Die Reise zur himmlischen Stadt (Kurzversion Teil 1)

 

Da ich festgestellt habe, dass meine Erklärung für mein Bild mit dem breiten und den schmalen Weg sehr ausführlich und lang geworden ist, habe ich mich entschieden, auch eine etwas kürzere Version zu schreiben. Diese soll einen Überblick über das Bild und die darin enthaltenen Geschichten geben.

Neubeginn
Unsere Geschichte beginnt auf dem Bild unten links. Dort ist ein Mann in zerschlissener Kleidung und mit einem großen Sack zu sehen. Er steht an einer Weggabelung und überlegt, welchen der beiden Wege er einschlagen soll. Der eine Weg führt ins Verderben, der andere ins ewige Leben. Den ersteren Weg ist der Wanderer schon sehr lange gegangen. Doch anstatt ihn von seiner Last zu befreien, wurde sie durch diesen Weg immer größer.
In seiner Verzweiflung entscheidet er sich, den schmalen Weg ausprobieren, obwohl er weniger einladend wirkt wie der breite Weg. Gebeugt unter seinen schweren Last und unter Spott seiner Mitmenschen begibt er sich in Richtung der schmalen Pforte.
Doch bevor er durch die schmale Pforte gehen kann, kommt er an das Kreuz. Dort erblickt der Wanderer den gekreuzigten Sohn Gottes.
Er versteht, dass Jesus den Preis für seine Last bezahlt hat und er sie dort am Fuß des Kreuzes loslassen kann. Am Kreuz sieht er auch, wie hoch der Preis war, den Jesus für ihn gezahlt hatte. Der Wanderer beginnt die Liebe Gottes für ihn zu begreifen. Dankbar fällt er zum Fuß des Kreuzes nieder und nimmt das Opfer Jesu für sich persönlich in Anspruch. In diesem Moment fällt seine schwere Last von seinen Schultern und er ist frei! Zusätzlich bekommt er neue Kleider, welche die Gerechtigkeit Jesu darstellen. Dies zeigt, dass der Wanderer sein altes Leben abgelegt hat und ein neues Leben beginnt, das auf Gott ausgerichtet ist. Nun ist er bereit durch die schmale Pforte zu treten. Mit seiner Last und den schmutzigen Kleidern hätte er nicht durch die Pforte treten können. Genauso müssen wir Jesu Opfer für uns annehmen und Vergebung erhalten, wenn wir ein Leben mit Gott leben wollen.

Aus der schmalen Pforte dringt das Licht von der himmlischen Stadt. Freudig durchschreitet der Wanderer die Pforte. Die Pforte steht für die Taufe, die den Beginn eines Lebens mit Gott symbolisiert.

Der Sumpf des Zweifels
Hinter der Pforte führt gleich eine Treppe steil bergauf. Das helle Licht verschwindet und die Luft wird feuchter und kühler. Der Wanderer erklimmt die steinerne Treppe und kommt an den Sumpf des Zweifels. Gerade wenn man die ersten Schritte mit Jesus geht, macht man zu Beginn große Fortschritte, der Weg geht steil nach oben. Doch oft kommen auch Zweifel, gerade wenn es darum geht, Gott in seinem täglichen Leben zu erfahren. Hört Gott wirklich auf unsere Gebete? Kann er mir in meiner Situation wirklich helfen?

Schnell können die Zweifel uns ins Rutschen bringen. Es ist wie ein matschiger Sumpf, den man auf glitschigen Steinen überqueren muss. Wie schnell kann man abrutschen und in dem Sumpf versinken. Die Steine stehen für Jesus, der uns sicheren Halt gibt. Doch wenn wir an seiner Liebe und Fürsorge zweifeln, dann rutschen wir von diesen Steinen und verlieren unseren sicheren Halt.

Gemeinschaft
Nach dem der Wanderer sicher den Sumpf des Zweifels durchquert hat, kommt er zu einer kleinen Waldkapelle. Dort erlebt er christliche Gemeinschaft. Mit anderen Gläubigen betet er Gott an. Durch gemeinsames Bibelstudium und Erfahrungsaustausch werden die Pilger ermutigt und vorbereitet für den weiteren Weg. Auf der Kapelle ist das Logo der Adventgemeinde zu sehen, nicht weil sie die alleinseligmachende Gemeinde ist, sondern weil ich dort für mich eine Heimat gefunden habe und ich davon überzeugt bin, dass diese Gemeinde eine besondere Botschaft für diese Zeit an.

