldene Stadtmauer malte. Jesus und der Pilger, den Jesus freudig in seine Arme schließt, waren die ersten Figuren, die ich auf diesem Bild malte.
Als nächstes kam das volle Kontrastprogramm! Ich mischte ein schwarz-rot, was als Hintergrund für den ewigen Tod und die tiefe Kluft zwischen den beiden Wege diente. Darüber kamen dann die Wolken des Verderbens und der ewige Tod in Form eines Friedhofes.
So entstand Stück für Stück das Bild. Einmal arbeitete ich auf dem schmalen Pfad, dann wechselte ich wieder auf den breiten Weg. Zwischendurch kamen immer wieder mal neue Gedanken dazu. Auch mein jüngerer Bruder und Freunde halfen mir mit nützlichen Ideen.
Die größte Herausforderung auf diesem Bild war der Drache. Allein an diesem Ungetüm saß ich vier Stunden. Danach war ich kurz davor, das Bild entmutigt aufzugeben. Ich befand mich wahrhaft in der Schlucht der Versuchung!
Vor dem Schwanz und den größten Teil der Hinterbeine konnte ich mich erfolgreich drücken, indem ich Felsen davor malte. 🙂
Apropos Felsen: Das ist für mich auch ein schwieriges Thema. Jedes Mal scheitere ich neu daran. Auch für dieses Bild habe ich mir wieder einige Youtube-Videos angeschaut, um hilfreiche Tipps zu erhalten. Oft habe ich die Felswände wieder übermalt und vorne angefangen. Was mir hier eine große Hilfe geworden ist, sind die Malspachteln. Damit lassen sich tolle Effekte erzielen. Durch die Felsenwände habe ich auch das Prinzip von Licht und Schatten besser verstanden. Um manche Fehler zu vertuschen, habe einige Felswände großzügig begrünt. 🙂
Vielleicht fragt ihr euch, wie ich das Ganze zeitlich hinbekommen habe?
Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir die Gabe des Zeitmanagements gegeben hat (manchmal übertreibe ich das auch ein bisschen). Aber für dieses Projekt war es sehr hilfreich. Ich schaute immer auf die Uhr, wie lange ich malte. Innerhalb der Weihnachtswoche bis Sylvester kam ich ungefähr so weit:
Ich wusste, wie viele Stunden ich bis dahin gebraucht hatte und maß, wie viel Fläche ich in dieser Zeit geschafft hatte. Dadurch konnte ich errechnen, wie viel Zeit ich bis zur Fertigstellung noch benötigen würde. Ich erstellte mir einen Zeitplan bis Ende Februar. An diesen hielt ich mich ganz genau und zu Gottes Ehre sei gesagt, er ist genau aufgegangen!
Genau einen Tag vor dem Kongress beendete ich nach über 200 Stunden Arbeit die letzten Überarbeitungen und ergänzte die letzten Details. Das letzte, was ich malte, war Jesus als der gute Hirte vor der schmalen Pforte. So war Jesus der Anfang und das Ende meines Bildes, das Alpha und das Omega. Es ist ganz unbeabsichtigt so geworden. Aber genau so soll es sein: Jesus soll in allem, was wir sind und tun der Erste und er soll auch der Letzte sein. Insgesamt taucht er sechs Mal in diesem Bild auf.
Zu guter Letzt wurde das Bild noch mit einem Schlussfirnis überzogen, damit die Farben lange so leuchtend bleiben und es hoffentlich für viele Menschen zum Segen werden kann.