Der Wald der Angst
So ermutigt führt der Weg den Wanderer als Nächstes in den Wald der Angst. Dieser Wald ist riesig und finster. Hier verliert der Wanderer beinahe sein Leben, weil er die Angst über sich siegen lässt. Das Heulen der Wölfe und der schier endlose Weg im Dunkeln über die dicken Wurzeln der alten Bäume zehren an den Nerven. Als die Wölfe näher kommen und bereit sind, den Wanderer anzugreifen, verliert er alle Hoffnung. Doch in dem Moment klammert er sich an Gott, der ihn wundersam rettet. Er erhält nun ein Licht, das ihm den Weg zeigt und ihn sicher aus dem Wald führt.

Oft lassen wir uns schnell durch Umstände verunsichern. Wir schauen auf die Probleme und Herausforderungen und vergessen dabei viel zu schnell, dass wir eigentlich einen allmächtigen Gott an der Seite haben, der uns vor allem beschützen und uns sicher führen kann. Wir versuchen unsere Probleme allein zu lösen und klagen dann Gott an, warum er uns verlassen hat, wenn wir kläglich scheitern. Erst wenn wir ganz am Boden sind, nehmen wir die Hilfe Gottes an. Die Ursache für alle Ängste ist das mangelnde Vertrauen in Gottes Allmacht und Fürsorge. Wir wollen selbst die Kontrolle behalten, weil wir uns selber mehr vertrauen als Gott. Aber Gott ist sehr geduldig mit uns, weil er weiß, dass wir das Vertrauen erst erlernen müssen. Auch wenn wir ihn nicht sehen können, so dürfen wir doch wissen, dass er immer an unserer Seite ist und eine Lösung für uns parat hat.

Die Weggabelung
Nach dem der Wanderer nach dem dunklen Wald sich wieder an den warmen Sonnenstrahlen und den grünen Wiesen am Wegesrand erfreuen kann, führt ihn sein Weg an eine Weggabelung. Hier kann er jetzt entscheiden, auf welchem Weg er weitergehen möchte. Der Weg nach links verspricht eine Abkürzung zu sein. Er wirbt mit Erholung und Spaß. Es klingt sehr verlockend. Denn zugegeben, der schmale Pfad war bisher nicht wirklich angenehm. Und hatte der Wanderer nicht nach der schrecklichen Wanderung durch den Wald ein wenig Erholung und Spaß verdient? Das Schild, das nach rechts weist, behauptet, der wahre Weg zu sein, der zur Quelle der Freude führen würde. Der Wanderer schaut sich den linken Weg etwas genauer an. Er sieht dort einen tiefen Abgrund, über den eine feste Brücke errichtet ist. Als er diese eine Weile betrachtet, sieht er jemanden auf sich zu kommen. Es ist ein wie von einer unsichtbaren Last niedergebeugter Mann, der sich schlürfenden Schrittes dem Wanderer nähert. Als er bei ihm ankommt, fragt der Mann ihn, ob das hier der Weg zur Quelle des Lebens sei. Der Wanderer bejaht es und zeigt in die Richtung, in die die rechte Weggabelung führt. „Ich glaube, dass die Quelle nicht mehr weit ist.“, sagt der Wanderer.
Das sehr erschöpft wirkende Gesicht des Mannes überzieht ein hoffnungsvolles Lächeln, als der Mann langsam weiter trottet. Der Wanderer entscheidet sich, den armen Mann zu begleiten. Denn scheinbar ist der linke Weg doch nicht so spaßig und erholsam. Er fragt den müden Mann, was er alles auf dem anderen Weg erlebt hat. Während die beiden sich der Quelle des Lebens nähern erzählt der andere Wanderer ihm seine traurige Geschichte von seiner Reise auf dem breiten Weg. Der Wanderer erkennt viele Parallelen zu seiner eigenen Geschichte. So sind die beiden in ein tiefes Gespräch vertieft als sie Quelle erreichen.

An der Quelle des Lebens
Das fröhliche Plätschern der Quelle ist schon von einiger Entfernung zu hören. Eine angenehm frische Atmosphäre verspricht Erquickung und Ruhe von den Strapazen der bisherigen Reise. Die Umgebung der Quelle ist mit saftigem Gras und bunten, herrlich duftenden Blumen gesäumt. Vögel zwitschern munter ihre Lieder und laben sich an der Quelle. Für die erholungsbedürftigen Wanderer stehen Ruhemöglichkeiten wie Stühle und Liegen bereit. Auf einem Tisch stehen Becher und ein Krug, gefüllt mit Quellwasser. Außerdem befindet sich auf dem Tisch herrlich duftendes Brot, das zur Stärkung und als Wegzehrung für die Pilger dienen soll.
Voller Freude genießen die beiden Wanderer die einfache Speise. Noch nie war Wasser so durststillend und belebend wie dieses! Noch nie haben haben die beiden so köstliches Brot gegessen. Satt und zufrieden ruhen beide an der Quelle. Der Wanderer, der vom breiten Weg kam, ruht unter dem Schirm des Höchsten. Vertrauend der Fürsorge Gottes darf er den Schutz und Ruhe in Gott genießen. Nun hat er den lang gesuchten Frieden gefunden.

Jesus ist die Quelle des Lebens. Er ist das Lebenswasser, was den Durst der Seele stillt. Er ist auch das Brot, welches die Seele satt und zufrieden macht. Jesus stellt sich seinen müden Pilgern als Wasser und Brot zur Verfügung, damit sie ihn in sich aufnehmen können und so seine Kraft in ihrer Schwachheit stark wird. Sie müssen die nächsten Prüfungen nicht aus eigener Kraft bestehen, sondern können aus der Fülle Gottes schöpfen, weil Jesus in ihnen wohnt. Hier haben wir auch die Symbolik des Abendmahls, in der wir unsere Entscheidung für Jesus immer wieder erneuern. Daher ist es wichtig, dass wir oft zu dieser Quelle kommen, um Jesus dadurch in uns wohnen zu lassen, damit er in uns alles nach seinem Willen vollbringen kann. Der Weg mit Gott ist anstrengend und bringt uns an unsere Grenzen. Doch wir haben eine Kraftquelle, die wir täglich anzapfen können, um die Stärke für den jeweiligen Tag zu erreichen. Doch leider nutzen wir sie nicht immer und machen uns dadurch unseren Weg unnötig schwer.