So ward dieses große Werk vollendet! Durch dieses Bild kann ich Gott so viel besser als Schöpfer nachempfinden. In der Bibel lesen wir, dass Gott jeden Schöpfungstag am Abend sein geschaffenes Werk betrachtete und er sah, dass es gut war. Genauso ging es mir auch. Nach jedem Maltag betrachtete ich das Bild etwas aus der Distanz und war (meist) zufrieden. Ich konnte ein kleines stückweit die Freude Gottes im Schaffensprozess nachempfinden. Als Gott die Schöpfung beendet hatte, sah er sich noch einmal alles an und beurteilte es mit einem „sehr gut“! Im Gegensatz zu mir, musste Gott nichts nachbessern und überarbeiten. Aber als ich das Bild vollendet hatte, war ich einfach nur unglaublich dankbar und überglücklich. Ich würde es jetzt nicht als „sehr gut“ bezeichnen, denn ich sehe darin noch viele Unvollkommenheiten. Aber das ist für mich in Ordnung. Ich bin nur ein schwacher und unvollkommener Mensch. Meine Gaben und Opfer, die ich für Gott bringe, sind genauso unvollkommen. Aber Gott kann daraus etwas Großes machen! Alles, was er sich wünscht, ist das wir uns ihm zur Verfügung stellen. Das habe ich mit dem Bild getan. Ich habe gegeben, was ich konnte und Gott hat seinen Segen darauf gelegt. Nun bleibt es an Gott, durch dieses Bild zu Menschen zu sprechen.
Mein Gebet ist es, dass dieses Bild zum Segen für viele wird! Möge jeder Betrachter seinen eigenen Weg und seinen jetzigen Stand auf dem Bild wieder erkennen. Möge jeder, der dieses Bild anschaut ermutigt werden, sich dem Kreuz und diesem genialen Gott zu zu wenden. Es ist nie zu spät, zu Gott umzukehren solange wir am Leben sind! Jeden Tag können wir mit Gott neu anfangen!
Ja, es stimmt, der Weg mit Gott ist nicht einfach. Er ist schmal, steil und gefährlich. Doch Gott hat uns seine Versprechen wie kleine Blumen gegeben, die den Wegrand säumen. Er gibt uns Orte, an denen wir uns ausruhen und Kraft tanken können. Der Weg erfordert Selbstaufopferung und Aufgeben des Egos, aber je näher wir der himmlischen Stadt kommen, desto größer wird auch unser Friede und die Freude. Der breite Weg ist einfach zu gehen. Für diesen muss man sich nicht extra entscheiden, wir gehen ihn ganz automatisch. Aber sein Ende ist totsicher! Lieber Leser, wähle heute, welchen Weg du wählen möchtest! Werde nicht entmutigt, wenn du immer wieder vom rechten Weg abkommst. Schau auf Jesus, vertraue ihn und lass ihn nicht los! Wenn wir fallen, streckt er uns seine starke Hand entgegen, um uns wieder aufzurichten.
Nun noch kurz abschließend ein paar Worte zu dem Kongress. Das Bild wurde im Gebetsraum ausgestellt. In meinem kleinen Zimmer, in dem ich es gemalt hatte, wirkte es riesig, doch in diesem schönen alten Jugendstilraum wirkte es klein, aber auch irgendwie richtig.
Es war mir eine Freude, dass doch der ein oder andere Kongressteilnehmer den Weg in den Gebetsraum gefunden und sich das Bild angeschaut hat.
Ich erhielt viele positive Rückmeldungen.
Es kam außerdem die Frage auf, ob dieses Bild auch gedruckt werden könnte. Ich habe ein Foto mit einer guten Kamera anfertigen lassen und warte jetzt darauf, dass es mir zugesandt werden wird, damit ich es in den Druck geben kann. Wer gerne eine Printversion dieses Bildes haben möchte, kann sich gerne bei mir melden (sophie-naumann@gmx.net).
Hier gibt es das Bild noch einmal in voller Größe:
Wer dieses Bild gerne einmal in echt sehen möchte, kann mich auch gerne kontaktieren!
Es hat sein zu Hause in den Räumlichkeiten des AKTIVE CHRISTEN e.V.s Leipzig gefunden.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dieses Bild für Veranstaltungen auszuleihen. Wenn da Interesse besteht, dann schreib mir einfach eine E-Mail!
Hier gelangt ihr zum ersten Kapitel der Erklärung der einzelnen Szenen des Bildes. Ich lade euch auf eine spannende Reise durchs Leben ein!
Update 14.07.2024: Inzwischen ist das Bild als Printversion im A1-Format erhältlich. Hier unten kommt ihr direkt in meinen neuen Onlineshop!