Durch das Meer der Sorgen
Unser Wanderer ist nun ausreichend erholt und bereit für seine Weiterreise. Sein neuer Freund benötigt aber noch etwas mehr Zeit unter dem Schirm des Höchsten bevor er seine Reise fortsetzen kann. So setzt unser Wanderer allein seine Reise fort. Er gelangt als Nächstes zum Meer der Sorgen. Als der Wanderer dem schmalen Weg folgt, muss er verdutzt feststellen, dass er direkt durch das Meer führt. Wie soll das denn gehen? Es ist kein Boot oder dergleichen zu sehen, das der Reisende benutzen könnte. Auf einmal erscheint ihm Jesus und lädt ihn auf ein Abenteuer ein. Der Wanderer soll mit Jesus gemeinsam über das Wasser gehen. Mit gemischten Gefühlen lässt sich der Wanderer darauf ein. Seinen Blick fest auf Jesus gerichtet, kann er tatsächlich sicher auf dem Wasser gehen. Nach der Hälfte des Weges ist das anfängliche Unbehagen verschwunden und der Wanderer wird zunehmend sicherer. Er staunt über seinen Mut und seinen Glauben. Das ist ja so aufregend! Wie hoch sind eigentlich die Wellen? Kann man das Ufer schon sehen? Neugierig schaut der Wanderer auf die Wellen und den Horizont. Als er die hohen Wellen um sich toben sieht, bekommt er es mit der Angst zu tun. Just in diesem Moment beginnt er zu sinken. Als die Wellen sich über ihm zusammenbrechen wollen, ruft er in seiner Verzweiflung nach Jesus. Dieser ist sofort zur Stelle und zieht ihn aus dem Wasser.
Die beiden setzten ihren Weg auf dem unwirklichen Untergrund fort. Jetzt ist der Wanderer noch näher bei Jesus. Seine schwache Hand ruht in Jesu starker Hand. Sein Blick ist fest auf Jesus gerichtet. Zusammen erreichen sie sicher das andere Ufer. Hier fällt der Wanderer Jesus zu Füßen und bekennt ihm seine Unwürdigkeit, seinen Stolz und seinen Unglauben. Von Jesus kommen keine tadelnden Worte, denn der Wanderer hatte seine Lektion gelernt. Mit einem Lächeln richtet er den Wanderer wieder auf.
Diese Szene erinnert sehr stark an die Erfahrung von Petrus. Ein Moment des Stolzes oder des Unglaubens, die unseren Blick von Jesus weg lenken, können schwerwiegende Konsequenzen haben. Es lohnt sich hier noch intensiver darüber nachzudenken. 
Diese Szene ist übrigens meine persönliche Lieblingsszene vom ganzen Bild und steht auch im Zentrum des Bildes. Das nicht umsonst, denn alles hängt von unserer engen, vertrauensvollen Beziehung zu Jesus ab. Es ist ein wichtiger Meilenstein, um absolute Hingabe zu lernen. Denn kein Mensch kann von sich selbst auf dem Wasser gehen. Er ist vollständig von Gott abhängig. Oft fangen wir mit Gottes Kraft an. Aber wenn wir sehen, wie gut es läuft, vergessen wir sehr schnell, dass es Gott war, der es bewirkte und fangen an, uns selbst zu vertrauen.
Nur allzu oft, grübeln wir über unsere Sorgen, Schwierigkeiten und Herausforderungen nach und vergessen dabei ganz, dass wir sicher von Jesus geführt werden. Es gibt nichts, was unseren Glauben und unsere Nützlichkeit für Gottes Werk mehr schaden kann, als unsere Sorgen. Denn Sorgen zeigen, dass wir die Kontrolle haben und nicht Gott.
Lieber Leser, bitte nimm dir genügend Zeit, diese Szene auf dich wirken zu lassen und sprich darüber mit Gott im Gebet, damit er dir dein Herz aufzeigen kann.

Die Freude am Herrn!
Als der Wanderer wieder festen Boden unter den Füßen hat, setzt er mit Jesus gemeinsam den Weg fort. Oh, wie herrlich ist es, mit seinem Erlöser und Freund reden zu können! Er kann all seine Fragen endlich loswerden, die er Gott schon solange mal stellen wollte. Noch schöner ist es, Jesu sanfter Stimme zu lauschen. Jedes einzelne Wort, das von Jesu Lippen kommt, saugt der Wanderer begierig auf. Es macht sein Herz wieder fröhlich. Gemeinsam setzen sich die beiden auf eine Bank unter bunt blühende Kirschbäumen. Ihr Gespräch ist sehr intensiv. Das Herz des Wanderers brennt vor Begeisterung und Glück. So etwas hatte er bisher noch nie in seinem Leben gefühlt. Keine andere Erfahrung in dieser Welt ist so erfüllend wie die Gemeinschaft mit Jesus. Die Herzen der beiden verweben sich noch mehr miteinander in ihrer gemeinsamen Zeit.

Jesus bereitet den Wanderer auf seinen noch vor ihm liegenden Weg vor. Er weist ihn auf die vor ihm liegenden Schwierigkeiten hin und gibt hilfreiche Tipps, wie er sie erfolgreich meistern kann.
Doch irgendwann ist die Zeit des Abschieds gekommen. Beiden fällt es schwer, sich von einander zu lösen. Aber Jesus versichert dem Wanderer, dass er immer an seiner Seite ist, auch wenn er ihn nicht sehen und fühlen kann. Durch den Heiligen Geist wohnt Jesus im Herzen des Wanderers und wird ihn sicher durch alle kommenden Gefahren führen.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte
So ermutigt und gestärkt setzt der Wanderer seinen Weg fort. Er verlässt die schöne Wiese mit den blühenden Bäumen. Vor ihm baut sich jetzt eine steile, massive Felswand auf. Der schmale Pfad führt mitten durch diese Felswand. Als sich der Wanderer der schmalen Öffnung nähert, kommt ihm eisige, feuchte Luft entgegen. Doch er ist bestens vorbereitet! Jesus hatte ihm eine Lampe mitgegeben, die ihn durch diese dunkle Schlucht führen würde. Jetzt entzündet der Wanderer diese Lampe. Mit dem munter flackernden Licht betritt er die Höhle.
Der Weg ist schmal und führt steil nach oben. Oft rutscht der Wanderer auf den glitschigen Stufen aus. Doch das Licht hilft ihm, den Weg zu erkennen und sicher durch die schwarze Schlucht zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sieht er Licht am Ende der Schlucht. Als er aus der Schlucht heraustritt blenden ihn zunächst die hellen Strahlen der Sonne. Doch ihr angenehme Wärme ist wohltuend nach der kühlen Feuchte.
Diese Prüfung hat der Wanderer einwandfrei gemeistert. Er hat sich Gottes Wort als seine Leuchte erwählt, dessen Licht ihn sicher durch die Dunkelheit geführt hat. Diese Schlucht trägt keinen Namen. Sie steht einfach für dunkle Zeiten in unserem Leben. Gottes Wort kann uns in diesen Zeiten, in denen jegliche Hoffnung verloren scheint, Trost und Kraft geben.
So wie der Wanderer zuvor eine intensive Erfahrung mit Gott hatte und Jesus ganz nahe war, so geht es auch uns manchmal. Es gibt Situationen, in denen wir ganz eng mit Jesus verbunden sind, ihn hautnah erlebt haben und die unsere Gefühle erheben. Doch es ist nicht selten der Fall, dass nach solch besonderen Höhepunkten ein Tief folgt. Dies kann daran liegen, dass wir in unseren Alltag zurückkehren und merken, dass wir noch genauso Sünder sind wie vor dem genialen Erlebnis mit Gott. Es kann aber auch ein Schicksalsschlag oder eine andere schwierige Situation sein. Wie schnell sind dann die Höhenflüge verflogen und man landet in einem emotionalen Tief. So wird die christliche Erfahrung gefühlsabhängig und eine Gefühlsachterbahn. Doch das möchte Gott nicht. Wenn wir sein Wort als Grundlage für unser Leben nehmen und darauf vertrauen, egal ob wir uns gerade besonders nah bei Gott oder von Gott verlassen fühlen, dann werden wir emotional stabil. Denn wir vertrauen nicht auf uns und unsere Gefühle, sondern haben die feste Grundlage des Wortes Gottes. Sie gibt uns Halt und Sicherheit. So manche Prüfung könnten wir gelassener bestehen, wenn wir Kraft im Bibelstudium und im Gebet suchen würden.

Sabbatruhe
Als der Wanderer aus der finsteren Schlucht heraustritt, steht er erneut vor einer Weggabelung. Zu seiner Linken befindet sich wieder dieser tiefe Abgrund. Doch der Abgrund ist jetzt viel tiefer als bei der ersten Weggabelung. Nebelschwaden lassen die ganze Szene furchteinflößend wirken, so dass dem Wanderer ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Doch auch hier wird durch eine Hängebrücke der Abgrund überbrückt. Die Brücke ist jedoch bei weitem nicht mehr so stabil wie die Erste. Die Hängebrücke wirkt schon sehr alt und gebrechlich. Doch auch hier sieht der Wanderer, wie sich jemand vorsichtig über die Brücke wagt. Es ist eine Frau. Zitternd hält sie sich an den seitlichen Seilen der Brücke fest. Bei jedem Schritt ächzt die Brücke gefährlich und gerät ins Wanken. Der Wanderer befürchtet, dass die Brücke nicht standhält. Doch irgendwann erreicht die Frau sicher den festen Boden. Erschöpft bricht sie zusammen.
Wie gut, dass die beiden nun bei der Sabbatruhe angekommen sind. Der Wanderer hilft der Frau bis zu dem für die Pilger vorgesehenen Ruheplatz. Dort legt sich die Frau dankbar hin und kommt in Gott zur Ruhe. Der Wanderer macht es sich unter einem schönen Baum gemütlich. Noch immer hat er seine Lampe, das Wort Gottes, bei sich. Er nimmt sich Zeit für das Studium dieser heiligen Zeilen. Durch das Studium der Bibel spricht Jesus durch den Heiligen Geist zu dem Wanderer. Sie haben eine ähnlich enge Gemeinschaft wie zuvor, bei der Freude im Herrn.

Es ist Sabbat. Der Wanderer darf von den Strapazen seiner Pilgerreise ausruhen. Er darf die Gemeinschaft mit Gott in seinem Wort erleben. Der Ruheort befindet sich in der Natur, in der man Gott auch begegnen kann. Durch Bibelstudium und Zeit in der Natur kommt die Seele zur Ruhe. Die Kraftreserven werden wieder aufgeladen Da Gott weiß, dass das Leben in dieser Welt anstrengend ist und der Mensch dazu neigt, immer noch mehr zu arbeiten, hat er sich den Sabbat ausgedacht. Wie schnell vergisst der Mensch in seinem Alltag Gott und verliert den Fokus auf das Wesentliche. Daher hat Gott einmal in der Woche einen Tag bestimmt, der nur für ihn reserviert ist. Der Sabbat dient dazu, sich wieder noch mehr mit Jesus zu verbinden, sich von ihm füllen zu lassen und wieder den Blick für das Wesentliche zu bekommen. Er hilft uns innezuhalten und zu überlegen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Außerdem wurde er dazu geschaffen, anderen Menschen zu dienen und ihnen Hoffnung zu geben.
Dies alles konnte der Wanderer bei der Sabbatruhe erleben.

Dem Wanderer stehen nun harte Zeiten bevor. Doch bevor es hart zur Sache geht, gönne dir lieber Leser, eine kleine Lesepause und ein paar ruhige Minuten, um über das Gelesene nachzudenken. Wo findest du dich wieder?

Wenn du tiefer in die Geschichte einsteigen willst, gelangst hier zu der ausführlichen Erklärung des Bildes.

Hier geht es weiter zu Teil 2 der Reise zur himmlischen Stadt!

3. Das Kreuz

Lasst uns sehen, wie der Weg unseres Wanderers weitergeht.

Der Weg zum Kreuz kommt den Wanderer wie eine Ewigkeit vor. Die Last auf seinem Rücken scheint immer schwerer zu werden. Der Wanderer denkt an all sein Versagen, all die Dinge, die er in seinem Sack mit sich schleppt. Ist es überhaupt möglich, dass ihm das weggenommen und vergeben werden kann? Er sieht all seine Schuld und seine Unzulänglichkeiten. Wie kann er vor einem vollkommenen und heiligen Gott bestehen? Er muss sich eingestehen, dass er nicht viel über Gott weiß. Ihm ist zu Ohren gekommen, dass dieser recht streng sein soll und die Sünde sehr ernst nimmt. Auf der anderen Seite hat er immer wieder gespürt, wie er zu Gott gezogen wurde. Und was hatte es mit diesem Angebot auf sich, dass er bei Gott seine Lasten loswerden könnte? All diese Gedanken verwirrten ihn. Diese Gedanken ließen seine Lasten immer schwerer werden. Er war kurz vor dem Aufgeben als er an einem Schild vorbei kommt, auf dem steht: „Every day is day one with God“. Das bedeutet sinngemäß, du kannst jeden Tag mit Gott neu anfangen.

Every Day is Day one with God

Dieser Spruch war der Ursprungsgedanke hinter dem Bild. Das Ziel war zu zeigen, dass es nie zu spät, zu Gott umzukehren, egal was man in seinem Leben getan hat. Selbst wenn wir schon länger mit Gott leben und ihn immer und immer wieder enttäuschen, gibt er uns nicht auf. Jeden Tag bekommen wir eine neue Chance, wieder vorn vorne mit ihm anzufangen.
Gott hat einen langen Atem mit uns. Er weiß, dass wir wie hilflose Kinder sind, die gerade laufen lernen. Ein Kind lernt nicht von heute auf morgen das Laufen. Bevor es sicher laufen kann, muss es viel trainieren. Dabei plumpst es ganz oft zu Boden. Am Anfang sind die Beine zu wackelig, dass sie das Gewicht des Kindes nicht tragen können. Trotzdem geben die Kinder nicht entmutigt auf. Ich zumindest kenne kein Kind, das sagt: „Ich werde nie laufen lernen! Am besten versuche ich es gar nicht erst!“ Nein, die Kinder machen sich darüber keine Gedanken, sondern sie probieren es immer wieder. Ich habe auch noch nie Eltern erlebt, die mit ihren Kindern schimpfen, wenn das Kind hinfällt und das vielleicht schon zum hundertsten Mal. Viel mehr helfen sie ihrem Kind, in dem sie es festhalten und zu einem neuen Versuch animieren. Genau so ist Gott. Er ist ein liebevoller, geduldiger Vater, der uns immer wieder Mut macht, aufzustehen, wenn wir gefallen sind. Wir sind oft schwach im Glauben und vielleicht entmutigt, weil wir schon so oft gefallen sind und Gott enttäuscht haben. Wir haben Angst wieder aufzustehen und es noch einmal zu probieren, weil wir Angst haben, dass wir wieder versagen könnten. Doch Gott ist es lieber, dass wir versagen als dass wir es gar nicht erst probieren. Wie ein Vater sein Kind zu einem erneuten Gehversuch animiert, so ermutigt uns Gott, aufzustehen, wenn wir am Boden liegen und mit seiner Hilfe voran zu gehen.

Das Kreuz

Unser Wanderer hatte diese Botschaft auf dem Schild verstanden. Ermutigt durch diese Botschaft erreicht er das Kreuz. Es ist von einem hellen Licht erleuchtet, dass aus der schmalen Pforte hervorleuchtet. In diesem Licht steckt Wärme und Hoffnung. Der Wanderer blickt zum Kreuz empor. Er erblickt einen Mann, der an das Kreuz genagelt wurde. Seine Hände und Füße sind von Nägeln durchgraben, seine Seite zerstochen und seine Stirn von der Dornenkrone zerrissen. Er scheint tot zu sein. Als der Wanderer das Gesicht das Mannes sieht, sieht er nicht das Gesicht eines harten Verbrechers. Nein, die Gesichtszüge sind weich und sanft. Der ganze Mann strahlt etwas friedliches aus. Doch warum musste er so einen schrecklichen Tod sterben?

Langsam dämmerte es ihn. Er hatte davon schon gehört. Er hatte die Geschichte gehört, dass Gott sein Liebstes gab, um die Menschheit, die er so sehr liebte, zu retten. Dort am Kreuz hing der Sohn Gottes höchstpersönlich! Der Wanderer kannte die Geschichte aus seinen Kindheitstagen. Er erinnerte sich, dass Jesus für die Sünden der Welt gestorben war. Doch „Sünde“ war für ihn ein abstrakter Begriff. Er wusste nicht so viel damit anzufangen. Aber als er diesen Mann am Kreuz betrachtete und über ihn nachdachte, kam ein Gedanke in ihm auf. Dieser Jesus hatte ihn immer wieder eingeladen, zu ihm zu kommen, um ihm seine Last abzunehmen. Auf einmal verstand er, dass all seine Lasten die Sünden waren, von denen Jesus ihn befreien konnte. In der Betrachtung des toten Erlösers verstand er auf einmal die Tragweite und die Konsequenzen seiner Sünden. Er verstand auch, warum der breite Weg zum Tod führte. Denn werden die Lasten nicht auf Jesus gelegt, wird man früher oder später an deren Konsequenzen sterben. Die Sünde führt zum ewigen Tod. Es gibt kein Entrinnen. Doch nun verstand der Wanderer, dass Jesus ihn von seinen Lasten befreien wollte. Das konnte er aber nur tun, weil er selbst die Sünden auf sich genommen hat und den Preis dafür gezahlt hat- er gab sein ewiges Leben, um das Leben eines Abtrünnigen zu retten. Die Erkenntnis wuchs im Herzen des Wanderers: Gott hatte seinen Platz eingenommen, den er eigentlich verdient hatte! Der Mann, der dort am Kreuz hing, das hätte er sein sollen! Stattdessen hing dort an seiner Stelle ein unschuldiger Mann, der ihn so sehr liebte, dass er bereit war seine Schuld auf sich zu nehmen. Langsam begriff der Wanderer die tiefe Liebe, die Gott für ihn empfand und welchen hohen Preis er bereit war, für seine Last zu zahlen.

Die Erlösung

Wie lange hatte er unter seiner Last gelitten? Wie lange hatte er versucht, sie selber loszuwerden? Wie konnte er nur so stur sein und das sanfte Ziehen Gottes so lange abweisen? Er begriff, dass er schon viel früher von seiner Last hätte befreit werden können. Aber sein Ego stand ihm lange im Weg.

Überwältigt von der Größe seiner Schuld, seiner Unwürdigkeit und seiner absoluten Hilflosigkeit bricht der Mann am Fuß des Kreuzes zusammen. Unter Tränen bekennt er all seine Vergehen, seine Sturheit und bekennt, dass er absolut unwürdig ist, Vergebung zu erfahren. Doch im Glauben klammert er sich an das Kreuz und beansprucht das kostbare Blut Jesu für sich und bittet Gott, dass er um des Namens seines Sohnes willen ihn von seinen Sünden reinigt. Lange ringt und kämpft er am Fuß des Kreuzes und klammert sich an die Verdienste Jesu. Doch irgendwann scheint ein Licht vom Himmel auf ihn. Mit diesem Licht kommt ein Friede in das Herz des Wanderers. Das erste Mal in seinem Leben spürt er eine tiefe Ruhe und Geborgenheit.

Er hört die sanfte Stimme Jesu sagen (Matthäus 11,28.-31):

„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen «; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Neues Leben

Der Wanderer richtet sich auf. Seinen schweren, schmutzigen Sack, der ihn so viele Jahre Qualen bereitet hat, stellt er an das Fuß des Kreuzes. Er ist frei von der Last seiner Sünden! Er ist wirklich frei! Er kann es nicht glauben und fällt wieder vor dem Kreuz nieder. Doch diesmal sind es Freudentränen, die sein Gesicht herunter strömen und Worte des Lobes und der Anbetung, die über seine Lippen kommen.

Der Wanderer erhält nun neue Kleider. Die alten, verschlissenen Kleider seiner eigenen Gerechtigkeit müssen den Kleidern der Gerechtigkeit Jesu weichen. Diese Kleider sind neu, sauber und das Hemd ist strahlend weiß. Es ist absolute Sündhaftigkeit und ein Ausdruck des reinen Charakters Gottes. Diese Kleider zeigen, dass dieser Mensch von Neuem geboren ist. Er lebt jetzt nicht länger sein eigenes Leben. Ab jetzt lebt er für Gott allein. Er hat ihm die Treue geschworen. Dafür erhält er Jesu Gerechtigkeit, die eine Garantie für das ewige Leben ist.

Nachdem Kleidertausch erhält der Wanderer Instruktionen für seinen weiteren Weg. Er wird gewarnt, dass dieser Weg nicht leicht sein wird. Es wird viele Gefahren und Schwierigkeiten geben. Aber Gott hat auch viele Segnungen auf dem Weg bereit gestellt. Er wird nicht nur düster und schwer sein. Gott verspricht ihm, dass er den ganzen Weg über an seiner Seite ist. Solange der Wanderer auf Jesus schauen würde, wäre er sicher. Sobald er allerdings auf die Umstände sehen würde, würde ihn der Mut verlassen und er würde fallen. Aber selbst wenn er mal fallen sollte, so ist Jesus stets nahe, um ihm wieder aufzuhelfen. Zusammen mit Jesus könnte er das Neue Jerusalem, seine wahre Heimat erreichen und in die ewige Ruhe eingehen.

Nach dem der Wanderer all dies und noch mehr gehört hatte, brach er zu seinem neuen Lebensweg auf. Ab jetzt hatte er ein Ziel im Leben. Er wollte, das Neue Jerusalem erreichen! Er hoffte, unterwegs viele Menschen zu treffen, denen er von seiner wunderbaren Erfahrung erzählen konnte. Sein Herz war voller Dankbarkeit und Freude als er sich auf den Weg machte. Auf dem Weg zur schmalen Pforte sang er Loblieder zur Ehre seines Erlösers.

Hier geht es zum nächsten Kapitel: „Die schmale Pforte“

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